LOST ANGELS, THE SCAMS, MARKK 13, CRYPTIC LANE

Essen, Opium, 27.01.2013

Das Opium ist ein ganz neues Venue für die Hairspray-Fraktion. In einem Keller in Essen, vorbei an einem kunstvoll verarbeiteten Brunnen in ein recht ansprechendes Ambiente. Zwei Bars, eine ziemlich brauchbare Bühne und keine zu dunkle Aufmachung. Die Bedienung war sehr freundlich, konnte mir aber keins der gewünschten Getränke darreichen. Komisch!?! Veranstalterin Jessica Rose Vane vom Rock & Roll Circus Magazine gab sich alle Mühe, internationale Stars auf die Bretter zu kriegen. Reklame und Ankündigungen gab es satt. Leider war zur Opening-Time der Club noch ziemlich spärlich besucht. Sonntag! Na und? Zu früh! Na und? Dafür gab es vier Bands. Manchmal verstehe ich die Fans nicht. Am günstigen Eintritt kann es nicht gelegen haben.

 

CRYPTIC LANEAls Opener fungierten die heimischen Boys von Cryptic Lane. Schnell stellte sich heraus, dass man an der Beschallung des Clubs noch Einiges zu verbessern hat. Das knallt nicht wirklich. Cryptic Lane, deren Songs mir nicht ansatzweise bekannt waren, steckten noch in ihren musikalischen Kinderschuhen. Sie gaben sich redlich Mühe, wirkten äußerst sympathisch und in spielerischer Laune, aber auf der künstlerischen Seite haperte es an so mancher Ecke. Die Jungs aus dem Großraum Ruhrgebiet, spielten eingängigen und teilweise recht melodischen Rock mit moderner Schlagseite. Dennoch, Shouter Renè Wilheln, auch an der Gitarre tätig, hatte etliche Male Schwierigkeiten, den Ton auf den richtigen Punkt zu kriegen und Klampfer Tobias Scharfenberg, bedurfte ebenfalls einiger weiterer Übungsstunden. Cryptic Lane standen schon oft auf der Bühne (mit Axxis und auf dem Razorblade Festival), allerdings dürften sie trotz aller Spielfreude mehr Dampf ablassen. Das passt mehr zur Musik. Zumindest gab es von den anwesenden Fans, fetten Applaus.

 

MARKK 13Der nächste Act, Markk 13, spielt sich zur Zeit den Allerwertesten ab. Zumindest was unsere Breitengrade betrifft. Für den Fan immer ein Schmankerl, aber ein mancher hat sie vielleicht bereits zu viel gesehen. Schließlich will man Abwechslung. Ich persönlich sah die Jungs zum fünften Male und sang die Songs mit. Mein persönlicher Favorit, Jimmy Idol, war derart aufgekratzt und erinnerte mich stets an meine eigene Bühnenzeit. Kopf Markk selbst war heute etwas angekratzt aufgrund einer andauernden Erkältung, was aber nur Abzüge in der stimmlichen Note bekam. Actionmäßig ließ er wie gewohnt die Sau raus und animierte die ersten zehn Reihen von Zuschauern zum Mitmachen. Da blieb kein Auge trocken, wenn Songs wie „Mexikko“, das fetzige „Girls Gone Wild“ oder die Poison Coverversion „Talk Dirty To Me“, angepriesen werden. Da war gute Laune bereits vorgeplant. Übrigens ist Markk 13 eine dieser Formationen, die alles ohne eigenen Longplayer auf die Kette bekommen haben. Es gab nur einige Überbleibsel aus Markks Bagkokk-Phase. Jimmy, auf dem Höhepunkt seiner Laune, kletterte begeistert während des Sets über die Barkulissen und animierte somit anwesende Girls zu kreischen. Hah, Musiker müsste man wieder sein.

 

THE SCAMSThe Scams aus Skandinavien waren mir ebenfalls fremd. Optisch im typischen Klischee der Sleaze-Rocker gestylt und mit Tattoos übersäht, kletterten sie vielversprechend auf die Bühne. Rau, derb und kantig fetzten sie ihre Underground-Garagen-Sounds durch den mittlerweile verschwitzen Club. Natürlich lag das Hauptaugenmerk ihres Auftritts auf dem im Jahr 2012 erschienenen Album, „Bombs Away“. Die punkige Art ihrer Ausrichtung schien den meisten anwesenden Besuchern zu gefallen, denn die Stimmung bekam ein deutliches Plus. Man rückte vor die Bühne und meisten Girls gerieten ins Verzücken. Im Prinzip und im Nachhinein waren jetzt die eigentlichen Headliner auf der Bühne. Das konnte man nur zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Songs wie „Thrill Is On“, „I`m Not Alone (Got Rock `n` Roll)”, sowie die Titelmelodie “Bombs Away”, rissen die Fans mit und die Party wurde endlich zum Event. Natürlich war die Besucherzahl mittlerweile auf eine akzeptable Menge angewachsen. Dennoch hätte ich mir mehr Leute gewünscht. The Scams aus Schweden stehen ab sofort für coole Clubatmosphäre.

 

LOST ANGELSUnd nun die Helden der Poser-Szene. Lost Angels! Große Namen aus großen Bands. Eric Brittingham (Bass) war bei Cinderella, Ryan Roxie (Gitarre) bei Alice Cooper, Troy Patrick Farrell (Drums) bei White Lion und Eric Dover (Vocals) bei Slash`s Snakepit. Das versprach ein hochkarätiges Programm. Doch die Jungs konnten ihr aus den Vorberichten mitgebrachtes Versprechen nicht halten. Oder sie sind in ihrer Heimat, wie viele andere Acts auch, einfach engagierter. Was im Opium ablief war höchstens Durchschnitt. Und das betraf die Action der alten Haudegen, sowie die musikalische Leistung. Präsentiert wurden einige Songs aus den Arbeitsbereichen der Musiker sowie eine Handvoll Coverstücke, die aber nicht jedem geläufig waren. Das Problem war, dass man sich auf eine tierische Party gefreut hat, bei denen man zu alten Klassikern abfeiern und mitgrölen konnte. Ich kam mir vor wie auf einem Seniorentreffen, bei der einige abgehalfterte Rocker versuchten, die „gute alte Zeit“ aufleben zu lassen. Allerdings mit einem Mindestmaß an Aufwand. Leider gab es auch keinen einzigen eigenen Song. Warum sich die Mühe machen, wenn man aus einem riesigen Fundus schöpfen kann? Richtig. So haute man „Night Songs“, “No More Mr. Nice Guy“ und “Save Me” raus. Als Cover-Tracks mussten “Helter Skelter” von den The Beatles und “Ziggy Stardust” von David Bowie herhalten. Übrigens habe ich gelesen, dass John Corabi (ex-Mötley Crüe) der eigentliche Fronter ist und Eric nur als Ersatz agierte. Von mir aus!

 



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak