GERMAN SWORDBROTHERS FESTIVAL

Lünen, Lükaz, 09.03.2013

JAVELIN, THE MYSTERY, ATTIC, MESSENGER, GUN BARREL, SCREAMER, SACRED STEEL

gsbf FLYER 2013Das zweite German Swordbrothers war lange vor dem Veranstaltungstage angekündigt. Das Billing gab auch keinen Anlass zum Meckern. Schubladendenker und Geo-Studenten mögen vielleicht aufzeigen, dass Schweden nicht in Deutschland liegt, genau so wenig wie die Niederlande, von wo der Headliner ‚Angus’ vom ersten GSBF stammte, doch Screamer sind musikalisch nicht ganz unpassend zwischen die germanischen Bands gerutscht. Die laufende Tour der beiden Granatenaufsteiger von Attic und Screamer sollte zu der Zeit durch Deutschland und das benachbarte Ausland touren, und so lag die Idee nicht weit, die beiden Bands mit auf das Billing zu packen, um einen großartigen Tourabschluss zu garantieren. War das German Swordbrothers Festival Teil 1 schon gut besucht, so erwarteten die Veranstalter für diese Fortsetzung noch einmal einen Publikumszuwachs. Ein ausgeprägter Vorverkauf und die lange Schlange am Einlass waren ein erste Indizien dafür. Bei leichtem Regen und deutlichen Plusgraden verlief der Einlass zum Glück zügig und ohne Probleme.

 

gsbf JAVELIN carsten LIVE 2013Im Uptempo eröffneten die Urgesteine der Hammer-Szene Javelin das Festival. Der Zeitpunkt, seit wann genau die Westfalen begannen, ihren Powermetal unter das bangende Volk zu mischen, wird sich keiner der Anwesenden genau erinnern. Shouter Carsten Hille jedenfalls bezeichnete seine Band als die Ältesten aus Hamm, die je eine Gitarre bedient haben. Seine Ansagen glichen schon vor 20 Jahren denen von Bernhard Weiss, der seinerseits so für den Spassfaktor bei Axxis sorgt, eine Band, die ja nun auch hier aus der Gegend stammt. Die haben halt Humor, die Westfalen. Angetreten sind sie hier im benachbarten Lünen mit neuem Drummer, nämlich Sascha Sauer, ex-Symphorce. Optisch zeigte man sich bekleidet in schwarzen Oberhemden, doch die Stageaction und die Ausflüge von Carsten in die Menge zeugten von gelösteren Stimmungen, die sie mit Powermetal aller Tempi rüberbrachten. Die Band ist nun unter Vertrag bei Pure Steel, und sie warf am Merchandise ihre aktuellen, eigenproduzierten CD’s „Dark Broken Land“ für fünf Euro raus. Der zum Schluss gezockte Hit „Phantom“ befindet sich darauf, mit dem sich die Hammer temporeich für heute nach 40 Minuten Spielzeit verabschiedeten.

 

THE MYSTERY irisDa ist doch schon einige Zeit vergangen, seit Frau Schadwell bei The Mystery durch Iris Boanta ersetzt wurde. Ein neues Album hat Iris aber schon eingeröhrt, nämlich „Apocalypse 666“, das auch mit samt Intro als Opener diente. Bis auf Iris trug die Band für die optische Umsetzung der neuen Scheibe einheitlich das 666-Shirt. Der dauerbangende Basser ist Christian, und sicher einigen Besuchern bekannt, denn er spielt auch bei den Death Metallern von Reckless Manslaughter der Tieftöner. Die Band brachte gut eingespielt ihr Programm, und Iris gelang es für die Mitsingparts von „Outlaw“ das Publikum zu teilen, dass eine Hälfte ‚Outlaw’ grölte, und die Andere ‚Warrior’. „Judas Betrayed“ war heute das einzige ältere Stück aus dem Fundus der früheren Sängerin. Iris gab dabei eine gute Figur ab, und gefiel sogar manchem Gast mit der Stimme von Iris besser. Nach 45 Minuten Spielzeit war Schluss für die Melodic Rocker.

 

ATTIC robEin ernstes Klassikintro und brennende Kerzen kündigten den Auftritt von Attic an. Mit Totenschädeln und Kerzenständern die Bühne passend möbliert, vermochten die Fans von Mercyful Fate auch optisch ihre Attitüde auf das Publikum zu übertragen. Der Arschtreter „Funeral In The Woods“ war schon auf der laufenden Tour mit Screamer der geeignete Opener, die Oldschool Menge in Bewegung zu bekommen. Und es war voll im Lükaz, denn es waren viele hauptsächlich wegen Attic hier, die nicht mehr nur bei den Insidern als hoffnungsvollste Metalband gelten. Man wollte die Ruhrpottler live sehen, und wer sie heute das erste Mal live sah, war begeistert. Der Lichtmann warf viel Rot auf die Bühne, und „Join The Coven“ schloss sich an, dass die Band am vordersten Bühnenrand mit viel Doppelaxtgepose servierte, und so mancher Besucher bereits fehlerfrei mitsingen konnte. Die Frontleute zeigten mit viel Gepose ihre Spielfreude, die sich gnadenlos auf die Audienz übertrug. Die Kerzen auf der Bühne flackerten durch die Luftzüge der beim Bangen wirbelnden Haare der geschminkten Protagonisten. „Satans Bride” schickte ein langes Intro voraus, und Gitarrist Katte konnte ständig mitsingend beobachtet werden. Im Anschluss an das langsamere „Edlyn“ applaudierte das Publikum erst beim letzten Tönchen, um das Gespielte nicht zu früh zu unterbrechen, sondern bis aufs Letzte aufzusaugen. „The Invocation“ wurde schneller gespielt als auf dem Album, in einer Setlist, die sich mit den folgenden Hammersongs „Evil Inheritance“, „The Headless Horseman“ und dem Cover von Pentagram „Dying World“ nicht von dem der Tour unterschied. Unter großem Applaus und Attic-Rufen, die nach einer späteren Spielzeit im Progarmm drängten, war leider nach etwas über 45 Minuten schon Schluss.

 

MESSENGER siegfriedNun wurde es manowarisch, denn als nächste Band durften Messenger aus Neunkirchen auf die Bühne. Komplett im Lederoutfit inklusive Schnürhosen präsentierten sie hochmelodischen Metal, gerne mal mit derbem Ripp-Off Gekloppe. Der Gesang von Siegfried Schüßler war hoch und sehr hoch, wo man im Gegensatz zum schwarzen Lederoutfit Tieferes erwartete. Ihr aktuelles Album „See You In Hell“ im Gepäck, und den Aufstellern mit dem Schädel des Covers, wurde als nächstes „The Prophecy“ unters Volk gebracht, und man lief mit der Gitarre durch Menge. Kein Problem, denn es war nicht mehr ganz so voll im Zuschauerraum, als zuvor bei Attic. Eine Schaufensterpuppe im Rapper-Outfit mit einem Plattenspieler auf dem Schoß, wurde auf einem Stuhl platziert und auf die Bühne gestellt. „Was machen anständige Metaller in Lünen mit dem DJ?“ fragte Siegfried in die Menge, und „Kill The DJ“ vom 2006er Album “Under The Sign” wurde gespielt. Gespielt wurde auch während des Songs die Abneigung des Pappkameraden auf dem Stuhl, die mit Schwertgefuchtel von Siegfried untermalt wurde, und mit der Enthauptung der Puppe endete. Die in der Audienz anwesenden Metal-DJ’s nahmen es gelassen; von den Vinylsammlern wurde auch wenig Abwertendes vernommen. Nicht ganz wörtlich nehmen sollte man auch die Ansage zu “The Dragonships”, in dem Siegfried Vergleiche zwischen Ikea und Wikingern anführte. Denn die Songidee soll Siegfried bei einem Besuch in dem Möbelhaus bekommen haben. Doch die Reaktionen des Publikums fielen positiv aus, und es gab den ersten Stagediver und Crowdsurfer, der selbe Mann, der sich für gewöhnlich immer im Lükaz durch die Halle bis zum Ausgang tragen lässt. Die Saarländer hätten nach Meinung der Zuschauern besser vor Attic gespielt, und kamen nach 45 Minuten mit ihrer Vorstellung zum Ende.

 

GUN BARREL rolfDann wurde es rockiger. Die Zeit für Gun Barrel war gekommen. Leider leider habe ich die Band bislang noch nicht live erleben dürfen. So oft sie bislang auftraten, so oft hab ich es nicht zu ihnen vor die Bühne geschafft. Dabei war der Wille dazu permanent da, und durchweg gute Platten bekräftigten das. Ihr echter und bodenständiger Metal war genau das, was die Menge im Lükaz jetzt brauchte. Basser Tom Kintgen fiel mit einem beleuchteten Hals an seinem Instrument auf, und überzeugte zusammen mit seinen Bandkumpels durchweg mit Tempo und Punch, welche das Publikum in sich aufsog. Die Nebelmaschinen machten es den Fotografen schwer, aus distanzierteren Positionen scharfe Bilder zu schießen. Doch die fanfreundliche Bühnenhöhe im Lükaz ermöglichte es selbst dem Unterzeichner, den ein oder anderen guten Schuss zu schnappen. Shouter Patrick Sühl singt nun schon zwei Jahre bei den Mannen um Dinosaurier Rolf Tanzius an der Klampfe, dass seine sichere Performance auf so einige Auftritte schließen ließ. Dies wiederum bescherte den Kölnern getreckte Pommesgabeln bis in den hinteren Bereich der Halle. Wie auch „On The Road Again“ vom 2005er Album “Bombard Your Soul”, der glatt als Hit durchging, welcher noch eine Bandvorstellung beinhaltete. Beim Abschließer “Battle-Tested” drehten dann alle durch, und entließen die Band aus der Rheinmetropole nach einer fast 45 minütigen Kick-Ass-Show.

 

SCREAMER christofferDie Reinmetaller von Screamer wurden als Special Guest angekündigt. Natürlich wurden sie das. Auf der einen Seite sind sie als Liveband unheimlich gewachsen und haben ein neues Album eines großartigen Kalibers im Gepäck, und auf der anderen Seite passen sie von ihrer Schwedischen Herkunft nicht zwischen die Bands aus dem teutonischen Lande. Doch aus musikalischer Sicht harmonierten sie auf dem Billing und gehörten auf den Platz des Co-Headliners. Organisatorisch gesehen, man befand sich ja grad zusammen mit Attic auf Tour, ein Leichtes, so krönte man den Tourabschluss vor der Kuttenmeute des zweiten German Swordbrothers. Und die vier Nordmänner taten alles, ihren Spirit zu übertragen. Einiges an Action wurde geboten, und Songs wie “Demon Rider”, “Can You Hear Me” und „Keep On Walking“ versetzten das Lükaz in Partystimmung. Die Titeltracks ihrer beiden Scheiben “Phoenix“ und „Adrenaline Distractions” im Doppelpack, performte der Vierer stilecht wie immer in Shirts von Rainbow und Rush, dabei gern gesehen wurden auch immer wieder die Doppelhalssoli der beiden Gitarristen Dejan und Anton in Bühnenmitte, während ein kleines Schaumstoffteil einsam  vor einer Monitorbox am Bühnenrand tanzte. „All Over Again“, der Song vom Durst nach dem Durst, und das abschließende “Rock Bottom” vom Debütalbum brachte noch einmal alle Fäuste nach oben, bis man sich nach gut einer Stunde Spielzeit verabschiedete. Ein wahrlich gelungener Tourabschluss für die Nicht-Germans.

 

SACRED STEEL gerritEtwas Verzug im Zeitplan ließ den Headliner von Sacred Steel erst zu späterer Stunde auf die Bretter, der bereits von Aufstellern mit den gekreuzten Henkerswerkzeugen angekündigt wurde. Ihr neuestes Langeisen „The Bloodshed Summoning“ im Gepäck, gabs gleich mit „Storm Of Fire“ und When The Siren Calls“ ein opening Doppel der neuen Scheibe. Die Ansagen von Gerrit, den man an seinem Markenzeichen, der Nickelbrille erkennt, fielen gewohntermaßen stockehrlich bis platt aus. Zum Beispiel wäre Jonas so breit, dass er gleich 'Pissen' müsste, weswegen man sich für die nächsten zwei Songs besonders Zeit lassen wollte. Doch auch musikalisch war Fun geboten, man zeigte Spielfreude pur, wie auch Gerrit mit inbrünstigen Posen am Mikro zeigte. Dadurch, dass die Hände der Anwesenden die ganze Zeit oben waren, muss wohl der ein oder andere Funke übergesprungen sein. Die Kirche bekam auch ihr Fett weg. Nach der Empfehlung von Gerrit, Kinder nicht mit einem Pfaffen allein zu lassen, wurde „Broken Rites“ vom Albumvorgänger „Carnage Victory aus 2009 gezockt. In Shirts von Overkill und Slayer gaben sich die Gitarristen geschamckssicher, wobei Jonas, ex-Disbelief, mit dem von Slayer knapp in Führung lag. Optischer Blickfang war auch seine weisse Schecter Flying V. Die Süddeutschen waren ein cooler Headliner, den leider nicht alle Besucher bis zum Ende sehen konnten, die abreisetechnisch auf die Fahrpläne achten mussten. Dank an dieser Stelle noch einmal an die Veranstalter, ein rundum gelungenes Festival auf die Beine gestellt zu haben. Bei Food and Drinks zu anständigen Preisen (der drittel Liter Bitburger aus der Flasche war für 1,50€ zu erstehen), war nirgends Genörgel zu vernehmen. Viele Fans waren aus größeren Entfernungen angereist, wie auch aus dem benachbarten Ausland. Sicher werden die meisten am 08.03.2014 wieder hier anwesend sein, beim German Swordbrothers 3!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Denise Schokolowski; Joxe Schaefer