PANZERBALLETT, FREAK KITCHEN

Köln, MTC, 13.11.2013

Heute versammelten sich im versteckten Kölner MTC die Anhänger von Freak Kitchen und Panzerballett. Die Doppel-Headliner Tour der beiden Bands schimpfte sich schlicht und einfach „Freak Ballett“. Nachdem im Internet die verschiedensten Öffnungszeiten kursierten, warteten bereits kurz nach 19 Uhr die ersten Fans. Leider vor geschlossenen Türen. Nach einer Stunde des Wartens wurden sie dann endlich aus der Kälte erlöst. Der alte Schuppen füllte sich rasch. Schade für die, die zur späteren Stunde nachrückten und keine gute Sicht auf die Bühne hatten. Der Laden war mit grob geschätzten 250 Leuten rappelvoll.

FREAK KITCHEN mattiasAls erstes stellten die Progressivmetaller von Freak Kitchen ihr Können unter Beweis. Kaum betraten die drei Schweden um Gitarren-Hero Mattias Eklundh die Bühne, jubelte die Menge los. In den ersten Reihen anwesend, die üblichen Gitarren-Nerds, die Herrn Eklundh genau auf die flinken Finger starrten. Wer schon mal bei einem Freak Kitchen Konzert anwesend war, weiß, dass Mattias nicht nur ein begnadeter Gitarrist, sondern auch Komiker ist, und die Pausen zwischen den einzelnen Songs mit ausreichend trockenem Witz füllt. Doch zunächst eröffneten die Freaks ihr Programm. In der ersten Pause erzählte Mattias begeistert, wie toll die deutschen Autobahnen im Gegensatz zu den Belgischen wären. Generell ist er ja ein Fan von Deutschland und vor allem der deutschen Sprache. Wörter wie „um die Ecke“, „Tiptop“ oder „Scheise“ (ja, er spricht das „s“ sehr seicht dabei aus…) faszinieren ihn und sind fest in seinem Wortschatz verankert. Auch deutsches Mineralwasser scheint ihm sehr zu gefallen und zu einer Deathmetal Band mit dem Namen „Sprudel“ zu inspirieren. Vermutlich wird es irgendwann so eine Band geben, welchen Freak Fan würde es wundern? Dass unsere deutsche Sprache als sehr robust klingend bezeichnet wird, ist schließlich nicht nur Mattias Eklundh aufgefallen. Warum er über all das eigentlich sprach, wusste er jedoch selbst nicht und stimmte prompt und gewohnt trocken den nächsten Song an. Die Freaks hatten einen gefüllten Hitkoffer dabei. Drin waren zum Beispiel „Razor Flowers“, „Blind“, „Porno Daddy“, „Murder Groupie“, „Nobody’s Laughing“, „Chest Pain Waltz“ oder die Zugabe „Propaganda Pie“. Wie sicherlich vermutet, bezog Mattias das Publikum natürlich mit ein und dieses ließ sich mitreißen und feierte ausgelassen. Mattias fand das alles ziemlich „Goodygoodygoody“. Nach fast 90 Minuten war die freakige Comedy Show dann leider vorbei. Die nach eigener Aussage ‚alten Schweden‘ mit ‚little Penises‘ bauten ihr Zeug zusammen und mussten die Bühne durch das Publikum verlassen. Natürlich ließ sich Eklundh, auch bei dieser Vorlage, seine Witze nicht nehmen. Goodygoodygoody und tiptop Auftritt!

 

PANZERBALLETTNach kurzer Umbaupause kamen Panzerballett auf die Bühne. Zahlreiche Fans erwarteten sie bereits sehnsüchtig. Gregor Bürger schnappte sich sein Saxophon. Gitarrist Jan Zehrfeld legte noch schnell seine lustige Spezialmütze auf, die mit vielen umher wedelnden, schwarzen Dreadlocks aus Plastik bestückt war, und dann konnte die Show auch schon beginnen. Unterstützt wurde ihr Auftritt von einer bunten und atmosphärischen Lichtshow. Panzerballett sind keine 0-8-15 Band. Sie bezeichnen ihre Fans liebevoll als Frickler oder Nerds, denn diese Band arbeitet auf höchstem technischen Niveau. Alle Mitglieder sind studierte und hochbegabte Musiker. Ihr Stil bewegt sich im progressiven Jazz-Metal Bereich. Live ist dieses Münchener Quintett schon eine Bank und kann den unwissenden Ersthörer zunächst überfordern. Nicht umsonst hieß das Motto von Panzerballett: „Warum einfach, wenn es auch schwer geht?“. Die unter anderem rhythmisch komplexen Riffs und Jazzimprovisationen sind teilweise schon Grenzgebiete. Neben den Eigenkompositionen präsentieren Panzerballett auch immer wieder gerne Coverstücke aus den Bereichen des Jazz, Pop und Rock (Iron Maiden, Deep Purple) oder auch bekannte Soundtracks, wie zum Beispiel die Titelmelodie der Simpsons oder Dirty Dancing Knaller „Time Of My Live“. Dem teils sehr fachkundigen Publikum gefiel das Programm der Superfrickler, die am heutigen Abend bereits das viertel Mal im Kölner MTC auf der Bühne standen und den Laden schon als Stammlokal bezeichneten. Als die musikalischen Vorbilder von Panzerballett gelten Meshuggah. Jan unterstrich diesen Punkt mit seinem Meshuggah-Bandshirt. Nach der freakigen Comedy-Show kam das Panzerballett- Programm doch etwas trockener rüber. Die Ansagen waren weniger lustig, als die von Mattias Eklundh. Es liegt halt auch nicht jedem über die Vorzüge von Deutschem Brot und deren Auswirkungen auf die tägliche Verdauung zu reden: „We shit like Horses, plöp plöp plöp!“ oder sich öffentlich darüber zu streiten, wer wem sein super tolles Shampoo leer gemacht hat, weil die sonst so wirren Haare heute „tiptop“ liegen. Dennoch waren die Fans von Panzerballett begeistert und kamen voll und ganz auf ihre Kosten. Die Freakballett Tour im Kölner MTC war für alle Anwesenden ein voller Erfolg.



Autor: Denise Schokolowski - Pics: Denise Schokolowski