UP THE HAMMERS VIII

AN Club, Athen, 08.-09.03.2013

 

Tag 1: Rust, Hürlement, Alpha Tiger, Damien Thorne, Vice Human, Adramelch, Sarissa, Domine

Mein erstes Konzertreischen dieses Jahr war gleich ein bisschen weiter weg. Auch wenn dieses Jahr das Line-Up der 8. Ausgabe des Up The Hammers Festivals qualitativ etwas schwächer war als in der Vergangenheit, lockten mich doch vor allem meine Schweizer Freunde von Sin Starlett nach Athen. Relativ kurzfristig sagten leider Medieval Steel ihren ersten Europagig überhaupt unter etwas fadenscheinigen Gründen ab, so dass das Festival einen zugkräftigen und kultigen Headliner verlor. Manolis, der Veranstalter, musste dann auch einen Rückgang der Besucherzahl um ca. 100 Leute pro Tag verkraften, was natürlich für ein solch kleines Festival nicht so einfach zu kompensieren ist. Unglücklicherweise spielten dann am Samstag auch noch Helloween und Gamma Ray gemeinsam in Athen, wodurch weitere potentielle Kundschaft abgezogen wurde. Umstände, die der sympathische Veranstalter alles andere als verdient hat. Um es jedoch vorweg zu nehmen, Athen war trotz allen Widrigkeiten mehr als eine Reise Wert.

UP THE HAMMERS flyer friday LIVE 2013Ich machte mich am Donnerstag Abend auf dem Weg zum Züricher Flughafen, um von dort aus zusammen mit den Starletten nach Athen zu fliegen. Für Stimmung während des Fluges war also sicherlich gesorgt. Kaum am Flughafen angelangt, habe ich die Luzerner Meute dann auch bereits getroffen, und man begab sich gemeinsam auf den gut zweistündigen Flug in die Hauptstadt Griechenlands. Dort fuhren wir mit zwei Taxis zum Hotel. Unser Fahrer war ein ganz kurliger Zeitgenosse und Verkehrsregeln werden hier nicht so eng gesehen. Jedenfalls fuhr der Kerl eigentlich konstant in der Mitte von zwei Spuren, und auch seine Überholmanöver waren ziemlich haarsträubend, hätte ich denn noch welche auf dem Kopf gehabt... Egal, wir sind sicher im Zentrum Athens gleich beim Club angekommen, was natürlich mit einem Bier begossen werden musste. Nachdem Eli (Sänger Sin Starlett) bereits engen Kontakt zur hiesigen Vegetation gesucht hatte, und das erste Bier vernichtet war, wollte ich mal das Check In im Hotel erledigen. Der lustige Kerl hinter der Rezeption teilte mir dann zu meinem Erstaunen mit, dass er mein Zimmer, dessen Reservation ich am Morgen noch bestätigt hatte, bereits vergeben hätte, und ich doch morgen wiederkommen solle! Super Sache, wenn man morgens um halb drei in einer unbekannten Stadt ohne Hotelzimmer dasteht. Na ja, in der Not machte ich mich mit den beiden, Elis und Reno von Sin Starlett, auf die Suche nach deren Hotel, in der Hoffnung, dort unterzukommen. Da wir allerdings ihr Hotel nicht finden konnten, stieg ich dann in einem anderen Hotel ab, wo ich zum Glück für die ganze Athenzeit, und zu einem sehr guten Preis, ein anständiges Zimmer bekam. Na ja, im Süden Europas werden Reservationen anscheinend nicht so streng gesehen. Das könnte ja heiter werden in den nächsten Tagen! Nach ein paar Stunden sehr erholsamen Schlafs machten wir uns um 12.30 auf in Richtung Altstadt, um noch ein paar Tonträger einzusacken und etwas zu essen. Nach der Stärkung und dem erfolgreichen Kauf von Tonkonserven war es bereits Zeit, sich festivalfertig zu machen, und noch den ersten Gerstensaft zu vernichten. Nach dem Ticketkauf begab ich mich dann mal in die Katakomben des AN Clubs. Der Laden ist nicht wirklich groß, liegt im Untergeschoss des Hauses, hat aber trotzdem seinen Charm im typischen 80er Jahre Stil. Die offizielle Kapazität liegt bei rund 500 Zuschauern, allerdings sollen sich in der Vergangenheit auch schon 700 Nasen im Club getummelt haben! Die Bühne ist zwar relativ klein, aber da man in den hinteren Reihen und auf der Seite ein paar Stufen erhöht stehen kann, ist die Szenerie jederzeit gut einsehbar. Neben der Flüssigverpflegungsmöglichkeiten gab es auch einen kleinen Metalmarkt, auf dem amtlich guter Stoff angepriesen wurde.

 

RUSTLos ging es pünktlich (!) um 16.30 Uhr mit den Zyprioten von Rust. Schlecht vorbereitet wie immer, kannte ich natürlich die Band nicht. Nach einem Demo (2007), einer 7“-Single (2010) und dem Debütalbum (2011) ist es in der jüngeren Vergangenheit etwas ruhiger geworden um die Band aus Nikosia. Diese legte mit „The Thunder Rolls“ jedoch gleich amtlich mit ihrem besten Song los und prügelte sich solide durch ihren knapp 30 minütigen Set, bestehend aus coolem traditionellen Metal der alten Schule. Das Quintett machte eine echt gute Falle, legte ein akzeptables Stageacting an den Tag und war ein idealer Opener des Festivals. Die zum Teil sehr eingängigen Nummern mit vielen doppelläufigen Leadgitarren animierten schnell zum Mitnicken, und nicht nur mir, sondern auch dem Rest der erst spärlich anwesenden Zuschauern gefiel es jedenfalls. Nach lediglich vier Nummern war der Auftakt des Festivals gelungen, und so durfte es gerne weiter gehen.

Setlist: The Thunder Rolls, Sanity Of Madness, Prepare For Glory, Queen Of The Amazones.

 

HÜRLEMENTAls nächstes waren die Franzosen von Hürlement an der Reihe, für die es nach 2011 bereits der zweite Auftritt bei einem Up The Hammers Festival war. Ich mag zwar die Instrumentierung der Band, hatte jedoch schon immer etwas Mühe mit französische singenden Bands. Da machen auch Hürlement keine Ausnahme. Das sympathische Quartett spielte sich sehr agil durch ihren Set. Vor allem Bassist Le Gorg war permanent in Bewegung. Leider hatte Drummer Pierre ein paar Probleme mit dem Schlagzeug, so dass es zu einer mehrminütigen Unterbrechung kam, welche Sänger Alexis mit einer A-Capella-Version von Manowars „Heart Of Steel“ zu überbrücken wusste. Hier merkte man ihnen ihre Liveerfahrung an, da sie sich durch unerwartete Ereignisse nicht aus dem Konzept bringen ließ. Das noch immer recht spärlich vorhandene Publikum sang jedoch lauthals mit, so dass es zu keinem Stimmungsbruch aufgrund der technischen Probleme kam. Der Set spiegelte sehr gut die bisherige Schaffensphase der Band wider, und bestand aus vier Songs des Debüts „De Sang Et d’Acier“ (2009) und drei Songs des aktuellen Longplayers „Terreure Et Tourment“ (2013). Augrund der technischen Probleme musste man auf den abschließenden Song verzichten. Sauberer Auftritt der Pariser Metaller!

Setlist: Dernier Combat, Dogue De Brocéliande, Moine Guerrier, Brothers Of The Watch, Tigres Volants, Ordalie, Mercenaire.

 

UP THE HAMMERS alpha tiger LIVE 2013Ich war im Anschluss gespannt wie sich Alpha Tiger schlagen würden, hatte ich sie letztmals vor knapp zwei Jahren auf dem Keep It True respektive Headbangers gesehen, da ich leider die Tour mit W.A.S.P. im vergangenen Herbst verpasst hatte. Vor allem die Tour mit W.A.S.P. sollte der Band eine gewisse Routine auf der Bühne verliehen haben, allerdings habe ich davon relativ wenig bemerkt. Das Stageacting war zwar okay, trotzdem hätte ich etwas mehr erwartet. Zudem klappte die Abstimmung untereinander nicht 100%ig, so dass bei den zweistimmigen Gitarrenparts, die eine Klampfe etwas hinterhinkte. Ich denke der Band kann man hier nicht mal einen großen Vorwurf machen, da die Soundverhältnisse im Club doch ziemlich lausig waren und sich die Musiker gegenseitig kaum hören konnten. Ansonsten war die Performance okay, die Setlist war allerdings stark auf die neue Scheibe „Beneath The Surface“ ausgelegt. Beim obligaten abschließenden Queensrÿche Cover („Queen Of The Reich“) kam jedoch richtig Stimmung auf. Der Auftritt war okay, ich hatte jedoch einen Tick mehr erwartet, und es wäre sicherlich auch mehr drin gelegen für die Ostgermanen.

