ATTIC - Noise In The Attic


Im Hause Attic tut sich einiges, seit unserem letzten Interview vor gut einem Jahr. Überwältigende Kritiken für ihr Albumdebüt "The Invocation" wohin man schaut, und sogar schon in Umfrageergebnissen und Jahrespolls von 2012 tauchen die Newcomer in einigen Kategorien auf. Über mangelnde Auftrittsmöglichkeiten der Oldschooler kann sich auch niemand beschweren, denn es lagen schon Touren an, derzeit auch mit den Schweden von Screamer, und ein Ende ist nicht absehbar. Doch die Ruhrpottler nehmen es gelassen, wie uns die königliche Stimme von Meister Cagliostro kurz vor der Tour verrät...

ATTIC logo 2013Joxe: Erst einmal Herzlichen Glückwunsch zu Eurem neuen Album. Ihr seid sicher sehr zufrieden damit, denn es muss schon jetzt als Meisterwerk bezeichnet werden. Wie sind die ersten Reaktionen darauf?

Meister Cagliostro: Vielen Dank. Es hat uns Spaß gemacht unser Erstlingswerk so umsetzen zu können, wie wir es uns vorgestellt und gewünscht haben. Umso mehr freut es uns, dass wir so viel positives Feedback bekommen und die Scheibe allgemein gut ankommt. Dass die Zeit und Arbeit die wir in die Verwirklichung des Albums gesteckt haben, in dieser Weise quittiert wird, spornt natürlich die gesamte Band enorm an.

Joxe: Seit unserem letzten Interview habt ihr so einige Bühnen unsicher gemacht. Welches Konzert habt ihr besonders in Erinnerung?

Meister Cagliostro: Da gäbe es wirklich einige Aufzuzählen. Im Gedächtnis geblieben ist mir z.B. das Heavy Metal Maniacs, bei dem wir es sowohl nach unserem Gig als auch bei der Aftershowparty ziemlich feucht fröhlich übertrieben haben, bis uns der Veranstalter kein Bier mehr geben konnte. Der morgen danach war einfach die Hölle und wir waren alle so dermaßen wasted, dass wir einfach nur froh waren, nicht weiter touren zu müssen, sondern nach Hause fahren zu können. Die Shows beim Metal Magic in Dänemark und beim letzten Headbangers Open Air waren auch kleine Highlights. Bei Ersterem war es wirklich klasse wie die Leute auf uns reagiert haben, obwohl uns nahezu keiner kannte. Beim H:O:A waren wir einfach überrascht wie viele Leute sich tatsächlich bei sengender Mittagssonne bei uns vor der Bühne eingefunden hatten. Das war ein tolles Gefühl, auch wenn mir bei gefühlten 38 Grad die Schminke quer durch Gesicht lief. Als negatives Highlight muss der Vollständigkeit halber auch der letzte Tag unserer Tour mit The Devil's Blood erwähnt werden. Nach unserer Übernachtung in Paris fanden wir unseren Van am nächsten morgen aufgebrochen und durchwühlt. Zwei Obdachlose, die scheinbar in der Tiefgarage lebten und unser Bier tranken, konnten wir noch den ein oder anderen geklauten Schlafsack wieder abnehmen. Mein komplettes Gesangsequipment und einige andere Sachen war jedoch komplett weg. Das hat uns finanziell ziemlich zurückgeworfen und die Tatsache, dass wir unsere letzte Show auf der Tour nicht wahrnehmen konnten, da wir 4 Stunden auf der Pariser Polizeiwache festsaßen, hat uns auch mehr als geärgert. Dennoch blicken wir nach vorne und versuchen das Positive im Negativen zu sehen, indem wir immerhin eine Interessante Story zum besten geben können.

ATTIC meister cagliostro 2013Joxe: Wann hast Du als Sänger angefangen, und wolltest Du immer schon so klingen, wie King Diamond?

Meister Cagliostro: Ich habe recht früh während der Schulzeit angefangen mit meinem Gesang zu experimentieren. Mit mäßigem Erfolg muss man sagen, wenn ich mich da so an meine ersten Schulauftritte mit 16 zurückerinnere. Meine erste Band gründete ich vor fast zehn Jahren, und auch wenn mein Gesangsstil ein ähnlicher war, war meine Technik damals nicht sehr berauschend. Im Laufe der Jahre habe ich viel trainiert und versucht, an meiner Stimme zu arbeiten. Zuletzt hatte ich auch ein wenig Sprech-, und Gesangstraining während meiner Zeit auf einer Schauspielschule. Wie King Diamond oder generell wie ein konkreter Künstler wollte ich eigentlich nie klingen. Viel mehr war es so, dass ich von verschiedenen Gesangstechniken fasziniert war, mit denen ich dann im Laufe der Jahre herumexperimentiert habe. Natürlich gehörten Mercyful Fate und vor allem Judas Priest immer zu meinen Haupteinflüssen. Aber auch James Rivera oder Midnight von Crimson Glory haben mich immer fasziniert und inspiriert.

Joxe: Euer Drummer Roman war zur Zeit Eures Demos nur Sessiondrummer bei Euch. Inzwischen gehört er aber fest zu Eurem Line-Up. Ich nehme mal an, er hat sich bei Euch gut eingetrommelt?

Meister Cagliostro: Ja, das kann man so sagen. Wir hatten ja de facto niemals einen anderen Drummer. Vielmehr war es so, dass Roman schon immer sehr aktiv bei Attic war, er jedoch zu Demozeiten noch nicht absehen konnte ob er den zeitlichen Aufwand, mit dem Attic verbunden ist, stemmen kann. Es hat sich aber alles zum Guten gewendet und wir sind froh, dass er nun schon länger fest dabei ist.

Joxe: Wo habt ihr „The Invocation“ aufgenommen, und wer hat produziert?

Meister Cagliostro: Aufgenommen wurde die Scheibe bei „The Underworld Studios“. Das Album wurde von Mersus (Gospel of the Horns, Deströyer 666, Zarathustra) produziert, gemixt und gemastert.

Joxe: Ihr habt nicht vornehmlich deftig bratende Gitarren im Vordergrund, sondern ein Fegefeuer aus doppelläufigen Leads gepaart mit Deinem Gesang. War das genau so Eure Absicht?

Meister Cagliostro: Der Sound unserer Scheibe ist genau so beabsichtigt wie er ist. Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass die gesamte Produktion prägnant, aber nicht zu modern klingt. Es hat Spaß gemacht, zusammen mit Mersus zu arbeiten und da wirklich ins Detail zu gehen.

ATTIC live 2013Joxe. Worin seht ihr die Hauptunterschiede zum Demo, das auch 2012 erschien? Gab es eine differenzierte Herangehensweise beim Writing und bei den Aufnahmen?

Meister Cagliostro: Es war für uns ein enormer Schritt vom Demo zum Album. Die Drum Aufnahmen zur Demo mussten an einem Nachmittag mit zwei notdürftigen Mikros aufgenommen werden, und auch der Rest dufte nicht viel kosten. Sinn der Demoaufnahmen war zunächst, unsere Musik einem Publikum präsentieren zu können und ein passendes Label zu finden. Das die Resonanz auf unsere Demo-EP so groß sein würde, hat uns selbst ziemlich überrascht. Bei den Aufnahmen zum Album konnten wir viel mehr Liebe zum Detail walten lassen. Darüber hinaus hatten wir mit Mersus einen sehr konstruktiven Produzenten, der wirklich bemüht war, das Beste aus uns rauszuholen. Was das Songwriting betrifft, so hat sich für uns im Grunde nicht viel geändert, da wir von Anfang an eine recht eingespielte Arbeitsweise hatten. Dass wir uns im Laufe der Zeit gegenseitig immer besser einschätzen können, und wir uns dadurch noch besser aufeinander abstimmten, kam dem Songwriting natürlich zugute.

Joxe: Jetzt kam auch „Satan’s Bride“ zu Longplayerehren, das ja nicht den Weg mit aufs Demo gefunden hatte. Sind die Songs auf „The Invocation“ denn alle Songs, die ihr geschrieben habt, oder habt ihr noch welche auf Lager?

Meister Cagliostro: Unsere Köpfe sind immer voll mit Ideen und Songschnipseln, weshalb es keinen konkreten Zeitraum für uns zum Songs schreiben gibt. Das ist bei uns ein nie stillstehender, fortlaufender Prozess.

Joxe: Wer war für das Cover verantwortlich?

Meister Cagliostro: Markus Vesper, welcher uns das Coverartwork genau nach unseren Vorstellungen und Vorgaben angefertigt hat. Wir bewundern seine Arbeiten sehr und sind wirklich zufrieden mit dem Ergebnis von „The Invocation“.

Joxe: Gestaltet ihr Eure edlen Desings von Flyern und Internetpages selbst, oder habt ihr einen passenden Mann dafür, der sich absolut in Euer Konzept hereindenken kann?

Meister Cagliostro: Tatsächlich haben wir genau die passende Frau dafür, die sich in unsere Konzepte hineindenken kann. Anna Krajewski, die Freundin unseres Gitarristen Katte, ist verantwortlich für Fotos, Flyerdesigns etc… . Sie weiß wirklich, worauf es bei Attic ankommt und macht immer wieder einen klasse Job wie wir finden.

ATTIC band 2013Joxe: Wie ist die Resonanz Eures Erfolges bei den Mitgliedern der anderen Bands, bei denen ihr noch zockt?

Meister Cagliostro: Im Großen und Ganzen kann man sagen, die meisten Mitglieder der anderen Bands sind Attic Fans, ebenso wie wir Erazor und Warhammer Fans sind.

Joxe: King Diamond wurde für das Rock Hard Festival 2013 bestätigt, und ihr inzwischen auch. Als Fans seid ihr doch sicher sehr glücklich darüber, mit dem King in einem Atemzug genannt zu werden?

Meister Cagliostro: Ja, das ist natürlich eine große Ehre für uns, zum einen generell auf dem Rock Hard Festival zu spielen, zum anderen mit King Diamond zusammen auftreten zu können. Jeder von uns ist natürlich ein riesen Fan und wir hoffen einfach, mit dem King eventuell mal das ein oder andere Wort wechseln zu können. Für mich persönlich würde da ein Traum, den ich seit Kindheitstagen habe, in Erfüllung gehen. Auf die Setlist, die King Diamond auf dem Rock Hard zum besten geben wird, bin ich übrigens schon enorm gespannt.

Joxe: Ihr geht kommt gerade zurück von einer Tour mit The Devils Blood. Habt ihr gut ins Billing gepasst, und wie waren die Resonanzen im Publikum, das sicher hauptsächlich aus Fans des Headliners bestand?

Meister Cagliostro: Wir hatten den Eindruck, dass die meisten Leute das Billing genau so stimmig fanden, wie wir selbst auch. Die Publikumsresonanzen waren wirklich bei allen Dates klasse, und es hat uns gefreut, dass wir einige Leute begeistern konnten, die uns vorher noch nie auf dem Schirm hatten.
Natürlich war uns bei einer solchen Tour bewusst, dass das Publikum zu 90% aus Fans des Headliners bestehen würde, und uns vielleicht die meisten Leute noch nie vorher gehört haben. Umso mehr Spaß hat es gemacht, diese Herausforderung anzunehmen und zu sehen, dass den Leuten das Package gefiel.

Joxe: Dann wird es eine Tour im Vorprogramm der grosartigen Schweden von Screamer geben. Welche Unterschiede zur Tour mit TDB rechnet ihr Euch aus, auch vom Publikum her?

Meister Cagliostro: Wir werden natürlich auch auf dieser Tour alles geben und versuchen, dem Publikum einen atmosphärischen Zugang zu unserer Musik zu ermöglichen. Inwieweit sich das Publikum von einem „Devil's Blood“-Publikum unterscheidet, ist gar nicht so entscheidend dabei. Als Unterschied rechnen wir allerdings damit, dass diesmal mehr Leute explizit wegen uns das Konzert besuchen.

Joxe: Was liegt als nächstes an bei Attic, vielleicht noch eine Tour?

Meister Cagliostro: Tatsächlich spielen wir ende Mai noch eine Skandinavien-Tour mit Antichrist und Division Speed. Aber da wir uns auf eins nach dem anderen konzentrieren, freuen wir uns jetzt erst mal auf die Tour mit Screamer, die morgen beginnt.

Joxe: Okay, die letzten Worte gehören Dir:

Meister Cagliostro: Auf bald!



Autor: Joxe Schaefer