CJ RAMONE - Die "Gabba Gabba Hey"-Nachlassverwaltung


Die Ramones waren und sind für alle Zeit die bedeutsamsten Vertreter des Punkrocks. Auch ein Großteil der Metalheads und Metalbands konnte sich stets für diese Combo, welche Musikgeschichte geschrieben hat, begeistern. So trugen sich Größen wie Motörhead, Metallica und Kiss mit ihren Coverversionen in die endlose Liste der Verehrer ein. Mister Christopher Joseph Ward alias CJ Ramone war in den Jahren 1989 bis zum Ende der Band 1996 für den Bass und sogar den Gesang einzelner Lieder der Punk Legende verantwortlich. Das letztjährige Material seines Debüt Solo Albums „Reconquista“ ist zweifellos stark genug, um das übermächtige Erbe mehr als würdevoll anzutreten. Nach der nun erfolgreich absolvierten Europatournee ist es jetzt an der Zeit, einen Blick in die Vergangenheit und Zukunft zu werfen.

CJ RAMONEDirk: Du warst bei den letzten drei Ramones Studioalben der Bassist und durftest sogar die Lead Vocals einiger Tracks einsingen. Wie kam es dazu?

CJ: Ich durfte genau diese Songs übernehmen, bei denen Sänger Joey Ramone meinen Gesang bevorzugte. Es war die alleinige Entscheidung von ihm. Seine Stimme war immer noch sehr stark. Nur bei den Liveshows bekam er ab und an, bei einzelnen schnellen Tracks, ein paar Probleme.

Dirk: „Strength To Endure“ ist einer der Titel mit Deinem Gesang, den ich ganz besonders liebe. Dieser stand auf dem „Mondo Bizarro“ Album und wurde sogar als Single ausgekoppelt.

CJ: Ja richtig. Johnny und Joey sprachen sich dafür aus, der Plattenfirma diesen Titel als Single vorzuschlagen. Diese stimmte zu. Natürlich war ich extrem stolz. „Mondo Bizarro“ ist mein persönliches Lieblingsalbum der drei Ramones Studioproduktionen, an denen ich beteiligt war.

Dirk: Wobei wir nicht verheimlichen möchten, dass Du auch schon bei der „Loco Live“ Platte dabei warst. Kannst Du mir eigentlich zustimmen, dass die Ramones mit deinem Einstieg in die Band etwas „metallischer“ klangen?

CJ: Mein Bassspiel ist etwas aggressiver. Die drei Alben mit mir hatten sicher auch diese Einflüsse. Auch die Produktion war voluminöser und polierter wie bei den ganz frühen Ramones Werken. Da klangen sie manchmal sogar fast poppig. Mitte der Achtziger, als Richie in der Band war, wurde der Sound metallischer und härter. Ich versuchte mich musikalisch irgendwie zwischen dem alten und dem härteren neuen Stil einzuordnen.

Dirk: Wie ging es für dich weiter nach dem Ende der Ramones?

CJ: Ich gründete eine Familie und eine neue Band mit dem Namen Los Gusanos. Mit dieser war ich auch einige Zeit auf Tournee. Zur Jahrtausendwende wurde bei meinem Sohn dann Autismus diagnostiziert. Ich ging wieder einem normalen Job nach und kümmerte mich bis ungefähr 2008 um meine Frau und die Kinder.

Dirk: Im Jahre 2002 wurden die Ramones in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Drei Jahre später öffnete das Ramones Museum in Berlin seine Türen und 2011 gab es einen Grammy für das Lebenswerk. Zahlreiche Ehrungen erst nach dem Tode. Kannst Du Dir das erklären?

CJ: Eine Menge großartiger Künstler und Musiker werden vom Mainstream nicht wahrgenommen. Zumindest bis zu ihrem Ende. Vielleicht sind einige alte Ramones Fans nun in solch wichtigen Positionen, in denen sie Dinge wie diese jetzt wahr werden lassen können.

CJ RAMONEDirk: Lass uns über Dein Album reden. Es heißt „Reconquista“ und wurde im letzten Jahr veröffentlicht. Es ist ein großes Vermächtnis an die Ramones und nebenbei gesagt, für mich eines der besten Punkrock Veröffentlichungen der letzten Jahre. Wie lief der Schreibprozess für dieses Meisterwerk ab?

CJ: Mir war schon lange klar, dass ich so ein Album mit meinen eigenen Songs in Gedenken an die Band und deren Fans aufnehmen wollte. Aber es sollte wirklich gut genug sein, um unter dem Ramone Banner zu erscheinen. Bereits im Jahr 2009 wurden die ersten Songs dafür geschrieben. Aber ich habe das Album insgesamt drei Mal aufgenommen, bis es mir endlich gut genug erschien. Letzten Endes bin ich wirklich sehr stolz auf diese Veröffentlichung. Mein Dank gebührt insbesondere Steve Soto von der Band Adolescents. Er spielte Gitarre auf dem Album, co-produzierte es und stellte den Kontakt zu den vielen großartigen Gastmusikern her.

Dirk: Neben dem Ramones Sound konnte ich auch Einflüsse der sogenannten skandinavischen Rotzrock Bewegung (The Hellacopters, Gluecifer, Turbonegro) wahrnehmen. Der Song „Goin Home“ bietet zudem Psychedelic Punk, wie man ihn eher von den Misfits gewohnt ist.

CJ: Ich bin ein Fan von diesen Bands, die du aufgezählt hast. Die skandinavische Szene war in den Neunzigern der absolute Knaller. Ob du nun Nicke Andersson (The Hellacopters), Happy Tom Seltzer (Turbonegro), Glenn Danzig (The Misfits, Samhain, Danzig) oder auch mich fragst.. Wir haben alle denselben musikalischen Einfluss. Von unseren jeweiligen Top Ten Bands hätten wir sicher mindestens fünf die identisch wären.

Dirk: Zwei Coversongs stehen auf „Reconquista“. Waitin´ For My Man“ vom erst kürzlich verstorbenen Lou Reed und „Aloha Oe“ von Queen Liliuokalani (Königin von Hawaii 1891-1898). Insbesondere letztgenannter Coversong ist schon eher ungewöhnlich.

CJ: Ich verbrachte viel Zeit in Hawaii und ich habe es immer geliebt. Die Originalversion dieses Liedes ist schön, aber auch extrem eindringlich. Die Königin schrieb es für ihr Volk, nachdem sie unter Hausarrest gestellt wurde. Dies geschah als die Inseln von der US Regierung in Besitz genommen wurden. Es war mir also ein persönliches Bedürfnis, diesen Song in einer Punkrock Version zu covern und ihn mit auf das Album zu nehmen.

CJ RAMONEDirk: In einem anderen Interview von Dir konnte ich lesen, dass deine Lieblingsplatte das „Sabotage“ Album von Black Sabbath ist. Hast du mal daran gedacht die auch zu covern?

CJ: Das habe ich schon gemacht. Wir haben damals den Track „Supernaut“ mit den Los Gusanos gecovert. Auch Ozzy´s „No Bone Movies“ haben wir nachgespielt. Irgendwann möchte ich mal wieder was von Black Sabbath covern. Das sind meine Favoriten.

Dirk: Im Oktober 2013 konnte ich deinen Gig im Düsseldorfer Zakk Club sehen. Eine Woche später warst du dann der Special Guest für das ausverkaufte Toten Hosen Konzert in der großen Düsseldorfer Arena. Lassen sich die ganzen Ramones Klassiker, die auch in deinem Programm sind, eher in kleinen Clubs oder in großen Stadien umsetzen?

CJ: Das Ramones Erbe gebührend zu verwalten ist mein Ziel. Den großen Respekt und die bedingungslose Liebe zu dieser Band müssen auch meine Musiker auf der Bühne rüberbringen. Das konnten Jonny “Two Bags” und “David Hidalgo” von Social Distortion auf der Europatournee sehr gut bewältigen. Ich spiele eigentlich lieber in Clubs für 300-500 Fans. Das ist dann eine echte Punkrock Show. Und ich wäre sehr glücklich, wenn ich das für den Rest meines Lebens machen könnte.

Dirk: Ich stelle mir das unheimlich schwierig vor, bei solch einer Tour so lange von der Familie getrennt zu sein.

CJ: Natürlich ist das schwer. Ich habe insgesamt drei Kinder und ich vermisse sie sobald ich weg bin. Aber sie verstehen es und ich bringe ihnen immer Geschenke aus der ganzen Welt mit, sobald ich wieder zuhause bin.

Dirk: Nochmal zurück zum „Reconquista“ Album. Warum ist das insbesondere in Deutschland so schwer zu finden? Weder in den Shops, noch in den großen bekannten Online Versandhäusern! Zudem existieren gleich zwei verschiedene Cover-Artworks.

CJ: Ich wollte nicht zu viele Kompromisse eingehen und deswegen steht hinter dem Album keine große Plattenfirma. Ich habe versucht, es so gut wie möglich vertreiben zu lassen. In Zukunft werde ich mir aber Hilfe holen und ich verspreche, das nächste Album wird leichter zu finden sein. Unter http://www.piratespressrecords.com und unter http://www.machetemfg.com kann man es aber bestellen. Ein Cover Artwork ist nur für die Fans in Südamerika vorgesehen. Erstellt wurde es von einem Freund von mir, „Gonzalo Facio“ aus Argentinien. „Reconquista“ enthält übrigens auch eine Bonus DVD mit dem Namen „CJ Ramone King Cobra – The Making Of Reconquista“. Leider haben wir vergessen, diesen zusätzlichen DVD Inhalt in irgendeiner Form auf der CD Hülle zu markieren. Einige Fans realisierten das gar nicht. Sorry dafür!

Dirk: Wie geht es nun weiter mit dir und welche Nachricht möchtest du deinen Fans mit auf den Weg geben?

CJ: Ich möchte nächstes Jahr im März mit dem neuen Album starten. Außerdem werden wir weiterhin ausgiebig touren. Ramones Forever!!

http://www.cjramone.com/




Autor: Dirk Determann