SCREAMER, BIRMINGHAM SUNSET, AIR RAID

Stemwede, Jörgs Scheune, 11.05.2013

JÖRG flyer LIVE 2013Die Scheunenparty auf Jörgs Bauernhof, irgendwo auf dem platten Land zwischen Weser und Nordsee, war immer alljährlicher Treffpunkt für Kuttenträger der Reineisenabteilung. Vor etwa zehn Jahren, als Geburtstagsparty gestartet, avancierte der Event im Laufe der Jahre zum Meeting der holländischen Heavy Metal Maniacs, nach dem Jörg ihnen beitrat. Als ob diese Party noch nicht kultig genug wäre, spielten jedes Mal ein paar ausgewählte Bands in der Scheune. Eingesessene Größen wie Angus, Vortex, oder Hammer Hawk konnte man dort schon sehen, natürlich auch deswegen, weil immer sehr viele Niederländer mitfeierten. Besonders hervorheben muss man die Scheune an sich, denn es gibt hier keinen Balken, an dem nicht ein Poster aus einem uralten Metal Hammer oder einer anderen Postille hängt, die es bereits schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt. Endsiebziger Tourplakate als Relikte der guten alten Zeit lassen für Metaller diesen Ort als Museum erscheinen. Wer erinnert sich noch an des Bon Scott Poster, das die große deutsche Jugendzeitschrift im Jahre 1980 in der Heftmitte hatte? Auch die Bierpreise erinnerten an die gute alte Zeit. Für schlappe zehn Euro konnte man eine Karte erstehen, auf der acht Pullen der Größe 0,3l abgestrichen wurden. Für Jäger und Sammler gab es auch ein paar Stände mit Vinylsachen. Und in diesem Eldorado sollen in Zukunft diese Parties nicht mehr stattfinden. Keiner der Anwesenden konnte das so wirklich begreifen, so legte man sich feiertechnisch zum letzten Mal richtig ins Zeug, und die Bands waren dieses Jahr auch richtig fett geil. Für ein paar Gigs zusammen mit ihren Landsleuten von Air Raid nach Deutschland gekommen, spielten Screamer am Abend zuvor im bayerischen Schwenningen. Ein weiter Weg von dort verhinderte einen zeitigen Aufbau, denn am frühen Abend waren die Bands mit samt Equipment noch nicht eingetroffen. Ein Blick auf die noch leere Bühne ließ schon etwas Sorge aufkommen, aber die Schweden trafen dann doch ein, und der Aufbau ging recht zügig von statten, für einen Auftritt, der auf den Bandpages als „Secret Show“ angekündigt wurde, um den privaten Charakter der Veranstaltung zu wahren. (Joxe Schaefer).


air raidIm Moment stehen irgendwie alle auf Air Raid. Auf dem Keep-It-True-Festival habe ich sie nicht gesehen. Ich musste mir also hier ein Bild machen. Ich finde es löblich, dass viele junge Schweden wieder richtig Bock auf altbackenen Metal haben, und dass die Band hier heute spielt, war auch ein Wunsch vom Gastgeber. Ich hatte echt Spaß! Live reißen die total mit. Die fünf Zwanzigjährigen mit Spandexhosen brachten ihre Version des 80er Metals, wie sie eine Art Musik empfinden, die es zu einer Zeit gab, als sie noch nicht geboren waren. In deutlicher Bierlaune hat es erst mal richtig Bock gemacht, den Jungs beim Zocken zuzusehen. Maiden-mäßige Twinleads gab es genauso wie Synchronposen der beiden Gitarristen und des Bassisten, wie es Judas Priest in ihren besten Tagen nicht hätten besser machen können. Soweit ich weiß, gibt es nur ein Album von der Band und von der Zeit her müssten sie es auch komplett gespielt haben. Ich weiß es nicht mehr genau. Auf jeden Fall hat dieser Auftritt des Openers schon richtig Laune gemacht. (Daniel Müller).

 

birmingham sunsetIch habe erst vor Ort gehört, dass eine holländische Coverband namens Birmingham Sunset auch dort spielen würde. Warum eine holländische Band sich so nennt, wurde mir nie wirklich erklärt. Ich könnte mir vorstellen, dass der Name quasi für den Sonnenaufgang des Heavy Metal stehen soll, der mit Black Sabbath in Birmingham aus dem Nichts erstanden ist. Die Band soll ganz gut sein. Ich wollte mich mal überraschen lassen. Mich hat gewundert, dass sie zwischen den beiden schwedischen Bands gespielt haben, die gerade zusammen auf Tour waren. Aber gut. Den Opener machte die Warlock-Hymne „All We Are“, was stimmlich schon sehr gut passte. Es folgte „Denim And Leather“ von Saxon, wo ich mich zuerst etwas aufregte, dass der Schlagzeuger den Vier-Viertel-Takt durchspielt (was im Original nicht so ist). Aber eigentlich war das auch scheißegal, denn es war ja Party! „Kill The King“ von Rainbow trieb auch ordentlich an. Ein Höhepunkt für mich war dann aber definitiv „Emerald“. Ich war nie ein großer Thin Lizzy Fan, aber wie präzise die beiden Gitarristen die Twinleads spielten und der Schlagzeuger mit den Tomläufen genau auf dem Punkt war, war echt beeindruckend, wenn man bedenkt, wie holprig vorher der Saxon-Song klang. Es folgten „Metal Heart“ von Accept, „Angel Witch“ von Angel Witch, „Laying Down The Law“ von Cloven Hoof, wo die Stimme mal nicht gut zu passte. Ein punkig runtergerotztes „Motörhead“ wurde zwar mittendrin abgebrochen, aber war bei der Party auch völlig Latte. „Animal (Fuck Like A Beast“) von W.A.S.P. und „Metal Thrashing Mad“ von Anthrax machten die Sache wieder wett. Manowars „Black Wind, Fire And Steel“ schloss sich an, dann „Balls To The Wall“ und „Breaking The Law”. Als Zugabe gab es noch „Fast As A Shark“. Meine These zum Bandnamen kann ich jetzt wohl auch gleich wieder verwerfen, denn von Black Sabbath haben Birmingham Sunset gar nichts gespielt, haha! Unterm Strich hat dieser Gig dennoch Spaß gemacht. Die beiden Schweden Bands waren hier heute Abend die Hauptattraktion und die HolländerInnen hatten ein Heimspiel in Deutschland, bei dem der Spaßfaktor an erster Stelle stand. Das volltrunkene Publikum hatte jedenfalls gehörig Spaß. Und nur darum ging es auch an diesem Abend. (Daniel Müller).

 

SCREAMER dejanKurz nach Mitternacht war es dann endlich so weit, die Schweden von Screamer legten mit ihrem Set los, und wählten das Titelstück ihrer ersten Scheibe als Opener. „Adrenaline Destractions” war dann auch gleich der Zünder, der die Kutten in der Scheune zum Ausrasten brachte. Reichlich Screamer-Rufe waren zu vernehmen, und “No Regrets”, der Speedstampfer “Slavegrinder“ und der Opener des Debüts “Can You Hear Me” verwandelten die Scheune in ein Tollhaus, wo klar zu sehen war, dass dies genau das richtige Publikum für die Schweden war, was man ja schon bei Air Raid beobachten konnte. Es wurde viel textsicher mitgesungen, besonders bei „Keep On Walking” mit gereckten Pommesgabeln. Zum highspeed Banger “Phoenix Rising“, dem Titeltrack der zweiten Scheibe, sah mal nur noch fliegende Haare in der Frontrow, und mitten drin natürlich Gastgeber Jörg himself, abfeiernd mit seinen Gästen. „All Over Again“ ging direkt in „I Know“ über, und “Demon Rider”, “No Sleep ‘Til Hamijörglton” und “Screamer” schlossen sich an, die aufzeigten, wie viele Hits die Schweden bereits haben, bei denen das hohe Energielevel des abmoshenden Publikums nicht einmal abebbte. Das langersehnte “Lady Of The River” hatten die Schweden jetzt endlich in der Setlist aufgenommen, und es sollte ein würdiger Abschluss einer ganz besonderen Show werden, bevor die Protagonisten die Bühne verließen. Von der Bühne aus konnte der Verfasser dieser Zeilen am Mikro die Screamer-Rufe noch etwas anheizen, dass sie sich nicht lange bitten ließen, noch eine Zugabe zu zocken. Zusammen mit der Bühne enternden Kutten wurde dann “Mr. Noman” in die Meute geworfen, und ich traf ich beim Mitgrölen dann den Air Raid Shouter Michael Rinakakis am Mikroständer wieder, der sich noch sehr professionell um die hellen Screams kümmerte. Tief in der Nacht beendeten Screamer den vielleicht geilsten Gig ihrer Laufbahn, doch man nahm sich noch viel Zeit, mit den Fans bis in den Morgen zu feiern, schließlich sollte der Weg nach Groningen nicht ganz so weit sein, Screamers Auftrittsort für den nächsten Abend. Ein sehr gelungener, auch sehr emotionaler Event nahm sein Ende. Wohl dem, der es schafft, Jörg für 2014 zu überzeugen, doch wieder die Scheune zu rocken! (Joxe Schaefer).



Autor: Daniel Müller; Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer