DON AIREY - PUSHED TO THE EDGE

Label: | EAR MUSIC |
Jahr: | 2025 |
Running Time: | 56:07 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Ich finde es immer komisch, wenn bekannte Musiker Solo-Alben veröffentlichen, wenn es mit den Haupt-Bands doch eigentlich gut läuft. Und suspekt finde ich auch, wenn es in der Besetzung und im Stil ein paar Überschneidungen gibt. So ist es auch bei dem neuen Werk von Don Airey, der 2002 den legendären Jon Lord bei Deep Purple ersetzt hat und momentan sogar mit ihnen auf Tour ist. Ebenso im Line-Up ist deren Neu-Gitarrist Simon McBride, der als Ersatz für den ausgeschiedenen Steve Morse zu den englischen Hard Rock-Urvätern gestoßen ist. Und noch eine Frage tut sich mir auf: Schreibt ein Musiker, der „eigentlich nur Keyboarder“ ist, die Songs seines Solo-Albums überhaupt selbst? Erwähnen sollte man ebenso, dass sowohl Deep Purple als auch Simon McBride fast zeitgleich ebenfalls neue Alben am Start haben.
Woher nehmen sich die Herren nur die Zeit? Zwischendurch im Tourbus? Fragen über Fragen. Fakt ist jedenfalls, dass die rockigen Songs, bei denen sich häufig Gitarre und Keyboard duellieren, doch häufig an Deep Purple erinnern und dass dies aufgrund der Besetzung auch nicht wirklich vermeidbar zu sein scheint. Den Gesang bei den harten Stücken übernimmt Carl Sentance von Nazareth, der mich nicht selten an Biff Byford von Saxon erinnert. Für die seichteren Töne ist ein gewisser Mitchel Emms zuständig, der mir persönlich zwar nichts sagt, der aber irgendwann mal bei The Voice UK teilgenommen haben soll. Hier gibt es fast eine Stunde lang sehr gut gespielten Classic Rock der Extraklasse auf die Ohren, der auch bei der langen Spielzeit kaum Lückenfüller offenbart.
Höhepunkte des Releases sind für mich der grandiose Opener „Tell Me“, der auch gleichzeitig die erste Single des Werks ist, und „Rock The Melody“, das mit orientalischen Melodien anfängt und mit einem progressiven Mittelteil inklusive komplexer Roto-Tomläufe aufwarten kann. Warum auch nicht? Schließlich hat Don Airey ja in den Siebzigern auch auf allen drei Colosseum II-Veröffentlichungen gespielt. Den Dampf raus nimmt lediglich die etwas aufgesetzte Ballade „Flame In The Water“, auf die man getrost hätte verzichten können. Aber was soll´s? Entgegen meiner Erwartungen handelt es sich hier nicht um einen langweiligen Piano-Instrumental-Silberling (auch das hätte ja durchaus passieren können...), sondern „Pushed To The Edge“ ist ein sehr gutes, wenn auch häufig vorhersehbares, aber dennoch zeitloses Hard Rock-Album geworden!
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller