SHOUT IT OUT LOUD FESTIVAL 4

Duisburg, Glückaufhalle, 05.04.2013

Lag es an Duisburg, an der Glückaufhalle oder am Billing? Wie dem auch sei, aber das vierte Festival unter dem Motto „Shout It Out Loud“, war bis dato das Beste seiner Art. Zehn Minuten Fahrt und ich hatte als Duisburger mein Ziel erreicht. Massig Parkplätze gratis vor der Haustür und es war bereits Einlass. Pünktlich. Innen gab es das übliche Essen und Getränke mit moderaten Preisen. Ein paar Merchandise-Stände und dieselben verdächtigen Händler wie immer. Halle und Bühne selbst waren wirklich adäquat. Schade, dass man sie für den nächsten Event terminlich nicht bekommen konnte und deshalb auf ein Venue in Bergheim zurückgreifen musste. Ein paar hundert Fans waren bereits vor Ort und die Begrüßungsarie nahm ihren Lauf. Alsbald kam der Opener Old`s Cool ohne große Umschweife auf die Bretter.

 

OLD'S COOLÜber Old`s Cool wusste kaum jemand etwas Gescheites. Es gab wohl noch kein Album, das sollte mit einem namhaften Produzenten gerade in der Mache sein, mit der Legende Michael Wagener, der seit Jahren in Nashville residiert. Die cool rockende Formation kommt aus Russland und wusste wie man sich in Szene setzt. Es brauchte einen Sänger, der locker-lässig alles von der Leber schmettert, einen flippigen Gitarristen, einen zweiten Klampfer, der auf unantastbar und dicke Hose macht, sowie die wuchtige Backwand mit Basser und Drummer. Aber das non plus ultra waren Songs, die obwohl unbekannt, sofort ins Blut schossen und es zum kochen brachten. Ein würdiger Opener auf einem würdigen Festival. Die Band war sehr gut aufeinander eingespielt, zeigte sich kontaktnah und mit viel Versprechen auf ein baldigst fettes Debütwerk. Leider konnte ich im Internet nichts über diese Band erfahren. Da muss man wohl in die Tiefe gehen, mit viel Zeit.

 

ADAM BOMB

Als nächstes beehrte uns der leicht durchgeknallte Ami Adam Bomb samt Stab. Wer nicht viel mit diesem Namen anfangen kann, wird auf Wikipedia mit einer illustren Story belohnt, die anzeigt wie weit im Vorfeld der abgefahrene Musiker am großen Erfolg vorbeigeschlittert ist. Immerhin gab es Alben von 1984 bis 2005 und Auftritte, die man nur mit Rock `n` Roll Zirkus bezeichnen kann. Bunte Outfits, leuchtende Gitarren, jede Menge Action und brennende Instrumente. Nichts wurde den Zuschauern in Duisburg vorenthalten. Das war Unterhaltung pur mit einem exzentrischen Fronter, dessen Mitstreiter ihm gerne die Bretter überließen. Was nicht heißen soll, das ihre spielerische Leistung ignoriert wurde. Aber brennende Gitarren und jede menge Special-Effects lenken leider das Hauptaugenmerk auf den Star. Das Best-Of-Set ließ zudem keine Wünsche offen. Natürlich stand bei den grandiosen Posen und gelieferten Effekten meine Kamera selten still. Danke hier mal an die anwesenden Zuschauer, die immer gerne und verständnisvoll Platz machten. Das ist nicht durchweg üblich. Und bei einer derartigen Show steht man gerne an vorderster Front.

 

BLACK RAIN

Das mittlerweile gut angeheizte Publikum durfte sich nun auf die Franzosen Black Rain freuen. Diese optischen Ober-Poser (ganz im Stil von Tygertailz und Pretty Boy Floyd), waren mir bis dato, sträflicherweise unbekannt. Es gilt folglich als meine persönliche Hausaufgabe, die Alben zu studieren. Natürlich waren Gesang, Songs und Action passend zum Outfit. Das gab insbesondere für die jungen weiblichen Fans das erste Mal feuchte Schlüpper. Sänger Swan war stimmlich top und was Six-Stringer Max 2 aus den Saiten holte, war schier unglaublich. Für manch männlichen Zuschauer war dieser Auftritt zu viel des Guten, aber dann haben diese Jungs sich wohl im Festival vertan. Dafür sangen die Mädels umso mehr mit. Kaum eine Band passte jemals so gut zu diesem Event wie diese Landesnachbarn. Allein der Rosenmikrofonständer war eine optische Wucht sondergleichen. Und in Sachen Posing und Stage-Präsenz war man bestens geübt. Zu den bereits bekannten Kompositionen gesellten sich zwei neue Tracks des baldigst erscheinenden Nachfolge-Werks. Nicht schlecht für den ersten Gig in Germanien überhaupt. Poser as Poser can be!!!

 

JETTBLACK

Eigentlich hatte ich mich sehr auf den Auftritt von Jettblack gefreut. Ihr aktuelles Opus finde ich großartig und die Videoclips auf Youtube sind alles andere als langweilig. Eher fetzig und witzig. Was sich aber auf der Bühne in Duisburg abspielte, kann man allerhöchstens als halbwegs solides Spiel bezeichnen. Standard was die Erwartung betraf. Denn man gab sich eher lustlos und bieder. Kein besonderer Pfiff, selbst nicht bei den Hits der Formation. Dabei habe ich bislang über diese Briten nur Gutes vernommen. Vielleicht hatten sie heuer nur einen kleinen Aussetzer. Aber nichtsdestotrotz kann man nicht abstreiten, dass es vor der Bühne merklich lichter wurde. Ich kann einfach nicht begreifen, wo die Power aus den Video-Clips geblieben ist. Die waren teilweise so krass, dass man geneigt war zu glauben, dass live alles in Schutt und Asche gelegt wird. Zumindest was die musikalische Leistung angeht, war man im grünen Bereich. Neben den Highlights „Get Your Hands Dirty“ und „Two Hot Girls“, widmete man sich dem aktuellen Release, „Raining Rock“, mit den Beiträgen „Prison Of Love“ und „Raining Rock“, dem Titeltrack. Trotzdem zog es mich zum Bierstand.

 

H.E.A.T.Nachdem ich meine Lebensgefährtin mit meiner Ex-Freundin bekannt gemacht habe, hatten beide nur noch Augen für den Fronter von H.E.A.T.. Für mich war auch dieser Auftritt lang ersehnt und ein Debüt. Schließlich kannte ich Alben und Hits der Band seit Jahren und musste zu jedem Gig aufgrund Kinderwochenende passen. Die Schweden hatten bereits manches Poserfestival in Flammen gesteckt, denn sie waren nicht nur durch die Bank weg charismatisch, sondern haben auch das musikalische Potential zu Superstars. Nicht umsonst ist Shouter Erik Grönwall als Sieger aus der Show „Swedish Idol“ gegangen. Ja, in anderen Ländern kann das durchaus etwas bedeuten. Eine komplette Stunde gefüllt mit heißer Energie. Trotz der heftigen Aktivität von Erik blieb seine Gesangsakrobatik auf höchstem Level. Was Hits wie „It`s All About Tonight“, „Living On The Run” (mega-cool), “In And Out Of Trouble” und “Heartbreaker” richtig gut getan hatte. Genau mit diesem Temperament wünschten wir uns so manch alten Hero zurück. Ein Spitzen-Auftritt der gebührend gefeiert wurde.

 

THE QUIREBOYSThe Quireboys können bei ihren Auftritten eigentlich nichts mehr falsch machen. Sie kommen und sie siegen. Jung und alt feierte sie mit ihren Hits gleichermaßen und ganz ohne Diskussionen. Sänger Spike hatte alles im Griff, wenn der charmante Brite seine etwas rock ‚n’ rolligeren, bluesigeren Songs samt Band präsentierte. Dazu durfte man sich an seinen eigenwilligen Tanzschritten ergötzen, während Guy Griffin alle Register an der Gitarre zog. Ich habe die Quireboys recht häufig gesehen und kann wohl behaupten, dass sie die seltene Gabe besitzen, mit fortschreitendem Alter immer besser und spielfreudiger zu werden. Abgesehen von dem einen oder anderen „neueren Hit, knallten Beiträge wie „Hey You“, „7 O`Clock“ und „This Is Rock `n`Roll“, durch die Boxen als wenn es keinen Morgen gäbe. Diese Party war nicht mehr zu stoppen und so war es im nachhinein keineswegs verwunderlich, dass nach dem Auftritt der Briten lauthals eine Zugabe gefordert wurde. Ich denke mal, ich lasse The Quireboys auf meiner dritten Hochzeit spielen.

 

TESLADas Live-Vergnügen mit Tesla hatte ich zuletzt 1995, als sie im „Canada`s Wonderland“ (Vaughan, Kanada) im Vorprogramm von Lynyrd Skynyrd auftraten. Doch auch Tesla gehörten leider nicht zu den Bands wie The Quireboys, die im Alter noch Mal richtig Gas gaben. Dass man sich heuer eines Best-Of-Sets erfreuen durfte, stand außer Frage. Aber untermalt wurden Evergreens wie „Hang Tough“, „I Wanna Live“ oder „Heavens Trail (No Way Out)“, mit einer mageren Performance. Bewegung war hier nicht im Spiel, eher ein hinter der Bühne zu viel genossenes Tröpfchen. Ja im Headliner-Status kann man schon mal schlampen. Die Fans ließen sich dennoch eher von den Songs mitreißen und bei der berühmten überlangen Ballade „Love Song“, gab es kein Halten mehr. Gott sei Dank blieb die spielerische und gesanglich gute Leistung von der allgemeinen Stimmung auf der Bühne verschont. Wie gesagt, leider kam es bis auf ein paar Trippelschritte nach links oder wahlweise rechts, beziehungsweise nach hinten und ein paar lässigen Armbewegungen von Fronter Jeff Keith, zu keinerlei Action. Gerade Mal ein paar aufmunternde und auffordernde Worte zum Mitsingen lockerten das Happening. Für Tesla eindeutig zu wenig. Ein Festival wie dieses, in unseren Zeiten, verdient mehr Respekt!

 

Zum Schluss gilt mein besonderer Dank den Veranstaltern, und hiermit möchte ich gleichzeitig dazu aufrufen, das fünfte Festival im Bergheim nicht zu verpennen. Vain, Hollywood Burnouts, plus Enuff Z`Nuff und Love/Hate wurden derweil angekündigt. Wobei es mit den Süddeutschen Hollywood Burnouts etwas übertrieben wird. Das wäre dann der dritte Auftritt. Man sieht sich da, wo die Menschen kein Auto fahren können, in Bergheim!



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak