O.A.K.K. - Die Erfinder des Wurstrock


Die Kassierer, Lokalmatadore, A.O.K. oder Dimple Minds - die seit 2006 existierende Band O.A.K.K. ist noch eine ganze Ecke schlechter. Musikalisches Talent sucht man hier vergeblich. Dies liegt sicher auch daran, dass die beiden Gitarren-Barden höchstens drei bis vier mal im Jahr proben und dann meistens auch noch tierisch voll sind. Aber auch in ihren Texten bewegen sich die beiden Mittdreißiger auf eher unterirdischem Niveau, frei nach dem Motto, die Pubertät endet niemals, geht es um Selbstbefriedigung, Bier oder den Kot der eigenen Freundin, die nach dem Scheißen nicht gespült hat. Die Youtube Auftritte des Duetts sind schon beachtlich, derzeit kursiert eine Fülle von selbstgedrehten Videos im Internet. Hier das Interview mit der Band, die ihre Musik selber als „schlechte Musik für gute Menschen“ bezeichnet.

O.A.K.K. logoFab: Moin, wie kam es 2006 zur Gründung von O.A.K.K.?

Flaming Flo: Ich kam 2002 zur Bundeswehr und lernte dort Timmy kennen. Wir spielten beide Gitarre und verstanden uns sofort sehr gut. Wir unterhielten unsere Kompanien, meist auf Feiern und sonstigen Aktionen, musikalisch mit unserem mäßigen Gitarrenspiel. Meistens spielten wir zur Belustigung irgendwelche bekannten Pop/Rock Lieder, die von den Soldaten lauthals mitgesungen wurden. Ich komponierte zwischendurch auch immer wieder eigene Songs, die mal gut, mal weniger gut ankamen. Weil wir vor der Kaserne viele Wohnwagennutten stehen hatten und einer von uns auch die Leistungen von den Damen öfter in Anspruch genommen hatte, schrieb ich das Lied „Mandy-Ein Wohnwagen Am Straßenrand“, welches sehr gut ankam bei betrunkenen Soldaten. Seit dem Zeitpunkt mussten wir es auf jeder Feier spielen und so kamen wir auf die Idee, O.A.K.K. zu gründen und weiteren Blödsinn zu schreiben. Der Name O.A.K.K. basiert auf einem Witz, der nicht lustig ist: “Kommt ein kleiner Junge ohne Arme in die Küche und will die Keksdose auf dem Schrank erreichen. Kommt seine Mutter rein und sagt: „Ohne Arme keine Kekse” Wir wissen selbst, dass der Witz nicht gut ist, aber zu dem damaligen Zeitpunkt war er es schon. Also nahmen wir die Anfangsbuchstaben und nannten uns O.A.K.K.

Timmy die Toehle: Anfänglich haben wir, im ständigen Suff, unsere Web-Show gegründet, die da hieß „Ohne Arme keine Kekse - Die Wohnzimmer Show“. Diese lief beinahe wöchentlich über den Äther, in der wir verschiedene Gäste begrüßten, einige Lieder sangen, und einfach nur asi waren. Nachdem aber die Resonanz überwältigend war (nahezu bis zu über sechs User, die jede Woche einschalteten), und immer mehr Überhits daraus entstanden sind, wurde 2006 dann O.A.K.K. gegründet.

Flaming Flo:  Ja, als erstes gab es die „Wohnzimmershow“. Ich habe sogar noch die DVD Zuhause stehen. Wir machten jede Woche irgendeinen Scheiß und gingen damit live online. Es war nicht gut, aber dafür sehr schlecht!

O.A.K.K. flaming floFab: Beziehen sich Eure Texte, wie etwa „Sie Hat Gerochen“, auf Situationen, die Euch im realen Leben widerfahren sind?

Flaming Flo: Wie  bei „Mandy“ hat auch „Sie Hat Gerochen“ einen wahren Kern. Wir schreiben Lieder aus unserem Leben und die meisten Situationen haben wir auch selbst erlebt. Ausgenommen „Die Kacke Meiner Freundin“, den schrieben wir nur, weil eine Band wie O.A.K.K. auch einen Kotsong braucht.

Timmy die Toehle: Die Texte sind hauptsächlich aus dem Leben gegriffene Geschichten, die wir meistens natürlich auch im eigenen Leibe erlebt haben. „Sie hat gerochen“ ist by the way eine wirklich schöne Geschichte, wenn man den Gestank und den daraus resultierenden Brechreiz erst mal außer Acht lässt.

Fab: Was für Bands standen Pate bei O.A.K.K., was sind Eure Einflüsse?

Flaming Flo: Schwer zu sagen, wir treffen uns cirka ein mal im Monat, trinken ne´ Kiste Bier oder zwei zusammen, spielen irgendwelche einfachen Akkorde und singen dann einfach dazu. Die Texte schreib ich schon vorher und manchmal hab ich sogar das Grundgerüst schon auf der Gitarre komponiert. Zu zweit ohne Equipment (außer 2 Gitarren) ist man auch ein bisschen beschränkt. Wir hören beide Punk und Metal, aber wir sind einfach zu schlecht an der Gitarre, um sowas zu spielen, deshalb bleiben wir bei einfachen bei C-, D- und A-Akkorden und singen einfach drauf los, ohne irgendwelche Absichten jetzt wie die Band XY zu klingen. Die Songs nehmen wir dann auf und proben sie nie. Deswegen sind wir live auch so gut.

Timmy die Toehle: Nun, ich hörte einmal einen weisen Mann sagen: „Echte Rockstars brauchen keine Idole“... also ich würde sagen, O.A.K.K. hat sich selbst erfunden, und ist seiner Linie stets treu geblieben. Sicherlich gab es hier und da ein paar Anregungen, aber der Sound und die Idee kam nur von O.A.K.K.!

Fab: Wie würdet ihr den Still von O.A.K.K. selber bezeichnen? Schlager, Deutschrock, Folk, Straßenpunk?

Flaming Flo: Ich denke wir spielen „Worst-Rock“ oder auch „Wurstrock“. Keine Ahnung ob es sowas gibt, aber das trifft es am besten würde ich sagen.

Timmy die Toehle: Wurstrock oder Dill-Kartoffelsalat-Pop.

O.A.K.K. timmyFab: Die Versuche, die eigene Musik bei einem Label unterzubringen, war ja bis dato nicht von Erfolg gekrönt. Wie waren die Reaktionen der Plattenfirmen auf O.A.K.K.?

Flaming Flo: Nachdem wir uns gegründet haben, hatten wir unser erstes Demo in Eigenproduktion aufgenommen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, es war Silvester 2005/06 und wir sangen zehn Songs in ein Playstation 2 Mikro ein, erstellten ein Cover und verkauften das Demo bei der Bundeswehr, welches wir mit 124 CD´s gut abgesetzt haben. Hauptsächlich wegen dem „Mandy“ Song. Das Demo hieß „Zombies ham mein Freund gefressen“ und es enthielt sogar ein aufgeklebtes Streichholz mit dem Hinweis: „Wem´s nicht gefällt, der soll die CD öffentlich und fahnenschwenkend verbrennen“. Wir wussten damals schon, dass wir Scheiße waren. Mit der Überzeugung davon, dass wir so Scheiße waren, dass wir schon wieder gut waren, schrieb ich einige Punklabels an und hofften auf positive Anerkennung. Na ja, 98% haben gar nicht reagiert. Nur Impact Records schrieb mir ne Mail mit dem freundlichen Hinweis: „Jungs, hört bitte auf Musik zu machen…ihr seid Scheiße!“ Trotzdem war die Aktion doch erfolgreich, denn Bandworm Records wollten wirklich fünfzehn Demos haben und zahlten uns sogar drei Euro pro CD und nahm uns in ihren Mailorder auf. Einen Monat später ist der Preis einer O.A.K.K.-CD von fünf auf ein Euro gesunken. Unser zweites Demo „Manchmal voll und manchmal nicht“ wollten die dann aber nicht mehr haben, Hehe. Heute stellen wir unsere Songs einfach bei Youtube rein und vergiften das Internet mit unserem Schund.

Timmy die Toehle: Nur ne Frage der Zeit bis zur goldenen Schallplatte (...) oder gibt es schon braune Schallplatten mit Kackgeruch? Würde eher zu uns passen.

Fab: Einige Deutschrock Bands starten grade kommerziell voll durch, hofft ihr, dass auch O.A.K.K. davon profitieren könnte?

Flaming Flo: Da wir ja Worstrock spielen, erledigt sich diese Frage. Wir sind uns auch nicht sicher, ob O.A.K.K. den Worstrock erfunden hat. Nehme man das A.O.K. Album „Brombeerhagel“. Es ist wirklich schlecht, aber noch zu gut, um als Worstrock /Wurstrock bezeichnet zu werden. Somit sehen wir uns als die Pioniere des Worstrock/Wurstrock und hoffen damit eine Subkultur zu erschaffen, Hehe.

Timmy die Toehle: Da sich O.A.K.K. unter keinen Scheffel stellen lässt, sind uns sogenannte Deutsch-Rock-Stars relativ egal.

Fab: Neben der Musik bringt ihr ja auch Hörspiele raus, was hat es damit auf sich?

