BLESSED CHILD - Live spielen ist für uns ein absolutes Muss!


Es gibt immer noch viele junge Bands, die alles selbst auf die Beine stellen. Ohne Label im Rücken, haben Blessed Child aus Niedersachen zwei EPs und zwei Alben in Eigenregie rausgehauen und uns drei dieser CDs zum Rezensieren als Originale zugeschickt. Die Artworks der Thrash Metaller sind ebenfalls ein Hingucker, und so entschloss ich mich, diese hoffnungsvolle Formation an dieser Stelle zu Wort kommen zu lassen. Ich sprach mit Sänger Steve Kaya, der mir das Interview innerhalb eines Tages beantwortete.

logoDaniel: Hallo Steve! Eure drei CDs sind alle bei uns online. Zeit also für ein Interview! Wann und wie kam es zur Gründung von Blessed Child?

Steve: Jens (Jäschke/Gitarre) und ich haben 2018 angefangen, zusammen ein paar Songs zu schreiben, und haben kurz danach auch ein Demo veröffentlicht. Allerdings war das vom Stil etwas anderes als jetzt; eher im Hard Rock angesiedelt. Auf jeden Fall hat Marco (Walter/Gitarre) davon Wind bekommen und ist ab 2019 dann dazu gestoßen. Zu dritt haben wir dann die Songs für unsere EP Monolith" geschrieben und erste Demo-Aufnahmen gemacht. Wir wollten aber auf jeden Fall ein echtes Schlagzeug bei den Songs haben, und deshalb haben wir Michael Grunert gefragt, ob er Lust und Zeit hätte, das für uns zu übernehmen. Hat er auch gemacht, und kurz danach haben wir Holger Neu am Bass über eine Kontaktanzeige für Musiker gefunden. Mit dieser Crew ist dann 2020 die besagte EP eingespielt worden.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Steve: Marco und ich haben früher gemeinsame Sache bei Malachai und Level66 gemacht. Michael und Marcus (Lindemann/Bass) spielen zusammen schon sehr lange bei Our Souls. Jens hat ebenfalls in einigen Bands gespielt, die aber eher als Projekte angelegt waren. Auf jeden Fall hat jeder von uns schon eine gewisse Erfahrung als Musiker bzw. was Bands angeht.

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Steve: Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Einige Einflüsse hört man sicherlich schnell heraus, bei anderen ist das vielleicht nicht ganz so offensichtlich hörbar. Ich denke aber, dass die Musik im Metal ab 1985 bis Anfang/Mitte der Neunziger einen extrem großen Einfluss hatte, zumindest was Marco, Michael und mich angeht. Es gibt Bands, auf die wir uns da sofort einigen können, wie z. B. Testament, Slayer, Overkill und viele mehr. Dazu kommen natürlich die ganzen klassischen Metal-Bands wie Judas Priest, Metal Church, Iron Maiden, Saxon, Accept usw. Des Weiteren haben wir alle fünf eine große Liebe für Death Metal in verschiedenen Formen. Ein weiterer großer Einfluss, auch wenn man es nicht wirklich hört, ist Hardcore der Neunziger. Marco und ich haben mit unserer früheren Band Malachai oftmals mit Hardcore-Gruppen live gespielt, und die Energie dieses Genres haben wir immer bewundert. Musikalisch ist da wenig hängengeblieben, aber trotzdem steckt gerade beim live spielen viel mit drin.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es dabei nur um die Erfüllung der üblichen Metal-Klischees? Oder steckt mehr dahinter?

Steve: Also erstmal muss ich sagen, dass die Jungs mir was die Texte angeht komplett freie Hand lassen. Ich denke deshalb, dass es meine Aufgabe ist, daß es in erster Linie zur Musik passen muss. Ich mag viele Metal-Klischees sehr gerne, vielleicht erfüllen wir sogar einige, aber dann eher unabsichtlich. Ich lege großen Wert darauf, dass es nicht zu kompliziert klingt und jeder es halbwegs verstehen kann. Eine tiefere Ebene gibt es bedingt, aber nicht zwangsläufig auch hör-/lesbar. Ich schreibe fast immer über Dinge, die mich gedanklich irgendwann beschäftigt haben oder es noch tun. Aber wie so oft, würde es wahrscheinlich keiner verstehen, und deshalb sehe ich zu, dass es möglichst einfach zu singen und zu lesen ist.

blessed childDaniel: Bisher habt Ihr zwei EPs und zwei Alben – alle in Eigenregie – veröffentlicht. Warum? Gab es keine geeigneten Labels, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wären? Oder hat Euch das nicht interessiert?

Steve: Ehrlich gesagt, haben wir uns bis zur „Burning Shade“ darüber überhaupt keine Gedanken gemacht. Es war irgendwie klar, dass wir alles selber machen. Bei dem neuen Album gab es erstmals Überlegungen, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, und wir haben uns auch bei diversen Labels gemeldet. Aber entweder hat sich keiner zurückgemeldet oder wir hätten bis dieses Jahr Herbst warten müssen mit der Veröffentlichung. Das wollten wir nicht, deswegen haben wir es wieder komplett selbst gemacht. Heutzutage sind die Möglichkeiten ja besser als früher. Unsere Alben sind in sämtlichen Variationen via Bandcamp oder Facebook erhältlich, bei den üblichen Streaming-Diensten sind wir auch vertreten. Aber vielleicht finden wir für das nächste Album einen geeigneten Partner. Da sind wir komplett offen für.

Daniel: Bisher habt Ihr alles auf CD veröffentlicht. Gibt es auch Pläne für Vinylversionen? Die sind ja gerade voll im Trend.

Steve: Geplant war eigentlich schon für die „Monolith“ EP eine Vinyl-Version, ging aber aus finanziellen Gründen nicht. „Burning Shade“ und jetzt „Crossing The Pit“ sind auf Vinyl erhältlich, was mir persönlich sehr wichtig war. Ich bin bei uns wahrscheinlich der größte Verfechter dieses Formats, aber die anderen ziehen da komplett mit und unterstützen das auch. Ich besitze überhaupt keine Musik mehr auf CD, höchstens noch auf Tape (das wir für das neue Album ebenfalls im Programm haben). Ich denke, dass Bands wie wir am besten im Album-Kontext funktionieren. Wir schreiben nicht einen Song und bauen darum den Rest auf, sondern wir versuchen, jedem Song seine Berechtigung zu geben. Deshalb ist Vinyl oder Tape das perfekte Medium für unsere Musik. Du legst die Platte auf den Teller oder schiebst das Tape ins Deck und lässt es laufen, vorspulen oder ein Song überspringen ist kein skippen auf einfachen Knopfdruck. Ich habe haufenweise Songs lieben gelernt, weil ich sie einfach hören musste, weil das Album komplett durchgelaufen ist.

Daniel: Vinylwürdig finde ich auf jeden Fall Eure Artworks. Die sind echt geil! Von wem stammen sie? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Steve: Ich habe Markus Vesper (www.markusvesper.de) über das Deaf Forever-Forum kennengelernt. Von Anfang an fand ich seine Arbeiten extrem geil, darum habe ich ihn einfach für die EP „Monolith“ mal kontaktiert und nachgefragt, ob er Lust und Zeit hätte, für uns was zu machen. Erfreulicherweise hatte er Zeit, und wie sich herausstellte, arbeitet er auch nach genauen Wünschen. Bisher war es immer so, dass wir ihm eine grobe Idee inklusive des Albumtitels vorgeschlagen haben und ihm dann komplett freie Hand lassen. Markus ist ein Künstler, und deshalb denken wir, dass es so am besten funktioniert. Deswegen lassen wir auch alle Layouts in jedem Format von ihm machen, sieht dann immer schön stimmig aus.

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Oder handelt es sich bei Blessed Child um ein reines Homerecoding-Projekt?

Steve: Live spielen ist für uns ein absolutes Muss! Unsere Musik funktioniert dort am besten. Unsere komplette Leidenschaft für dieses Genre kanalisiert sich dort auf den Punkt. Jeder unserer Songs wird prinzipiell geschrieben, um auf der Bühne präsentiert zu werden. Wir sehen unseren Auftrag bei jedem Auftritt darin, zu unterhalten und eine gute Show für die Zuschauer zu bieten. Das macht uns und wahrscheinlich auch den Leuten Spaß, zumindest war es bisher so. Die besten Resonanzen haben wir nach Live-Shows bekommen; ganz einfach weil die Leute gemerkt haben, dass wir mit Herzblut dabei sind und kaum oder wenige Gefangene machen. 2024 durften wir u. a. für solch namhafte Bands wie Grave Digger, Raven, Burning Witches oder Varg eröffnen. Aktuell bereiten wir uns auf den Start der Festival-Saison 2025 vor, welche für uns am 09.05. auf dem größten deutschen Inklusiv-Metalfestival Rock in Rautheim beginnt. Dort dürfen wir so coole Bands wie Primal Fear, Amaranthe, Beast in Black oder Grand Magus supporten. Das riecht auf jeden Fall nach Jahres-Highlight...

blessed childDaniel: Wie sehen sonst Eure Zukunftspläne mit Blessed Child aus?

Steve: Live spielen, viele neue nette Leute kennenlernen und als Band weiter wachsen. Ich denke mal, dass wir gerade anfangen, unser gesamtes Potenzial zu entdecken. Gerade der Einstieg von Linne (Marcus Lindemann/Bass) hat nochmal einen gehörigen Schub gegeben, den wir bei den neuen Songs nutzen müssen bzw. werden. Außerdem kenne ich noch nicht alle Biersorten in Deutschland. Von daher wäre es schön, in allen Bundesländern zu spielen und einiges kennenzulernen.

Daniel: Na gut, Steve! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Steve: Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns bisher unterstützt haben; sei es mit Kauf unserer Alben, Streaming, Gigs usw. Und natürlich bei allen Webzines, Radiostationen und Printmedien, die uns bisher ebenfalls unterstützt haben. Euch natürlich auch und ganz besonders…Let The Rock Fucking Roll!!!

 



Autor: Daniel Müller