VARG, WOLFCHANT, NACHTBLUT

Osnabrück, Bastard Club, 24.10.2013

VARG flyer LIVE 2013Bastard Club, Osnabrück - da war ich noch nie. Von außen sah der Laden ziemlich klein und wie ein Baucontainer aus. Lustigerweise lag davor auch noch eine Baustelle. Die recht spärliche Werbung und die anreisenden Metaller ließen jedoch vermuten, richtig gelandet zu sein. Der Einlass erfolgte später als zunächst angekündigt, womit sich das ganze Programm schon mal um eine halbe Stunde nach hinten verlagerte. Der Club war über zwei Etagen verteilt und sehr verwinkelt, aber gemütlich. Im oberen Barbereich gab es eine Leinwand, auf der zusätzlich die Konzerte übertragen wurden, und die Wände und Decken waren mit Unmengen von alten Postern und Flyern bedeckt. Das erzeugte besonderes Flair. Auch die Getränkepreise waren sehr human gewählt. Im unteren Konzertbereich siedelten neben den ersten Fans auch die Merchandise Stände der Bands an. Die Bühne war sehr klein. Die Deckenhöhe niedrig und unterschiedlich, durch diverse Maueransätze, Rohre und Ähnlichem. Ich fragte mich gleich, wie auf dieser Bühne sieben Musikanten von Wolfchant Platz finden sollten!? Doch dazu später mehr, zuerst kamen die Jungs von Nachtblut auf die Bühne.

 

NACHTBLUT askeroth + sacerdos LIVE 2013Nachtblut wurden 2005 gegründet und fühlen sich im Bereich des Dark Metal recht wohl platziert. Die Osnabrücker wurden bereits von zahlreichen Fans erwartet und gefeiert. Mit ihren sehr kritischen und provokanten Songtexten fanden sie jedoch nicht bei jedermann anklang und eckten immer wieder an. Die gesamte Band hatte sich mit aufwendigem Corpsepaint bemalt. Teilweise waren nur die Augenlieder unterschiedlich und ungewöhnlich farbig gestaltet. Sänger und Songwriter Askeroth besaß mit seinem langen schwarzen Haar und seinem Lackoutfit ein wenig Ähnlichkeit mit Dani Filth (Crandle Of Filth), nur, dass er gefühlte zwei Köpfe größer als der kleine Dani war. Der Gesang bestand aus einer Mischung von Gutturalem- und Cleangesang. Somit stimmte bei Nachtblut also auch das Erscheinungsbild des bösen, provokanten Black Metallers. Selbstbewusst präsentierten sie ihr ultra-vulgäres Programm mit Songs wie „Vulva“ oder dem Die Prinzen-Cover „Das ist alles nur geklaut“. Als Askeroth dann zu „Des kleinen Herzens letzter Schlag“ ein echtes Schweineherz über sich ausdrückte, dass ihm das Blut nur so über die Wangen lief, in das Herz biss, um es anschließend zu zerreißen und ins Publikum zu werfen, drehte sich selbst mir der Magen. Manche Dinge müssen einfach nicht sein. Den Fans gefiel die gewagte Performance. Unter lauten „Zugabe“-Chören kamen Nachtblut noch einmal auf die Bühne und ließen sich erneut von ihren Anhängern feiern.

 

