GRAVE DIGGER, WIZARD, PARAGON, GUN BARREL

Osnabrück, Rosenhof, 02.10.2013

In diesen Herbsttagen überlegte das Wetter, ob es noch Sommer sein soll, oder schon kühler werden will. Die Nächte hatten sich bereits entschieden und legen kühle Temperaturen im deutlich einstelligen Bereich vor. Im kleinen Raucherkeller des sonst recht geräumigen Rosenhofes, die Location war einst ein Kino, nahm man das Wetter draußen sekundär wahr, denn die geöffneten Kellerfenster versorgten den Raum zwar mit kalter, aber auch mit frischerer Luft. Oben im Saal war bereits angerichtet, und die ersten Metaller harrten in den ersten Reihen dem Beginn entgegen.

 

GUN BARREL rolfNach der Wartezeit legten Gun Barrel aus Köln endlich los, und eröffneten den Abend. Bereits fünf Alben haben sie auf dem Konto, und der Release ihres Aktuellen „Brace For Impact“ hat sich auch schon einmal gejährt. Dennoch oder gerade deswegen entstand bereits nach den ersten Noten Bewegung, die über ein bloßes Mitwippen hinausging. Von den Domstädtern erwartete man zügiges Uptempozeugs, und sie enttäuschten nicht. Ihr Mainman Rolf Tanzius an der Gitarre, mit seinem Gerät permanent in Stellung zur Attacke, ist der Aktivposten der Bande, und jederzeit ein Blickfang. Um ihren Bassmann „Tomcat“ Kintgen hing wieder sein weißer, beleuchteter Fünf-Saiten-Bass, der die Punkte der Bünde rot erstrahlen ließ. Ein paar Schreie vom Shouter fügten sich ein, gefolgt von der Vorstellung ihres tighten Drummers Toni, der ohne Mikro dem Publikum ein „Habt ihr noch Bock?” zurief, und derweil etwas mit langsam werdenden Beats mit der mitklatschenden Audienz spielte. Leider war nach dreißig Minuten schon das Ende ihres Rock ‚n’ Roll getränkten Sets erreicht. Die Hintergrundmusik zum Umbau kam schon aus der Anlage, als die Band sich zur Verabschiedung noch einmal gemeinsam vor ihr Publikum stellte.

 

PARAGON wolfgangSchon gleich zu Anfang ihres Sets performten Paragon „Iron Will“, den Losleger ihrer aktuellen Scheibe „Force Of Destruction“. Dem Fünfer aus Hamburg blieb im Gegensatz zum Vierer zuvor noch etwas weniger Platz auf der Bühne zum Performen, denn das Drumkit der Supportbands stand noch vor dem Abgedeckten des Headliners. Doch den roughen Powermetallern aus der Hansestadt merkte man das nicht an, denn sie konnten mehr als nur mit ihren Songs punkten. Nach dem Weggang von Gitarrist Günter Kruse, der jetzt bei Black Hawk zockt, kam Neuklampfer Jan Bertram dazu, der sich mit Wolfgang Tewes die Soli teilte. Ein zusätzliches Spotlight wurde den Gitarristen bei den Soli gegönnt, sonst hatten die ersten drei Bands heute nur spärliche Beleuchtung. „Gods Of Thunder“ und „Tornado“ vom aktuellen Album wurden raus gehauen, so wie auch der Pflichtsong „Palace Of Sin” vom „Law Of The Blade“ Longplayer. Ein paar Zurufe von Songwünschen wurden erhört, denn Shouter Andreas Babuschkin entgegnete: „Zählt ruhig alle unsere Songs auf, die wie auf unseren letzten zehn Alben haben, wir können heute eh nicht alle spielen!“ Und recht hatte er, denn es befinden sich tatsächlich zehn Alben in ihrer Diskographie, und abermals war eine Spielzeit von dreißig Minuten als unzureichend zu erachten, die mit „Armies Of The Tyrant“ enden musste.

 

WIZARDGleiches Szenario der Umstände galt danach auch für Wizard, die sich heute besonders eloquent in den Set einfügten. Nicht nur musikalisch ins Set passend, sondern auch stimmungstechnisch mit dem Publikum auf Ballhöhe, gingen schon beim ersten Song die Arme nach oben. Sie haben zwar auch schon ganze zehn Scheiben gemacht, aber im Gegensatz zu den anderen Bands im Billing eine Brandneue dabei, und die titelt „Trail Of Death“. Insgesamt fiel bei der Optik aller Bands heute Abend auf, dass wenig Bandshirts getragen wurden, von der Eigenwerbung durch zwei Shirts von Paragon und Gun Barrel mal abgesehen. Doch Lederoutfits sind im Genre nun auch nicht unpassend, wie auch bei Shouter Sven zu beobachten war. Doch wenn man sich aber als Flying-V-Gitarrist mit einer Mütze bekleidet, und in Maschinengewehrpose aus der Hüfte spielt, lässt man automatisch Vergleiche zu Michael Schenker wach werden. Sonst wurde viel mitgesungen, und nicht nur nach „Black Death“ vom neuen Album bekam Sven Bier aus Publikum gereicht, der jedes Mal dankend annahm. „Defenders Of Metal“ beendete ihren ebenfalls zu kurzen Set. Positiv zu vermerken blieb jedoch, dass das Drumkit nicht wie in Holland vor zwei Jahren in den Fotograben getrommelt wurde.

 

GRAVE DIGGER axelDer Headliner ist natürlich auch immer der Platzhirsch. Egal, ob eine längere Umbauzeit in Anspruch genommen wird, oder alleinig auf maximale Beleuchtung zugegriffen werden kann. Während man sich noch darüber Gedanken machte, ob wenigstens die Zeit nicht besser auf dem Konto der guten Supportbands gestanden hätte, erwischten die Grabschaufler einen grandiosen Start vor der Backline mit den Cover ihres „Clash Of The God“ Albums, das nun auch schon ein Jahr auf dem Buckel hat. Noch gar nicht buckelig schien ihr Keyboarder zu sein, der als Reaper verkleidet über der Backline hervorschaute. Wohl ebenso frisch wie das Gezapfte im Becher, das dem Shouter Chris aus der ersten Reihe zum Konsum entgegengehalten wurde. Mit den Worten „Ich bin Antialkoholiker, mein Freund!“ fand Chris nicht nur hier klare Worte, denn wenn mal nicht genug mitgeklatscht wurde, fanden auch schon mal Schimpfworte den Weg inGRAVE DIGGER chris sein Vokabular. Nach „Valhalla“ flog ein Bierbecher auf die Bühne, wo Chris dem Werfer eine ernste Unterlassensansage entgegnete. Genau hier waren deutliche Worte auch mal angebracht. Den Grave Digger Sound mit nur einer Gitarre kann man zwiespältig sehen. Einerseits hat Flitzefinger Axel Ritt alles drauf, nicht eintönig zu klingen. Doch wenn Axel nicht alles alleine machen müsste, könnte andererseits der Sound fetter kommen, als es bloß eine Gitarre kann. Dafür stimmte die Crowd viele „Ohoho“-Chöre an, und feierte die Band zu den Songs „The House”, „The Dark Of The Sun“, “The Reaper” und einem “Baphomet”-Medley mit vielen Spielereien an der Gitarre, die Axel gelegentlich gegen eine andere schwarz-weiß gestreifte austauschte. Natürlich durften die Songs „Excalibur“ und „Rebellion“ nicht fehlen, sowie zwei Zugaben. Die letzte davon erfüllte die Erwartungen nach dem Wunsch, dass „Heavy Metal Breakdown“ den Gig beschloss, und auch der Höhepunkt des Auftritts wurde. Es war schön, mal wieder Grave Digger gesehen zu haben, und die Fans zu treffen, die in der eigenen Freundesliste Rang und Namen haben.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer