SODOM - TAPPING THE VEIN


Label:BMG
Jahr:2024 / 1992
Running Time:153:17
Kategorie: Re-Release
 

Auch wenn es in den Neunzigern viele Leute gab, die sagten, dass der Metal tot sei... Es gab auch Bands, die auf jegliche Trends geschissen haben. Dazu gehörten auch Sodom, die in jenem Jahrzehnt weder den Pfad von Kreator (Gothic) noch Destruction (Prog-/Neo Thrash) eingeschlagen haben. Bei Sodom gab es immer auf die Fresse! Kurioserweise war es ausgerechnet der damals noch zwanzigjährige Andy Brings aus der Punk- und Glamrock-Szene, der dafür sorgte, dass Sodom ihre (bis heute!) beiden brutalsten Scheiben veröffentlicht haben! „Tapping The Vein” hatte – nach dem etwas zu melodisch geratenen Vorgänger „Better Off Dead” (1990) – ungewohnt viele Death Metal-Anleihen. Mit „Body Parts” und „Skinned Alive” geht es sofort mit gnadenlosem Geballer los. Erst das groovige „One Step Over The Line” erinnert an gewohnte Gefilde.

Auf diesem Album befindet sich auch die vermeintliche Spaßnummer „Wachturm” mit deutschem Text, der allerdings einen ernsten Hintergrund haben soll (Drummer Chris Witchhunters Eltern waren wohl bei den Zeugen Jehovas). Auch heute – über dreißig Jahre nachder Erstveröffentlichung (verdammt, ich kannte das Album damals sogar schon!) - hat es keinen Deut von seinem Charme eingebüßt. Das Album erscheint in Neuauflage auf drei CD beziehungsweise verschiedenen LP-Versionen. Die erste CD ist das komplette Album in remasterter Form. Ich muss allerdings gestehen, dass „Tapping The Vein” schon damals fett produzieret war und ich keinen Unterschied höre. CD 2 ist eine „Redux”-Version, neu abgemischt von Andy Brings. Hier klingt alles noch etwas erdiger.

Der Hall im Refrain von „The Crippler” fehlt genauso viel wie die Textzeile „Komm, wir f....n” im Mittelteil von „Wachturm” sowie die atmosphärischen Keyboards in „Reincarnation”. Dazu gibt es als Bonus „Body Parts”, „Wachturm” und „Reincarnation” noch als auffallend räudigeren Alternative Mix. CD 3 enthält einen 45-minütigen Live-Mitschnitt von einem Auftritt in Tokio mit gutem Sound. Die Setlist besteht zur Hälfte aus alten und neuen Songs. Als letzte Zugabe gibt es den ungewohnt punkigen Bryan Adams-Song „The Kids Wanna Rock”, den das Publikum fanatisch mitsingt. Auch wenn man – so wie ich – die Erstpressung seit Erscheinen besitzt, führt eigentlich kein Weg an dieser Neuveröffentlichung vorbei. Hier gibt es zweieinhalb Stunden Vollbedienung für jeden Thrash Metal-Maniac der alten Schule. Alles andere als die Höchstnote wäre eine bodenlose Frechheit!

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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