Setlist: The Alliance, From Outer Space, Against The Time, Beneath The Surface, Along The Rising Sun, Karma, Queen Of The Reich.

 

DAMIEN THORNEDamien Thorne sind für mich konservenmäßig ein zweischneidiges Schwert. Einerseits liebe ich die 80er Scheibe „The Sign Of The Jackal“, hingegen kann ich mit dem neueren Material aufgrund der diversen Sänger nicht so viel anfangen. Daher war ich gespannt, wer singen und wie sich die Sache im Gesamtbild anhören würde. Und siehe da, es ging doch. Sänger Warren Halvarson machte seine Sache sehr gut, und passte auch wirklich zur Musik. Da sei der Band das Keyboardgesülze schon beinahe verziehen. Früher haben Bands noch stolz „No Keyboards“ auf ihre Scheiben geschrieben, aber die Zeiten sind wohl auch im traditionellen Metal endgültig vorbei. Egal, die Band startete fulminant in ihren Set und machte mit einer fünffachen Salve vom „The Sign Of The Jackal“ Album gleich klar, dass man keine Gefangenen machen wollte. Allgemein konnte man sich über die Setlist nicht beschweren, wurden doch total sechs Klassiker vom legendären Debütalbum gespielt. Ergänzt wurde der Set durch „Dark Ancestor“, „Raise Your Horns“ und „Fire In The Sky“ vom 2005er Erguss „Haunted Mind“. Der Gig von Damien Thorne hat mir richtig Spaß gemacht, und ich hoffe doch sehr, dass der aktuelle Sänger der Band möglichst lange erhalten bleibt. Dann muss man sich nämlich auch beim nächsten Plattenkauf keine Sorgen mehr machen.

Setlist: Hell’s Reign, Fear Of The Dark, Sign Of The Jackal, Grim Reaper, Escape Or Die, Dark Ancestor, Raise Your Horns, Damien’s Procession (March Of The Undead), Fire In The Sky.

 

VICE HUMANMit Vice Human stand eine weitere einheimische Band an, und diese gehört zu den ältesten griechischen Metal Bands überhaupt, wurde sie doch bereits 1981 gegründet. Trotz einer über 30jährigen Bandgeschichte umfasst die Diskographie lediglich fünf Alben. Da ich mit dem Material der Band überhaupt nicht vertraut bin, kann ich keine detaillierte Kritik über die einzelnen Songs abgeben; für mich waren Vice Human jedoch die beste Band am Freitag und haben mir sehr gut gefallen, auch wenn man im Bereich der Bühnenklamotten doch etwas traditioneller hätte erscheinen dürfen. Beim Sänger hatte ich optisch das Gefühl, den Manni Schmidt (ex- Rage, ex-Grave Digger) der 80er Jahre vor mir zu sehen. Jedenfalls kann eine gewisse Ähnlichkeit nicht geleugnet werden. Wie dem auch sei, ein interessanter und guter Auftritt der erfahrenen Griechen, die ich sicherlich weiter im Auge behalten werde.

 

ADRAMELCHDann war die Reihe an Adramelch. Ich kenne und mag vor allem das Debütalbum „Irae Melanox“ aus dem Jahre 1988, von welchem heute allerdings lediglich drei Nummern gespielt wurden. So ging es gleich mit dem Klassiker „Dreams Of A Jester“ los, bevor der 2005er Track „I’ll Save The World“ folgte. Mit „Aelegia“ und „Tides Of Soul“ wurde dann auch das letztjährige Album „Light From Oblivion“ entsprechend gewürdigt. Bei einem Auftritt auf einem Underground Festival wie dem Up The Hammers hätte ich mir allerdings mehr Songs vom Debütalbum gewünscht. Zum Beispiel hätte man die erste Scheibe am Stück spielen können. Bei einem solchen Festival, wo das Hauptklientel der Band eh anwesend ist, muss man eigentlich kein neues Material promoten, so dass man sich sicherlich einen solchen Klassikerset hätte vorstellen können. Egal, die Band hatte sich anders entschieden, und dem Publikum gefiel es trotzdem. Die Stimmung war gut und die Soundqualität akzeptabel. Das Stageacting der vier Norditaliener war zwar etwas zurückhaltend, im Endeffekt aber okay. Kein berauschender, aber guter Auftritt, der mit der entsprechenden Setlist durchaus hätte legendär werden können.

Setlist: Dreams Of A Jester, I’ll Save The World, Aelegia, Zephirus, Tides Of My Soul, Was Called Empire, Broken History.

 

Da ich Sarissa nicht kannte und sich wieder mal der Magen bezüglich Festnahrung meldete, habe ich den Gig der Griechen ausgelassen. Trotz lediglich drei  Veröffentlichungen, ein Demo (1987) und zwei Longplayern (das selbstbetitelte Debüt 1994 und „Masters Of Sin“ 2004), hatte die Band einen sehr guten Slot im Billing, worauf sich schließen ließ, dass der griechische Speer in der Heimat einen hohen Stellenwert zu haben scheint. Ich habe mehrheitlich Positives zu deren Auftritt gehört... .

 

DOMINEMit dem heutigen Headliner Domine konnte ich irgendwie noch nie etwas anfangen, was auch mit den Keyboardgesülze zusammenhängen könnte. Und auch heute hat mich das Quintett aus Italien weder überzeugt, noch aus den Socken gehauen. Der dauernd nach lauterem Sound fordernde Keyboarder trug sicherlich dazu bei. Den Eingeborenen schien es jedoch zu gefallen, die Stimmung war ausgelassen gut, und so will ich auch nicht weiter Negatives schreiben, bleibt doch Musik weiterhin Geschmackssache. Es wurden Songs von allen vier Alben dargeboten, der Fokus des Sets lag jedoch merklich auf den ersten beiden Alben „Champion Eternal“ (1997) und „Dragonlord (Tales Of The Noble Steel)“ (1998). Daher waren die Fans der Band natürlich leicht zufrieden zu stellen, und die Band wurde entsprechend abgefeiert. Guter Gig, auch wenn ich mit der Band einfach nicht warm werden will...

Setlist: Hymn (Intro), The Mass Of Chaos, Thunderstorm, Uriel, The Flame Of God, The Messenger, The Aquilonia Suite, The Ship Of The Lost Souls, Army Of The Dead, The Eternal Champion, The Chronicles Of The Black Sword, Dragonlord (The Grand Master Of The Mightiest Beast), Defenders, The Ride Of The Valkyries.

Nach dem ersten Festivaltag war es dann an der Zeit, sich dem ausführlicheren Studium des Gerstensaftes widmen. Zuerst mit den Starletten zu späterer Stunde, vor allem mit der Hamburger Fraktion und den Südstaatlern von Widow. Aufgrund des relativ warmen Wetters konnte man dies draußen tun, und bis in die frühen Morgenstunden. Mit Widow wurden vorangangene gemeinsame Erlebnisse vom Swordbrothers und vom Gig mit Sleepy Hollow im vergangenen Oktober in Clifton, New Jersey aufgefrischt, und die Zeit verging dabei wie im Fluge. So machen Festivals richtig Spaß.

 

UP THE HAMMERS flyer saturday LIVE 2013Tag 2: Sanctuaire, Sin Starlett, Ruler, Widow, Vanderbuyst, Angus, Wotan, Mercyful Diamond, Raven

Nach einer verdammt kurzen Nacht, war es an der Zeit, noch etwas Kräfte zu sammeln. Denn der zweite Tag sollte es in sich haben, wollte ich praktisch jede Band sehen. Allerdings machten bereits am Vortag erste Gerüchte die Runde, dass sich bei Raven nicht alle Bandmitglieder auf den Weg nach Athen gemacht hätten. Später dazu mehr.

 

SANCTUAIREHeute verzögerte sich der Konzertbeginn um eine Viertelstunde, so dass die Franzosen von Sanctuaire erst gegen 16.30 Uhr loslegen konnten. Die 2008 gegeründete Band aus Grenoble, die 2011 ihr Debütalbum „L’empreinte De Lucifer“ vorgelegt hatte, spielte sich sehr professionell durch ihren halbstündigen Set. Ich musste wie bereits bei Hürlement feststellen, dass ich trotz guter Instrumentierung bei beiden Bands einfach kein Freund von französischen Texten werde. Trotzdem hat mir das Dargebotene von Sanctuaire gut gefallen. Aufgrund der relativ kurzen Songs, die alle im drei bis max. vier Minutenrahmen lagen, konnten die Franzosen eine amtliche Anzahl an Songs in ihren Set einbauen. Der Set bestand aus sechs Songs vom Debütalbum, „La Mort Comme Horizon“ vom 2008er Demo „L’Autre Enfer“ und einem bisher unveröffentlichten Song namens „Un Autre Enfer“. Ergänzt wurde das Ganze durch mehrere Intros und einem Outro, bei dem die Band bis zu dessen Ausklang posend auf der Bühne stehen blieb, was dem Auftritt eine professionelle Note verlieh.

Setlist: The Church (Intro), Dans l'Ombre Et l'Oubli, Société Fantôme, Elixir Mortel, Sentence, Orage De Cuir, Interlude/Un Autre Enfer, La Mort Comme Horizon, L'Emmurée Vivante, The Abomination (Outro).

 

SIN STARLETTDann war die Reihe an Sin Starlett. Die Band, allen voran Sänger Eli, war doch recht nervös vor ihren ersten Auftritt vor einem internationalen Publikum. Nichtsdestotrotz fand man mit „Headed By The Hexx“ gleich prächtig in den gut halbstündigen Set, und hatte das Publikum sehr schnell hinter sich. Ohne viel Brumborium und Gefasel spielte man sich sehr souverän durch die sechs Songs, die mehrheitlich vom neuen Album „Throat Attack“ stammten. Die Gitarrenwand war sehr druckvoll, die Band wirkte kompakt, und so konnte man die anwesende Meute schnell zum Mitmachen animieren. Ich habe erst hier in Athen festgestellt, welche musikalische Bereicherung (von seinem Humor mal ganz zu schweigen...) Drummer Eli (auch Bandana genannt) darstellt. Nicht dass sein Vorgänger schlecht gewesen wäre, aber Elis Drumming passt einfach wie die Faust aufs Auge zum Sound der Band. Aufgrund der kleinen Bühne war es für die Band schier unmöglich, ein amtliches Stageacting hinzulegen, schließlich standen sich die vier Musiker fast auf den Füßen rum. Ein „Problem“, mit dem auch andere Bands in Quintettgröße zu kämpfen hatten. Zudem haben sich die Musiker gegenseitig kaum bis gar nicht gehört. Der AN Club ist eh nicht für einen perfekten Sound bekannt, aber an diesem Wochenende war er eher im unteren Durchschnitt anzusiedeln. Der sehr unterhaltsame Gig wurde mit dem 7“-Single Track „Black Magic Sky“ weitergeführt und via „Blood In The Streets“, zu dem es übrigens ein sehenswertes Youtube Video gibt, und „Beholders Of The Claw“ mit meinem Lieblingssong vom Debütalbum „Call To The Punisher“ abgeschlossen. Ich hoffe, dass „Winds Of Fury“ auf einem zukünftigen Tonträger der Band in anständiger Soundqualität nochmals veröffentlicht wird. Der Song ist einfach zu stark, um quasi unterzugehen. Alles in allem ein sehr gelungener Auftritt der Luzerner Chaotentruppe. Viele der anwesenden Fans, welche die Band im Vorfeld nicht gekannt hatten, haben sich sehr positiv zum Auftritt geäußert. Gut gemacht Jungs, Chance genutzt!

Setlist: Headed By The Hexx, Relentless Assault, Black Magic Sky, Blood In The Streets, Beholders Of The Claw, Winds Of Fury.

 

RULERMit Ruler stand im Anschluss eine weitere mir unbekannte Band am Start. Bei den vier Mailänder wurde nicht nur der Sound 80er-mäßig gestaltet, sondern auch die Frisuren passten wie bei keiner anderen Band zu dieser Dekade! Bei Gitarrist Mattia Baldoni hätte man tatsächlich meinen können, dass seine Haarpracht aus einer Perrücke bestand. Mit nur einem Longplayer am Start („Evil Nightmares“, 2012) hatte die Band einen bereits hohen Slot auf dem Billing, den die Band mit einer sehr agilen Bühnenperformance zu wissen nutzte. Mit der Gitarrenwand von Sin Starlett konnten die Spaghettifresser, mit nur einer Klampfe antretend, zwar nicht ganz mithalten, dieses Manko machten sie allerdings mit einer energiegeladenen Bühnenpräsenz wieder wett. Die vier Tracks des Debütalbums wurden durch einen Song namens „The Temple Of Doom“ ergänzt. Es war cool diese Band einmal live gesehen zu haben, und ich bin mir sicher, von den Norditalienern in naher Zukunft wieder zu hören bzw. sie auf einem anderen Festival bestaunen zu können. Wie der Verlauf des Abends gezeigt hatte, konnten sie auch an der Feierfront locker mit der Konkurrenz mithalten.

Setlist: Mayday / Another Fight, We Rule The Night, The Temple Of Doom, Sutjeska, Evil Nightmares, Limpieza De Sangre.

 

WIDOWMit Widow verbindet mich eine spezielle Freundschaft. Der Athener Gig war nun der dritte des Trios aus Raleigh, North Carolina, den ich bewundern durfte, und alle waren sie fern ab von Zuhause. Bei ihrem Gig in Clifton, New Jersey, im vergangenen Oktober habe ich die drei Musiker persönlich kennen gelernt, und wir haben festgestellt, dass wir uns in Athen wiedersehen werden. Nach einem herzlichen Wiedersehen am Vortag und ein paar gemeinsam verhafteten Bieren, freute ich mich auf den Auftritt der Band. Ich hatte mir nach dem guten Auftritt von Ruler und den relativ lichten Reihen vor der Bühne etwas Sorgen um Widows Auftritt gemacht, im Verlauf des Gigs konnte die Band jedoch viele Fans vor die Bühne locken, und so war meine Sorge absolut unbegründet. Man kann von der Qualität der Musik der drei Südstaatler halten, was man will, aber ihre Spielfreude kann man ihnen nicht absprechen. Es war immer wieder cool zu sehen, mit welcher Freude und Begeisterung die drei Herren am Werk waren. Diese Spielfreude übertrug sich auch in Athen sehr schnell auf das Publikum, so dass man um sich herum in breit grinsende Gesichter schauen konnte. Konzentrierte sich die Band im ersten Teil des Sets auf mehrheitlich neuere Songs, wurden in der zweiten Halbzeit nur Bandklassiker von den ersten beiden Scheiben gespielt. Die Band um Johnny (v, b), Chris (g) und den barfußpielenden Pete (d) zeigte sich bezüglich ihrer Setlist ziemlich spontan. Am Vortag wurden sie von einem Fan gebeten seinen Lieblingssong von „Nightlife“ in Form von „Beware The Night“ (ebenfalls einer meiner Favoriten) zu spielen, was die Band auch ohne eine Probe des Songs am Folgetag umsetzte. Nach sehr kurzweiligen 45 Minuten beendete die Band ihren Set und hat mit uns zusammen noch bis in die frühen Morgenstunden weiter gefeiert. Cooler Gig, der Lust auf mehr gemacht hatte. Das neue Album ist in Arbeit. Ich hoffe die Jungs dann in Europa wiederum livehaftig sehen zu können.

Setlist: Take Hold Of The Night, Re-Animate Her, Lady Twilight, An American Werewolf In Raleigh, Nightlife, Embrace It, Beware The Night, Angel Sin, Reunion, The Pleasure Of Excorcism.

Augrund eines akuten Hungerastes habe ich auf den Gig von Vanderbuyst verzichtet. Einerseits bin ich kein riesiger Fan der Band, auch wenn ihre Auftritte immer sehenswert sind, und andererseits hatte ich die Band in den vergangenen Jahren bereits mehrfach gesehen. Daher war es für mich kein Beinbruch, auf diesen Auftritt zu verzichten. Die Resonanzen auf Vanderbuysts Gig waren aber durchweg positiv, so dass sich die Reise für die Holländer sicherlich gelohnt hat.

Setlist: To Last Forever, KGB, The Butcher’s Knife, Tiger, Stealing Your Thunder, String of Beads, Traci Lords, Lecherous.

 

ANGUSPünktlich zu Angus war ich allerdings wieder zurück im Club. Die Holländer spielten hauptsächlich Songs von ihren beiden legendären Longplayern „Track Of Doom“ (1986) und „Warrior Of The World“ (1987) und einen neuen Song namens „The Siege“. Aufgrund des Bandnamens könnte man darauf schließen, dass hier AC/DC-mäßig gerockt wird, der Sound ist jedoch stark an die NWoBHM angelehnt und zum Glück keinesfalls ein Abklatsch der australischen Rockurgesteine. Musikalisch war an diesem Abend alles im grünen Bereich, und auch die Bühnenpräsenz war amtlich, auch wenn Sänger Edgar einen leicht unsympathischen Eindruck auf mich machte. Egal, Angus haben mir musikalisch sehr gut gefallen, und man merkte der Band deutlich an, dass sie eingespielt ist und eine Menge Erfahrung hat. Es war merklich einer der professionellsten Auftritte an diesem Wochenende.

Setlist: When Giants Collide, Track Of Doom, Heavyweight Warrior, Money Satisfies, Black Despair, The Siege, Dragon Chase, Guitar Solo, The Gates, If God’s in Heaven (Why Is There Hell On Earth), Warriors Of The World, When Giants Collide.

 

WOTANAuf Wotan war ich dann sehr gespannt, kannte ich doch nur sehr wenig von deren Material. Der epische Metal ist zwar nicht ganz mein Ding, den Griechen schien es jedoch (wie erwartet) sehr gut zu gefallen. Bei Wotan war die Stimmung über die zwei Tage hinweg gesehen mit Abstand am besten. Die einzelnen Songfragmente luden auch richtiggehend zum Mitgrölen ein, was die Mehrheit der Leute auch tat. Größtes Manko stellte der grauenhafte „Gesang“ dar, der eher dem Krächzen einer Krähe glich. Sorry, aber das war für meine Ohren etwas zu viel. Die Griechen sahen das etwas anders, so dass der Auftritt für Wotan zu einem Triumphzug wurde.

Setlist: Ride Of Templars, Wrath Of North, Innoxia (Vercingetorix), Under The Sign, Hussard De La Mort, King Of Crows (The Dream Of Ronabwy), Murder, Albrich, Black Conqueror, The Cave, Stone Giants, Thermopiles, Lord Of The Wind, Iron Shadows.

 

Aufgrund der Personalprobleme bei Raven, wurde deren Slot kurzfristig mit Mercyful Diamond abgetauscht. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um eine Mercyful Fate/King Diamond Coverband, wobei man den Sänger auf der Bühne wirklich fast mit dem König hätte verwechseln können, sowohl optisch wie auch stimmlich. Obwohl ich sowohl Mercyful Fate als auch King Diamond verehre, jedoch kein Fan von Coverbands bin, habe ich auf den Auftritt der Dänen verzichtet. Das Feedback der Fans war jedoch sehr positiv, so dass man der Band einen positiven Auftritt attestieren konnte.

RAVENNachdem Manolis und das Up The Hammers 2013 wie eingangs erwähnt, bereits relativ kurzfristig auf Medieval Steel als zugkräftigen Headliner verzichten mussten, bahnte sich mit Raven ein weiteres Debakel an. Praktisch stündlich kursierten neue Gerüchte. Bereits am Freitag machte dass Gerücht die Runde, dass ein Bandmitglied den Flug verpasst hätte. Am Samstag kam das Gerücht auf, dass John Gallagher in Rumänien festsitze, und es nicht klar sei, ob er es überhaupt nach Athen schaffen würde. Am späteren Samstag Nachmittag war dann klar, dass Joe Hasselvander nicht dabei sein würde, und Mark Gallagher gerade mit regionalen Drummern das Set einübte. Der Verbleib von John blieb weiter fraglich, und das Zittern ging weiter. Der Raven Gig war erst dann gesichert, als John und Mark gemeinsam während dem Gig von Mercyful Diamond im AN Club eintrafen. Eines war klar, ohne Drummer Joe würde es ein spezieller Gig werden, der jedoch auch legendär werden könnte. John machte eine Ansage zu Beginn des Sets, die ich allerdings verpasst habe, so dass mir die Umstände zu Joes Abwesenheit weiterhin unklar sind. Wie dem auch sei, Raven bestritten ihren Set mit drei (!) unterschiedlichen Schlagzeugern, die alle drei ihre Sache gut machten. Der mittlere von ihnen (Spiros), machte seine Sache sogar sehr gut! Trotzdem blieb der Auftritt speziell und zum Teil auch etwas chaotisch. Dadurch wurde der Auftritt jedoch zu etwas Speziellem. Die Seitenfraktion spielte sich gewohnt gekonnt durch den Set, der nur aus Klassikern der langen Bandgeschichte bestand. Die Setlist hatte es wirklich in sich, da kein Song jünger war als 1985! Das war schon grandios. Obwohl die Schlagzeuger ihre Sache sehr gut gemacht haben, mussten logischerweise gewisse Anstriche in der musikalischen Qualität gemacht werden, und die Band kam nicht so tight wie gewöhnlich rüber. Aber in Anbetracht der Umstände, war das einerseits verständlich und hat andererseits der guten Stimmung nicht geschadet. Die Unterbrechungen bei den Drummerwechseln überbrückte die Saitenfraktion mit diversen Coverversionen, wie man sie sonst von den Raben nicht zu hören bekommt. Alles in allem ein spezieller Gig, an den man sich sicherlich noch eine Weile erinnern wird. Hut ab vor der Band, und vor allem vor den kurzfristig eingesprungenen Schlagzeugern, die das Beste aus der Situation gemacht haben, um den Fans einen guten Gig zu liefern. Nicht der beste Gig der Band, aber eine denkwürdiger, aufgrund der Umstände.

Setlist: Take Control, Don’t Need Your Money, Hell Patrol, Firepower, Wiped Out, Rock Until You Drop, Guitar Solo, Lambs To The Slaughter, Rock ’n’ Roll (Led Zeppelin Cover), Tie Your Mother Down (Queen Cover), On And On, Bass Solo, Break The Chain (inkl. I Don’t Need No Doctor/Symptom Of The Universe/Genocide).

Im Anschluss an Raven ging dann die Party erst richtig los. Da wir keine Lust hatten, uns in irgendeinen Club zu quetschen, fand unsere Party vor dem Dr. Feelgood gleich um die Ecke vom AN Club statt. Mit Widow und Sin Starlett im Schlepptau konnte das nur lustig werden. Legendär waren die Südstaatenakzentlektionen der Widowmucker an Sin Starletts Drummer Eli, der in der Folge nur noch irgendwelche Rednecklaute von sich gab. Die Schweizerdeutschlektion von Sin Starletts Luki an die Hamburger Fraktion wollte hingegen nicht so richtig im Erfolg fruchten. Gegen fünf Uhr morgens bin ich dann endgültig zurück ins Hotel, obwohl die Festivitäten noch bis acht Uhr weiter gingen. Ich sollte meinen „frühen“ Abflug am nächsten Tag, im Gegensatz zu anderen, nicht bereuen...

Nach einem etwas längerem Schlaf als in den vergangenen Tagen und einer weiteren kurzen Tour durch die Stadt, fand das Festival seinen würdigen Abschluss beim gemeinsamen Abendessen mit den verbliebenen Fans und den noch nicht abgereisten Bands. Manolis veranstaltet solche „Gastronomica“ Events mehrfach im Jahr. Dieses Jahr war das Essen am Sonntag nach dem Up The Hammers erstmals auf eine gewisse Teilnehmerzahl limitiert. In ruhigem Ambiente bei einem sogenannten „Heavy Metal Wine Dinner“ wurden wir von Kostas (einem Spitzenkoch) perfekt verköstigt. Nebenbei kam geiler Metal aus den Boxen, und zwar in einer Lautstärke, dass man sich trotzdem noch miteinander unterhalten konnte. Ich muss sagen, so etwas habe ich noch auf keinem Festival erlebt. Für lediglich 18 Euronen konnte man sich den Bauch mit ausgezeichnetem Essen vollschlagen, und auch der dargebotene lokale Wein war nicht zu verachten, besonders der eine Weißwein hatte es in sich. In gemütlichen Beisammensein ließen wir uns am Tisch gemeinsam mit Widow und Hürlement verköstigen. Nach drei Tagen Pitakost war es auch echt mal an der Zeit, anständige griechische Nahrung zu uns zu nehmen. Die jeweiligen Gänge waren ausgezeichnet. Vielen Dank Manolis und Kostas! Gegen 00.30 Uhr wurden wir aus dem Lokal komplementiert, aber wir wollten natürlich noch nicht nach Hause. Selbst Widow, die am nächsten Tag sehr früh zum Flughafen mussten, ließen es sich nicht nehmen, mit uns weiter zu feiern. Wie an allen Abenden verging die Zeit wie im Fluge, so dass es wieder bereits nach vier Uhr morgens war, als ich mich endlich zum Hotel begab. Ich wäre sicherlich noch einen Schluck länger geblieben, wenn ich am nächsten Tag nicht wieder heim geflogen wäre. Leider war dann am Montag wieder die Rückreise angesagt, und so begab ich mich mit Janine und Pascal als weitere Vertreter der Schweizer Fraktion, wieder auf den Rückweg aus dem Frühling in den nicht enden wollenden Winter. Das Up The Hammers VIII war ein super geniales Festival, mit vielen coolen Erlebnissen. Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder keine Frage!



Autor: Steph Bachmann - Pics: Steph Bachmann