ARKHAM WITCH - Wir wollen Euch alle kriegen!


Ich habe schon seit einiger Zeit eine Schwäche für Arkham Witch. Ihr Demo 2009 gefiel mir sehr gut. Danach habe ich sie etwas aus den Augen verloren. Bis im Februar dieses Jahres, als ich dass neue Album „Legions Of The Deep“ mit seinem genialen Cthulhu-Cover sah. Jowita von Metal On Metal Records drückte mir dort eine Gratis-CD zwecks Review und Interview in die Hand und für mich ist es eines der allerbesten Alben des letzten Jahres. Auf der Warm Up-Party des Headbangers Open Air habe ich die Band dann endlich mal live gesehen und persönlich getroffen. Auf dem H:O:A waren sie ebenfalls als Fans anwesend und so nahm ich die Gelegenheit beim Schopf, und interviewte die Band live in der Umbaupause vor Megahera.

logoDaniel: Hi Simon! Bitte erzähl uns doch zunächst über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Arkham Witch!

Simon: Tja, Arkham Witch kam zustande, weil wir zu viele Songs für unsere alte Band The Lamp Of Thoth hatten und ich eine Möglichkeit brauchte, sie aufzunehmen. Also haben Emily und ich Arkham Witch als reines Studioprojekt gegründet, um unsere nicht verwerteten Songideen nicht zu vergessen. So entstand dann auch 2009 unser Demo. Wir brachten es heraus und suchten nach Auftrittsmöglichkeiten. Das Demo kam aber unerwartet gut an und wir mochten die Songs auch so sehr, dass wir sie live spielen wollten. So dachten wir darüber nach, daraus eine neue Band zu formen und geeignete Leute dafür zu suchen. Uns war von Anfang an klar, dass wir nur in unserem Freundeskreis suchen würden, wer am besten zu uns passt. Und wir fanden in John Demaine einen geeigneten Bassisten. Später trafen wir Aldo in einer Kneipe, erzählten ihm davon und fragten ihn, ob er nicht auch in die Band wollte. Er sagte zu und wir fingen an, intensiv an der Band zu arbeiten und Konzerte zu spielen. Alles lief wie am Schnürchen. All das geschah aber eher zufällig, hehe! Was die Veröffentlichungen angeht, da haben wir zuerst das “Demo 2009”, dann das erste Album “On Crom´s Mountain”, das 2011 bei Barbarian Wrath erschien, und schließlich “Legions Of The Deep”, das 2012 bei Metal On Metal Records erschienen ist.

Aldo: Sehr, sehr bald wird auch eine neue EP von uns erscheinen, die „Hammerstorm“ heißen wird. Das wird cool, wenn sie draußen ist. Vielleicht ist es auch schon nächsten Monat so weit.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Simon: Na ja, ich denke, das ist bei allen Bandmitgliedern unterschiedlich. Was mich betrifft, sind das hauptsächlich Reverend Bizarre, Saint Vitus, Pentagram, Cirith Ungol, Blue Öyster Cult, Raven usw. Das sind die Bands, bei denen wir am liebsten klauen, haha!

Daniel: Eure Texte haben oft okkulte Inhalte, die auf der Literatur von H.P. Lovecraft oder Robert E. Howard basieren. Welche anderen Autoren, Bücher oder Filme magst Du noch, die Dich zu Texten inspirieren? „Blood On Satan´s Claw“ (deutscher Titel: “In den Krallen des Hexenjägers”) weiß ich schon, weil ich ihn selber auf DVD habe, hehe…

Simon: Na ja, das ist halt eines meiner Steckenpferde. Manchmal passt es einfach perfekt zur Musik und manchmal denke ich z. B. an eine Geschichte von Robert E. Howard, die ich besonders gerne vertonen will. Und dann entsteht etwas daraus, zuerst das Riff und dann alles Andere. “Blood On Satan´s Claw” ist ein gutes Beispiel, weil der Song erst aufgrund des Titels entstanden ist. Ich habe darüber nachgedacht und mir fiel diese Textzeile dazu ein: ´Hey you, you motherfucking whore…´, haha! Und das ist eigentlich schon alles, worum es bei diesem Song geht. Andere Autoren, die ich gerne lese, sind  z. B. Montague Rhodes James, Arthur Machen, kennst Du “The Terror”?

Daniel: Ja, habe ich auch!

Simon: Clarke Ashton Smith usw. So was halt…

Daniel: Das ist genau das Zeug, was ich auch so lese, haha!

Simon: Echt? Cool, hehe!

Daniel: Euer Demo 2009 und die Compilation “Rough As Old Arseholes” sind nur als MP3-Dateien auf Eurer Bandcamp-Seite als Dowload erhältlich. Warum habt Ihr Euch für diese moderne Art und Weise entschieden? Ich meine, Euer Debüt “On Crom´s Mountain” gibt es auch als professionelle Fabrikkassette, was wiederum sehr oldschool ist…

Simon: Ja, Aldo und ich gehörten nicht mehr der Vinylgeneration an. Wir haben uns damals alles auf Kassette gekauft. Als wir jung waren und angefangen haben Heavy Metal zu hören, hatten wir alles auf Kassette. Als uns Metal On Metal Records dann sagten, dass sie auch fabrikgefertigte Kassetten von uns herausbringen wollten, haben wir uns einen Ast gefreut, weil das unsere Zeit war, weißt Du? Na ja, und das mit den Downloads haben wir eigentlich nur gemacht, um die Musik irgendwie zugänglich zu machen, weil es sonst viel zu organisieren gibt. Wir wollten diese Sachen veröffentlichen, hatten diese Demos fertig und wollten, dass die Leute sie hören konnten. Also haben wir sie auf unserer Bandcamp-Seite zum Download angeboten. Weißt Du, wenn Leute daran Interesse haben, können sie sich die Songs einfach runterladen und wir können das Geld dann in die nächste Produktion stecken.

Aldo: Tja, wir haben nun mal alle unsere geregelten Jobs. Wir können von unserer Musik nicht leben. Wir können uns nicht alles leisten. Also ist es manchmal einfacher, das Zeug digital zu verkaufen, um Geld anzusammeln und für das Studio zu sparen.

arkham witchDaniel: Aber findet Ihr es den nicht viel schöner, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten, als bloß so lieblose MP3-Dateien auf einem Rechner oder i-Phone zu haben?

Simon: Doch, klar! Für mich ist eigentlich eine Vinylveröffentlichung mit einem Download-Code am besten. Aber wenn Du Deine eigene Veröffentlichung auf Vinyl oder Kassette in den Händen hältst, ist es schon etwas Besonderes, weil Du das Gefühl hast, etwas mit Deiner Musik erreicht zu haben.

Daniel: Wie seid Ihr überhaupt mit Metal On Metal Records in Kontakt gekommen?

Aldo: Nun, wir sind mit Nomad Son in Kontakt und Albert Bell, ihr Bassist, ist ein guter Freund von mir. Als er mit seiner Band bei Metal On Metal Records unterschrieben hatte, erzählte er mir, wie sehr sie sich reinhängen und wie oldschool sie sind. Also haben wir ihnen eine E-Mail geschickt, uns angeschaut, was sie so gemacht hatten, mochten es und dachten uns, dass wir dort gut hinpassen würden und die Zusammenarbeit mit ihnen läuft sehr gut. Jowita hatte uns zuvor auf der “Doomsday”-Tour gesehen und sie fand gut, was sie sah. Und seitdem arbeiten wir zusammen.

Daniel: Jowita von Metal On Metal Records malt auch Eure Albumcover. Sie sehen richtig geil aus! War das alles vorher so geplant oder ergab sich diese Zusammenarbeit erst, nachdem Ihr dort unterzeichnet hattet?

Aldo: Nein, erst als wir bei ihnen unterzeichneten, haben wir erfahren, dass sie eine Künstlerin ist, und wir mögen ihre Werke sehr. Sie erwähnte es uns gegenüber und erzählte uns, dass sie immer schon einmal etwas Lovecraft-mäßiges mit Cthulhu malen wollte. Wir meinten dann zu ihr, sie sollte mal einen Entwurf machen und als wir es sahen, hat es uns umgehauen. Wir lieben das Bild! Es ist einfach großartig!

Daniel: Ich finde, dass das Cover perfekt für eine Vinylveröffentlichung ist! Gibt es schon gezielte Pläne diesbezüglich?

Aldo: Ja, sie hat auch schon das Cover für das nächste Album fertig. Es wird auch wieder auf Lovecraft basieren. Ich hoffe sehr, dass es von “Legions Of The Deep” auch eine Vinylversion geben wird. Wir haben uns bereits darüber unterhalten und vielleicht kommt es noch dazu. Wir werden sehen, was passiert.

Daniel: Simon, Du hast ja vor Arkham Witch mit Trommlerin Emily zusammen bei The Lamp Of Thoth gespielt.

Simon: Ja, haben wir.

Daniel: Aber The Lamp Of Thoth liegen zurzeit auf Eis. Gibt es Pläne, diese Band in naher Zukunft wiederzubeleben?

Simon: Nein, im Moment nicht. Wir haben noch eine Menge Songs auf Halde, aber Randolph ist jetzt bei Solstice eingestiegen und hat dort alle Hände voll zu tun. Und wir machen gerade Arkham Witch. Ich werde es aber im Hinterkopf behalten und das noch zu Ende bringen, was ich einmal angefangen habe. Aber wir werden sehen, was passiert…

Daniel: Wo liegen den Deiner Meinung nach überhaupt die Unterschiede zwischen beiden Bands? Musikalisch und textlich sind sie sich doch recht ähnlich…

Simon: Ich denke, der größte Unterschied liegt eigentlich nur im Gitarrensound, der heute etwas mehr knallt. Er klingt mehr nach der New Wave Of British Heavy Metal und alten Pentagram, weil das die Bands sind, die wir am meisten mögen. Wir wollten auch immer wie Trouble klingen, weil sie den Doom mit in ihre Musik eingebracht haben, die ja sehr metallisch und teilweise auch thrashig war. Das wollen wir auch erreichen. Wir wollen Euch alle kriegen, weißt Du?

arkham witchDaniel: Aber beide Bands existieren noch, oder?

Simon: Ja, so lange wir alle noch am Leben sind, schätze ich schon… Haha!

Aldo: Wir haben mittlerweile ja auch The Lamp Of Thoth-Songs in unserem Arkham Witch-Set.

Simon: Ja, das ist der springende Punkt: Einige Songs haben wir schon vorher bei The Lamp Of Thoth gespielt, z. B. “Sing As You Slay”. Ich habe sogar noch eine Demoaufnahme von dem Song, auf der Aldo Schlagzeug gespielt hat.

Aldo: Damals hießen wir noch Ironstorm, hehe.

Simon: Weißt Du, da gibt es so einige Songs in unserer langen Geschichte. Bevor es das Internet gab, hatten wir kaum eine Chance, die richtigen Leute zu erreichen. Da gab es Grunge und Punk, aber das ist mir immer am Arsch vorbeigegangen.

Aldo: Und heute spielen wir zum Teil mit Arkham Witch Songs, die schon 12 oder 15 Jahre auf dem Buckel haben. Damals haben uns alle ignoriert. Und heute mögen es auf einmal wieder alle…

Daniel: Welche Zukunftspläne habt Ihr noch mit Arkham Witch?

Simon: Tja, wir werden uns demnächst mal zusammensetzen und uns um die Songs kloppen, die wir für das nächste Album verwenden wollen, das im nächsten Jahr über Metal On Metal Records erscheinen soll. Wir haben uns vorgenommen, unser bestmöglichstes Album zu machen, mit den besten Songs, dem besten Flow usw. Da gibt es einige Entscheidungen zu treffen…

Aldo: Also, im Moment passt alles gut zusammen. Wir wissen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Und das werden wir beim nächsten Album auch hauptsächlich berücksichtigen.

Simon: Wir wollen mit Arkham Witch ein klassisches Album machen, das die Leute auch noch in vielleicht zwanzig Jahren hören wollen. Und dafür wollen wir alles geben!

Daniel: OK, Simon! Die letzten Worte gehören Dir!

Simon: Yeah, rock weiter und sei weiterhin ein Teil der Metalszene, weil Du eine Fotze bist, haha! Danke, Man! Das Interview war echt interessant!

http://arkhamwitch.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/ArkhamWitch



Autor: Daniel Müller