HOLOCAUST - LIVE (HOT CURRY & WINE)


Label:PHOENIX
Jahr:1983
Running Time:37:10
Kategorie: Classics
Liverecording
 

Holocaust sind für mich die beste New Wave Of British Heavy Metalband überhaupt, weil sie immer schon viel härtere Riffs hatten, als  ihre Landsleute, die mehr Wert auf Twinleads legten. Moment mal, habe ich etwa Landsleute gesagt? So ganz richtig ist das nicht! Holocaust kommen nämlich nicht etwa aus England, sondern aus Edinburgh im verregneten Schottland. Für mich ist es echt schwierig, eines ihrer Alben für ein Classic Review herauszupicken, bin ich doch der einzige Mensch auf dieser Welt, den ich kenne, der wirklich alle ihre Alben mag, vor allem aber die experimentellen Sachen, die sie Mitte der 90er gemacht haben. Aber kann man zu einem Album von 1997 schon ein Classic Review schreiben? Sollte man sich nicht eher auf die frühen Werke konzentrieren, mit denen alles angefangen hat? Ich will nicht, dass sich alt eingesessene Szenegurus auf den Schlips getreten fühlen. Deshalb habe ich mich gegen „The Sound Of Souls“ (1989), „Hypnosis Of Birds“ (1993), „Covenant“ (1997) und „The Courage To Be“ entschieden. Kommen wir also endlich zu “Live (Hot Curry & Wine)”, einem Album, das als zweites Holocaust-Album in die Metalgeschichte eingegangen ist und mehr neue, als bereits veröffentlichte Songs enthielt. Zuvor gab es mit dem mächtigen „The Nightcomers“ ja nur ein einziges Studiowerk, das hier mit drei Songs („Smokin´ Valves“, „Heavy Metal Mania“ und „The Nightcomers“) vertreten ist (plus dem CD-Bonustrack „Death Or Glory“). Den Rest kannte man noch nicht. Das damalige Label Phoenix wollte aber sofort nachlegen und nicht warten, bis Holocaust wieder ins Studio gingen. Macht aber eigentlich auch nix! Denn was es hier auf die Löffel gibt, ist schon echt beachtlich. Zwar kommt durch die ganzen Schnittstellen und Ausblendungen des Publikums nie so richtig Liveatmosphäre auf. Eine CD mit dem kompletten Gig gab es erst viele Jahre später unter dem Titel „Live From The Raw, Loud N´ Live Tour“, das ursprünglich nur eine 4-Track-7“ EP aus dem Jahr 1981 war. Aber egal! Die A-Seite wird jedenfalls mit dem schön rock´n´rolligen „No Nonsense“ eröffnet, das mit seinen wirklich harten Gitarren und dem nöligen Gesang des damaligen Frontmannes Gary Lettice aus den Boxen knallt. John Mortimer hat den Gesang ja erst 1984 auf dem „No Man´s Land“-Album übernommen und hier nur Gitarre gespielt. „Smokin´ Valves“ ballert auch in ordentlichem Midtempo daher. Von der späteren Progressivität und abgedrehten Songideen, wie sie ab 1989 bei Holocaust zu finden waren, ist hier noch nichts zu hören. Hier regieren simple Riffs mit einer Effektivität, die sich gewaschen hat. Es folgt mit „Long The Bell Will Toll“ ein Nackenbrecher, der im Mittelteil sogar tatsächlich mal ein Gitarrensolo mit Twinleads hat. Das bleibt aber bis zum Schluss eine Ausnahme. Holocaust waren definitiv immer eine Riffband. Das coole Instrumental „Jirmakenyerut“ rundet die A-Seite der LP gekonnt ab. Können Holocaust das hohe Niveau auf der B-Seite überhaupt halten? Ja, sie können! Eröffnet wird mit dem durch Metallica allerseits bekannt gewordenen „The Small Hours“, das aber viel schneller gespielt ist. Klingt zunächst ungewohnt, wenn man nur das Cover kennt, gefällt mir aber persönlich besser. Und es geht munter weiter. Das treibende „Forcedown Breakdown“, die unsterbliche Hymne „Heavy Metal Mania“ und das etwas improvisiert wirkende „The Nightcomers“ beenden dieses edle Teil gebührend. Der CD-Re-Release aus dem Jahr 2000 enthält zusätzlich noch die beiden Tracks „Lovin´ Feelin´ Danger“ und „Death Or Glory“ von der „Live From The Raw, Loud And Live Tour“-7“ EP und schlagen in dieselbe Kerbe. Was soll ich sagen? Holocaust ist hier ein unsterblicher Klassiker gelungen, der auch jedem Metaller gefallen sollte, der mit dem Twinleadgedudel der New Wave Of British Heavy Metal ansonsten nicht so viel anfangen kann.

Tracklist:
Seite 1:
No Nonsense
Smokin´ Valves
Long The Bell Will Toll
Jirmakenyerut
Seite 2:
The Small Hours
Forcedown Breakdown
Heavy Metal Mania
The Nightcomers
 
Line-Up:
Gary Lettice - Vocals
John Mortimer - Guitar
Ed Dudley - Guitar
Robin Begg - Bass
Nicky Arkless - Drums
 

 

 

Note: Keine Wertung
Autor: Daniel Müller


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