JACKAL, EAR DANGER, POWERPIMPS

Tilburg, Little Devil, 07.12.2012

Ich bin schon seit längerer Zeit übers Internet mit Ear Danger-Bassist und Urmitglied Matt Verschoor in Kontakt. Es kam zu einem regen Online-Federkrieg und es war klar, dass wir uns unbedingt mal persönlich begegnen mussten. So kam es dann Anfang Dezember, als mein holländischer Freund Spandex Marco mich zu seinem Konzert in Tilburg eingeladen hat, wo Jackal, Ear Danger und die Powerpimps spielten.

 

POWERPIMPS live 2012Den Anfang machten die Glamrocker Powerpimps. Zunächst war ich ja skeptisch, muss ich zugeben. Vom alten Glamrock habe ich, als ich vor über 20 Jahren mit Metal angefangen habe, noch die letzten Zuckungen mitgekommen. Das ist auch der Grund, warum ich diese Sachen auch noch mag. Einen Bezug zu den neuen Bands habe ich überhaupt nicht. Aber die Powerpimps waren auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Eher handelte es sich um richtig guten, knackigen Hard Rock mit geilen Riffs und guter Leadgitarrenarbeit. Den einen oder anderen Ohrwurmrefrain gab es auch. Aber vom 80er Stadionrock sind sie doch meilenweit entfernt. Für einen Opener haben die Jungs einen mitreißenden Gig hingelegt, der sich gewaschen hat. Von der Glamrock Ausrichtung bekam man meistens etwas über die Ansagen mit. Songtitel wie „Fucker From Behind“, „Ass To Die For“ oder „Girlschool For Hardknocks“ sprechen da wohl Bände. Unterhaltsam!

 

EAR DANGER live 2012Dann kam mein Hauptgrund für die Reise auf die Bühne: Ear Danger. Neben knapp der Hälfte ihrer bislang einzigen LP spielten sie auch einige neue, unveröffentlichte Songs. „Hellish Wings“, „Assassin“, „Burn At The Stake“, „Beelzebub´s Friend“, „Children Of The Sun“ und „City On Fire“ kannte ich natürlich. Und sie knallten, was das Zeug hielt. Von der Urbesetzung war nur noch die Rhythmusfraktion, also Bassist Matt Verschoor und Schlagzeuger Dick Vijgen mit dabei. Die beiden Gitarristen, von denen einer sang, sind noch blutjung. Von dem Burzum-Shirt des Sängers war ich etwas irritiert bezüglich der musikalischen Ausrichtung Ear Dangers. Aber was sollt’s… Das Zusammenspiel war super, die Stimmung gut. Und vor allem fügten sich die neuen Songs nahtlos in die Setlist ein, ohne gegen die alten Klassiker den Kürzeren zu ziehen. Von den neuen Songs zündete „Blood On The Beach“ am besten, weil mich die Beckenbetonungen an „Balls To The Wall“ von Accept erinnerten. Ear Danger legten jedenfalls einen sehr geilen, kurzweiligen Gig hin. Geil!

 

JACKAL live 2012Zum Schluss gingen Jackal als Headliner auf die Bühne. Von der Urbesetzung sind immerhin noch drei der fünf Leute dabei. Ein einziges Mini-Album haben sie 1989 veröffentlicht. Von den sechs Songs spielten sie leider nur vier. Der Rest bestand aus neuen, noch unveröffentlichten Songs. Zwischendurch wurden noch drei Coversongs eingestreut („Hell Bent For Leather“, den stampfenden „Immigrant Song“ von Led Zeppelin und „Wrathchild“). Besonders die Rhythmusfraktion war beeindruckend. Doublebassattacken und verzwickte Breaks überraschten genauso, wie das fast schon jazzige Bassspiel. Ansonsten wurde hier richtig abgemetalt. Dass die Fönfrisuren mittlerweile zu gräulichen Kurzhaarfrisuren geworden sind, störte für die Optik nicht. Vielmehr hatte man echt das Gefühl, dass hier richtig alte Hasen am Werk sind, die sich so virtuos gaben, dass man glauben konnte, sie hätten im Leben nie etwas anders gemacht, als Metal zu spielen. Jackal haben einen beeindruckenden und auch amtlichen Auftritt absolviert, der mich zum Fan dieser Band gemacht hat. Ich kannte sie vorher gar nicht und bin froh, sie auf diesem Konzert kennengelernt zu haben. Der Hollandtrip hat sich auf jeden Fall gelohnt. Neben Ear Danger, die ich schon kannte, habe ich noch Jackal für mich entdeckt und jede Menge Leute kennengelernt, mit denen wir noch bis in die frühen Morgenstunden auf der Tanzfläche zu sämtlichen Metalklassikern abgefeiert haben. 5 € Eintritt sind auch spottbillig für zwei so alte Horden. Stellt euch vor, ihr könntet Stormwitch und High Tension hier für den Preis sehen; unvorstellbar! Der nächste Trip nach Holland bei ähnlicher musikalischer Ausrichtung ist jedenfalls jetzt schon beschlossene Sache!



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller