Es ist eine schöne Tradition. Der Jahresabschluss von Ohrenfeindt aus Hamburg St. Pauli. Ich fahre immer wieder gerne zum Gruenspan auf der Hamburger Reeperbahn. Nette Leute, geile Musik und eine fast familiäre Atmosphäre. Genau aus diesem Grund war ich auch dieses Mal wieder dabei. Und wie üblich, waren wir viel zu früh vor Ort. Zum Glück war es mild. Und es hat nur leicht genieselt. Somit war das Warten am Eingang erträglich. Geschätzt 350 bis 400 Fans versammelten sich vor der Bühne im Gruenspan.
Pünktlich um 20:00 Uhr starten Diggeth aus Dinxperlo (Provinz Gelderland, Niederlande). Die Ansagen von Gitarrist und Sänger Harald te Grotenhuis erfolgen in (fast) akzentfreiem Deutsch. Kein Wunder, liegt der Heimatort doch direkt an der Grenze zu Deutschland. Die Band wurde bereits 2004 gegründet und feiert in diesem Jahr somit ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Die Musiker präsentieren einen Querschnitt aus den vier bisher veröffentlichten Alben – eine Melange aus Hard Rock, Metal und Southern Rock, verrührt mit ein wenig Progressive Rock. Das sorgt für ein ordentliches Vorglühen vor dem Haupt-Act des Abends.
Setlist: The Riff That Killed Elvis, Soultwister, 98288, Spaceship Earth, Three Gringos, Worship The Sun, See You In Hell, No Man’s Land
Traditionell veranstalten Ohrenfeindt in der Pause eine Versteigerung zugunsten des Kinderhospiz Sternenbrücke. In diesem Jahr gibt es ein Novum. Es gibt zwei Objekte zu ersteigern. Neben der von Jöcky gestifteten und von der Band signierten Trommel spendieren Diggeth ein Backdrop. In diesem Jahr beträgt die Spendensumme circa 900 €. Noch zehn Jahre länger als die Support-Band existieren die Veranstalter des Abends – Ohrenfeindt. Im vergangenen Jahr präsentierten sie einen ersten Song des neuen Albums. Im Oktober diesen Jahres wurde „Wenn Der Teufel Anruft“ veröffentlicht. Ein feines Teil, wie ich sagen muss. Und von diesem Album stehen vier Songs auf dem Programm des Abends. Der Rest ist eine ausgewogene Mischung aus dreißig Jahren Ohrenfeindt. Bei so vielen Alben ist es sicherlich nicht leicht, achtzehn bis zwanzig Songs für eine Show auszuwählen. Einer der Höhepunkte, zumindest für mich, ist, wenn Chris Laut zu „Es Wird Tag Auf St. Pauli“ auf seiner Mundharmonika spielt. Das ist jedes Mal Gänsehaut pur! Aber alles hat einmal ein Ende. Und zu diesem erklingt wie auch schon in den Jahren davor die Bandhymne „Ohrenfeindt“. Zu den Klängen des Heidi Kabel-Klassikers „In Hamburg Sagt Man Tschüss“ schunkelt das Trio und verbeugt sich tief vor den Fans.
Setlist: Rakete, Porschekiller, Motor An, Das Geld Liegt Auf Der Straße, Wir Spielen Rock ’n’ Roll, Auf Die Fresse Ist Umsonst, Hallo Frau Doktor, Wenn Der Teufel Anruft, Zum Rocken Geboren, Kann Ich Dich Nach Hause Fahren, Rock ’n’ Roll Mädchen, Es Wird Tag Auf St. Pauli, So Nicht, Südlich Von Mitternacht, Strom, Tanz Nackt, Rock ’n’ Roll Sexgott, Ohrenfeindt, Outro – In Hamburg Sagt Man Tschüss (Heidi Kabel-Cover)
Noch ist es offen, wie es in den nächsten Jahren weitergeht. Das Wohnzimmer von Ohrenfeindt, der Hamburger Traditionsclub Gruenspan, wird demnächst für einige Jahre geschlossen bleiben. Grund ist eine dringend notwendige Sanierung. Dies gilt unter anderem auch für das benachbarte Indra, der ersten Wirkungsstätte der Beatles in Deutschland. Es soll aber eine Ausweich-Location geben. Aber zurück zum Abend. Es war einfach wieder genial, was da am zweiten Weihnachtstage geboten worden ist. Die Fans feierten friedlich das Ende des Jahres 2024. Beide Bands gaben ihr Bestes. Wie in jedem Jahr gilt mein Dank allen Beteiligten. Den Musikern und deren Crew und natürlichen den Mitarbeitern des Gruenspans und der Security, ohne die dieser Abend nicht möglich gewesen wäre. Und ich bin gespannt, wohin uns der Weg im nächsten Jahr führen wird.