DEBUSTROL, TÖRR, ANARCHUZ

Ceské Budejovice (Budweis), MC Fabrika, 16.02.2013

Dass Metalmaniacs fanatisch sind, wissen wir alle. Ich habe mich immer gewundert, dass Leute aus Amerika, Australien, Polen, Mexiko oder Finnland auf Festivals nach Deutschland gekommen sind. Viele dieser Bands spielen in ihren Ländern aber nicht. Und deshalb kommen diese Leute hierher. Nun gehörige auch zu diesen Bekloppten, die ohne Rücksicht auf Verluste weit ins Ausland fahren, um ihre Helden zu sehen. Törr und Debustrol sind nun beide seit 28 Jahren aktiv und in ihrem Heimatland Tschechien längst so groß, wie z. B. Kreator oder Destruction hier in Deutschland. Törr waren einmal in Karlsruhe und 2009 in Annaberg-Buchholz (wo ich auch zugegen war), Debustrol haben es noch nie über die Landesgrenzen hinaus geschafft. Die Hauptgründe dafür liegen jedenfalls auf der Hand: Die Texte in der Landessprache versteht keine Sau und aufgrund der sprachlichen Kenntnisse (ganz gebrochen Deutsch und gar kein Englisch) scheitert es wohl hierzulande an der Verhandlungsbasis. Jedenfalls bin ich mit meinem Kumpel Marius aus Mainz in die Stadt des leckeren Budweiser Biers gefahren, um mir beide Kulthorden auf einem Billing anzusehen. Sieben Stunden Autofahrt wurden aber schnell entschädigt: In einer Kneipe gab es 0,5 Liter Budweiser für 25 Kč (gerade mal 1 Euro) und im Restaurant ein fettes Steak mit Pommes und zwei Getränken für umgerechnet 5,20 Euro zur Stärkung, bevor es in den Music Club Fabrika ging.

ANARCHUZ live 2013Den Anfang machten an diesem Abend um 20 Uhr Anarchuz (Foto rechts), die eine Mischung aus Machine Head und Pantera spielten. Der Sound war recht gut für einen Opener, das Zusammenspiel hat ebenfalls gut funktioniert. Mir war die Band die Band bislang völlig unbekannt. Für einen Opener fand ich sie auf jeden Fall recht gut, auch wenn die Musik nicht unbedingt mein Ding ist.

 

TÖRR ota heresAls zweite Band betraten dann  Törr die Bühne. Ich hatte sie ja schon 2009 in Annaberg-Buchholz gesehen, damals allerdings noch mit Aushängeschild Vlasta Henych, der die Band 2010 verließ. Der Venom-Einschlag ging nach diesem Besetzungswechsel eher zurück. Die Songs vom aktuellen 2011er Album "Tempus Fugit" waren deutlich schneller, thrashiger und Sodom-lastiger als das alte Material. Dennoch hielten sich alte Klassiker und neue Songs in etwa die Waage. Aktuelle Songs wie das Sodom-mäßige "Až Mě Naserou", "Prokletí Zrádců" oder "To Smrt Jsem Já", wurden genauso berücksichtigt wie "Anální Alpinista", das ziemlich Destruction-mäßige "Někdo To Rád Mrtvé" und "Já Tu Jsem" (alle drei von "Made In Hell", 2003) sowie "Čert Mě Vem" und "Generace Mrtvol" (von "Törritorium", 2005). Und die ganz alten Klassiker wie "Armageddon", "Exorcist", "Kladivo Na Čarodějnice" oder "Kult Ohně" gab es auch noch. Lediglich "Válka S Nebem" habe ich vermisst. Dafür gab es als Zugabe aber den Debustrol-Klassiker "Antikrist". Schöne Idee! Der Sound war geil. Die tschechischen Ansagen von Sänger und Gitarrist Ota Hereš habe ich zwar nicht verstanden, aber sie sorgten für gute Stimmung im Publikum. Der neue Bassist Jan Bartoš überzeugte sowohl vom Spielerischen, als auch von der Ausstrahlung her. Schlagzeuger Radek Sladký spielte kerzengerade, dass man die Uhr danach stellen konnte. Und Ota Hereš, der zwar von 1990 bis 2000 nicht bei Törr war, heute aber das einzige, noch verbliebene Urmitglied der Band ist, ist ohnehin eine verdammt coole Sau. Obwohl Vlasta Henych für mich immer noch irgendwie zu Törr gehört, muss ich dennoch gestehen, dass mir dieser Auftritt noch besser gefiel, als der in Deutschland 2009. Das ging ja schon mal gut los!

Setlist:
Čert Mě Vem
Exorcist
Někdo To Rád Mrtvé
Až Mě Naserou
Já Tu Jsem
Generace Mrtvol
Prokletí Zrádců
Osud
Smlouva S Peklem
Anální Alpinista
Kult Ohně
To Smrt Jsem Já
Kladivo Na Čarodějnice
Armageddon
---
Antikrist (Debustrol-Cover)

 

DEBUSTROL martin LIVE 2013Debustrol hatte ich noch nie gesehen. Die moderne Ausrichtung, vor allem auf den letzen beiden Alben "Přerushit" (2005) und "Rwanda" (2009) hat mir nicht mehr so gefallen. Die alten Sachen, die mehr in Richtung Slayer und Kreator gingen, dagegen natürlich umso mehr. Eröffnet haben Debustrol überraschenderweise mit dem kurzen "Stanoxofobia" vom 1998er Werk "Pád Do Hrobu Mrtvol". Danach haben sie aber die Klassiker ausgegraben. Der Demotrack "Údolí Hádu", der auch 1991 auf dem Debüt "Neuropatolog" vertreten war, wurde gleich hinterher gefegt. Mit "Vyhalazení" und "Papež vrah?" folgte ein Doppelpack vom genialen, sehr Bay Area ausgefallen 1995er Album "Vyhlazení". Das groovige "Umučena" von "Apokalismus" (1999) knallte auch ordentlich. Der Opener des Debüts "Neuropatolog", "Krvavá Práce" peitschte nach vorne. "Masoterián" vom "Přerushit"-Album sorgte mit Martin Kolins´ coolen Kettensägeneinlage ordentlich für Stimmung. Apropos Stimmung: Was hier abging, war einfach unglaublich! Bei Törr bangten schon sehr viele. Aber was bei Debustrol abging, habe ich noch nie erlebt. Die haben kaum zwei Sekunden gespielt, da flogen überall Menschen durch die Gegend: vor einem her, neben einem her, ja sogar über einen her. Hier tobte im wahrsten Sinne des Wortes der Mob! Was ging hier ab? Debustrol scheinen in ihrem Land richtige Stars zu sein. Die mit 300 Leuten gefüllte Halle war proppevoll. Und der ganze Laden war ständig in Bewegung. Ansagen gab es keine. Debustrol ließen die Musik für sich sprechen und überzeugten damit auf ganzer Linie! Sänger Martin Kolins ist ein sympathischer Frontmann. Urgitarrist Olda Trifid spielte die schnellen Riffs mit einer unglaublichen Präzision. Der neue Bassist Zed machte nicht den Eindruck, dass er erst seit 2011 in der Band spielt. Das Zusammenspiel war erste Sahne. Debustrol sind 2013 ein absolut verschworener Haufen. Und auch der Zugabenteil hat sich gewaschen! Als Einstieg gab es den Törr-Klassiker "Kladivo Na Čarodějnice", allerdings zum Schluss hin sehr viel schneller, als das Original. Nun war auch klar, wie der Name dieser "Kladivo Na Antikrista"-Tour zustande kam: Beide Bands coverten diese Songs, die hier im Namen der Tour verwurstet wurden, jeweils gegenseitig. Coole Sache und ein schöner Freundschaftsbeweis zwischen beiden Bands! Dann spielten die Meister selbst ihren Klassiker "Antikrist", wo noch mal richtig die Post abging. Doch auch jetzt war immer noch nicht Schluss. Nach wenigen Minuten kamen beide Bands gemeinsam auf die Bühne und coverten "Paranoid" von Black Sabbath. Dafür warf sich Debustrol-Sänger Martin Kolins in Schale, als er mit einem weißen Hippiekostüm erneut die Bühne betrat. Er schaffte es ganz gut, Ozzys Stimme zu imitieren. Allerdings war spätestens in der zweiten Strophe dann auch klar, dass die Tschechen es nicht so sehr mit Englisch haben. Außer Marius und mir, die nicht aus Tschechien kommen, ist wohl niemandem aufgefallen, was für ein Kauderwelsch dabei heraus kam. Aber egal! Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Debustörr, so der offizielle Bandname dieses einzigartigen Zusammenschlusses, wurden noch einmal gebührend abgefeiert, bevor die Meute mit "Prostest" und "Vyznání Smrti" nach Hause, bzw. in unserem Fall, zurück ins Hotel geschickt wurde. Was für ein geiler Trip! Das schreit nach Wiederholung! Definitiv!

Setlist:
Stanoxofobia
Údolí Hádu
Vyhlazení
Apež vrah?
Umučena
Krvaná Práce
Rwanda
Příchod Zla
Noc Husí Kůže
Pocit Druhého Konce Lana
Lidský Svině
Neuropatolog
America
Nenávist
Přerushit
Trendshit
Apokalypsa
Yugoslavia
Masoterián
---
Kladivo Na Čarodějnice (Törr-Cover)
Antikrist
Protest
Vyznání Smrti
---
Paranoid (Debustörr)



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller