Ursprünglich sollten Testament letztes Jahr in der Matrix spielen. Das Konzert ist aber ausgefallen. Halb so wild! Es wäre mitten in der Woche gewesen und ich war bisher auch immer sehr unzufrieden mit dem Sound in dem runden U-Bahnschacht. Jetzt also die Nachholtermine. Dieses Konzert fand nun in Köln statt, wo ich bisher immer guten Sound erleben durfte. Bisher…
Den Anfang machten um 20 Uhr Bleed From Within, die ich noch nicht kannte. Melodic Death soll das sein. Sie waren auch mal auf einem Judas Priest-Tribute Album zu hören. Klingt gut? Leider nicht… Klar, die Jungs können zocken und beherrschen ihre Instrumente. Aber das tight gespielte Material war doch sehr stampfig und modern und wollte den traditionellen Thrashern im Publikum nicht wirklich gefallen. Der Gig war eigentlich echt gut. Aber es wäre besser gewesen, sie würden eine jüngere Metalcoreband supporten. Dann hätten sie auch mehr Anklang im Publikum gefunden.
Als zweite Band betraten dann Dew-Scented die Bühne, die ich schon total oft live gesehen, aber noch nie auf CD gehört habe. Mein erstes Dew-Scented-Konzert fand übrigens auch in der Live Music Hall statt. Damals, 1998, im Vorprogramm von Death. Beim Anblick der Band war ich aber zunächst sehr verwundert. Die Typen habe ich, bis auf den Sänger und den einen Gitarristen, doch neulich erst noch live gesehen. Ein Blick auf das T-Shirt des Gitarristen verriet es mir: Ja, richtig! Sie spielten alle neulich mit ihrer Death Metalband ‚I Chaos’ im Vorprogramm von Grand Supreme Blood Court und Sinister im Turock. Abgefahren! Eine komplett holländische Hintermannschaft für das einzig verbliebene Urmitglied, Sänger Leif Jensen, in einer alten deutschen Band? Abgefahren! Dass das aber gut funktioniert, war von Anfang an klar. Brutaler, arschtighter Death-/Thrash wurde uns vor den Latz geknallt. Sie sind ein perfekter Opener, und das schon seit vielen Jahren. Technisch brilliant, punktgenau gespielt, und das mit einer Spielfreude der unglaublichen Art. Die Jungs hatten richtig Bock. Der Schlagzeuger zockte die brutalen Songs mit einer Leichtigkeit runter, die einfach unfassbar ist. Die schnellen Songs erinnerten mich sehr an das „Apocalypse Inside“-Album der kanadischen Sacrifice. Den Titelsong dieses Albums hatten sie auch 2000 im Vorprogramm von Overkill und Annihilator im Works in Osnabrück gespielt. Schöne, alte Erinnerungen kamen wieder hoch. Wie gesagt: Ich habe sie schon häufig live gesehen, allerdings noch nicht in dieser Besetzung. In der Mitte des Sets gab es einen langsamen Song als Verschanufpause, bevor sie „die zweite Halbzeit“ einläuteten (O-Ton Leif Jensen). Geiler Gig bei geilem Sound! Sauber!
Dann kamen schließlich Testament voll motiviert auf die Bühne. Sie rannten und sprangen durch den Bühnennebel und hatten richtig Bock. Es hat richtig Spaß gemacht, ihnen beim Zocken zuzusehen. Aber was zur Hölle war auf einmal mit dem Sound los? Man konnte die Songs zwar alle problemlos heraushören, aber irgendwie klang alles schwammig. Ich dachte erst, dass es daran lag, weil ich bei den ersten drei Songs vorne im Fotograben war. Aber auch später weiter hinten war es auch nicht viel besser. Egal, unseren Spaß hatten wir trotzdem alle. An der Band lag es jedenfalls nicht. Was man der Band aber vorwerfen könnte, wäre die Auswahl der Setlist. „Rise Up“ vom neuen Album „Dark Roots Of Earth“ war ein guter Opener. Auch das drauf folgende “More Than Meets The Eye” vom Vorgängeralbum “The Formation Of Damnation”, den sie eigentlich immer zu Beginn des Sets spielen, kam gut an. Ich persönlich liebe die letzten drei Testament-Alben, vor allem ihr 1999er Werk „The Gathering“, von dem sie heute vier Songs spielten. Aber dadurch blieben leider auch viele Klassiker auf der Strecke. Aus der glorreichen Vergangenheit gab es lediglich „Burnt Offerings“, „Into The Pit“, „Practice What You Preach“, „Over The Wall“, The Haunting“ und „The New Order“. Ansonsten legte man sehr viel Wert auf neues Material. Ich fand es halb so wild. Wie gesagt: Ich stehe drauf. Und da ich Testament schon sechs Mal gesehen habe, habe ich die Klassiker auch vorher schon mal live gehört. Gut, „Souls Of Black“, „Electric Crown“ oder „Low“ haben schon gefehlt. Aber dennoch haben Testament alles gegeben. Im Blickpunkt war immer der sympathische Hüne Chuck Billy, der ohne Ende Ausstrahlung hat. Mit seinem leuchtend grünen Laserschwert-Mikroständer, spielte er ständig Luftgitarre, in den Breaks spielte er auch einige Tomläufe in der Luft mit. Sehr cool! Zum Schluss hin, nämlich bei „D.N.R. (Do Not Resuscitate)”, hat man dann doch gemerkt, dass der Sound auf der Bühne wohl auch Scheiße war, denn Chuck Billy war zweimal in der Strophe deutlich neben der Spur, hörte auf zu singen und lauschte seiner Hintermannschaft mit fragenden Blicken. Etwas angepisst waren sie aber wohl doch, denn nach „The Formation Of Damnation“ war ohne Zugabenteil Schluss. Ansonsten war aber alles im grünen Bereich. Der Sound hätte echt deutlich besser sein müssen. Aber dennoch haben alle Leute im Pit die Halle mit fröhlichen Gesichtern verlassen. Mit Testament ist live auf jeden Fall immer noch zu rechnen. Und das ist auch gut so!
Setlist:
Rise Up
More Than Meets The Eye
Burnt Offerings
Native Blood
True American Hate
Dark Roots Of Earth
Into The Pit
Practise What You Preach
Riding The Snake
Eyes Of Wrath
Over The Wall
The Haunting
The New Order
D.N.R. (Do Not Resuscitate)
3 Days in Darkness
The Formation Of Damnation