SWORDBROTHERS FESTIVAL 2011

Andernach, JuZ, 10.09.2011

Das war es also nun…das zehnte Swordbrothers, und Headbanger aus aller Herren Länder feierten mit! Zwar nicht zu Kranz, Kerzen und Kuchen, sondern stilecht mit dem, worauf es bei Rein-Metal-Events ankommt. Bands, Bier und Banger, und die waren quantitativ und qualitativ hochwertig. Die Bands waren sehenswert, der Becher 0,3l Bier kostete zwei Euronen, und es befanden sich auffällig viele weibliche Kutten in und um die Halle. Der alte Spruch von Tom Gerhard kam mir in den Kopf, schon als ich mich der heiligen Wellblechhalle näherte: Endlich normale Leute! Und die tummelten sich inmitten der Besucher angrenzender Freizeitanlagen.

asgard 2011-09 andernachDie Opener von Warcry und Mortician konnte ich leider nicht sehen. Bei 30° C Außentemperatur legten Asgard aus Ferrara los, und Sänger Mace sprang mit einem schwarzen Kapuzenumhang auf die Bühne, der aussah wie ein Regenmantel. Offensichtlich machten ihm die Temperaturen nichts aus, genau wie den Bangern in der ersten Reihe, die fett in Kutten eingehüllt abrockten. Den Coat legte er aber nach dem ersten Song ab. Basser Reno ist neben Sänger Mace der Aktivposten der Band. Beim Cover von Agent Steel’s „Unstoppable Force“ war dann der Moment, als Mace die Bühne verlässt, um wild durch die Audienz zu rasen. Die Stimmung war im folgenden „Hellbreaker“ ebensogross wie beim Vorgänger, dass es zu „The Age Of Steel“ Crowdsurfer gab. Klasse Gig der Jungs aus Italien.

Nach einer kurzen Umbaupause legten die Holländer von Vanderbuyst mit dem Cover „Rock Bottom“ los, und vermischten dabei wie immer die UFO Studio- mit der Live-Version, welche bekanntlich einigen Spielraum für Selbstinterpretationen an der Sechssaitigen lässt. Das gepaart zusammen mit der unbändigen Bühnenaction des Dreiers bescherte ihnen auch schon zu Beginn ihres Auftritts die Vanderbuyst-Sprechchöre. ‚Do You Like Heavy Metal?’ schallte es in der Ansage zu „Tiger“. Blöde Frage eigentlich, bei einer überwältigenden Stimmung im Publikum, die auch im folgenden „Stealing your Thunder“ nicht abflachte. Offensichtlich wurde seitens der Organisation alles richtig gemacht, diese Band zu verpflichten. Im November soll eine neue Scheibe erscheinen, die schon mal mit dem neuen Track „Black And Blue“ beworben wurde, welcher sich nahtlos ins Programm der älteren Stücke einreihte.

centineal 2011-09 andernachAls die Spanier von Centineal die Bühne enterten, war es nicht sehr voll in der Halle. Der hohe Energielevel der Bands zuvor forderte Tribut, dass man sich lieber am Getränkestand und vor der Tür aufhielt, um etwas kühlen Wind um die Nase zu bekommen. Schade, denn die Spanier zockten erdigen Metal, der zum Mitnicken animierte. Den Aktivposten stellte wiederum der Basser dar, der ebenfalls an Fünf Saiten zupfte. Leider brachte der Sänger seine Ansagen auf Spanisch, was aber nicht die Ursache für eine halb Gefüllte Halle im Vergleich zu den beiden Bands zuvor gewesen sein kann. Vielleicht wäre für die Iberer ein Slot zu Anfang passender gewesen.

Die vom Publikum sehnsüchtig erwarteten Franzosen von Killers legten einen amtlichen Gig hin. Obwohl die Lyrics in der französischen Sprache für den Schreiber dieser Zeilen schwer verständlich waren, schien ein Grossteil des Publikums keine Probleme damit zu haben, und konnte sogar mitsingen. Die Ansagen kamen ebenfalls in der Landessprache. Ob diese von den Mitsingern verstanden wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ebenso ahnungslos bin ich von der Farbgebung der Flying-V von Sänger und Gitarrist Bruno, würde ich doch bei grün-weiß-rot eher an Italien denken. Und irgendwie sah sein Shirt aus wie Afri-Cola Werbung. Der kleine Glatzenmann am Bass machte, wie könnte es anders sein, den Aktivposten. Klar, das Bassphänomen scheint sich heute wohl einzubrennen. Ein lang anhaltender Beifall beschloss den Auftritt des Vierers aus Bayonne, denn viele erfreuten sich der Tatsache, die Franzosen endlich mal live gesehen zu haben.

oz 2011-09 andernachSo ging es mir in den nächsten fünfzig Minuten, denn mein „Fire In The Brain“ Vinyl hat in den letzten 27 Jahren ganz schön gelitten. Uns so hieß der Opener natürlich „Searchlights“! Die Gitarristen waren zwar längst nicht mehr Speedy Foxx und Spooky Wolff, jedoch der Jüngling auf den Brettern vor mir bekam schon mal meinen ganzen Respekt für sein geniales OZ-Shirt, welches ich später auch beim Merchandise entdeckte. Riesen-Patches mit dem Bandlogo gab es natürlich auch. Nach „Let Sleeping Dogs Lie“ stellt Sänger „Ape De Martini“ mit der coolsten Fußbekleidung die Frage: „Do You Have Fire In The Brain?” Müßig, an dieser Stelle die Publikumsreaktionen zu beschreiben. Weiß lackierte Boots trug der Mann, stilecht mit Finland-Flagge draufgeschraubt.
„Gambler“ war der nächste Kracher ihres Werkes von 1984, von dem, wie sollte es auch anders sein, die Setlist dominiert wurde. „Wenn auch die Gewalt der Platte nicht ganz rüber kam, die damals schon leicht überproduziert war, überzeugten die Finnen komplett. „Stop Believin“ fügte sich an, wo die ersten Reihen die Bühne enterten, und allen voran von Schreiberkumpel Daniel Müller zur Party-Stage deklariert wurde. Bei „Turn The Cross Upside Down“ sang der Basser einige Parts, und die Party On Stage fand seine Fortsetzung. Ein neues Album wurde angekündigt, um zum Abschluss „Fire In The Brain“ noch einmal in einer extralangen Version zu zocken. Die Bühne wurde abermals geentert und Ape De Martini krallte sich die Nebelmaschine, um auf der Bühne zwischen den Moshenden alles einzuqualmen. Grandioser Gig!

exxplorer 2011-09 andernachNach der Veröffentlichung ihren neuen Albums „Vengeance Rides An Angry Horse“ war die Spannung sehr groß, die Amis live erleben zu können, zumal sie damit an ihr Erfolgsalbum „Symphonies Of Steel“ aus 1985 anknüpften. Um 21:00 Uhr war es dann endlich so weit, und sie knallten den Opener „City Streets“ raus. Gleich im Anschluss schon grollten die schweren Riffs von „X-Termination“. Vom neuen Album wurde „Gypsy“ hinterher geschossen, eine starke Nummer, die man auch erwarten durfte. Der Rückkehrer Lenny Rizzo am Mikroständer liess die hohen Parts von der Audienz in sein Mikro brüllen, wie bei „Run For Tomorrow“ vom Debüt, welches heute Abend fast komplett vorgetragen wurde. Wie fit Lenny mit seiner Stimme noch sein konnte, bewies er bei „World War III“, wo er zum Schluss alle Höhen erstklassig raus haute. Ein Gitarrensolo von Kevin Kennedy kündigte „Guilty As Charged“ an, gefolgt von meinem Favoriten „Metal Detectors“. Die Halle strotzte jetzt vor Luftgitarristen, und von den angenehmeren Abendtemperaturen zu Beginn des Sets war nix mehr übrig. „Return Of The Cycle“ und „Glory Hunter“ vom neuen Album wurden nachgelegt mit feinen Doppel-Leads auf einem Energielevel sondergleichen. Nach knapp 85 Minuten stellten die Anwesenden fest, dass Exxplorer den erwartet grandiosen Gig hingelegt haben. Ein so starkes neues Album konnte man nicht besser promoten!

vicious rumors 2011-09„Digital Dictator“ hieß der Opener des Headliners, der fünf vor elf die Finalshow des zehnten Swordbrothers ankündigte. Die Action on Stage wurde weiter auf hohem Level gehalten. Gitarrist Geoff Thorpe übernahm wie gewohnt einen Grossteil der Ansagen und sprach von der vierzigsten Show in Europa in diesem Jahr. In Gesprächen mit den Besuchern haben diese gefühlte zwanzig davon gesehen. Klar, Vicious Rumors sind schwer angesagt dieser Tage. Brian Allen, der aktuelle Sänger mit den irren Blicken, hatte keine Mühen mit älteren Songs, so kam „Soldiers Of The Night“ völlig ungebremst. „Abandoned“ wurde meinem Kumpel von Mental Menace Chris gewidmet, mit dem ich schon ganz damals auf „Wishes Roomers“ Konzi war (kleiner Insider für Chris). „Hellrazor“ vom 90er selbstbetitelten Album erhitzte die Wellblechhalle weiter, wie natürlich auch „Don’t Wait For Me“. Spätestens jetzt wurde es Zeit für Brian, von seiner Gothic-Oberbekleidung zum Behemoth-Shirt zu wechseln. Bei der Bandvorstellung zum Schluss glänzte Larry „meine Haare wehen immer, auch ohne Ventilenti“ Howe mit seinen Deutschkenntnissen, denn es gelang ihm fehlerfrei, sich für den Besuch bei seinen deutschen Freunden zu bedanken. Wie sollte es auch anders sein, kehrten VR für drei Zugaben zurück: „Bloodstained Sunday“ vom aktuellen Album, das durch Zurufe oft geforderte „Ship Of Fools“ und die Speedgranate „On The Edge“ als allerletzte des Events. Die geschafften Fans in der Halle wackelten noch einmal Richtung Bierstand, um sich ein Letztes zu genehmigen und über die stilechten Beinkleider von Volker und den VR-Gig zu fachsimpeln, der mit dem Halsgeschwenke von Stephen Goodwin nicht ganz überraschend einen äußerst aktiven Basser hatte…

Pics: Joxe Schaefer



Autor: Joxe Schaefer - Pics: