HERMAN RAREBELL & FRIENDS - WHAT ABOUT LOVE?


Label:METALVILLE
Jahr:2025
Running Time:47:11
Kategorie: Neuerscheinung
 

Herman Rarebell, der legendäre, ehemalige Scorpions Drummer lädt sich Freunde ein und musiziert mit ihnen." So liest es sich erstmal und wird dem Konsumenten auch verkauft. Ich hatte mich richtig gefreut, in der Hoffnung auf entweder eigene Songs oder ausgesuchte Perlen, eingesungen von einer illustren Schar exzellenter Stimmen. Ein solches Werk mit Scorpions-Hits gab es 2014. Aber auf „What About Love?“ ist dem leider nicht so. Tatsächlich steckt nur der Name des bekannten Schlagzeugers dahinter, wobei wir jetzt mal gutgläubig davon ausgehen, dass der fünfundsiebzigjährige Saarländer die elf zum Großteil abgegriffenen Titel auch tatsächlich selbst eingetrommelt hat. Herman war nie als Virtuose an den Kesselln bekannt, dafür aber als Songwriter für seine Band. Demnach würde sein Spiel hier auch keine Note setzen oder etwas Markantes darstellen.

Die ausgewählten Tracks sind leider nicht, wie es die Verpackung vermuten lässt, von großen Stimmen des Freundeskreises Rarebells eingesungen, sondern wurden bis auf einige Ausnahmen allesamt von ex-Mad Max, Produzent, Gitarrist und Tausendsassa Michael "Vossi" Voss stimmlich umgesetzt. Vossis dünne Stimme muss man mögen. Sie polarisiert und immer kann man sie nicht konsumieren. Michael Voss ist nun mal nicht einer der deutschen Rocksänger schlechthin. Bei der ein oder anderen Mad Max oder Casanova Nummer hatte es früher mal gepasst. Aber ich brauche jetzt wirklich nicht so Allerwelts-Cover wie "Rock You Like a Hurricane“ (Scorpions), „I love Rock´n´ Roll" (Joan jett & The Blackhearts) oder "In The Air Tonight" Phil Collins) mit Voss-Vocals. Das geht schon Richtung Verhuntzen. Sowas macht der Großteil der Coverbands besser. Hätte jetzt ein Michael Kiske (Helloween) oder Alexx Stahl (ex-Bonfire, Trance) die Titel neu umgesetzt, wäre das noch reizvoll gewesen. Man fragt sich, was daran für einen Rockfan interessant sein soll.

Der Lichtblick des Albums ist die engelshafte Stimme von Sängerin Van De Forst, mit der Vossi auch als Duo umtriebig unterwegs ist. Van de Forst steht für Vanessa von der Forst und ist die Tochter von Voss´ Ehefrau Eva von der Forst, welche auch auf dem vorliegenden Silberling ein paar Backings zusteuerte. Eva von der Forst ist zugleich auch die Managerin ihrer Tochter. Also Familiengeist wird hier großgeschrieben. Leider kommt Vanessa zu selten zum Zug. Ich verstehe ja, dass sich Musiker, die von der Kunst leben müssen, sich immer mal wieder was Neues einfallen lassen müssen, um noch den ein oder anderen Euro zu machen. Aber hier ist die Mogelpackung doch ein bisschen zu eindeutig. War das Status Quo Coveralbum aus dem Hause Voss vor zwei Jahren noch ganz nett, vergeht mir hierbei die Laune. Wer sich allen Ernstes diese Scheibe zulegen soll, weiß ich nicht. Vermutlich hat man es auf die Scorpions-Hardcore-Fans abgesehen die, egal wie, jeden Schnipsel haben müssen, der irgendwie mit den Hannoveranern zu tun hat.

Sound und Instrumentierung sind natürlich einwandfrei. Da ist Michael Voss nun mal einer der Besten. Diese Fähigkeit sollte er aber lieber weiter bei richtigen Alben umsetzen, wie z.B. bei Phantom V, MSG und vielen anderen. Diese vermeintliche Allstar-Veröffentlichung ist jedoch reine Verschwendung von Studiozeit. Für mich kommt das eher so rüber, dass Herman mal eben seinen Namen gegeben hat und den Rest Michael Voss erledigte. Auch wenn der ein oder andere bekannte Musiker was dazu gesteuert hat, bleibt das Produkt mehr Schein als Sein. Herman Rarebell veröffentlicht übrigens zugleich ein gleichnamiges Buch, auf dem er nochmal an die Zeit von Glasnost und Perestroika erinnert und seine Hoffnung aufzeigt, dass es ähnlich wie damals nun zu Frieden kommen könnte. Aber auch dabei hat man den Geschmack eher von „Wind Of Money“ anstatt "Wind Of Change“. 

Note: 4 von 10 Punkten
Autor: Stephan Georg


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