SHOUT IT OUT LOUD FESTIVAL 3

Wetter/Ruhr, Stadtsaal Lichtburg, 13.10.2012

Erst einmal eine fette Entschuldigung an die Veranstalter für diesen späten Bericht. Aber Privates zwang mich leider etwas kürzer zu treten. Das hat nun sein Ende und ich, (beziehungsweise das Crossfire-Team), bin stolz, dass wir dennoch das vierte Festival mitpräsentieren. Der eigentliche Event wurde kurzfristig nach Wetter verlegt, was für einige Unruhe sorgte, aber der Besucherzahl keinen Abbruch tat. Im Gegenteil, dieses Venue fand ich besser, da die Hütte voll aussah und nicht wie damals in der RWE-Halle, die Meute wirkte wie ein Tropfen Wasser auf dem heißen Stein. Leider hatte sich die Anreise verspätet, so dass ich den gern gesehenen Opener, Hollywood Trash, verpasste. Laut Aussage der Anwesenden haben sie aber gebührlich abgefeiert.

 

BAI BANG 2012Nach der Begrüßung einer Masse von Bekannten und vertrauten Gesichtern aus ganz Germanien und Holland richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit und freudige Erwartung auf den Auftritt von Bai Bang. Die Schweden hatten mich bereits mit ihren beiden letzten Alben, „Are You Ready“ und „Livin` My Dream“, voll in ihren Bann gezogen und spielten selbstredend einen großen Teil ihres Sets von diesen beiden Longplayern. Natürlich kamen auch ein paar Evergreens an die Sonne, aber das meiste war den hiesigen Fans bekannt. Fronter Diddi Kastenholt ist optisch und actionmäßig der Oberposer vor dem Herrn und hatte mit seiner Truppe fett Spaß. Das machte sich schnell im Publikum breit und der Schritt zur coolsten Party des Jahres war gemacht. Genau so muss ein Opener sein, um Feuer zu legen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber so weit ich das beurteilen kann, war die Stimmung für diesen Act, mitunter am besten. Danach tat sich manche Band echt schwer.

 

FATAL SMILE 2012Hierauf enterten die Landsmänner von Fatal Smile die Bretter und brachten zumindest in Sachen Schminke ein raueres Outfit mit. Alle waren schaurig angepinselt um ihrer neueren Wucht in den Songs, Ausdruck zu verleihen. Ich habe die Skandinavier bereits live erlebt und muss sagen, dass dieser Auftritt nicht zu ihren Sternstunden zählt. Zu kurz, zu böse, zu routiniert. Zumindest kam bei mir selten gute Laune auf. Es galt das aktuelle Album „21st Century Rock“ mit ihrer Freakshow zu promoten und die Hardcore-Fans hatten offensichtlich Freude an der Show, aber im direkten Vergleich zu Bai Bang, blieben einige Wünsche offen. Nach einer halben Stunde war Schicht im Schacht und von den circa 500 anwesenden Zuschauern weilten zum Ende des Sets hin etliche an der Bar oder im Außenbereich. Die Band sollte lieber wieder eine Schippe zulegen, denn den Hype um diese Band konnte ich heuer nicht nachvollziehen.

 

CRAZY LIXX 2012Die Crazy Lixx hatten bereits die Ehre, auf diesem Festival spielen zu dürfen. Die dritte schwedische Formation war auf dem ersten Festival unter den Highlights des Abends. Heuer versuchten sie in leicht veränderter Besetzung ihrem guten Ruf gerecht zu werden. Die 2002 in Malmö gegründete Band hatte mit „Riot Avenue“ ein neues Werk in der Tasche, dass einigen in der Meute bereits bekannt genug zu sein schien, um die Texte lauthals mitzuschmettern. Mittlerweile ist die Band auf den Brettern standfest, aber ich kann nicht überzeugend sagen, dass sie mir diesmal live, besser gefielen als das letzte Mal. Es schein als verballerten sie viel von ihrer Energie auf den Konserven. Dieses berauschende Gefühl der Silberlinge wollte sich bei mir wieder nicht einstellen. Natürlich sahen das etliche Fans anders und feierten die Band wie alte Helden. Man muss auch mal anderer Meinung sein dürfen. Allerdings stand der müdeste Auftritt noch ins Haus. Doch dazu später.

 

TYGERTAILZ 2012Eine Band, auf die sich fast alle freuten, waren die Tygertailz. Die Waliser aus Groß-Britannien sind so selten hier wie der Sommer mit 40 Grad im Schatten. Seit 1986 habe ich erfolglos versucht, die Band live zu sehen. Somit gehörten die Boys zu einer der dienstältesten Glam-Band des Abends und wurden trotz neuer Besetzung (der Sänger ist gerade mal eine Stunde dabei, haha), dementsprechend empfangen. Die Truppe hatte leichtes Spiel und die Euphorie stieg mit jedem weiteren Song die erstklassig mit krasser Action untermalt wurden. Da kam Mega-Freude auf. Als dann Hits wie ‚Love Bomb Baby’ oder ‚Livin Without You’ ins Spiel kamen, rastete das Publikum aus. Es wurde getanzt, die Haare flogen, gesungen meist im Chor und man lag sich herzlich in den Armen. So manche Luftgitarre wurde wieder ausgepackt und mächtig ramponiert. Man will ja nicht den Headliner vor dem Ende des Abends nennen aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass sich nach Bai Bang und Tygertailz, die Spreu vom Weizen trennte.

 

MIKE TRAMP 2012Das galt natürlich nicht für das Poser-Urgestein, Mike Tramp (White Lion), der mit einem akustischen Set, ganz alleine überzeugte. Seine Songs sind legendär und funktionieren in jeder Form. Allein seine Ausstrahlung auf der Bühne sorgte bei den Mädels für feuchte Höschen und wenn seine Songs in balladesker Form ertönen, brechen Dämme. Und das meine ich wörtlich. Nicht selten wurde bei „When The Children Cry“, „Broken Heart“ oder gar „Little Fighter“, eine Träne vergossen. Selbst das härteste Publikum schaute andächtig zu, wie der Meister seine Jünger erquickte. Der Applaus war tosend und anhaltend. Er sorgte für ein aufregendes Mienenspiel des Sängers. Das hier das Publikum sich nicht lange fragen ließ mitzusingen, versteht sich von alleine. Das 80er-Jahre-Aushängeschild aus Dänemark sorgte seit langer Zeit wieder für ein Feuerzeug-Lichtermeer, das ich schon vergessen glaubte. Emotionen pur. Eine gute Idee des Veranstalters.

 

FATE 2012Fate aus Dänemark begleiten mich mit ihrer Musik schon, seit ich denken kann. Wie ein kleiner Junge freute ich mich zum ersten Mal diesen Klängen live lauschen zu dürfen. Um so größer war die Enttäuschung, die sich mir in den nächsten 45 Minuten bot. Optisch lustlos gestylt (Hallo??? Hair-Metal Festival!!!) und völlig lustlos legte man die alten Gassenhauer von etlichen Alben offen. Die Stimmung in der Bude ging mit jedem weiteren Track in den Keller. Mir kam es auch so vor, obwohl es Fate seit Beginn der Szene gibt, nur wenige Anwesende mit dem Material unserer Landesnachbarn vertraut waren. Selbst Songs wie „Hard As A Rock“ oder „Hunter“ wurden nur am Rande gefeiert. Den Ruf einer der beliebtesten Bands des Genre zu sein, hat man wohl eben verspielt und wird nur schwerlich wieder gut zu machen sein. Schade. Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Band spielte zwar professionell und hatte einige coole Gitarrenläufe im Set, aber das hat bei der Konkurrenz nicht gereicht. Liebe Freunde, die Jugend pennt nicht.

 

BANG TANGO 2012Bang Tango, aus den Vereinigten Staaten von Amerika, mit Fronter Joe Lestè, gehörten für mich immer zu den B-Garde-Musikern der Szene. Sie veröffentlichten seit 1987 zwar kontinuierlich Alben, die aber hierzulande kaum Anerkennung fanden. Und das mit Recht. Selbst mit fetter MTV-Unterstützung krepierte die Single „Someone Like You“ und andere danach ebenso. Die Band, falls man nach derart vielen Mitgliederwechseln überhaupt von einer solchen sprechen kann, ist cool, aber es fehlt ihr das gewisse Potential für Hits. Es scheint, dass manche dies im Publikum heuer anders sahen, aber es wurde merklich freier vor der Bühne. Joe, der Bobby Blitz-Lookalike, hat ein raues Organ mit Charme, konnte aber der anwesenden Konkurrenz kaum die Stirn bieten. Man hätte mehr die Sau rauslassen sollen.

 

CRASHDIET 2012Crashdiet, ebenfalls aus Schweden, hatten im letzten Jahr abgesagt. Da war wohl jemand krank. Heuer holten sie ihr Set nach. Als Co-Headliner mochte es wohl eine kleine Diskussion zwischen den jüngeren und den älteren Jahrgängen gegeben haben, ob gerecht oder nicht, wer braucht so etwas? Fakt ist, die jungen Rocker steckten den Saal in Flammen. Und das nicht nur wörtlich. Anscheinend ging irgendwo im Venue ein Feuermelder an, was dazu führte, dass man kurzfristig die Örtlichkeit räumen sollte. Der Gig wurde unterbrochen und das führte zu massiven Unruhen bis Gelächter. Ich bin mir nicht sicher wie viele anwesende Besucher die Aktion beurteilen konnten, dumm fand ich nur das Verhalten, partout nicht rausgehen zu wollen. Im Notfall hätte es Menschenleben kosten können. Das ist so was von unnötig und uncool, aber schließlich ist es auch das Vorrecht junger Menschen sich dumm zu verhalten! Als der falsche Alarm belegt wurde, ging es mit den Proleten des Genre weiter. Wie gesagt, partymäßig sind die Jungs das Nonplusultra. Da Gehabe von Frontsau Simon Cruz, der die Fans lauthals animierte, die Feuerwehr zu ignorieren und seinen auf die Bühne geholten weiblichen Fan, kurz danach mit einem Fußtritt zurück ins Publikum beförderte, kann ich nicht nachvollziehen. Auf jeden Fall ging die Party lauthals weiter und die Fans genossen jeden Hit der Band.

 

STEPHEN PEARCY 2012Den Abend beschloss niemand geringerer als Stephen Pearcy, ehemals Fronter der begnadeten Band Ratt. Auch diese Band bekam ich nie zu Gesicht und konnte mich also auf einen Gig mit allen Ratt-Hits freuen. Stephen ist äußerst nonchalant und von der alten Garde, wie David Lee Roth. Nur mit dem Unterschied, dass er singen kann. Da es die Band angeblich noch gibt, war mir etwas unklar, warum der gute Mann solo hier auftaucht. Ratt geht bis in das Jahr 1976 zurück und ich war gespannt auf die Songs, die wir zu hören kriegen würden. Und obwohl es ein Best-Of-Set mit Highlights wie, „Body Talk“, „Round And Round“, sowie „You`re In Love“ gab, vermisste ich zumindest das spätere Powerstück, „Shame, Shame, Shame“. Doch die Show war einmalig. Lockere Posen, viel Kontakt zum Publikum und stilvolle Songs. Warum sich Stephen öfters in die Hand spuckte und es großzügig im Gesicht verbreitete, blieb ein Geheimnis aber ich muss auch nicht alles wissen. Stephen und seine Mannen schafften es auf jeden Fall, die guten alten 80er-Jahre zurückzuholen und ließen kaum Wünsche offen. Allerdings wunderten sich nicht wenige, als plötzlich nach Ende des Gigs eine Gitarre seinen Gewinner suchte, was ultralang dauerte, denn der glückliche Losgewinner meldete sich nicht und damit dann Schluss war. Sang und klanglos, mitten aus der Atmosphäre heraus und ohne Zugabe. Schade. Dennoch die Freude auf das nächste Event ist riesig, konnte man doch Tesla an Land ziehen. Mehr dazu, regelmäßig in den News auf unserer Seite, sowie auf unserer Facebook Seite.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak