CASTLE ROCK XIV

Mülheim an der Ruhr, Schloss Broich, 12.07.2013 – 13.07.2013

flyer 2013Bereits zum vierzehnten Mal öffnete Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr, seine Schlosstore, um ca. 2000 Anhänger der schwarzen und etwas härteren Musik einzulassen. Auch in diesem Jahr hatte die Stadt Mülheim keine Kosten und Mühen gescheut, um ein sehr schönes und ansprechendes Line-Up zusammenzustellen, aber dazu später mehr. Zum Glück hatte der Wettergott dieses Jahr ein Einsehen mit den musikbegeisterten Besuchern, so dass es zwar nicht sonnig, aber dennoch warm war. Bei humanen Getränkepreisen von 2,20 Euro pro Getränk und ebenso angemessenen Essenpreisen, war eines klar... hier ließ es sich aushalten. Zwar fände ich persönlich noch eine Campingmöglichkeit im Rahmen des Festivals ganz toll, aber der Veranstalter erklärte mir, dass diese beim Castle Rock wohl nicht so angenommen wurde und man daher nun darauf vezichte. Schade, aber verständlich. Positiv war auch der Merchandisestand, an dem für jeden Fan übersichtlich das jeweilige Bandshirt zu finden war und sich auch die jeweiligen Bands nach ihrem Auftritt einfanden, eine super Sache für Autogramm und Fotojäger.

 

Freitag, 12.07.2013: Voodoma, Nachtblut, Lord Of The Lost, Amorphis.

voodomaAm Freitag ging es dann schließlich pünktlich um 17:30 Uhr los und mit den Düsseldorfer Jungs von Voodoma gleich in die Vollen. In gewohnter Manier zogen die Jungs das Publikum in ihren Bann und überzeugten nicht nur eingefleischte Fans von ihrem musikalischen Können. Sänger Michael suchte direkt die Nähe zum Publikum, dies gelang ihm auch von der ersten Minute an. Der neue Bassist Tom, der an diesem Nachmittag sein Debüt mit den Jungs feierte, zeigte überzeugend, dass er genau weiß wie man mit einem Bass umgeht. Immerhin hatte er sich mit dem Liveset erst in der Nacht vor dem Auftritt befasst. Auch der Rest der Band wirbelte über die Bühne wie ein Orkan; die Jungs wissen genau wie man dem Publikum einheizt. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt von Sänger Numen (Leichenwetter) der mit Michael den Song "Sin To Sin" präsentierte. Die Stimmung kochte und das Publikum war bereit für Nachtblut.

 

nachtblutSchon nach den ersten Tönen dieser Band wurde klar, dass es nun bedeutend düsterer werden würde. Die Jungs aus Osnabrück hatten zwar erst mit technischen Problemen zu kämpfen, konnten dann aber nach dem Intro zeigen was in ihnen steckt. Frontmann Askeroth legte mit harten Growls los und die Fans dankten es ihm. Aber nicht nur die Musik war hier etwas womit die Jungs punkteten, sondern auch die Outfits sorgten zumindest bei einigen Frauen für Jubelrufe. Zu dem Song "Kreuzritter" unternahm Askeroth einen Ausflug ins Publikum, was leider die Technik wieder nicht so ganz mitmachen wollte, was den Fans in den ersten Reihen aber nicht störte. Nachtblut beendete ihren Set dann mit dem Coversong "Das ist alles nur geklaut" von den Prinzen und sorgte damit nochmal für Jubelrufe, bevor sie dann endgültig die Bühne verließen.

 

lord of the lostNach einer kurzen Begrüßung durch den Veranstalter Michael Bohnes ging es dann mit den Rockern von Lord Of The Lost weiter. Mit dem Auftritt der Jungs war die Stimmung dann endgültig auf ihrem Höhepunkt angekommen, es wurde gejubelt, geklatscht und mitgesungen was das Zeug hielt. Die Jungs performten gekonnt eine Mischung aus älteren und neuen Songs, und das Publikum feierte als gäbe es kein Morgen mehr. Das Publikum wurde in der Feierlaune sicher noch dadurch verstärkt, dass Lord Of The Lost auf Grund der schönen Atmosphäre des Schlosses Broich, ihr neues Musikvideo auf dem Castle Rock aufnahmen. Ein weiteres Highlight war sicherlich die Tatsache, das Sänger Chris das Bad in der Menge nicht scheute und sich zu dem Song "Dry The Rain" von den Fans auf den Händen tragen ließ. Beendet wurde der gelungene Auftritt durch ihren hymnenartigen Song "Credo". Sicherlich von vielen Besuchern erwartet, betrat mit Amorphis die letzte Band dieses Abends die Bühne.

