ANTROPOMORPHIA - Kommt die nächste Oldschool Generation aus Tilburg?


Sie sind wieder da: AntropomorphiA aus meiner Heimatstadt Tilburg in Holland. Aktiv sind sie bereits seit 1989 und bis heute eine der talentiertesten Bands aus dieser Gegend. Gründungsmitglied und Bassist Marc van Stiphout kam bei mir vorbei und hat sich dazu bereit erklärt, mir ein paar Fragen zu dieser alten Kultband zu beantworten, die ich direkt in den PC hauen konnte:

ANTROPOMORPHIA logo 2013Marco: Hey Stip, ich hoffe, Dir und Deinen Bandkollegen geht es gut?

Marc: Ja, mein Freund, alles ist gut bei uns. Im Moment proben wir viel für unsere nächsten Shows und schreiben bereits Songs für das nächste Album.

Marco: Kannst Du uns kurz eine Biographie der Band schildern?

Marc: AntropomorphiA wurden 1989 ursprünglich unter dem Namen Dethroned Empire von Ferry Damen (Gitarre/Gesang), Marco Stubbe (Schlagzeug) und Gründungsmitglied Vincent van Boxtel (Gitarre) gegründet. Im ersten Jahr unter dem alten Banner nahmen sie einige Rehearsaldemos auf. Zur der Zeit zählten Hellhammer/Celtic Frost, Infernäl Mäjesty und Bathory zu ihren Haupteinflüssen. Zwischen 1990 und 1993 haben sie sich aber immer mehr zu einer Death Metalband entwickelt und nannten sich deshalb in AntropomorphiA um. Gleichzeitig habe ich dann als neuer Bassist das Line-Up komplettiert. Die nächsten eineinhalb Jahre haben wir damit verbracht, neue Songs zu schreiben und einen eigenen Stil zu finden. Daraus entwickelte sich dann das „Bowel Mutilation“-Demo, das wir im RS29 Studio mit Oscar Holleman aufnahmen, Anfang 1992 veröffentlicht wurde und uns einen Plattenvertrag bei Blackened Recordings aus der Schweiz einbrachte. 1993 nahmen wir dann unsere erste Mini-CD auf und legten in der zweiten Jahreshälfte den Kultklassiker „Necromantic Love Songs“ nach. Nach vielen Liveauftritten gingen wir 1994 zurück ins Studio, um neues Material aufzunehmen. Das Demo „I Have My Way“ wurde dann 1995 veröffentlicht und brachte viele gute Kritiken, jedoch keinen weiteren Plattenvertrag ein. In dieser Zeit stagnierte alles und wir haben uns mehr in Nebenprojekten herumgetrieben. 1999 trennten wir uns dann von Gitarrist Vincent van Bostel. Und die übrigen Mitglieder beschlossen daraufhin, die Band für unbestimmte Zeit auf Eis zu legen. Obwohl wir auch weiterhin zusammen Musik gemacht und gelegentlich etwas aufgenommen haben, sprang aber nie wirklich etwas dabei heraus. 2009 haben wir uns dann schließlich wieder ernsthaft mit AntropomorphiA beschäftigt. Das Line-Up besteht bis heute immer noch aus den beiden Originalmitgliedern Ferry (Gitarre/Gesang) und Marco (Schlagzeug) sowie meiner Wenigkeit. 2010 spielten wir dann ein neues Album ein, verwarfen es aber wieder, als wir damit fertig waren, und fingen wieder von vorne an. Anfang 2011 absolvierten wir unseren ersten Auftritt seit 2001 auf dem Neurotic Deathfest, wo wir eine solide, brutale Show abgerissen haben. Als wir noch an neuem Material gearbeitet haben, wurde zwischenzeitlich unser erstes Demo „Bowel Mutilation“ von The Crypt Records zum ersten Mal als Doppel-LP veröffentlicht. Ende 2011 war das Album „Evangelivm Nekromantia” fertiggestellt und veröffentlicht. Es enthält neun Songs, die in drei Kapitel mit je drei Songs aufgeteilt sind. Textlich geht es um Nekrophilie, Mord, Geisterbeschwörung und der Begierde nach toten Lesben. Gemastert wurde das Album von Tore Stjerna.

Marco: Ihr habt 1989 angefangen. Wann habt Ihr Euer erstes Demo veröffentlicht?

Marc: Wie gesagt: Das “Bowel Mutilation”-Demo wurde 1992 veröffentlicht.

Marco: Einige Bandmitglieder hatten zusammen mit Daan Janzing eine Zeit lang ein Projekt namens Antrofor, als AntropomorphiA auf Eis lagen. Aber die hatten nicht wirklich etwas mit AntropomorphiA zu tun, oder?

Marc: Nein, absolut nicht. Das war zu einer Zeit, wo wir uns mit vielen verschiedenen Musikstilen auseinandergesetzt haben und mehr damit beschäftigt waren, uns spielerisch weiterzuentwickeln. Zu der Zeit spielte ich Bass bei Flesh Made Sin, einer oldschool Thrash Metalband, die eine Vorreiterrolle der Achziger-Retrowelle hatte. Sie waren damals ziemlich angesagt und spielten auch viele Konzerte mit Desaster, Occult (Vorgängerband von Legion Of The Damned), Destroyer 666, aber auch größeren Bands wie The Haunted, Kreator und Destruction; auch außerhalb unserer Landesgrenzen. AntropomorphiA existierten zu dieser Zeit also nur als reines Nebenprojekt ohne große Pläne von Veröffentlichungen oder Ähnliches.

ANTROPOMORPHIA 2013Marco: Ihr kamt, wie viele andere Bands auch, aus Tilburg. Kanntet Ihr auch andere Hardrock und Heavy Metalbands von hier, wie z. B. Red Dragon oder Vengeance? Oder wart Ihr noch mit anderen Death- oder Thrash Metalbands in Kontakt? Habt Ihr Euch mit anderen Bands den Proberaum geteilt und viele Konzerte und Parties veranstaltet? Wie sehr wart Ihr damals in die Szene integriert?

Marc: Wir haben alle mit dem klassischen Zeug wie Iron Maiden und Metallica angefangen. Als das extremere Zeug raus kam, habe ich mich dann lieber damit beschäftigt: Slayer, Kreator, Overkill, Testament und die später aufkommende Death Metal-Welle mit Grave, Bolt Thrower, Death und Dismember. Auf allen Konzerten, wo ich war, wurden von Anfang bis Ende heftige Partys gefeiert. Wir haben viel gelacht, aber auch immer Respekt gezeigt. Heutzutage werden Leute nur in Metalfans oder Nicht-Metalfans unterteilt. Das ist Scheiße! Die Horde brach auseinander!

Marco: Habt Ihr auch mal im Vorprogramm von coolen Bands gespielt?

Marc: Ich stand, damals wie heute, immer hinter der Tilburger “Tilburg Metal, Hell Yeah”! Ich bin immer sehr kritisch anderen Bands gegenüber. Aber wenn sie Talent haben, werden sie das auch von mir hören.

Marco: Wie war das den mit Euren späteren Veröffentlichungen und dem 1998er Album “Pure”? Wurde das Album damals gut von der Presse angenommen? Und ist es heute noch erhältlich?

Marc: Dieses Album war nie als AntropomorphiA-Veröffentlichung geplant. Es war kein Death Metal, sondern experimentelle Musik mit vielen verschiedenen Einflüssen. Doch zu Promozwecken und aus verkaufstechnischen Gründen hatte sich das Label leider dazu entschlossen, das Album unter dem Namen AntropomorphiA zu veröffentlichen. Wir nahmen Rache und kauften uns unsere Rechte zurück und haben der Plattenfirma einen Arschtritt verpasst! Soweit ich weiß, ist das Album nie wiederveröffentlicht worden. Vielleicht kann man es noch im Internet bekommen oder so. Ich habe es aber nie wieder gesehen.

Marco: Erzähl uns doch bitte etwas über Euer neuestes Album “Evangelivm Nekromantia”! Wo habt Ihr es aufgenommen? Wie seid Ihr an Metal Blade Records gekommen? Und seid Ihr mit dem Deal noch zufrieden?

Marc: Ich bin sehr, sehr stolz auf das Album! Nachdem wir auf das Neurotic Deathfest eingeladen worden sind, um dort einmalig nur alte Songs zu spielen, haben wir wieder angefangen, neue Songs zu schreiben. Und das war auch gut so! Wir nahmen die Songs im Studio Stubbe auf, das unserem Schlagzeuger Marco gehört, und haben diverse Plattenfirmen angeschrieben. Metal Blade waren von Anfang an sehr enthusiastisch. Warum sollten wir dann nicht auch bei so einem großartigen Label unterschreiben? Sie reißen sich echt für uns den Arsch auf. Und wir sind sehr glücklich, bei ihnen unter Vertrag zu sein!

Marco: Habt Ihr viele positive Kritiken dafür bekommen?

Marc: Neben ein paar Arschlöchern, die uns mit den neuen Death Metalbands in einen Topf werfen wollten, war das Feedback insgesamt sehr positiv. Aardschok, Rock Hard in Deutschland und einige andere große Magazine haben unsere Musik und Ausrichtung verstanden.

Marco: Spielst Du neben AntropomorphiA noch in weiteren Bands oder Projekten, die erwähnenswert sind?

Marc: Sänger und Hauptsongwriter Twan van Geel von Flesh Made Sin ist kürzlich bei Legion Of The Damned eingestiegen, wofür gerade im Moment leider all seine Zeit draufgeht. Flesh Made Sin machen wir zwar immer noch. Wir haben die Aktivitäten aber arg zurückgeschraubt. Wir haben zwar tatsächlich ein unglaublich gutes Album aufgenommen, aber eine Veröffentlichung ist noch nicht in Sicht. Aber ich hoffe, dass es eines Tages noch dazu kommen wird! Ich spielte außerdem noch bei On The Frinches, einer Band im  Stil der frühen Neunziger, die man am besten mit Faith No More, Mordred, Pearl Jam und Red Hot Chili Peppers vergleichen könnte.

ANTROPOMORPHIA 2013Marco: Heutzutage sieht man Dich kaum noch hier in der Gegend. Wie ist Dein heutiges Leben als Familienvater? Wie alt sind Deine Söhne jetzt? Und was machst Du sonst noch so im alltäglichen Leben?

Marc: Wir erwarten in wenigen Wochen bereits unser drittes Kind. Neben meinem Job bin ich also auch noch Vollzeitvater. Es ist schwierig, gleichzeitig auch noch in mehreren Bands tätig zu sein. Aber das ist etwas, was ich auf keinen Fall aufgeben will! Ich muss heute nicht mehr 24 Stunden am Tag Musik und Party machen. Aber ich wollte es so und ich bin zufrieden damit, wie es jetzt ist. Ich habe viel um die Ohren. Ich habe jetzt zwei Söhne, Morrison (vier Jahre) und Sylvester (zweieinhalb). Sie sind zwar noch keine Metalheads, werden es aber bestimmt bald. Darauf kannst Du Dich verlassen! Für die nächste Generation ist gesorgt!

Marco: Können wir neue Tourdaten von Euch erwarten?

Marc: Im Moment nicht. Bis jetzt stehen nur ein paar Festivals, wie das Extreme Fest in Deutschland und das Neurotic Deathfest in Tilburg, fest. Wir haben auch andere Festivals, wie z. B. Das Party.San, Hellfest, Summerbreeze und ein paar andere kontaktiert. Aber bis jetzt ist das alles noch nicht in trockenen Tüchern. Da kommt aber noch was. Da bin ich mir sicher! Haltet euch einfach auf unserer Internetseite auf dem Laufenden.

Marco: Nun kannst Du Deine letzten Worte hier loslassen und Deine Top 10-Alben aller Zeiten verewigen!

Marc: Wir haben einen Videoclip zu dem Song “Psuchagogia“ gedreht, das man sich bei Youtube ansehen kann. Dieser Song ist auch auf unserem aktuellen Album „Evangelivm Nekromantia“. Tja; Marco, danke für all das Bier. Hier nun meine Top 10, wenn auch nicht wirklich sortiert:

Grave - Into The Grave
Bolt Thrower - Realm Of Chaos
Dismember - Like An Ever Flowing Stream
Slayer - Reign In Blood
Iron Maiden - Live After Death
Sepultura - Beneath The Remains
Kiss - Die “Alive”-Alben
Biohazard - Urban Discipline
Infernal Majesty - None Shall Defy
Kreator - Pleasure To Kill

Ich könnte noch viele mehr aufzählen. Aber Du hast es mir ja verboten, haha! Danke an Euch alle! Ich hoffe, wir können mal ein Bier zusammen trinken, wenn wir uns über den Weg laufen! Stay Metal until you die!

http://www.antropomorphia-official.com/

https://www.facebook.com/AntropomorphiA/i

Dieser Link führt zum Review ihres Albums “Evangelivm Nekromantia“:

http://crossfire-metal.de/3039-0-ANTROPOMORPHIA-EVANGELIVM-NECROMANTIA.html



Autor: Marco van Empel (Tilburg) – Übersetzung: Daniel Müller