WOLFCHANT nortwin + lokhi 2013Also nächstes gingen die Pagan Metaller von Wolfchant auf die Bühne. Mittlerweile war der Club gut gefüllt mit schätzungsweise 200 Leuten. Der Keyboarder fehlte leider an diesem Abend aus persönlichen Gründen, was vielleicht auch nicht mal so schlecht war, denn er hätte schlicht weg kaum bis gar keinen Platz gefunden. Die drei sonst so agilen Saitenzupfer konnten sich so gerade untereinander arrangieren. Kehlkopfstimmgewalt Lokhi war mehr oder weniger durch die niedrige und unterschiedliche Deckenhöhe eingeschränkt und besaß dadurch einen nicht so großen Bewegungsradius, wie beispielsweise Kraftpaket und Cleansänger Nortwin (u.a. Rebellion). Dieser nahm so ziemlich alles mit, was nicht festgenagelt war. Wenn es nicht die Windmaschine oder ein Mikroständer war, mussten halt die Mitmusiker, besonders Lokhi, dran glauben oder in der ersten Reihe stehende Redakteure mit ihm das Tanzbein zu „Never Too Drunk“ schwingen. Das erklimmen der Boxen lief nicht immer so ganz Problemlos ab, und der ach so ungeliebte Pfosten auf der Bühne wurde fest ins Nortwinsche Bühnenprogramm mit eingebaut. „Osnabrück, Heimatstadt, könnt ihr noch!?“ auch Nortwin feierte als einziger Niedersachse unter den Bayrischen Wölfen sein Heimspiel. Wolfchant hatten sichtlich, trotz Platzproblemchen, ihren Spaß und interagierten wunderbar mit ihrem Publikum. Das macht diesen Haufen ziemlich sympathisch. Während der Pausen und Ansagen wurden immer wieder Biere verschenkt und mit den Fans angestoßen. Nortwin zog es nicht nur einmal auf seinen Reisen direkt in die erste Reihe zum Publikum. Wolfchant machen aus einem Konzert eine Party. Dazu durften Songs wie „Eremit“, „Element“, „A Pagan Storm“, „Naturgewalt“ oder „Autumns Breath“ nicht fehlen. Nach acht Hits war dann leider die Party vorbei. Während der Umbauarbeiten lief eine bayrische Blaskapellen Version von „Never Too Drunk“ und Lokhi kam mit einem Bierchen an den Bühnenrand, um seine Fans zu verabschieden.

 

VARG hati LIVE 2013Der Headliner kündigte sich langsam an. Varg machten sich bereit. Die Pagan Metal Band aus Coburg wurde 2005 gegründet und bedient sich nebenher an Einflüssen der neuen deutschen Härte, gepaart mit sehr polarisierenden Texten. Leider mussten die Jungs an diesem Abend unerwartet ohne Sänger Freki das Bühnenprogramm schmeißen. Dieser war am Vortag mit Gitarrist Hati zusammengestoßen und hatte sich bei diesem Zusammenknall eine unschöne Platzwunde unter dem linken Auge zugezogen. Der ca. vier Zentimeter lange Cut musste genäht werden und somit hatte er vorerst absolutes Bühnenverbot. Um ihren Fans dennoch eine Show zu bieten und sie nicht zu enttäuschen lernte Bassist Managram kurzerhand während der Anreise nach Osnabrück brav die Texte und vertrat Freki basslos am Mikro. Improvisation ist das halbe Leben. Für eventuelle Texthänger beklebte er die Boxen mit seinen Eselsbrücken-Spickzetteln und bot den Fans die Show, die sie verdient und erwartet hatten. Schon mit dem zweiten Song „Wir sind die Wölfe“ war die ultimative Varg Party so richtig im Gange. Der Gesangschor war gewaltig. „Wolfskult“ und „Apokalypse“ folgten eben so erfolgreich. Natürlich durften „Guten Tag“ und „Rotkäppchen“ nicht fehlen. Doch einig paar Songs wie „Blut und Feuer“ oder „Frei wie der Wind“ waren ohne Freki einfach nicht drin. Die Fans verziehen ihm seine Abwesenheit und wünschten ihm gute Besserung. Zufrieden zogen die Wolfsanhänger gen Heimat oder auf einen Absacker zur Bar, wo der ein oder andere Black Metaller oder Wolf noch auf einen Plausch anzutreffen war. So ging gegen Mitternacht ein erfolgreicher Abend im Bastard Club Osnabrück zu Ende.



Autor: Denise Schokolowski - Pics: Denise Schokolowski