ANNIHILATOR, THE GENERALS

Essen, Turock, 29.10.2013

annihilatorSchon lange vor dem Event suchte man im Internet vergebens nach der Vorband für das Konzert von Annihilator. Fündig wurde man in Foren, in denen von den Gigs der laufenden Tour berichtet wurde, wo zum Beispiel am Vorabend in der Alten Seilerei Mannheim eine Schwedische Band namens The Generals von sich Reden machte. Darüber hatte man in der Schlange am Einlass reichlich Gelegenheit sich auszutauschen, denn der geplante Einlass verzögerte sich wegen Aufbau- und Reparaturarbeiten über eine Stunde. Ein Defekt in der Stromversorgung des Hauses soll dafür verantwortlich gewesen sein, bei Verwendung von bestimmten Beleuchtungseinrichtungen Störgeräusche in der Musik zu verursachen. Das Wetter spielte zumindest so weit mit, dass die noch milden Temperaturen noch nicht zu fröstlichen Zitteranfällen führten. Mitarbeiter des Turock versorgten die draußen länger werdende Schlange immer wieder mit neuen Infos über den Stand der Dinge, bis zum Einlass. Demnach befände sich auch ein Restkontingent von 50 Karten an der Abendkasse.



the generalsDer Einlass selbst fluppte ziemlich zügig, und die besagten Schweden von The Generals aus Karlstad warfen für die nächsten vierzig Minuten ihren upspeed Death ‚n’ Roll in die Menge. Deswegen fiel häufig der Vergleich zu Entombed. Nach den uncleanen Vocals, die hauptsächlich in einer Tonlage gebracht wurden, wurde an der Instrumentenfront noch weniger Abwechslung geboten. Daher hinkte der Vergleich zu ihren Schwedischen Landsleuten aus Stockholm. Leider passierte neben dem immer und allgegenwärtig gleichmässig gedroschenem Sound nicht viel, außer fliegenden Haaren. Die sterile Performance der Protagonisten glich dem Bewegungsradius eines Zaunpfahls, während sie „Shotgun Serenade“ und „Blood For Blood“ vom gleichnamigen aktuellen Album, sowie „The Illosionist“ und das starke „The Offer Still Stands“ vom ersten Album zockten. Trotzdem kamen die Ansagen von Basser und Shouter Hednar nicht ganz ohne eine gewisse Selbstsicherheit.



annihilatorDie Umbaupause zog sich, doch Musik aus der Konserve von Judas Priest, Ozzy Osbourne und AC/DC ließ diese nicht zu lang werden. „Are You Ready To Have A Good Time With Us Tonight“ erfragte Jeff Waters nach dem Anfangsriff von „Alison Hell“, und die volle Hütte an diesem Dienstag antwortete dem Kanadier bis aus den letzten Reihen, auch wenn er Hände und Hey-Rufe forderte. Bei den knalligen Loslegern von „Welcome To Your Death“, „Knight Jumps Queen“, „Reduced To Ash“ und „Set The World On Fire“ wurden die Spektatoren dafür mit reichlich Grimassen belohnt, mit denen er permanent wie sympathisch den Kontakt suchte. Zusammen mit seinem Gitarristen und Shouter Dave Padden füllte er die Außenflügel, nutzte aber agil jede Bewegungsfreiheit. Selbst bei den Songs wie „Refresh The Demon“ und „Second To None“, die er selber sang, war er nur zu den Vocalparts an seinem Mikrofonständer zu finden. Dann erinnerte Jeff an das Konzert von Annihilator als Vorband von Judas Priest auf der Painkiller-Tour, da dies auch in Essen stattfand. Der Schreiber dieser Zeilen erinnerte sich noch schwach, schließlich war das bereits 23 Jahre her. Jeffs Haare sind gewichen, aber eine rote Flying V ist geblieben. Immer noch jung blieb auch der Titeltrack ihres Longplayers „Never Neverland“, der damals grad aktuell war. Zu „No Zone“ wurde dann der einzige Stagediver etwas unsanft von der Bühne in die Audienz befördert; glücklicherweise blieb diese Negativreaktion des Roadies ein Einzellfall. Bei Annihilator konnte man nicht nur bei „The Fun Palace“ bemerken, dass die Tracks auf Platte schneller sind. Dafür punktete man mit einem Balladenmix mit anschließendem Drumsolo von Mike Harshaw, beginnend mit „Phoenix Rising“. Dave bekam dabei am Mikro Unterstützung durch Basser Al, dem offensichtlich der Begriff Singen auch kein Fremdwort war. Jeff, der zwischen den Songs immer wieder hinter den Amps auf seiner Bühnenseite verschwand, annihilatorwar sehr froh, dass der Gig wegen oben beschriebener Probleme nicht gecancelt wurde, und entschuldigte sich dafür, dass man lichttechnisch nur auf starre Dauerscheinwerfer zurückgreifen konnte. „I Am In Command“, und „Smear Campaign“ führten langsam zum Ende des Gigs entgegen, und bis hier hin bemerkte man einmal mehr, dass die Kanadier um Mainman Jeff Waters nie schlechte Sänger hatten. Dave ist nicht der Beste von ihnen, aber der passendste zu dieser Zeit, weil er Jeff on Stage sehr großen Spielraum lässt, sich auszutoben. Ein echter Frontmann in Bühnenmitte, der dem Auftritt mehr Biss verleiht, ist dennoch nicht zu ersetzen. Das zackige „Deadlock“ beendete den regulären Set nach 100 Minuten, und der Zugabenblock von „Ultra Motion“, „King Of The Kill“ und „Phantasmagoria“ machte die Spielzeit von zwei Stunden rund. Die Songauswahl ist natürlich immer Geschmacksache, denn jeder vermisst andere Songs in der Setlist. Jedenfalls waren „Striker, „Torn“, „21“ und Anthem „Annihilator“ diesmal nicht dabei. Trotzdem war die Audienz überfroh, ihre Helden mal wieder live gesehen zu haben.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer