VIOLET - MYSTERIA

Label: | METALAPOLIS |
Jahr: | 2024 |
Running Time: | 47:48 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Violet wurden während einer Party in der Rockfabrik in Ludwigsburg gegründet. Ziel war es, die Melodien und Hits der achtziger Jahre wiederzubeleben. Drei Jahre später erschien das Debütwerk „Illusions“. Damit konnte sich die Band aus Stuttgart in ihrer Region ins Rampenlicht spielen. Live wurden viele AOR-Fans begeistert. Jetzt ist der Nachfolger „Mysteria“ fertiggestellt. Also wollen wir doch mal hören, was an dieser Aussage dran ist. Mit dem Auftaktsong „Sex In Harmony“ wird der Beweis angetreten. Nach einem akustischen Regenschauer entwickelt sich ein Midtempo AOR Song. Sängerin Jamie Beckham steht mit ihrer bezaubernden Stimme von Beginn an im Mittelpunkt, dezent begleitet von ihren Mitstreitern. Welche vermutlich auch für die eingängigen Chorusse zuständig sind. Dazu gibt es ein starkes Gitarren-Solo von Manuel Heller. Keyboarder Filip Kuzanski setzt sein Instrument songdienlich ein und lässt einige Stakkato erklingen.
„Angelina (Talk To Me)“ ist rockiger angelegt, bleibt aber ebenfalls konsequent im Midtempo-Bereich. Jamie singt im Duett mit Manuel. Beide Stimmen harmonieren hervorragend miteinander. Einen Song wie „Bad Dream“ hätte man in den achtziger Jahren als Stadion-Hymne eingeordnet, mit ausgeprägten, aber nie aufdringlichen Keyboard-Teppichen. Aber diese Zeiten dürften vorbei sein. Zumindest Violet werden wohl kaum noch große Arenen oder Stadien rocken. Obwohl der Sound es verdient hätte. „That Night“ wird durch Keyboards eingeleitet. Sie sind auch über den gesamten Track präsent. Der Beitrag hat eine deutliche Pop-Rock Schlagseite. Dazu ein Refrain, der sich schnell mitsingen lässt. „Only You“ ist eine weitere schöne Rock/Pop-Hymne. Und auch hier gibt es einen eingängigen Refrain. Das Saxophon-Solo hat durchaus etwas von Toto.
Keyboards und eine cleane, ja fast schon singende Klampfe leitet das balladeske „Arms Around“ ein. Später wird der Gesang von einer zurückhaltenden Instrumentierung und Keyboard-Teppichen unterlegt. Lediglich beim Refrain setzt die Rhythmus-Abteilung kraftvoll ein. Gitarrist Manuel Heller glänzt erneut mit ruhigen Axt-Soli. „I Don’t Want To Fall In Love“ hat zu Beginn eine leicht punkige Attitüde. Die ausdrucksstarken Stimmen von Jamie und Manuel stehen im Vordergrund, unterlegt von teilweise stakkato-artigen Keyboards und ruhigem, rhythmischem Schlagzeugspiel. „Mysteria“ gaukelt zu Beginn Live-Atmosphäre vor. Ist aber offensichtlich doch eine Rock-Hymne in Studio-Produktion. Erneut beweisen Violet ein feines Händchen für schöne Melodien. Neben Gitarren- und kurzen Keyboard-Soli ist zwischenzeitlich auch eine starke Bass-Linie zu hören. Gegen Ende wird erneut Live-Atmosphäre unter das Klanggerüst gelegt.
Ich weiß nicht, ob das witzig sein soll, denn zu Beginn von „Eighteen In Love“ hört man ein Gespräch der Bandmitglieder im Studio oder im Probenraum. Ich finde dieses Gimmick verzichtbar. Aber der Retro-Sound danach entschädigt etwas. Trotzdem ist die Nummer für mich eher ein Ausreißer nach unten. Auch wegen der angedeuteten Unterhaltung mittendrin. Die Ballade „If I Had You“ startet mit Piano-Spiel. Später wird der Gesang von Synthesizer-Streichern unterlegt. Danach wird es druckvoller und ein großer Chorus erschallt.
Auf „Mysteria“ unternehmen die Musiker von Violet eine Zeitreise in die Rock/Pop-Ära der achtziger Jahre. Sie präsentieren einen großartigen AOR-Sound. Mit kleineren Abstrichen bei „Eighteen In Love“. Aber das kann man wohl verschmerzen. Die Tunes sind trotz einer Spielzeit von zumeist mehr als vier Minuten, teilweise sogar mehr als fünf, radiotauglich. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt, dann ist es die ausschließliche Fokussierung auf den ruhigen Midtempo-Bereich. Der eine oder andere schnelle Song hätte dem Album durchaus gutgetan.
Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber