Das zwölfte Swordbrothers lockte wieder einmal die Fans des guten Geschmacks nach Andernach. Im Billing gab es ein paar kleine Veränderungen, da Invader und Holy Martyr nicht antreten konnten. Doch zum Glück waren gerade die Haudegen aus der New Wave Of British Heavy Metal von Blitzkrieg auf der Straße, die ihren Auftritt zusagten. Dafür dass das Wetter draußen und die gesperrte Autobahnabfahrt Andernach nicht ins negativ ins Gewicht fielen, sorgten neben dem Headliner von Morgana Lefay noch weitere acht Bands, und eine ausgelassen gute Partystimmung der Fans.
Die Holländer von Lord Volture durften heute den Anfang machen. Shouter David war zunächst noch etwas steif, aber das ist ja auch kein Wunder, wenn der Wecker erst kurz nach Eins anzeigt. Trotzdem gabs nach den ersten Stücken mehr als Achtungsapplaus. David sagte ein neues Album an, das im Sommer bereits aufgenommen wurde, und in Kürze erscheint. Ihre Aufsteller zeigten noch das „Never Cry Wolf“ Cover aus 2011. Die Songs bewegten sich im Uptempo, versehen mit langen Sangesnoten darüber, wozu Band und Publikum langsam mehr und mehr auftauten. Zum Finale riss die Band die Gitarren hoch bis über ihre Köpfe, um noch einmal die komplette Aufmerksamkeit der Audienz zu bekommen, doch die war just in diesem Augenblick etwas abgelenkt, da Jutta Weindold und Charles von Morgana Lefay im Saal auftauchten. Das konnte einen gelungenen Auftritt des Fünfers jedoch nicht trüben. (Joxe Schaefer).
Als nächstes waren die Engländer von Iron Knights dran. Mit den Worten „We Are From Englad” stellte sich der Vierer auch vor. Ihr jüngstes Album „New Sound Of War“ nahmen sie noch unter ihrem alten Namen Stuka Squadron auf, und auf dem präsentierten sie sich mit ziemlichen Arschtritt, von dem hier und heute nicht die ganze Ladung rübrkam. Sie wurden aber durch ihren Sänger irgendwie einen gewissen Coretouch nicht los, und das hatte nichts mit seinen Baggypants zu tun, sondern mehr mit dem Einsatz seiner Stimme. Das bunte Dekor der Gitarre erinnerte an Steve Vai, den man in seinen Soli auch heraushören konnte. Leisere Parts und Speedattacken waren bunt mit in den Songs enthalten, doch so wirklich punkten konnten Iron Knights heute nicht, und verschwanden plötzlich nach dem letzten Track. Ein etwas unrühmliches Ende. (Joxe Schaefer).
Völlig klar, dass eine Band aus der Zeit der New Wave Of British Heavy Metal seine Speilzeit eigentlich viel später im Billing finden würde. Doch Blitzkrieg sollten zu späterer Stunde dieses Tages noch einmal in Holland spielen, und sprangen für die Italiener von Holy Martyr ein, welche ihre Teilnahme am Swordbrothers wegen Besetzungsproblemen abgesagt hatten. Völlig klar war auch, dass viele Besucher gerade Blitzkrieg sehen wollten, und es dadurch schon sehr voll in der Halle wurde, sogar bis zur Bühne, wo erstmalig heute amtlich Haare flogen. Mit Gründungsmitglied Brian Ross am Mikro, gab es in der Band sonst neuere Gesichter, wie zum Beispiel sein Sohn Alan Ross, den er als sein ‚Baby Boy’ vorstellte. Mächtig Applaus bekam Brian für die Ansage, einen Song ‘about’ Judas Priest zu spielen, und nicht von Priest. Jedenfalls trug er auch halfordmässig Hanschellen am Gürtel. „Pull The Trigger“, das man auch von Brians anderer Band Satan kennt, welche ebenfalls NWoBHM Veteranen sind, fand gleichermaßen Anklang wie “Inferno” von ihrem ersten Album. Seine Mitsingspiele mit dem Publikum unterstrichen die Beliebtheit der Band bei den Anwesenden. Letztenendes zeigte sich das Publikum schon früh sehr begeisterungsfähig, bei einer Band wie Blitzkrieg auch völlig klar, auch wenn sie nicht mit „Blitzkrieg“ besiegelt hätten. (Joxe Schaefer).
Hartes Brot für jede Band, die ihre Spielzeit danach hat. In diesem Falle waren das In Aevum Agere aus Neapel, welche das Swordbrothers begeistern sollten. Natürlich konnten sie nicht auf eine so große Kiste Hits wie ihre Vorgänger zurückgreifen, doch sie hatten ein Album wie „The Shadow Tower“ im Gepäck, für das sie beachtliche Kritiken bekamen. Die Linkshändergitarre von Bruno Masuli, der sich bei In Aevum Agere auch um die Vocals kömmert, ging routiniert zur Sache, und konnte sich mit seinen beiden Mitstreitern an Bass und Drums beachtlich schlagen, gemessen an den Publikumsreaktionen, denn Songs wie “Iniquitous Judgement” haben schon Potenzial. Dennoch hätten die Vocals etwas kräftiger ausfallen dürfen. (Joxe Schaefer).
Blood Fire Death titelte ein Album der unvergessenen Bathory um Alleinherrscher Quothon (R.i.P.), nämlich sein Viertes aus 1988. Im Business haben bereits viele Musiker aus Respekt Tributes geliefert, wie unter anderem Alan von Primordial. Sonst wäre es nicht möglich, diese Songs mal auf einer Bühne zu erleben, denn Bathory traten nie live auf. Im krassen Gegensatz dazu standen nun aber aber sechs Mann auf der Bühne, mit zwei Gitarren und Keyboard. Auch eine Akustikgitarre kam zum Einsatz. Insgesamt klang auch alles kompatibel nach der Bathory-Zeit um das „Hammerheart“ Album, allerdings ohne das Böse, das auf den Bathory-Scheiben mitschwebte. Der heimische Sechser konnte sonst seine Liebe zum Detail nicht verbergen, obwohl Kurzhaarigkeit Trumpf war. Allerdings heißt es ja auch Headbanging und nicht Hairbanging. (Joxe Schaefer).
Wie viele echte Urgesteine gibt es unter den Metallern? Vor Jutta Weinhold und ihrer Vergangenheit bei Zed Yago muss man jedenfalls Respekt haben. Einerseits steht Jutta schon seit den Endsechzigern am Mikrofonständer, und andererseits kann sie heute noch unter dem Banner der Jutta Weinhold Band begeistern. Reichlich fit für ihr Alter durfte man sich auf Songs der Zed Yago-Ära wie „Stay The Course“ und „The Spell Form Over Yonder“ freuen, die sie so beachtenswert agil interpretiert wurden, dass sie drei Schweissbänder pro Arm für erforderlich hielt. Das Zed Yago Debütalbum ist auch bei CROSSFIRE unter den Classic-Reviews zu finden. Gegen Ende mussten noch ihre Schuhe weichen, und sie holte die Fans für den „Black Bone Song“ mit auf die Bühne. Zu „Rebel Ladies“ zum Schluss durften die Bangerinnen gleich dort bleiben, und einige kamen noch dazu, dass mit einer großen Zahl weiblicher Besucher auf der Bühne das Songkonzept aufging. Wenn wir mal ihr Alter erreicht haben, wollen wir auch noch so rocken. (Joxe Schaefer).
Damals trennten sich Tomi Göttlich und Uwe Lulis von Grave Digger und gründeten Rebellion. Heute berufen sie sich auf eine eigene Discographie und haben trotz einiger Wechsel im Line-Up (Uwe musste auch ausscheiden) noch immer reichlich Kielwasser. Shouter Michael Seifert trat heute schon mit Wolfchant auf dem parallel laufenden Turock Open Air in Essen auf, von wo aus er flugs nach Andernach eilte. Gerüchte über ein Jetleg wurden nicht bestätigt. Dazu gab es auch keinen Grund, denn Michael und Rebellion legten einen amtlichen Gig auf die Bretter, und gaben sich lebendiger als auf Platte. „Das macht Spaß mit Euch“ waren die bedankenden Worte, bis wieder Gitarrenduelle kredenzt wurden. Leider befand sich „Miklagard“ heute nicht in der Setlist, dafür aber „Rebellion“. (Joxe Schaefer).
Drei Longplayer und eine EP haben die Briten von Shadow Keep in der Hinterhand; das Aktuelleste ist aus dem Jahre 2008. Und sie konnten das Swordbrothers coheadlinen. Ihre Bandgeschichte geht bis in das Jahr 1999 zurück, und irgendwann habe ich sie einmal mit Vicious Rumors in Tilburg gesehen. Ihre Mischung aus Power und klassischem Metal ging auch diesmal wieder voll auf, womit sie völlig passend auf diesem Festival spielten. Gitarrist Chris Allen trug eines der coolsten Shirts auf dem Festival, nämlich eins von Crimson Glory mit dem „Transcendence“ Cover. Musikalisch wurde auf die Knaller „Believe“ und natürlich „Dark Tower“ nicht verzichtet. Der Brecher „Murder“ von ihrem ersten Album „Corruption Within“ blieb allerdings heute ungespielt. Trotzdem Daumen hoch für einen geilen Gig. (Joxe Schaefer).
Was dann Morgana Lefay auf der Bühne ablieferten, war eine Lektion in Sachen Heavy Metal Reinkultur! Für mich bleibt es weiterhin schleierhaft, weshalb diese Band es nie an die Spitze der Heavy Metal Gilde geschafft hat, bringt sie doch eigentlich alle Voraussetzungen dazu mit. Klar, Mitte der 90er Jahre war das Eis für traditionell orientierte Metal Bands dünn, trotzdem wäre der Band eine erfolgreichere Karriere zu wünschen gewesen. Schwamm drüber, konzentrieren wir uns auf den genialen Moment im Banne der Dampfwalze an diesem Abend. Die fünf Schweden stiegen mit „The Source Of Pain“ gleich mit dem ersten Klassiker des legendären „Maleficium“ Albums in den Set ein, und dieser hatte es wirklich in sich. Zu meinem Erstaunen wurden alle Alben der Diskographie mit mindestens einem Song berücksichtigt, wobei einige Stücke gespielt wurden, die schon lange nicht mehr zu Liveehren kamen (z.B. „Symphony Of The Damned“ vom gleichnamigen Debütalbum). Ich hatte die fünf Knalltüten aus Bollnäs im Jahre 2000, als sie zwischenzeitlich unter dem Namen Lefay agierten, letztmals live gesehen. Ihr Ruf als exzellente Liveband eilt den Nordländern eigentlich seit Beginn ihres Bestehens voraus, und wurde auch an diesem Abend wieder eindrücklich unter Beweis gestellt. Vor allem die Gitarrenfraktion und Sänger Charles sind von der Bühnenpräsenz her super aufeinander abgestimmt, auch wenn die Band in den letzten Jahren recht selten aufgetreten war. Was die beiden Gitarristen Tony und Peter an präzisem Stakkatoriffgewitter aus ihren Äxten abfeuerten, war allererste Sahne. Kombiniert mit der Doublebasslawine von Stöckchenschwinger Pelle und dem treibenden Bass von Fredrik entstand damit ein Druck, den ich im Livesound einer Band selten zu hören bekommen habe. Die Band ließ sich auch durch die zwischenzeitlichen Probleme beim Bass Sound nicht aus der Ruhe bringen, und machte unbeirrt vorübergehend ohne ihren Tieftöner weiter. Das erstaunliche dabei war, dass auch ohne Bass immer noch mächtig Druck aus den Boxen kam. Welche Band kann das schon von sich behaupten? Untermauert wurde die präzise musikalische Darbietung durch ein schweißtreibendes Stageacting. Vor allem Sänger Charles rannte in gewohnter Manier, und an einen geistig Durchgeknallten erinnernd, über die Bühne. Generell kann man sagen, dass die Band eine extreme Spielfreude an den Tag legte, und durch die euphorischen Publikumsreaktionen noch zusätzlich angestachelt wurde. Ich habe selten auf einem Swordbrothers Festival einen Headliner gesehen, der derart abgefeiert wurde wie die fünf Schweden an diesem Abend. Der offizielle Set wurde durch „Maleficium“, einem der Bandklassiker vom gleichnamigen 1996er Album, beschlossen. Das begeisterte Publikum wollte allerdings mehr, und so konnte man die Band für ein wändeerschütterndes „State Of Intoxication“ auf die Bühne zurück beordern. Nach diesem Klassiker war dann jedoch endgültig Feierabend. Trotz minutenlanger Schreierei und Klatscherei seitens des Publikums konnte man die Band nicht mehr auf die Bühne zurück locken. Das war einerseits etwas Schade, denn auch ich hätte gerne noch den einen oder anderen Bandklassiker (z.B. „Dying Evolution“, „Cold World“ oder „Child Of Time“) mehr zu Ohren bekommen. Andererseits hatte die Band an diesem Abend wirklich eine Meisterleistung abgeliefert, die keinen Anwesenden des Festivals unglücklich zurück gelassen haben dürfte. Ich habe jedenfalls nur strahlende und erschöpfte Gesichter gesehen. Es könnte durchaus sein, dass dies einer der letzten Gigs der Band gewesen war (zumindest in unseren Breitengraden). Daher bin ich um so glücklicher, dabei gewesen zu sein. (Steph Bachmann).
Setlist:
The Source Of Pain
End Of Living
Master Of The Masquerade
Rooms Of Sleep
Another Dawn
When Gargoyles Fly
Victim Of The Inquisition
Face Of Fear
Angels Deceit
Save Our Souls
Nowhere Island
The Boon He Gives
To Isengard
I Roam
Hollow
Symphony Of The Damned
In The Court Of The Crimson King
Maleficium
State Of Intoxication.
Am 13.09.2014 findet das dreizehnte Swordbrothers Festival statt, und es soll das letzte sein. Dafür wurden schon mal bestätigt: Jack Starr´s Burning Starr und die Belgier von Ostrogoth.