SADISTIK EXEKUTION - WE ARE DEATH... FUKK YOU!


Label:OSMOSE
Jahr:1994
Running Time:36:02
Kategorie: Classics
 

Häufig muss ich hier War Death-/Black Metal-Reviews schreiben, was mir immer eine wahre Freude ist! Jetzt müssen auch die die Urväter für ein wohlverdientes Classic Review ran. Das erste Mal bin ich auf Sadistik Exekution aus Australien gestoßen, als ich mir Mitte der Neunziger die Split-CD Morbid / Mayhem „A Tribute To The Black Emperors“ bestellt hatte. Auf dem Cover sind die beiden verstorbenen Mayhem-Legenden Euronymous und Dead zu sehen. Euronymous – links auf dem Bild – trägt ein Sadistik Exekution-Shirt. Und da er auch Bands wie Sarcofago und Tormentor aus Ungarn gut fand, musste ich auch die Australier in meiner Sammlung haben! „We Are Death... Fukk You!“ war das zweite Album der Rumpelhorde, welches ursprünglich als selbstbetitelte Mini-LP erscheinen sollte. Der Slogan „We Are Death... Fukk You!“, der das Promotape zierte, wurde von der Plattenfirma als Albumtitel fehlinterpretiert und die Mini-LP durch fünf Tracks auf Longplayer-Spielzeit gestreckt. Das merkt man auch am Sound. Während die ersten Songs noch wie aus einem Guss kommen, schwankt die Tonqualität auf der B-Seite stark. Das macht aber nichts. Auffällig ist, dass die Australier für diesen Stil tatsächlich viel variieren.

Dennoch herrscht hier Raserei und Chaos. Der Opener „Suspiral“ zeigt sofort, wo es langgeht. Blastbeats und wütende Growls, mit viel Hall unterlegt, regieren das Geschehen. Es klingt schon ein bisschen stümperhaft. Weder das Timing des Schlagzeugers sitzt, noch sind die wilden Gitarrensoli auch nur ansatzweise filigran. Durch den übertriebenen Hall scheint sich Frontmann Rok beim Schreien stets selbst zu überholen. Unglaublich, dass der Song keine drei Minuten dauert, so intensiv, wie er ist! Mit „Burnt Offering“ gibt es dann ein Keyboard-Intermezzo, das wie ein unheimliches Intro klingt, zum Abkühlen. Im Hintergrund werden unverständliche Laute geknurrt. Danach folgt mein Lieblingssong der Band, „Internal Klok“, der vor lauter Raserei absolut besessen klingt. Hier gibt es überraschend viele Taktwechsel. Zwar sitzen diese nicht immer, aber die Horde punktet hier mit viel Spielwitz und vor allem Enthuiasmus. Auch hier ist der Gesang absolut phänomenal! Wilde untighte Breaks unterbrechen den Spielfluss, bevor wieder weiter gerumpelt wird. In der Mitte folgt ein kurzes, schnelles Bass-Solo, ebenso wie beim nächsten Song „Mathematikus“, das trotz nur knapp einer halben Minute Spielzeit kein weiteres Zwischen-Intro ist.

„Electrokution“ kommt dann mal im Midtempo daher, klingt allerdings nicht weniger rotzig, sondern schon fast sarkastisch aufgrund der fehlenden Geschwindigkeit (die es auf den Folge-Alben aber dann auch häufiger gab). So weit, so gut. Kommen wir zur zweiten Hälfte des Albums, das nachträglich vom Label hinzugefügt wurde. „Lest We Forget“ ist ein ruhiges Intro, das mit Flüstern unterlegt ist. „Evoke War Vomit“ ist ungewohnt doomig mit trägen Lavariffs. Im Gegensatz dazu besteht der Gesang aber wie immer aus verkommenen Schreien und Klagelauten, ähnlich wie bei Abruptum aus Schweden. Das Tempo bleibt hier aber gedrosselt und wird nicht angezogen. Es klingt fast so, als sei es anstrengend für die Band, nicht gleich wieder auszurasten, haha! Beim eher thrashigen „Astral Abortis“ ist der Sound deutlich dünner als bei den anderen Songs. Es klingt wie ein Demo-Bonustrack, wobei der Gesang hier viel lauter gemischt ist als die Gitarren, die iemlich matschig klingen. „Ipsissimus“ ist dann wieder lauter aufgenommen und von allen vorliegenden Tracks der Black Metal-lastigste. Der letzte Song, „Hades Valley“ ist dann eine schaurige Ambient-Klangcollage, die eher als Outro dient, mit fast sieben Minuten aber viel zu lang ist.

Dennoch ist es ein schauriger Soundtrack, den man gut hören kann und der nicht weiter störend wirkt. Sie haben hörbar viele Ideen auf dieser Langrille verwurstet. Was für ein Album! Es ist chaotisch, unstrukturiert, ein roter Faden fehlt. Es ist holprig gespielt, mit wahrhaft geisteskrankem Gesang und ebensolchen Texten, von vulgären Ausdrücken nur so gespickt („Fukk Me“, „Fukk You, Babe!“, „We Are Death... Fukk You!“; und immer mit „kk“ statt „ck“, was ebenso fies aussieht wie die Musik klingt!), etlichen Sound-Schwankungen, vielen ungeordneten Ideen... Alles klingt irgendwie uneins... Und doch ergibt alles ein großes Ganzes, das eine ganz bestimmte Faszination auf den Hörer ausübt. Ich kann mir vorstellen, dass das Album seinerzeit überall verrissen wurde. Heute gilt es aber als Underground-Klassiker, der für die Szene wegweisend war. Insgesamt kamen sie zwischen 1986 und 2004 auf drei Demos, drei 7“-Singles und fünf Alben. 2009 gab es – nach fst zehn Jahren Bühnenabstinenz - eine einmalige Reunion-Show bei den Australian Heavy Metal Awards. Das war´s! Wer auf Chaoshorden wie Bestial Warlust, Blasphemy, Order From Chaos oder Slaughter Lord steht, der wird Sadistik Exekution lieben! Alle ihre Alben sind habenswert, aber „We Are Death... Fukk You!“ zündet am besten!

Tracklist:
Seite 1:
Suspiral (2:43)
Burnt Offering (1:50)
Internal Klok (4:44)
Mathematikus (0:35)
Electrokution (2:06)

Seite 2:
Lest We Forget (2:06)
Evoke War Vomit (4:28)
Astral Abortis (6:39)
Ipsissimus (4:05)
Hades Valley (6:46)

Line-Up:
"Rok" – Vocals
Christopher "Rev. Kriss Hades" Cunningham – Guitar
David "Dave Slave" Graham – Bass
Steve "The Machanik" Hoban – Drums

 

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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