LORD FIST - Das Besondere an Stahlketten


Hoch aus dem Norden Europas kommen Lord Fist, die uns bereits mit zwei kleinen Veröffentlichungen große Freude bereitet haben. Das Demo „Spark For The Night“ und die EP „Wordless Wisdom Of Lord Fist“ lassen die klassische Metalfront aufhorchen, und zeigen auf, dass Gründerzeitstahl nicht nur aus Schweden und Kanada kommt, sondern offensichtlich auch aus Finnland. CROSSFIRE sprach mit Gitarrist Niko und Gitarrist und Shouter Perttu, die locker flockig über ihre Anfangstage berichten, und mehr mit der NWoBHM zu tun haben, als sie zugeben wollen.

LORD FISTJoxe: Erzähl uns doch bitte einmal, wie Ihr als Band zusammen gekommen seid!

Perttu: Wir jammten etwas bei unserem Basser Pekka zu Hause, und zuerst kam ein Thrash Metal Stück namens „Crypt Of The Bats“ dabei heraus. Das war nur so zum Spaß, und wie hatten keine Ahnung, was noch passieren würde. Dann etwa so einen Monat später fuhren wir wieder dort hin, um noch einmal zu jammen. Und dann hatten wir diesen Song im traditionellen Heavy Metal Stil, „Chains Of Steel“, und das war es. Als wir diesen Song zusammen spielten, wussten alle in diesem Raum, dass hier etwas Besonderes passierte.

Joxe: Ihr seid aus Finnlands Südosten, wo nicht viel klassischer Metal herkommt. War es Eure Intention, den Weg des puren Oldschool Metals zu gehen, oder um was geht es bei Lord Fist?

Perttu: Nein, wir taten es nicht nach dem Motto, eine Band zu gründen, um traditionellen Metal zu spielen. Es war tatsächlich schon so, dass die ersten Songs einfach so aus unserem Unterbewusstsein heraus kamen, die wahrscheinlich unter unserer täglichen Routine rumorten. Lord Fist steht dafür, die Art Metal zu spielen, die wir mehrheitlich wollen.

Niko: Zu unserer Teenagerzeit haben wir alle in Bands gespielt, und der Plan für alle war, weiter zu spielen, egal ob es Death Metal, Post Punk oder was auch immer für ein Stil war. Für viele von uns war traditioneller Heavy Metal die erste Quelle der Inspiration, die aus einem heraus kommt, wenn man ein Instrument spielt oder Musiker ist. Und auf einmal machte es Sinn, diese Art Musik wieder zu spielen, mit allem was wir haben.

Joxe: Was war der Grund, die Band Lord Fist zu nennen? Erzählt uns doch mal die Geschichte dahinter!

Niko: Das war einige Wochen bevor sich die Band tatsächlich gründete. Wir saßen in einem Auto auf dem Weg zum Proberaum, der noch immer irgendwo im Wald liegt, mehr als zwanzig Kilometer von der Stadt entfernt. Unser Freund Roope (Sänger der Black/Death Metal Band Faustian Pact, wo auch unser Drummer Eetu und unser Bassist Pekka spielen) erzählte uns, dass ihm soeben ein cooler Name für eine Band eingefallen wäre, die Speed- oder Heavy Metal spielt, nämlich Lord Fist. Ich erinnere mich, wie im Auto Gelächter ausbrach. Roope erzählte weiter, wie wir den Namen einer „wahrlich großartigen Band“ entwickelten, indem wir Namen von mittelmäßig guten Metalbands beifügten. Ich kenne ja Roope, deswegen hielt ich das alles für einen schlechten Scherz. Doch irgendwie blieb der Name in einigen von unseren Köpfen hängen, und als unser Freund das Logo dazu malte, konnte selbst ich mich der Power von Lord Fist nicht mehr entziehen. Der Name ist eben zu Metal!

Joxe: Ihr habt Euer erstes 4-Track-Demo „Spark For The Night“ letztes Jahr selbst veröffentlicht. Ist es noch immer zu erwerben?

Niko: Alle Editionen sind veröffentlicht und alle 375 Kopien davon sind ausverkauft. Die erste Edition war eine CD-R, die anderen waren eine Pro-CD-Edition von Tombs In The Valley Records (UK), eine Kassettenversion von Sarlacc Productions (Irland), und eine DIY Kassette von Johnny Park Avenue Records (Finnland). Das Demo ist noch immer als freier Download auf unserer Bandcamp Seite erhältlich.

Joxe: Wie habt Ihr Euer Label Ektro Records kontaktet, oder kamen sie auf Euch zu?

Niko: Der Gründer des Labels ist Jussi Lehtisalo (Circle, Pharaoh Overlord, Arkhamin Kirjasto etc.). Er stolperte über unser erstes Demo, etwa zwei oder drei Monate nach dem es veröffentlicht wurde. Er mochte das Demo sehr, und sehr früh kontaktete er uns und fragte schon nach neuem Material. Wir erzählten ihm von unseren Studioplänen, und schon deutete er an, dass er Interesse haben würde, es bei Ektro zu veröffentlichen. In der selben Woche wurde er für einen Artikel im Inferno-Magazin (größtes Metal Mag in Finnland) interviewt, wo viele bekannte Finnische Bands und Musiker nach ihren Lieblingsplatten befragt werden. Jussi hatte unser Demo unter den ersten Fünf des Jahres gelistet, neben Dokken und Martyrdöd, Wow!

Joxe: Eure EP „Wordless Wisdom Of Lord Fist“ ist großartig, sie atmet den Oldschool Spirit. Wo habt Ihr aufgenommen, und wer war Produzent?

Niko: Wir sind froh, dass Ihr die Veröffentlichung mögt. Die EP wurde in den Orwille Studios aufgenommen, die sich in den Räumlichkeiten der Berufsschule in Orimattila befinden. Unser Freund Jonas (auch bekannt als Joe Nash) studierte dort, und so bekamen wir die Möglichkeit dort zu arbeiten. Er machte zuvor mit uns das „Spark Of The Night“ Demo, und er nahm auch die EP mit uns auf und produzierte sie in Kooperation mit uns. Am Tage als wir ins Studio gingen erfuhren wir, dass dort Albert Hynninen von Reverend Bizarre gerade vor uns sein zweites Album mit Opium Warlords aufgenommen hat. Das war schon sehr cool.

LORD FISTJoxe: Der erste Song auf “Lord Of The Night” ist ein sehr schneller. Ist es eine Art Anthem für Euch? Wovon handelt der Song?

Niko: Der Song sollte eine Art Live-Hit werden, und seit gut einem Jahr haben wir ihn auf jedem einzelnen Konzert gespielt.

Perttu: „Lord Of The Night“ handelt über unbekannte Kräfte, die nachts aus Deinen Gedanken auf Dich einwirken. Es handelt davon, auf die andere Seite der Realität zu gehen. Das kann passieren, wenn man zu viel getrunken und Schlafentzug hat, oder wenn man bloß Metal spielt.

Joxe: Eure neue EP titelt zwar “Wordless Wisdom Of Lord Fist”, aber Ihr habt tatsächlich eine Menge zu sagen. Wovon handeln die Texte?

Perttu: Die Lyrics handeln von wahren Begebenheiten im Leben, die mit etwas Phantasie versehen wurden. Vieles davon geht in eine andere Ebene des Bewusstseins, oder in eine Art Traumwelt, die zwar keine Fantasiewelt ist, aber ein Geisteszustand, der Dir dabei hilft, Dein Leben zu lieben. Diese Dinge sind schwierig zu erklären, also wählten wir den Titel „Wordless Wisdom…“. Es genügt, wenn Du es fühlst.

Joxe: Euer Cover ist ebenfalls geil. Wer war der Künstler?

Niko: Unser Freund Tommi Ehrnrooth machte das Artwork, und wir sind sehr glücklich damit, wie es geworden ist. Ganz am Anfang von Lord Fist half uns Tommi mit Live- und Promobildern, und mit seinem Werkzeug hat er auch unser Cover gestaltet. Wir sind sehr glücklich, dass wir solch eine talentierte Person haben, die mit uns arbeitet.

Joxe: Was passiert als nächstes mit Lord Fist, werden wir bald einen Longplayer zu erwarten haben?

Niko: Das Material für unser Debütalbum ist schon fast fertig. Wir hoffen, dass die Aufnahmen im Sommer abgeschlossen sind, dass das Album gegen Ende 2014 raus ist. Bis dahin werden wir so viele Gigs wie möglich spielen, hoffentlich auch ein paar Dates im Ausland.

Joxe: Wie sieht es mit einer Tour aus, wird es möglich sein, Euch auf der Bühne in Mitteleuropa zu sehen?

Perttu: Ja. Wir haben einige wackelige Pläne, um im nächsten Frühjahr ein paar Gigs in Deutschland zu spielen. Es könnte eine Mini-Tour sein, hoffentlich klappt das!

Joxe: Ihr klingt nach der NWoBHM. Welche Musik hört Ihr zu Hause? Nennt uns bitte Eure fünf Lieblingsalben.

Perttu: Natürlich hören wir viele verschiedene Musikstile, ich nenne mal die Metalalben: Iron Maiden „Somewhere In Time“, Bathory „Blood On Ice“, Pekka Pohjola „Visitation“, The Gathering „Mandylion“ und Aphrodite´s Child „666“.

Niko: Diese Alben bewegen mich immer, sie haben alle ihre ganz eigene Art für Melodien: Iron Maiden „Iron Maiden“, Crimson Glory „Crimson Glory“, Rotting Christ „Non Serviam“, Paradise Lost „Gothic“ und Sigh „Imaginary Sonicscape“.

Joxe: Wir kommen zum Ende des Interviews, die letzten Worte gehören Euch!

Niko: Kauft unsere neue Mini-LP, geht Euch eine Menge Gigs ansehen und supportet weiterhin den Underground!

Perttu: Bleibt Metal, lasst Euch von Musik Euer ganzes Leben inspirieren! Grabt tief!



Autor: Joxe Schaefer