HUMILIATION - Kreisende Matten in Malaysia


Humiliation ist eine Death Metal-Band aus dem exotischen Malaysia, deren Musik mich vor allem an Bolt-Thrower und Hail Of Bullets erinnert. Letztes Jahr habe ich die ersten drei Alben am Stück für CROSSFIRE besprochen. Dann kam schnell noch eine Split-EP und jetzt schon Album Nr. 4! Jedes Jahr gibt es mindestens eine Veröffentlichung dieser Band, so dass man den Eindruck bekommt, es mit einer alt eingesessenen Combo zu tun zu haben. Dabei gründeten sie sich erst 2009! Wir haben die komplette Geschichte und die Metalszene in Malaysia mal ganz gründlich für Euch durchgekaut!

HUMILIATION logoDaniel: Hey BearBee! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Humiliation!

BearBee: Hallo Daniel, Grüße aus Malaysia. Wir gründeten Humiliation 2009 und brachten noch im selben Jahr die Mini-CD “Face The Disaster” raus, die vier Songs militärischen Death Metals im alten Gewand enthielt. Danach schauten wir nie wieder zurück oder legten eine Pause ein. Hier sind alle unsere bisherigen Veröffentlichungen:

1.”Face The Disaster” Mini-CD (2009)
2. “Dawn Of Warfare”, erstes Album (2010)
3. “Brink Of Defeat” 7” EP (2011)
4. “Seek To Survive”, zweites Album(2011)
5. ”From Strength To Strength”, drittes Album (2012)
6. Decrepitaph/Humiliation Split 7” EP (2013)
7. “Turbulence From The Deep”, viertes Album (2013)
8. Humiliation/Warmaster (NL) Split 7” EP (2013)

Daniel: Welche Bands waren Eure Haupteinflüsse?

BearBee: Unsere Haupteinflüsse sind die mächtigen Bolt-Thrower, aber auch Asphyx, Benediction, Obituary und Hail Of Bullets kamen uns in den Sinn, als wir die Band gründeten.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Gibt es eine bestimmte Botschaft, die Ihr vermitteln wollt? Oder geht es Euch nur um die Erfüllung bestimmter Death Metal-Klischees?

BearBee: Alle Texte handeln von Krieg, der Menschheit und deren Auswirkungen. Wir erzählen den Leuten aber auch, wie es im Zweiten Weltkrieg in unserem Land zuging. Es geht auch um die Zeit während des Kommunismus und Katastrophenfälle. Wir erzählen wahre Geschichten aus unserem Land. Das ist einprägsamer als nur Fantasie.

Daniel: Ich finde, dass die Cover und Booklets Eurer ersten drei Alben sich sehr ähneln. Habt Ihr die jedes Mal selbst entworfen? Oder ist der Grund dafür?

BearBee: Wir unterlegen unsere Musik mit unserem geistigen Bilde von militärischer Ausrüstung und Transport wie das Kriegsschiff auf dem ersten, dem Helikopter auf dem zweiten, dem Panzer auf dem dritten und dem und dem U-Boot auf dem vierten Album. Wir wollen der Welt zeigen, dass wir militärischen Death Metal spielen. Für das zweite und das dritte Album haben wir Bilder aus einem Kriegsmuseum verwendet und nur den Hintergrund verändert. Alles sind reale Dinge aus der Geschichte unseres Landes.

Daniel: Ich mag das Cover Eures neuen Albums “Turbulence From The Deep” sehr. Wer hat es entworfen?

BearBee: Das Cover des vierten Albums ist ganz anders als die vorherigen. Wir haben uns einen Künstler gesucht, der das für uns gemacht hat. Er ist ein Freund unseres Gitarristen und hat großartige Arbeit gelistet. Er hat auf das Cover unserer Split-EP mit Warmaster gemacht.

HUMILIATION liveDaniel: Erzähl uns mal ein bisschen was zum neuen Album. Handelt es sich dabei um ein Konzeptalbum?

BearBee: Wir haben direkt nach unserer Europatour 2012 damit angefangen, Songs zu schreiben. Wir wollten das Tempo etwas herunter schrauben. Das vierte Album ist langsamer und schleppender ausgefallen, als alles, was wir zuvor gemacht hatten, aber es ist immer noch Death Metal. Wir haben dieses Mal ein U-Boot für das Cover ausgewählt, um unsere Musik besser zu beschreiben, die zwar sehr langsam, aber auch gewaltig ist, so wie die Bewegung eines U-Boots halt. Es passt gut zum Titel “Turbulence from the Deep”. Die Texte sind aber genau gleich geblieben. Es geht immer noch um den Zweiten Weltkrieg in unserem Land und um den Verfall der Welt während des Krieges.

Daniel: Zwischen “From Strength To Strength” und “Turbulence From The Deep” habt Ihr eine Split-7” EP mit Decrepitaph aus den USA gemacht. Kürzlich folgte eine weitere Split-EP mit Warmaster aus Holland. Ich kenne ihren Gitarristen Marcel Oerlemans sogar seit 2009 persönlich, weil Ceremony Of Opposites, seine andere Band, gute Freunde von mir sind. Wie seid Ihr mit beiden Bands in Kontakt gekommen? Habt Ihr sie Euch selbst ausgesucht oder hat das Label das für Euch gemacht?

BearBee: Wir haben Wayne von Decrepitaph kontaktiert. Und weil er unsere Musik gut findet, haben wir ihn gefragt, ob er eine Split-EP mit seiner Band und uns machen wollte. Er stimmte sofort zu und suchte sofort ein Label dafür. Eldritch Lunar Miasma Records aus England wollten diese EP dann machen. Es gab kaum Stress und wir sind sehr glücklich mit dieser Veröffentlichung! Was die Split mit Warmaster angeht, war das ganz anders. Wir sind über Facebook mit ihnen in Kontakt gekommen und haben unsere Alben untereinander getauscht. So stellte sich heraus, dass eine Split-EP mit beiden Bands eine gute Idee war. Wir haben dann zwei Songs dafür geschrieben und sie im dritten Quartal des Jahres 2012 aufgenommen. Diese Split-EP war eine Zusammenarbeit Dead Beat Media aus Malaysia und Slaughter House Records aus den USA. Beide Split-EPs sind unter Dach und Fach gewesen, bevor wir bei dem amerikanischen Label Deepsend Records unterschrieben haben. Wir sind dann Anfang 2013 für “Turbulence From The Deep” ins Studio gegangen.

Daniel: Ich habe gehört, dass Ihr gerade auf dem In Flammen Open Air hier in Deutschland gespielt habt. Wie kam es denn dazu?

BearBee: Das war eine tolle Erfahrung. Das war das erste Open Air, auf dem wir jemals gespielt haben. Die Menge ist gut abgegangen. Tatsächlich war es so, dass wir Thomas, dem Macher des In Flammen Open Airs, eine Promo-CD geschickt haben und er uns dann gebucht hat. Auf dem Festival haben auch bekannte Bands wie Grave, Exhumed, Crytopsy, Inquisition, Endstille und viele andere gespielt.

Daniel: Ihr seid aus Malaysia, einem Land, das nicht gerade bekannt für Metal ist. Ich kenne auch nur Humiliation und Sil Khannaz, ehrlich gesagt. Wie ist die Metalszene in Malaysia so? Gibt es dort coole, unbekannte Bands, die Du uns weiterempfehlen kannst?

BearBee: Unsere Anfänge von extremem Metal liegen in der Mitte der Achtziger, und halt auch bei vielen Bands in den Neunzigern. Die meisten Bands haben aber nur ein paar Demos und ein Album gemacht. Es gab ein paar ganz gute Ansätze, aber keiner hat sich so richtig etabliert. Es gibt eine Menge talentierter Bands hier, aber sie sind nicht produktiv genug, um sich weltweit in der Metalszene bekannt zu werden. Freut mich, dass Du sogar Sil Khannaz kennst! Sie sind eine tolle Band und gehören eindeutig zu den produktiveren Bands in unserem Land, die auch einiges veröffentlicht haben. Heutzutage hat Malaysia sogar eine eigene Metal-Veranstaltung, das Kuala Lumpur Metal Camp. Dieses Jahr haben Destruction dort gespielt. Letztes Jahr waren Hate Eternal und D.R.I. dort. Außerdem haben auch Napalm Death, Kreator, Dying Fetus, Misery Index, Warbringer und Death Angel auch schon dort gespielt. Es gibt jeden Monat Konzerte hier. Die Zuschauerzahl pendelt immer so zwischen 50 und 700 Leuten. Es kommt immer darauf an, wer kommt. Es gibt einen ganzen Haufen guter, neuer Bands hier, z. B. Killer Corpse, Atomic Death, Succubus, Kathgor, Lavatory, Cruelty Division, Tools of The Trade, Damokis, aber auch noch ziemlich alte Bands wie Brain Dead (Death Metal), Modar (Doom Pioniere), Tandus (Thrash Metal) oder Negation (Grindcore). All diese Bands solltet ihr mal gehört haben

Daniel: Weil Malaysia nicht gerade eine Metal-Hochburg ist, würde mich mal interessieren, ob Ihr auch noch in diversen Nebenprojekten involviert seid/wart!

BearBee: Im Moment spielt nur Matt noch in einer weiteren Death Metal-Band: Killer Corpse. Alle Anderen sind nicht in Nebenprojekten aktiv. Unser Gitarrist Asraf organisiert allerdings noch kleine Konzerte im Raum Kuala Lumpur.

HUMILIATION bandDaniel: Wie ist denn das Leben eine Metalheads so in Malaysia? Erzähl mal!

BearBee: Alle Metalheads gehören der Arbeiterklasse an. Wir verbringen die meiste Zeit am Arbeitsplatz. Nur am Wochenende hängen wir mit Freunden ab und gehen auf Konzerte. Es gibt ein paar Metal-Läden in Kuala Lumpur. Weil Metal hier nicht besonders angesagt ist, haben Metalheads einen schlechten Ruf. Aber das interessiert uns alle nicht. Wir hören einfach die Musik und bringen sie unter die Leute. Mit der Gesellschaft haben wir nichts zu tun. Sie leben, wie sie wollen und wir leben, wie wir wollen.

Daniel: Es gibt ja sogar noch eine andere Death Metal-Band, die Humiliation heißt. Sie kommt aus Indonesien und gründete sich 2010, also auch aus Asien und etwa zeitgleich wie Ihr. Kennst Du die?

BearBee: Ja, wir wissen, dass es diese Humiliation aus Indonesien gibt, aber wir sind nicht mit ihnen in persönlichem Kontakt. Sie spielen Brutal Death Metal und haben vor wenigen Monaten ihr Debütalbum veröffentlicht. Wir haben kein Problem damit, dass sie denselben Bandnamen haben. Glücklicherweise haben wir auch eine andere musikalische Ausrichtung.

Daniel: Euer Stil ist völlig oldschool. Ich würde gerne wissen, was Du von diesem ganzen Brutal Death- und Technical Death Metal-Zeug hältst, das gerade so angesagt ist. Kannst Du Dir das anhören? Ich persönlich finde ja, dass diese Musik keine Seele hat und nur schwer zugänglich ist. Wie denkst Du darüber?

BearBee: Wir mögen groovige Musik. Man kann sie sich leichter anhören und auf sich wirken lassen. Wir mögen das ganze technische Zeug nicht und Geschwindigkeit ist nicht alles für uns. Wir wollen einfache Musik spielen, an die Leute sich erinnern können, die sie wiedererkennen und mit der sie sofort klarkommen können. Ich persönlich stimme Dir zu: Brutal Death- und Technical Death Metal sind schwer zugänglich und auch nicht gerade die Musikrichtungen, die ich mag…

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Humiliation aus?

BearBee: Wir werden nächstes Jahr unser fünftes Album bei Deepsend Records rausbringen und wollen in jeder Ecke der Welt spielen. Das ist nicht viel, wir wollen euch bloß die Musik von Humiliation näherbringen und mit anderen Leuten die Matten kreischen lassen.

Daniel: OK, BearBee! Die letzten Worte gehören Dir!

BearBee: Danke für die Fragen, Daniel! Wir fühlen uns geehrt! Ich hoffe, dass wir Dir  und allen Lesern genug Informationen über Humiliation geben konnten. Wir sind Humiliation und spielen Death Metal der simplen Art. Danke, dass ihr den Death Metal unterstützt! Crush to the bones!

http://www.humiliation.my/

Email:  humiliationband@gmail.com



Autor: Daniel Müller