ONSLAUGHT, M:PIRE OF EVIL, MASTER, TANTARA

Siegen, Vortex, 21.10.2013

Das Slaughterfest 2013 sollte vier großartige Bands der härteren Gangart durch Europa touren lassen. Namentlich waren das Master, M:Pire Of Evil und Onslaught; für die zunächst angekündigten Deutschen Thrasher Exumer rutschten Tantara nach. Das Wetter spielte mit recht warmen Temperaturen für einen Oktobertag so einigen Besuchern in die Karten, dass es an diesem Montagabend im kleinen Siegener Vortex ziemlich voll wurde. So trafen wir schon vor dem Einlass gut gelaunte Mucker, nämlich Paul Speckmann von Master, sowie Mantas und der Demolition Man von M:Pire Of Evil.

 

TANTARA fredrik & isakAls erste Band heute Abend durften die Norwegischen Thrasher Tantara ran, und die holten auch gleich die Keule raus. Mit griffigem Upspeedgeriffe sorgte der Vierer für erste Ausrufezeichen, und die ersten Mosher tobten sich vor der Bühne aus. Da fiel doch glatt das Backdrop herunter, und machte den Blick frei auf das Banner von Master. Tantara veröffentlichte im vergangenen Jahr ihr Debütalbum „Based On Evil“, welches auch in unserer Redaktion einschlug. Die darauf befindlichen Querverweise zu Metallicas „Ride The Lightning“ lagen bei ihrem Auftritt nicht so offen da. Dafür hörte sich Frontpitbull Fredrik, der massig Unterstützung durch Backingvocals seiner Sidekicks bekam, wesentlich keifiger an. Punkten konnten sie auch durch die Akustikparts in ihren Songs, und nach einer halben Stunde beendeten sie ihren Auftritt. Derweil bestätigten sich die Gerüchte um einen zusätzlichen Auftritt heute Abend von den hier beheimateten Thrashern von ACCU§ER sich nicht.

 

MASTER paulMit den Worten „Good Evening, We Are Master…On A Monday Evening” begrüßte Paul Speckmann die Audienz, und beendete damit gleichzeitig einen kurzen Soundcheck. Kurz vor seinem Auftritt stand er CROSSFIRE noch für ein Interview bereit, um über das neue Master Album „The Witchhunt“ zu sprechen, doch beim Auftritt standen die Klassiker der Band im Vordergrund. So wurden “Slaves To Society” und “Judgement Of Will” gespielt, die seiner Ansage nach so Oldschool sind, bevor die Audienz geboren wurde. Tatsächlich mischten sich heute viele junge Nachwuchsbanger unter, dass man sich keineswegs nur unter alten Haudegen sah. Die Abgetapete Gitarre von Alex muss auch schon sehr gelitten haben. Mit einer weiteren Ansage “The Government Of Every Country Sucks. They Tell You What To Eat, They Tell You When To Shit..” machte der aus den USA in die Tschechei gezogene Speckmann die Abrechnung mit einer jeden Regierung, und “Smile As You’re Told” wurde gespielt, das erst auf dem letztjährigen Album „The New Elite“ erschien. Ein Jam, der in „Unknown Soldier“ vom ersten Album überging, zeigte einmal mehr das tighte Drumwerk mit warmen Bässen auf, welche die Hosenbeine flattern ließen. Zeit für eine Zugabe blieb noch, und verschiedene Songtitel wurden aus dem Publikum gerufen. Doch Paul schlug „The Truth” vor, das bereits 1985 geschrieben wurde. Nach 45 Minuten musste dann trotz energischen Rufen nach Zugabe Schluss sein.

 

M:PIRE OF EVIL demolition man & mantasWährend Gitarrist Mantas an den Tagen zuvor durch Rückenprobleme ausfiel, bekam er Ersatz durch die Saitenfront der Headliner Onslaught, nämlich Andy. Doch heute sah er sich wieder in der Lage, selbst für M:Pire Of Evil in die Saiten greifen zu können. Zusammen mit dem Basser und Shouter, den man den Demolition Man nennt, zockte er damals schon bei Venom. Und M:Pire Of Evil ist dafür bekannt, dass sie alte Songs von Venom mit Neueren und Eigenen mischen. So reihten sich nach dem Opener „Metal Messiah“ auch „Die Hard“ und „Waking Up Dead“ in die Setlist des Dreiers ein. Mantas behob ein paar Soundprobleme vor „Don’t Burn That Witch“, was der Demolition Man mit der Vorstellung ihres Drummers überbrückte: „We Don’t Have A Break, We’re Just Old, But He Is Not !“ und zeigte auf ihren Schlagwerker, der unglaubliche achtzehneinhalb Jahre alt sein soll. Nach den erwarteten Blutspuckaktionen des Shouters fragte Mantas ihn höflich, ob er eine Ansage übernehmen dürfte, natürlich für seinen 1981er Song „Black Metal“. Die Frage „What Time Is It?“ ging danach ebenfalls auf sein Konto, dass die Zugabe „Witching Hour“ Anschluß fand. Die Band packte schon ihre Instrumente ein, als sie sich für eine letzte Zugabe zurückrufen ließ. Mit „Welcome To Hell“ war nach mehr als einer dreiviertel Stunde Schluss.

 

ONSLAUGHT andyOnslaught erkannte man nicht nur am Backdrop mit dem Logo im Riffelblechlook schon von Weitem, sondern auch am 666-Baseballshirt ihres Bassers Jeff Williams. Und wegen seiner Brille ließ Drummer Mic Vergleiche zu Harry James von den Britischen Thunder zu. Die Englische Thrashlegende um Gitarrist Nige Rockett und Shouter Sy Keeler haben ihr schlicht mit „VI“ betiteltes Album draußen, und man erwartete neben neuem Material natürlich auch alte Klassiker. So wurde zunächst viel Uptempogekloppe mit bekannten Songs geliefert. Nicht wenige davon stammten vom Album „The Force“, wie zum Bleistift „Metal Forces“, oder vom „In Search Of Sanity“ Album aus 1989 wie „Shellschock“. Die volle Hütte shoutete auch neue Songs mit wie das erwartete, eingängige „66 Fucking 6“. Der Refrain von „Fuel For My Fire“ wurde von den Kuttenkids Noah und Dennis aus Eschenbach, beide 14, erstklassig mitgesungen, als sie vom Shouter das Mikro vorgehalten bekamen. Beide zeigten schon vor dem Konzert stolz ihre raren Patches, auf die selbst Sammler neidisch werden könnten. Doch ONSLAUGHT nigeüberwältigende Publikumsreaktionen blieben vorerst aus. Onslaught warfen zwar nur Pfeffer ins Mett, doch die Action kam aus den ersten Reihen nicht heraus. Erst kurz vor Schluss brach der Damm, denn zu „Let There Be Death“ ergaben sich dann doch noch Circlepits, die sich zu den direkt im Anschluss gespielten Zugaben von „Power From Hell“ und „Thermonuclear Devastation“ noch einmal wiederholten. Nach 75 Minuten war dann aber doch Ende. Weil der Gig am nächsten Tag in der Bochumer Matrix ausfallen sollte, beabsichtigte der Tourtross auf dem Weg zum nächsten Konzert in Oslo, in Hamburg feiertechnisch Halt zu machen. Nach dem heutigen Abend verdientermaßen, denn es gab vier erstklassige Auftritte zu verzeichnen.

 

 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer