BANG YOUR HEAD 2011 WARM UP SHOW

Balingen, Messe-Halle, 14.07.2011

Zum neunten Male machte ich mich auf um in unserem schönen Süden Deutschlands, das Bang Your Head Festival in Balingen zu feiern. Wir immer führen wir (mein Freund Sven und ich) am Donnerstag los um auch schon die Warm-Up-Party zu erhaschen. Komischerweise hatten wir dieses Jahr den Stau nicht auf den Autobahnen, sondern ab innerorts Tübingen und das zog sich fast bis Bodelshausen, wo wir seit Jahren im Hotel „Zur Sonne“ absteigen. Nach dem Wechseln freundlicher Worte mit dem Besitzer und dem Beziehen unserer Zimmer machten wir uns auf um in Balingen Mitte beim Asiaten zu speisen. Schließlich landeten wir auf dem Gelände ankamen unsere Pässe und hatten das Glück den Opener Eternal Reign noch zu sehen.     

Sechs Hanseaten gehören zu Eternal Reign die früher mal Perfect Crime hießen. Trotz des argen Platzes aufgrund der knappen Bühne konnte man eine kraftvolle Live-Show inszenieren bei der Fronter Dirk Stühmer, der Kopf der Bremer Stadtmusikanten klar vorne lag. Seine Stimme ist das absolute Markenzeichen der Power-Metal-Formation. Mit ihrem noch immer aktuellen Album „The Dawn Of Reckoning“ aus dem Jahre 2010, waren sie der perfekte Opener eines noch jungen Abends. Die Messe-Halle war fast perfekt gefüllt und die Stimmung wurde mit jedem Song besser. Auch wenn die Jungs noch nicht all zu bekannt waren. Schließlich war es in der Halle noch taghell, man musste ziemlich lange auf die Getränkekarten warten und bis auf das Ronnie James Dio-Cover „Stand Up And Shout“, waren die eigenen Songs wie „Forbidden Path“ oder „Edge Of The World“, nicht geläufig. Von dieser band dürfte man in Zukunft ruhig mehr präsentieren.
Dagegen kam mit Kissin` Dynamite schon fast ein alter Hase und zumindest eine heimische Band auf die Bretter. Das letzte Mal standen die sympathischen Jungs auf der Hauptbühne und rissen das Publikum an sich. Das funktionierte an dieser Stelle direkt mit dem ersten Ton. Der charismatische Sänger Hannes Braun ist nicht nur ein Augenschmaus für die Mädels, er rockt auch alles in Grund und Boden und stellt den perfekten Fronter wie er seit Anbeginn der Rock-Geschichte sein muss. Man nimmt ihm alles ab und nichts übel. So war seine Stimme immens angegriffen und so mancher Part fiel ins Wasser. Was ihn aber nicht davon abhielt wie immer Zentrum des Geschehens zu sein. Ein Poser vor dem Herrn, der sichtlich Spaß an der Action hat und für Nichts anderes bestimmt zu sein scheint. Die Songs der Band wurden lauthals mitgesungen und im Rahmen der Bühnenshow ließen alle Mitglieder sich nicht lumpen. Da wurde Huckepack Gitarre gespielt, in Reih und Glied die Matte gebangt und immer wieder Kontakt zum Publikum aufgenommen. Und nur ein Hannes Braun darf ungestraft Skid Row`s „Youth Gone Wild“ nachsingen. Was er auch cool hinbekommen hat. Ich denke das Publikum in Balingen ist mittlerweile gespalten. Die einen hören eher die melodischen Bands und die anderen die Baller-Combos. Für die ersteren war Kissin` Dynamite sicherlich ein Headliner.     

Aber auch die drauffolgenden Brainstrom-Boys haben ein großes Zugpferd im Stall. Der ewig smilende Andy B. Franck, immer noch einer der besten Shouter in Deutschland. Sie sind in Balingen zu Hause und immer für eine fette Schüppe Metal in bester Qualität gut. Andy beherrschte seine Stimme in allen Tonlagen und hatte stets Zeit ein kühnes Auge auf die weibliche Schar zu halten. Würde ich genauso machen, haha. Brainstorm haben eine breite Palette an Hits die sie nur allzu gerne an den Mann brachten. Was dafür sorge trug, dass Songs wie „Shiva`s Tears“, “Fire Walk With Me“ und “All Those Words”. Natürlich ist hier kein Platz für Überraschungen aber das wollen die meisten Musikfreunde in Balingen sowieso nicht. Erst wenn man es Ihnen vor die Füße knallt sind sie überrascht was noch alles funktioniert. Nichtsdestotrotz hatte die Band einen neuen Song in der Tasche, dessen Titel mir aber leider entfallen ist. Zumindest passte er perfekt zum restlichen Programm in dem Andy sich auch mal feiern ließ. Allerdings waren die anderen Jungs der Formation nicht gerade auf dem Höhepunkt und waren im Hinterfeld vielleicht gar nicht so ungern. Auf jeden Fall habe ich die Herrschaften auch schon ohne Ermüdungserscheinungen gesehen.
Last but not least, der ewige Schatten des Ritchie Blackmore, unser Axel Rudi Pell samt seiner Band. Ich weiß nicht wie oft ich diese Formation bereits gesehen habe aber mir reicht es persönlich. Natürlich lief die Maschinerie wie ein Schweizer Uhrwerk aber das ist auch das größte Problem der Band. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Selbst die spaßigen Einsätze sind seit Jahren dieselben und perfekt einstudiert. Sei es das immer noch grandiose Drum-Solo von Mike Terrana, das Duell zwischen Keyboarder Ferdy Doernberg und Axel himself oder auch die aggressiven Jumps von Fronter Johnny Gioeli. Eins ist sicher, obwohl man sich seit Jahren auf die gleichen Hits stürzt, „Carousel“, „Fool Fool“, „Maquerade Ball“ und „Casbah“, wirkt Johnny von mal zu Mal überforderter. Seine Stimme schwächelte, die hohen Parts wurden übergangen und er las den Text schon mal vom Teleprompter ab. Nenenene! Das geht gar nicht. Ausgleichen würde er gerne mit immensen Einsatz des Körpers, was allerdings nach hinten losgeht. Selbst der aufgeregte Ferdy und der stoische Basser Volker wirkten etwas genervt und gelangweilt. Vielleicht sind sie sich des Erfolges, genau wie die Musiker der eben genannten Band, nicht mehr wirklich bewusst. Ich hätte lieber eine hungrige Band gesehen. Für einen Headliner war das zu mager.



Autor: Steve Burdelak - Pics: