JUDAS PRIEST - BRITISH STEEL


Label:COLUMBIA
Jahr:1980
Running Time:36:03
Kategorie: Classics
 

Die Band Judas Priest ist ein guter Beweis dafür, dass Heavy Metal nicht erst seit der NWoBHM (ca. 1978-1983) existiert. Dies belegt auch die Tatsche, dass die Begrifflichkeit und der Ursprung des Wortes „Heavy Metal“, als Terminus um eine musikalische Richtung einzugrenzen oder darzustellen, chronologisch nie ganz dingfest gemacht wurde. Die 1969 in Birmingham gegründete Band, die schon früher aktiv war und daher nicht aus der Bewegung entstand),  brachte schon vor 1978 mit „Rocka Rolla“ (1974), „Sad Wings Of Destiny“ (1976) oder „Sin After Sin“ (1977) einen ganzen Haufen spezifischer, subgenretypischer Alben raus und ist somit eine ganze Ecke älter als Saxon, Jaguar, Blitzkrieg, Fist oder Tygers Of Pan Tang. Dennoch ist gerade das 1980er Album „British Steel”, für mich einer der prägnantesten und eklatantesten Meilensteine der Ära NWoBHM, die Zeit, als der Metal die Welt eroberte. Dies liegt sicher auch am späteren Erfolg der Band, der auch seine Schattenseiten hatte. Im Jahre 1985 wurde gegen die Band Anklage erhoben. Die vermeintlichen Rückwärtsbotschaften im Song „Better By You, Better Than Me“, einem Coversong der englischen Bluesrock Band „Spooky Tooth“ welcher sich auf dem „Stained Class“ Album von Judas Priest befindet, sollten für den Suizid zweier US- amerikanischer Jugendliche in Nevada verantwortlich sein. Die Band wurde Seitens der Anklage beschuldigt, die satanische Musik von Judas Priest hätte die Jugendlichen zu solch einer Tat verleitet. Die Band wurde später freigesprochen. Der Prozess wurde 1991 in der Dokumentation „Dream Deceivers: The Story Behind James Vance vs. Judas Priest“ aufgearbeitet.

Benannt wurde das Album „British Steel“ nach einem der größten Britischen Stahlhersteller. Der Titel des Albums kam nicht von ungefähr, assoziiert man doch mit ihm den harten Alltag der Arbeiterklasse in der Schwerindustrie. Musik kann auch immer eine Reflektion der eigenen Lebenswelt sein, so sagte Ozzy Osbourne 1998 über Birmingham: „Damals ging noch dieser ganze Hippie- Mist ab und für uns war das echt Bullshit. Wir lebten in Birmingham, in einer tristen, dreckigen, trostlosen Stadt und waren wütend darüber, und das spiegelte sich in unserer Musik wider“ (zit. aus Ozzy Osbourne Talking, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag).

JUDAS PRIEST band“Breaking The What?…Breaking The What?… Breaking The Laaaw!“ So lautet die Ansage zum wohl bekanntesten Song des Albums. Rob Halford´s Interaktion mit dem Publikum, welche einen Song einleitet, der in keinem Judas Priest Liveset fehlen darf. Das Gitarrenriff, das dann einsetzt, kennt jeder. Es weißt die typischen Melodie- Phrasierungen auf, welche den Priest-Sound seit je her bestimmten. Der Text ist eher sozialkritisch zu betrachten. Er spiegelt das Leid einer desillusionierten, ihrer Zukunft beraubten Jugend wider, deren Leben von Arbeitslosigkeit und Frustration bestimmt wurde. Auf dem gesamten Album finden sich auch immer mal wieder sehr gute Soundeffekte, wie etwa das klirrende Glas, eine Schublade voll Löffel in „Metal Gods“ und die Polizeisirene in „Breaking The Law“. Die musikalische Schnittmenge der neun Stücke des Albums transportiert etwa mit der Hymne „United“ oder der Party-Nummer „Living After Midnight“, die nötige Vielschichtigkeit; „Metal Gods“ wartet mit einem punktierten Riff auf, welches den Refrain des Stückes perfekt trägt. Das achte Stück „The Rage“ weißt leichte Reggae Anleihen auf und entpuppt sich als Ruhepol des Albums. Mit der letzten Nummer „Steeler“ gibt es dann noch einen Priest-typischen Rausschmeißer. Schlechte Songs sucht man hier vergeblich. Die Stimmphrasierung von Rob Halford´s Falsett Gesang ist im Metal sicher einzigartig und brachte dem Sänger den Namen „Metal God“ ein. Aber auch das Gitarrenduo Glenn Tipton / K.K. Downing war nicht minder Verantwortlich für den Erfolg dieser englischen Legende. Ein geniales Albumcover veredelt das sechste Studioalbum „British Steel“, bei der die Urversion zusätzlich noch verlaufendes Blut zeigte, doch auch ohne in seiner massenkompatiblereren Version seine Wirkung nicht verfehlt: Ein dunkel belichtetes Foto einer Hand, welche eine überdimensionale Rasierklinge hält. ... Priest!

Tracklist:
01 Breaking The Law
02 Rapid Fire
03 Metal Gods
04 Grinder
05 United

06 Living After Midnight
07 You Don’t Have To Be Old To Be Wise
08 The Rage
09 Steeler

Rob Halford: Lead Vocals
Glenn Tipton: Lead Guitars
K.K. Downing: Lead Guitars
Ian Hill: Bass
Dave Holland: Drums

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Fabian Bläckout


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