 

amorphisSchon mit ihrem ersten Song "Shades Of Gray" vom aktuellen Album "Circles" machte das finnische Sextett deutlich, wofür Amorphis stehen: Kräftige Growls gepaart mit gefühlvollem, cleanen Gesang, vorgetragen von Tomi Joutsen. Untermalt wurde der facettenreiche Gesang mit der sehr individuellen Mischung aus Death und Progressive Metal, die Amorphis auszeichnet. Nach diesem Einstieg ging es dann mit "Sampo" vom 2009er Album "Skyforger" weiter, die Song Auswahl war bunt gemischt und bei dem Song "Narrow Path" vom letzten Album der Finnen kamen dann auch die Keyboards, bespielt von Santeri Kallio, sehr deutlich zur Geltung. Alle Sechs Finnen spielten sich buchstäblich den Hintern aus der Hose, um dem Publikum eine tolle Show zu liefern, und das Publikum dankte es ihnen am Ende des Sets mit lauten Zugaberufen. Dieser Bitte kamen die sympathischen Jungs gerne mit dem Song "House Of Sleep" nach, und beendetem damit einen schönen ersten Festivaltag.

 

Samstag, 13.07.2013: Maerzfeld, Darkseed, Beloved Enemy, Stahlmann, Megaherz, End Of Green, Korpiklaani.

maerzfeldDer zweite Tag ging mit Maerzfeld gleich in die Vollen! Der Schlosshof war am frühen Mittag schon relativ gut gefüllt, und so war die Stimmung von Anfang an sehr positiv. Maerzfeld erinnerten mit ihrer Musik und ihrer ganzen Bühnenshow sehr stark an Rammstein, was sicher auch daran liegt, dass man die Jungs unter anderem auch von Stahlzeit kennt, die ja eine Rammsteincoverband sind. Trotzdem bleiben sie sich dabei selber treu. Durch ihre Mischung von Neuer Deutscher Härte und Industrial pusteten die Jungs etwaige Schwächeattacken vom Vortag weg. Besonders gelungen fand ich die Performance des Songs "Hübschlerin", bei dem Keyboarder Thilo zu einem Akkordeon griff und damit dem Song eine ganz persönliche Note verlieh. Zusammengefasst kann man das Konzert von Maerzfeld wohl am besten so beschreiben: Packende, eingängige Musik, einprägsame Refrains, harter Sound – ein geiler Opener für einen tollen zweiten Festival Tag.

 

darkseedGitarrenlastiger ging es dann mit Darkseed weiter. Woher diese Musiker kamen, konnte man auf einem Blick erkennen, traten die Jungs doch stilecht in bayrischen Lederhosen auf. Der Opener "Disbeliever" begann erst ruhig, legte dann aber immer mehr an Tempo zu. Mikes Gesang, welcher mal rau und dann wieder gefühlvoll war, fügte sich sehr gut in das Konzept der Band ein. Dadurch fiel es den Jungs auch nicht schwer, den Schlosshof zu rocken. So manches Mädel brach in Jubelschreie aus, als Mike sich das T-Shirt auszog, was sicherlich auch an den inzwischen sehr heißen Temperaturen lag, und mit freiem Oberkörper weiterrockte.

 

beloved enemyMit Beloved Enemy betrat dann eine Band die Bühne, die bereits 2009 das Schloss rockte. Anscheinend waren die Jungs dem Publikum damals sehr gut in Erinnerung geblieben, denn kaum betraten sie die Bühne, brach das Publikum in Jubelrufe und Applaus aus. Nach einer lautstarken Begrüßung durch den Sänger Ski-King, ging es auch gleich in die Vollen. Der aus Amerika stammende Sänger konnte mit seiner tiefen, lauten Stimme total überzeugen. Egal ob Growls, cleane Parts oder Sprechgesang, Ski-King beherrschte alles perfekt. Die Fans feierten diese Band, als wäre es das Letzte was zu tun wäre, aber dennoch sollte ein fader Beigeschmack bleiben, denn trotz des tollen Liveauftrittes verkündete Ski-King kurz vor Ende des Auftritts, dass dies nun der Letzte der Band gewesen sein soll. Nach dem Song "Drowning" verließ die Band mit sicher gemischten Gefühlen nach einem grandiosen Live-Gig die Bühne.

 

stahlmannAls nächste Band brachte nun Stahlmann das Schloss zum Beben. Die erst 2008 von Martin Soer gegründete Band ist heutzutage aus der Szene nicht mehr weg zu denken. Die Männer in Silber legten einen Auftritt hin, der mich voll und ganz überzeugte. Stücke wie "Adrenalin, Stahlmann oder auch Stahlwittchen" sorgten dafür, dass keiner still stand, und das Publikum wie von Sänger Mart gewünscht, kräftig mitmachte. Als dann noch der Song "Schwarz Und Süchtig" erklang, war die Mission von Stahlmann klar: rocken was das Zeug hält und Schloss Broich sprichwörtlich auseinander nehmen. Für mich lieferte Stahlmann einen Auftritt ab, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Einfach super!

 

megaherzNach den Männern in Silber kamen nun Männer mit weißer Schminke, in Form von Megaherz auf die Bühne. Bereits 2010 und 2011 spielten die Jungs auf dem Castle Rock und konnten auch dieses Mal wieder mit der vollen Unterstützung der Fans rechnen. Und die "Herzen" wissen wie man rockt, schon der Opener "Jagdzeit" kam mit einer großartigen Power rüber. Bei diesem Song hatten sich die Jungs weibliche Unterstützung geholt, die sicher für so machen Mann eine nette Jagdtrophäe gewesen wäre. Gesanglich hat mich diese Dame zwar nicht überzeugt, aber optisch war sie zweifelsfrei ein echter Hingucke. Megaherz lieferte eine bunte Mischung aus Stücken der neuen CD "Götterdämmerung" und älteren Songs ab. Für mein Empfinden wurde von den Fans hierbei auf die älteren Stücke mehr abgefeiert. Nichtsdestotrotz war es mal wieder mehr ein geiler Auftritt der "Herzen", und sie haben erneut bewiesen, dass sie nicht ohne Grund seit zwei Jahrzehnten eine der besten Bands der Neuen Deutschen Härte sind.

 

end of greenNach einem kurzen Soundcheck kam mit End Of Green der Co-Headliner auf die Bühne. Zwar war die Stimmung immer noch sehr angenehm, aber nicht mehr so ausgelassen wie noch bei den Bands zuvor, was sicherlich auch damit zusammenhing, dass die Songs dieser Combo doch eher von traurigen Situationen handeln. Trotzdem überzeugten die Jungs sehr mit ihrer Professionalität, denn trotz eines Stromausfalls, der alle verdutzte, trommelte Drummer Lusiffer einfach weiter und ließ sich nicht beirren. Der Rest der Band nutzte diese Unterbrechung für eine außerplanmäßige Raucherpause, und das Publikum bat scherzhaft um Zugabe. Die Techniker des Festivals konnten das Problem aber sehr schnell beheben, so dass es dann mit Songs wie "Pain Hates Me, oder Killhoney" weitergehen konnte. Die Band selber interagierte leider nicht so wie die vorangegangen Bands mit dem Publikum, so dass für mich die Stimmung immer ruhiger wurde, was von der Band aber vielleicht auch so gewollt war. Leider hatten die Jungs an diesem Tag echt Pech, denn bei dem Song "Drink Myself Too Sleep" erwischte es diesmal das Schlagzeug und es musste eine weitere kleine Pause eingelegt werden. Trotzdem lieferten die Jungs einen professionellen Auftritt ab und wurden von dem Publikum am Ende gefeiert.

 

korpiklaaniNachdem der eigentliche Headliner Wintersun kurzfristig absagen musste, kam mit den Finnen von Korpiklaani eine Band als Headliner auf die Bühne, die ich eher als rockige Folkband und daher eher auf dem Burgfolk-Festival eingeordnet hätte. Aber auch ich bin ja bereit etwas dazu zu lernen. Anscheinend hatte aber ein Teil des Publikums die gleiche Meinung wie ich, denn leider hatte sich der Burghof inzwischen merklich geleert. Den Leuten, die jedoch dageblieben waren, zeigte Korpiklaani direkt, dass Folk nicht gleich Folk ist. Die Mannen um Jonne Järvela brachten zwar mit Geige und Akkordeon neue Klänge auf das Castle Rock, überzeugten das Publikum jedoch sehr schnell davon , dass auch sie die Burg rocken können. Die sechs Finnen heizten dem Publikum dermaßen ein und verbreiteten eine Stimmung, dass keiner mehr still stehen konnte, auch dass die Lieder zum Teil in Finnisch vorgebracht wurden, störte an diesem Abend niemanden mehr. Trotzdem ging, wie das nun mal so ist, auch das schönste Festival irgendwann zu Ende. Aber eines ist klar, nach dem Castle Rock ist vor dem Castle Rock und wir sehen uns wieder wenn es nächstes Jahr heißt: Castle Rock 2014 auf Schloss Broich!



Autor: Heike Vogt-Laudien - Pics: Manuel Leichsenring