MASTER - Die altbewährte Formel


Der Sommer wollte im Jahre 2013 auch im Oktober noch nicht aufgeben. So begab es sich, dass wir uns auf der laufenden Tour von Onslaught, M:Pire Of Evil, Tantara und Master ins beschauliche Siegen begaben, wo im Biergarten des Vortex auf „Master“-Mind Paul Speckmann trafen. Frohgelaunt gab er bereitwillig Antwort auf unsere Fragen, zumindest solange unser Aufnahmegerät mitspielte. Den Rest erledigten wir im Zeitalter des Internet einfach easy per Mail. Das Death Urgestein feiert mit seiner Band Master eigentlich 30-jähriges Jubiläum. Ein Umstand, der den Wahl-Tschechen nicht aus der Ruhe bringt:

MASTER logoBernd: Zuerst einmal Vielen Dank, Dass Du Zeit für ein Interview hast!

Paul: Es wird mir ein Vergnügen sein! Schöne Jacke auch (Bernd trägt ein neues Master Kapuzenshirt)!

Bernd: Das hab ich bei Facebook gekauft!

Paul: Ja, von mir. Ich weiß…!

Joxe: Euer neues Album „The Witchhunt“ ist großartig geworden. Wir denken, Ihr seid ziemlich glücklich damit?

Paul: Ja, es kam diesmal ein richtiger Killer dabei heraus. Ich bin auch sehr zufrieden mit den Kritiken, und die Leute scheinen es auch zu mögen. Wie immer packen wir unsere Herzen und unsere Seelen in jeder Platte, und das ist alles, was Du wirklich tun kannst.

Joxe: In der Geschichte von Master gab es viele Wechsel im Line-Up. Stellst Du uns Deine Bandmates einmal vor, mit denen Du im Moment spielst?

Paul: Ich habe in der Tat ein ziemlich stabiles Line-Up schon seit zehn Jahren. Zdenek Pradlovsky aus der Slowakei spielt die Killer-Drums auf den letzten Aufnahmen seit 2003. Aleš Nejezchleba hat auch seit 2003 mit mir durch dick und dünn Gitarre gespielt.

Bernd: Wie seid Ihr an einen Deal mit F.D.A. Rekotz gekommen, hast Du sie kontaktet, oder meldeten sie sich bei Euch?

Paul: Es war ein Fan auf Facebook, der mir das Label vorschlug, nachdem ich gepostet hatte, dass ich über ein eigenes Label mit dem Namen Speckmann Records nachdenken würde. Ich lächelte über all die Antworten darauf, aber am Ende schrieb ich doch eine Mail an F.D.A. Rekotz. Aber nachdem ich ihre Seite studiert hatte, stellte ich fest, dass sie keine Angebote mehr akzeptieren. Doch glücklicherweise nahmen sie darauf keine Rücksicht, und der Rest ist damit Geschichte.

Joxe: Wie läuft bei Master derzeit das Songwriting ab? Schreibst Du die Songs, und Deine Mitstreiter Zdenek und Aleš bringen bei den Proben ihre Ideen ein?

Paul: Normalerweise bringt der Gitarrist ein paar Songs ein, aber er war diesmal sehr beschäftigt, denn er arbeitet in einem Music Shop. Ich schrieb diesmal zehn der elf Songs auf „The Witchhunt“, und vielleicht werde ich das jetzt auch so weitermachen. Nachdem ich hunderte von Riffs durchgehört habe, die ich über die Jahre auf meinen Mini-Rekorder aufnahm, pickte ich mir ein paar Riffs davon heraus und nahm sie mit zum Proberaum und spiele dort mit dem Drummer schon morgens um 09:00 Uhr. In einer sehr kurzen Zeit war der Song „The Witchhunt“ schon fertig, nachdem wir ihn zwei mal gespielt haben. Wir nahmen ihn mit einen Kassettenrecorder auf, damit Aleš ihn auch hört. So einige Songs auf dem Album waren fertig, nachdem wir sie ein- oder zwei mal spielten. Manchmal ist das so, und manchmal müssen wir länger an den Stücken arbeiten.

MASTER paul liveJoxe: Wo habt Ihr das Album aufgenommen, und wer war Produzent?

Paul: Wir haben wieder im selben Studio aufgenommen, den Shaark Studios in Bzenec in Tschechien, und das seit 2003 in diesem Line-Up. Ich habe das Studio durch Krabathor entdeckt, als wir für unser Projekt Martyr aufgenommen haben, und die nächsten zwei Krabathor Alben in den frühen 2000er Jahren. Es ist schon hilfreich, dass Aleš Nejezchleba's Bruder das Studio gehört. Damit können wir es uns leisten, die Songs im Studio zu schreiben. Was ich dort mag, ist, dass sie wirklich verdammt was drauf geben, was aus dem Studio heraus kommt. Es wurde eine Menge Zeit mit dem Remix und dem Re-Mastering verbracht, bis wir wirklich zufrieden waren. Ich meine, die Platte wurde in fünf Tagen aufgenommen. Aber wir verbrachten so einige Stunden mehr mit Mixen und Mastern, noch bis einige Wochen nach den Aufnahmen. Die Band ist immer auf Tour, dass die Sachen jedes mal schnell aufgenommen werden. Der Engineer Pavel, Petr und die Band produzierten die Platte. Auf diese Weise machen wir das nun schon seit Jahren. Ich muss dabei immer zugegen sein, weil die Jungs nicht immer die kleinen Fehlerchen hören. Also müssen sie auf mich hören und die Korrekturen ausführen. Ich mag diesen Part sehr.

Bernd: Wer war der Künstler für das Artwork von „The Witchunt“?

Paul: Das war Marc Niederhagemann von Art Wars Media Design.

Joxe: Wie würdest Du die musikalische Entwicklung der letzten dreißig Jahre beschreiben, seit der Gründung 1983 bis heute?

Paul: Am Anfang spielten wir gewöhnlich zwei Riffs, und heute sind die Stücke schwieriger, auch bassorientierter, und interessanter meiner Meinung nach. Ich meine, ich glaube immer noch, dass weniger mehr ist, aber auf der anderen Seite scheine ich die Band auf jeder Platte neu zu erfinden, was glaub ich aber ziemlich natürlich ist. Während andere Bands auf den neuesten Trend aufspringen, bleibe ich bei der bewährten Formel der Vergangenheit!

Bernd: Auch im Bereich des Internets dreht sich einiges um Metal. Du bist als Privatperson bei Facebook und als die Band Master. Glaubst Du, das Net ist gut für Metal?

Paul: Facebook ist für mich gut, denn die Fans supporten mich dort. Ich bekomme auch Anfragen für Interviews und Festivals über das Web, und auch für so einige Shows. Damals schrieben wir Briefe und machten Telefonanrufe, die längere Wartezeiten in Anspruch nahmen, eine Antwort zu erhalten. Aus diesem Aspekt ist es eine gute Sache. Aber Scheiße ist, dass so viele Leute online Deine Musik klauen. Das nennt sich Technologie, und es ist hart, diesen Prozess zu bekämpfen. So if you can’t beat them, you must join them!

Bernd: Ihr habt gerade eine Tour mit Onslaught, M:Pire Of Evil und Tantara beendet. Gibt es eine lustige Anekdote, die Du uns erzählen kannst?

Paul: Jetzt im Moment gibt es nichts Lustiges zu erzählen. Ich glaube ich werde bald eine lustige Story zu erzählen haben, aber jetzt gerade warte ich auf News von ITN!

MASTER paulBernd: Was passiert als nächstes bei Master, noch eine Tour, Festivals oder eine weitere Veröffentlichung? Ihr seid ziemlich oft in Deutschland unterwegs…

Paul: Ja, jedes Jahr! Wir spielen pro Jahr etwa 120 Shows, und darum bin ich glücklich, denn das ist es, was ich immer tun wollte, weißt Du? Master ist sehr beschäftigt rund um die Uhr, mein Freund! Die Balkan-Tour beginnt im Dezember, nach ein paar Dates in Deutschland, gefolgt von Südamerika, und danach wieder die USA! No Rest For The Wicked!

Bernd: In Deiner freien Zeit, wenn Du nichts für Master erledigst, was tust Du dann?

Paul: Dann gehe ich mit meinen Hunden raus, fahre Fahrrad im Wald, sammle Pilze für meine Suppen und Eintopfgerichte, oder gehe Angeln. Das nimmt einiges meiner Zeit in Anspruch. Offensichtlich fressen Interviews und Bookings auch einiges meiner Zeit. Ohne Arbeit, keine Konzerte oder Touren. Metal ist wirklich ein Vollzeitjob, das kann ich Dir sagen!

Bernd: Du lebst nun schon einige Zeit in der Tschechei, Vermisst Du etwas aus den USA, vielleicht das Essen?

Paul: Nope!

Bernd: Wer war Dein musikalischer Held, als Du Teenager warst?

Paul: Geezer Butler!

Joxe: Okay, kommen wir zum Ende des Interviews. Zähl uns doch bitte mal Deine fünf größten Longplay-Favoriten aller Zeiten auf!

Paul: Rainbow – „Rising“, Thin Lizzy – „Life: Live“, Motörhead – „No Sleep `Til Hammersmith“, Black Sabbath – „Sabbath Bloody Sabbath“ und Deep Purple – „In Rock“.

Joxe: Vielen Dank für das Interview. Hast Du ein paar letzte Worte an Eure Fans?

Paul: Geh los und lad Dir die neue Master runter, aber wenn Du „The Witchhunt“ magst, dann geh und kauf sie Dir. Support The Underground. Master has never sold out so why should you?



Autor: Bernd Henksmeier, Joxe Schaefer.