Timmy die Toehle:  Nun, mit den Hörspielen versucht O.A.K.K. auch andere Genre abzufassen. Die Hörspiele haben neben dem spaßigen Faktor auch eine pädagogische Seite, in denen O.A.K.K. erklärt, wie es sich beispielsweise mit der Umweltverschmutzung verhält, und was man dagegen machen muss. Kurzer Anriss der Geschickte. O.A.K.K. ist ein, vom Staat ins Leben gerufener Geheimdienst, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Böse in Form von Umweltsündern zu bekämpfen. Neben hochkarätigen Schauspielern wird auch viel Wert auf Hightech und Authentizität gelegt. Aber am besten, Ihr hört selber rein. Gibt es irgendwo auf Youtube zu hören.

Flaming Flo: Wenn wir die Hörspiele machen, können wir mehr saufen, weil wir dann nicht so schwere Griffe wie A- oder E-Moll greifen müssen, sondern nur irgendein Blödsinn ins Mikro sabbeln müssen. Ein enormer Vorteil ab Bier Nummer Zwölf.

O.A.K.K. bandFab: Was gibt es über das O.A.K.K. Festival zu berichten, das in diesem Jahr erstmalig stattgefunden hat?  Wird es ein zweites Suffestival geben?

Flaming Flo: Im Freundes- und Bekanntenkreis ist O.A.K.K. nicht mehr wegzudenken. Unsere Freunde haben den Wurstrock total verstanden und feiern O.A.K.K. live total ab. Wir hatten die Idee, mit zwanzig Leuten eine Gartenparty zu machen, und dann O.A.K.K.-Songs live zu spielen. Wir nannten das scherzweise S.U.F.F. Festival (schön und fett Festival). Jeder Gast sollte 15 Euro bezahlen und bekam dafür Bier, Schnaps, Essen und ne O.A.K.K.-Live-Show geboten. Doch aus den zwanzig Leuten wurden ganz schnell dreißig und mehr, so dass wir uns sagten, warum nicht ein wirkliches Festival auf die Beine stellen und noch ein bis zwei Bands dazunehmen? Die Idee kam gut an, und zum Schluss waren wir siebzig Leute und hatten sogar ‚ne fünf mal fünf Meter große Bühne, Sound- und Lichtanlage mit Monitoren und Boxen, vier Bands aus dem Metal/Punk/Stoner Bereich. Die Anlage und Lichtanlage haben wir umsonst von guten Bekannten bekommen, die sichtlich Spaß an der Idee hatten. Die Bands kamen auch aus unserem Umkreis und spielten umsonst. Unsere Bühne haben wir selbst gebaut und von den 15 Euro Eintritt  pro Person bezahlt. O.A.K.K. waren natürlich Headliner und spielten konsequent nach drei Songs die Halle leer. Nur der harte Kern, der den Wurstrock liebte, blieb vor der Bühne und feierte mit uns, immerhin dreißig Leute. Die anderen Bands waren natürlich richtige Bands und proben nicht so wie wir nur ein mal im Jahr, Hehe. Wir konnten nicht nur die Bühne mit den Einnahmen bezahlen, sondern hatten auch massig Freibier, Schnaps und Essen für alle. Es war ein voller Erfolg, es wird definitiv ein zweites SUFF geben.

Timmy die Toehle: Das Suffestival ist auch eine von O.A.K.K. ins Leben gerufene Aktion, in der wir nicht nur dem Alkohol frönen, sondern auch Gutes tun. Neben diverser Spendenaktionen wollen wir natürlich lokale Bands die Chance geben, neben Größen auf der Bühne zu spielen und sich zu beweisen. Dieses Jahr waren natürlich wir der Headliner, und die Fans waren überwältigt. Nicht nur durch Flori seine überragende Stimmgewalt, sondern auch durch Showeinlagen konnten wir die Massen begeistern. O.A.K.K. hat es als einzige Band geschafft, die Halle in binnen weniger Minuten leer zu spielen! Das soll uns erst mal einer nachmachen!

Fab: Timmy die Toehle, ist es wahr, dass Du schon mal bei „Deutschland sucht den Superstar“ aufgetreten bist?

Timmy die Toehle: Ja, das stimmt. Allerdings war ich so gut, dass ich erst gar nicht zur Eigentlichen Jury vor durfte. Die haben halt mein Talent noch nicht erkannt.

Flaming Flo: Ich weiß nur, dass Timmy als Jugendlicher absoluter Michael Jackson Fan war und auch dessen Show mit Tanz und Gesang imitierte, er hat sogar Preise gewonnen, Hehe. Leider baut er dieses Talent nicht in die O.A.K.K. Show ein. Ich würde gerne einen fetten blassen Typen sehen, der zu unseren Songs den Moonwalk macht. Das ist Worstrock!

Fab:  Danke für dieses fantastische Interview.



Autor: Fabian Bläckout