U.D.O., BLOODBOUND, PIKE’S EDGE

Bochum, Zeche, 30.10.2013

Diese letzten Tage des Oktobers waren der reinste Konzertmarathon für Oldschool Metaller. Besonders nah und groß waren am Tage zuvor Annihilator in Essen, und tatsächlich traf man auch die ein oder andere Nase von dort in der Menge wieder. Auf dem Parkplatz der Zeche richteten sich sogar ein paar Die-Hard-Fans ein, die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen. Leider war es auch diesmal wieder so, dass man etwas googeln musste, um die Vorbands in Erfahrung zu bringen, und gemessen an der Länge der Schlange am Einlass richtete man sich zunächst auf keine kurze Wartezeit ein, was zunächst nicht zur guten Stimmung beitrug. Doch es ging zusehends flugs voran, dass alle Besucher die Möglichkeit hatten, auch die erste Band von Anfang an zu sehen.

 

PIKE'S EDGEPike’s Edge aus München stellten sich zu Beginn vor, wie sich das gehört, und legten das ein schweres Heavy Rock Brett hin. Ihr Debütalbum hat nun schon fast ein Jährchen auf dem Buckel, steckte aber noch in Erinnerung. Gitarrist und Shouter Fikret ‚Pike’ Mujkic hat aus seiner Vergangenheit, wo er von Bosnien nach München siedelte, so einiges zu erzählen. Und das tat er bereits mit dem Album, das er „Nameless“ taufte. Nun bestand für ihn und seine Band die Möglichkeit, die groovenden Rocker einer breiteren Masse vorzutragen. Seine Präsenz war bestimmt, aber auch freundlich und zurückhaltend. Überzeugen konnte der Gitarrist in erster Linie mit seiner Stimme, die bei aller Roughness noch einen Vibe Melancholie beinhaltete. Langsamere Parts brachten seine Stimme noch mehr zum Ausdruck. Die ersten Publikumsreaktionen waren noch verhalten auf das straighte Zeug der vier schlicht in schwarz Gekleideten, bei denen farblich besonders die fünf neongrünen Strings des Bassers ins Auge stachen. Nach einer halben Stunde konnten aber schon bleibende Eindrücke gewonnen werden. (Joxe Schaefer).

 

BLOODBOUNDEin völlig anderes Bild lieferten nach einer kurzen Umbaupause Bloodbound aus Bollnäs. In ihrer Discographie pfunden fünf Plattentitel wie Arschtitte „Nosferatu“, „Book Of The Dead“, „Tabula Rasa“, „Unholy Cross“ und das aktuelle „In The Name Of Metal“. Das ließ auf kernige Gitarren und schweißtreibende Abmosheinlagen hoffen. Erste Bedenken stellen sich beim Betrachten ihrer bunten Cover ein; beim aktuellen Output trägt das Bandmaskottchen einen Ghettoblaster auf der Schulter, das auch das am Merchandise als Shirtmotiv prangte. Auf den Brettern wurde der Besucher in der fast vollen Zeche dann Zeuge, welche Art Musik gemeint ist. Die Labelmates von U.D.O. spielten ihren Metal nach Freedom Call und Edguy Manier, kamen aber an den Arschtritt von Dream Evil nicht heran. Auch nicht an so zündende Refrains wie die polarisierenden Hammerfall. Dennoch konnten sie durch Midtemposongs mit einigen Ohoho-Chören einen Teil der Audienz für sich gewinnen. Einen Keyboarder hatten sie nicht mit auf der Bühne, dafür aber einen sechsten Mann im Back, der ihre fetten, cleanen Chöre vom Band einspielte, während nur der Bassmann vorm Mikro stand. Ihre agile Supportshow endete schon nach vierzig Minuten. (Joxe Schaefer).

 

U.D.O.Dann war es Zeit für U.D.O.. Der Altmeister hatte bereits vor einem halben Jahr in unserem Interview angekündigt, dass endlich mehr U.D.O.- als Accept-Songs den Weg in ihre Setlist finden würden. Auf dem Rock Hard Festival zeigte sich das dann auch, dass nur noch vier Songs seiner Ex-Band im Set landeten. Vom neuen Album „Steelhammer“ gab es damals nur zwei Songs zu hören, da das Album seiner Zeit noch nicht veröffentlicht war. Nun ist es draußen und die Band legte auch das Hauptaugenmerk auf das aktuelle Werk. Überrascht hat mich aber, dass sich die Setlist gestern komplett von der auf dem Rock Hard Festival unterschieden hat. Zwar startete man auch mit „Steelhammer“, aber danach ging es praktisch durch die komplette U.D.O.-Geschichte. Der erste Klassiker kam dann mit „They Want War“, bei dem das Publikum auch begeistert mitsang. Vom neuen Album gab es einiges zu hören, wie „Cry Of A Nation“, „Never Cross My Way“, „Stay True“ und die Single „Metal Machine“, die gedrückt hat wie Sau. Immer mal wieder wurden alte Klassiker wie „In The Darkness“, „Mean Machine“, „Go Back To Hell“ oder „Timebomb“ eingestreut. „Mean Machine“ wurde mit einem endlos langen Instrumentalteil gehörig in die Länge gezogen, damit die beiden neuen Gitarristen den Leuten zeigen konnten, was sie so auf der Pfanne U.D.O.haben. Das Zusammenspiel der Band war beeindruckend und tight. Die Spielfreude war ihnen stets anzumerken. Etwas verloren kam mir der Keyboarder vor, den man nie hörte, der aber immer nur eine Hand auf dem Tasteninstrument hatte und ansonsten mit den beiden Gitarreros um die Wette poste. Mit „Timebomb“, dem mit Abstand schnellsten Song des Abends, wurde das reguläre Set beendet. Als erste Zugabe gab es dann „Holy“. Moment mal: Bis jetzt immer noch nichts von Accept? Richtig, Herr Dirkschneider hatte seine Drohung wahr gemacht! Doch dann kam die Ansage: „Ich fürchte, wir kommen da nicht drum herum… Da gab es mal so eine Band…“ Das Publikum feierte. „Metal Heart“ und „Balls To The Wall“ machten den Anfang, dann folgte überraschenderweise „I´m A Rebel“, welches gar nicht auf der Setlist stand. Die „Heidi Heido Heida“-Sprechchöre in der Halle machten unmissverständlich klar, was nun folgte: Mit „Fast As A Shark“ wurde ein toller, energiegeladener, fast zweistündiger Gig gebührend abgeschlossen. Seine 61 Lebensjahre merkte man Udo noch nicht an, und seiner deutlich jüngeren Mitmusiker haben noch richtig Pfeffer im Arsch. Tolles Konzert! (Daniel Müller).

U.D.O.Setlist U.D.O.:
Steelhammer
King Of Mean
Future Land
Cry Of A Nation
Trip To Nowhere
They Want War
Never Cross My Way
Stranger
Stay True
In The Darkness
Azrael
No Limits
Mean Machine
Metal Machine
Devil´s Bite
Go Back To Hell
Timebomb
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Holy
Metal Heart
Balls To The Wall
I´m A Rebel
Fast As A Shark



Autor: Daniel Müller, Joxe Schaefer - Pics: Jens Jensen, Joxe Schaefer