Irgendwo in der Kölner City führt eine Treppe runter ins MTC. Irgendwann sollte dann auch der Einlass erfolgen. Recht spät eigentlich für einen Konzertabend mit drei Bands, doch man erklärte mir, dass dies hier so ortsüblich wäre. Nun gut, immerhin schien heute zum ersten Mal in diesem Jahr die Quecksilbersäule zu explodieren, so dass eine Wartezeit draußen vor der Tür nicht die Unangenehmste Beschäftigung war. Schließlich fanden sich bereits einige Konzertbesucher ein, darunter auch Bekannte, die Eliminator sehen wollten, und auch die Macher meiner Lieblingsscheibe 2011 und 2012, nämlich Screamer und Attic. „Phoenix“, das Zweitwerk von Screamer, wurde jüngst veröffentlicht, und durfte auch diese Tour betiteln. Der Tourtag Nummer Drei führte den Tross von Hamburg über Uelzen nun nach Köln. Für einen Konzertabend an einem Montag sollte die Millionenstadt am Rhein vielleicht den ein oder anderen Konzertbesucher mehr zum MTC schicken, so war der Plan der Veranstalter. Eine länger werdende Schlange am Eingang versprach schon mal Gutes. Der Einlass erfolgte dann easy und problemlos, und die Location füllte sich zunehmend.
Gegen neun Uhr starteten Eliminator ihren Thrashset, und wie von Shouter Peter angekündigt, wurde auch purer Thrash geboten. Die Band legte heute noch eine Schippe zu, und konnte nach ihrem Anthem „Eliminator“ das Tempo noch einmal steigern. Man gab Vollgas und schoss aus allen Rohren, wo besonders der fette Anschlag der Snare von Drummer Atomic Fog auffiel. Ebenfalls vermittelte die optische Umsetzung keine anderen Eindrücke. Patronengurte, Nieten, Ketten, und die getragenen Shirts von Destructor, Hallows Eve, Kat und Vomitor bestimmten eindeutig echtmetallische Wurzeln. Eine gewisse Tiefe in den Songs war trotz des hohen Tempos auszumachen, wie auch in „Tunes Of Might“. Die Axtmänner feuerten in Angriffshaltung ihre Riffs am vorderen Bühnenrand in die Audienz. „Of Sheep, Shephards & And Filthy Sermons“ galt nach Ansage von Peter den pädophilen Pfaffen. Der Shouter bekam die Zungenbrecher im gebotenen Highspeed immer noch hin, ohne sich in der Vokalrhythmik zu überschlagen. Ein sehr temporeicher Gig von Eliminator. Mit der dargeboten tiefen Überzeugung tat sich das Rheinische Publikum zu Anfang noch etwas schwer, doch auch wenn die Songs ihres aktuellen Album „Krieg Thrash“ nicht allen Anwesen bekannt waren, wippten doch einige Köpfe und Beine mit. Nach stattlichen 45 Minuten Spielzeit verabschiedeten sich die eröffnenden Thrasher.
Im krassen Gegensatz zum Sound von Eliminator durfte das Publikum während der Umbaupause der weichen Wimmerstimme von Harriet Ohlsson lauschen, wie sie für Hellsongs zu einer zarten Akustikgitarre gestandene Songs wie „The Trooper“ und „Princess Of The Night“ verplüschte, die auch nur in den Lyrics original klangen. Doch glücklicherweise ging der Umbau auf der Bühne zügig voran, Kerzen und ihre Ständer waren flugs postiert und die Verbraucher von Theaterschminke, die Ruhrpottler Attic, konnten loslegen. Und das taten sie auch gleich mit „Funeral In The Woods“, mit dem Opener ihres Werkes „The Invocation“, dem ein dickes Klassikintro vorausging. Schon zu Anfang machte die Band mit einer eindrucksvollen Performance klar, dass ihre Songs nicht für den schnellen Konsum für Zwischendurch bestimmt sind. So auch „Join The Coven“, das im Anschluss verabreicht wurde. Die Publikumsreaktionen sprachen die selbe Sprache und gespannt lauschte man selbst dem langen Intro, dass „Satans Bride“ einläutete. Etwas ruhiger wurde es dann mit „Edlyn“, doch eine gestenreiche Performance unterstrich auch hier, wie weit Oberflächlichkeiten von diesem Auftritt entfernt waren. Die Band klingt live immer intensiver als auf Platte, und die Gitarren waren nicht zu laut, dass sie eben wie auf Platte nicht dominierend braten. Das bekannte Orgelintro vom Band kündigte das Titelstück ihrer aktuellen Scheibe „The Invocation“ an, das von „Evil Inheritance“ gefolgt wurde. Die perfekten Vocals von Meister Cagliostro saßen auch beim speedigen Ende des Songs perfekt, dass einfache eine klasse Performance bescheinigt werden musste. Der Kracher „Headless Horsemen“ kam im Anschluss und Attic haben sehr zur Freude aller noch immer das Cover von Pentagram „Dying World“ im Gepäck, welches auch heute wieder den Gig abschloss. Die aufstrebende Band hat an Action und Selbstsicherheit zugelegt, wohl auch auf Grund der zahlreichen Lobeshymnen, die ihnen seit ihren erstem Auftritt vor zwei Jahren zu Teil wurden. Leider war schon nach 45 Minuten Schluss.
Diesmal hatte der Pausenclown nicht zugeschlagen. Zwar wurde die Hintergrundbeschallung zum Umbau wieder akustisch, doch diesmal kam sie von Johnny Cash, worüber sich Metaller im Allgemeinen nicht beschweren. Auch nicht Screamer Shouter Christopher, der schon während des Umbaus in Dissection Kutte auf den Brettern zu sehen war. Die sehr hoch positionierten Becken am Schlagzeug kündigten unmissverständlich an, dass der immer mit vollem Körpereinsatz prügelnde Drummer Henrik nicht weit sein würde, der mit seiner Körperlänge aus dem Stand auch Basketballkörbe zerbröseln könnte. Mit dem Intro gab es einen lustigen Mix aus Songs und Geräuschen, das von Europe’s “Seven Doors Hotel”, einem Fave der Band, bis hin zu Marschmusik einiges bunt vermischte. Den Jungs von Screamer war deutlich anzusehen, wie sehr sie Bock hatten, ihre Songs live zu spielen, als ob sie das sehr selten tun würden. Das krasse Gegenteil ist der Fall, denn sie gehören zu den meist auftretenden Bands Schwedens. So wurde der Knüppel von „Keep On Walking“ in die Menge geworfen, wie auch „No Regrets“ und “Slavegrinder“ vom neuen Album, bei denen immer wieder Doppelsoli zu beobachten waren, mit Synchronposing der Gitarreros. “Can You Hear Me” wurde langsamer als auf Platte performt, das damit einen noch tiefergehenden Anstrich erhielt. Geil auch wieder das Doppelsolo der Gitarristen Dejan und Anton, bei dem an vordersten Bühnenrand performt wurde. Bei „Keep On Running“ wurde zum Mitgrölen animiert, und der Titeltrack „Phoenix“ konnte noch einen Zahn schneller gespielt werden, als er es auf Platte eh schon ist, passend zum schnellen „Adrenaline Distructions“. Ansagen gab es nicht nur vom Rickenbacker-Basser und Shouter Christoffer, sondern auch abwechselnd von beiden Gitarristen, und „All Over Again“ schloss sich nahtlos an das übergehende „I Know“ an. Die Gitarristen trauten sich auch mal vor die Bühne, um mit dem Publikum im Publikum zu rocken. Die Die-Hard Fans vor der Bühne rockten sich nicht nur zu „Far Away From Home“ die Seele aus dem Leib, und nach der Schlussnummer „Rock Bottom“ (kein Cover von UFO) war dann nach einer knappen Stunde Spielzeit schon Ende, das genau um Mitternacht. Uncool waren nur die knappen Spielzeiten von Attic und Screamer, vielleicht hätte man doch eher beginnen sollen. Cool war dagegen, die Bands mal wieder live gesehen zu haben, und im Falle von Attic und Screamer geht die Tour ja noch weiter, die auf dem German Swordbrothers Festival zum Abschluss kommen wird.