Der heutige Weg zum The Pògs, einem Irish Pub in Mönchengladbach-Rheydt, geschieht aus dem simplen Grund, sich zwei deutsche Veteranen Bands des Hard Rock anzusehen und natürlich zu hören. Zum Glück habe ich mit Fußball nichts am Hut, da die Anhänger des 1.FC Köln und die Borussia Mönchengladbach Fans da wohl in einer ziemlichen Feindschaft leben. Sowas geht mir schon immer gepflegt am Allerwertesten vorbei, denn mein Auftrag ist der Rock’n‘ Roll. Fanatismus ist keine Lösung. Nicht mehr und nicht weniger! Nachdem ein fußläufiger Parkplatz gefunden ist, geht es auch schon rein in den Pub. Nun bin ich nicht wirklich ein Freund der irischen Biere, aber aus Anstand trinke ich dann einen dieser Eimer mit der braunen Brühe. Ein wenig Smalltalk mit den Musikanten, die gerade beim Soundcheck sind, ein paar Freunde begrüßen und die Zeit bis zur Show Time geht relativ fix vorbei.
Als Opener des heutigen Abends starten Rosy Vista, eine deutsche Hardrock Band, die Ende 1983 von der Gitarristin Anca Graterol in Hannover gegründet wurde, jetzt ihr Programm. Anca Graterol verließ 1977 ihre Heimat Rumänien, wo sie bereits mit der Frauenrockband Catena Erfolge verbuchen konnte. In den Anfangsjahren gehörte auch Barbara Schenker (verstorben im April 2023) als Keyboarderin zum Line Up. Aktuell spielen Marina Hlubek als Schlagzeugerin, Anca Graterol an der Gitarre, Andrea Schwarz am Mikrofon und seit 2020 Heike „Bass Sistah“ Müller am Bass. Und die Ladies fackeln auch nicht lange, sondern brennen ein Hard Rock Feuerwerk erster Güte ab. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich das in dieser Form so gar nicht erwartet. Hier wird abgerockt als gäbe es kein Morgen mehr. Vom ersten Song an hat man das Publikum im Griff, auch wenn einige träge Menschen darunter sind. Aber die werden unermüdlich von den Musikerinnen animiert mitzumachen, sei es durch verbale Aufforderung oder, mit Ausnahme der Schlagzeugerin natürlich, immer wieder Ausflüge runter von der Bühne mitten rein in die Zuschauer. Rockmusik zum Anfassen sozusagen. Ein besonderes Highlight ist für mich heute Abend Schlagzeugerin Marina, die zierliche Lady schlägt ein dermaßen kraftvolles Pfund dazu noch mit einer überragenden Technik. Eine wahre Freude ihr beim Spiel zuzusehen! Ansonsten hat Anca einiges zu erzählen und legt zwischendurch ein gepflegtes Gitarren Solo inmitten der Venue ein. So erzeugt man Stimmung und Nähe zu den Fans, von denen der eine oder andere auch Schallplatten oder alte Eintrittskarten zum Signieren mitgebracht hat. Die Fans der ersten Stunde leben noch und der Name Rosy Vista ist nicht in der Versenkung verschwunden. Da die Temperatur in dem Pub unentwegt ansteigt, entledigt sich Goldkehlchen Andrea dann auch zwischendurch ihrer Jeans Jacke. Aber so ist das eben bei einer Live Perfomance. Und am Ende eines ausgiebigen Sets, das für eine Supportband mit über 75 Minuten mehr als sehr großzügig ausfällt, gibt es noch zwei echte Klassiker als Zugabe obendrauf. Songs wie „Born To Be Wild“ und „Rockin‘ In A Free World“ kann nun wirklich jeder mitsingen. Wahrlich ich bin geflasht von der Power der Ladies, die ja nun die Zwanzig schon etwas länger überschritten haben. Aber wie pflegt Jutta Weinhold von Velvet Viper zu sagen „Im Rock’n‘ Roll stirbt man jung oder gar nicht“ Ersteres kann den Damen also nicht mehr passieren. Nun erwarte ich mit Spannung das neue Album "Forty", welches in den nächsten Wochen erscheinen soll.
Setlist: I Can’t Live Without My Radio, Tables Are Turned, Master Of Control, Sadistic Lover, Crazy, 'Till I'm Satisfied, HOPATINA, Feelin’ Is Healin’ , I Wanna Get You Back, Solo Anca, Too Much Feeling, Changin My Mind, Poor Rosy, Born To Be Wild, Keep On Rockin` In A Free World
Umbaupausen werden völlig überbewertet und so geht es blitzeschnell mit dem Headliner Fargo weiter. Die Band wurde 1973 von Peter Knorn, besser bekannt als "Fargopeder", gegründet. Derselbe Peter hat auch später die Formation Victory gegründet. Jedenfalls ist Fargo eine der ältesten aktiven Rockbands Deutschlands. Sogar Matthias Jabs (Scorpions) gehörte in den Anfangstagen zur Besetzung. Auch Charlie Huhn (ex-Victory, ex-Ted Nugent, ex-Axel Rudi Pell) und Tommy Newton (ex-Victory) gesellen sich in die Liste der ehemaligen Mitglieder. Dazu kann man auf insgesamt sechs Veröffentlichungen zurückblicken, die ersten vier Alben bis zum Jahr 1982 und weitere zwei Langrillen seit der Reunion im Jahr 2016. Heute Abend ist aber die aktuelle Besetzung am Start, bestehend aus Peter Ladwig am Gesang, Peter Knorn am Bass, Henny Wolter (Nitrogods, ex-Thunderhead) und Nikolas Fritz (ex-Mob Rules) am Schlagzeug. Und auch hier lässt man den Zuschauern keine große Verschnaufpause, sondern legt direkt mit „Rain Of Champagne“ los. Der traditionelle Hard Rock des Vierers zündet zwar nicht direkt so wie die energetische Infusion seitens Rosy Vista, aber hat eine Klasse die sich mit jedem weiteren Song eröffnet. Natürlich dürfen die Hits wie „Frontpage Lover“ und „A Girl Like A Trigger“ im Set nicht fehlen und hier singen die Leute auch mit, denn die Songs kennt in diesem Pub hier fast jeder, wie man unschwer erkennen kann. Ein Drittel der Stücke stammt auch von dem Album „Frontpage Lover“, da sich mir damals als kleiner Junge nur wegen des Covers gekauft hatte, bevor ich die Musik darauf lieben lernte. Ihr erinnert euch vielleicht, die leicht bekleidete Lady in High Heels vor der weissen Jalousie. Ansonsten spielt man sich quer durch das umfassende Repertoire und auch neue Songs dürfen natürlich im Programm nicht fehlen. Zwischendurch lässt Fargopeder den einen oder anderen Spruch los, mit seinem gewohnt trockenen Humor. Für mich aber eine absolute Bereicherung ist Neuzugang Henny Wolter an der Gitarre, was der Kerl auf seinen Saiten zaubert ist schon eine Hausnummer. Scheinbar fühlt er sich in vielen Genres pudelwohl, solange er seine Les Paul bearbeiten kann. Und auch Schlagzeuger Nikolas Fritz ist ein echtes Animal an den Drums, das bloße Zusehen wie er die Felle verdrischt macht schon einen Riesen Spaß. Die Jungs sind allesamt verdammt gut eingespielt und wissen zu überzeugen. Auch hier gibt es am Ende des Sets die geforderte Zugabe, bevor die Band klatschnass geschwitzt von der Bühne geht. Ein gelungener Abend, nicht nur für Rock’n‘ Roll Veteranen!
Setlist: Rain Of Champagne, Gimme That Bone, Leave It, I’m A Loser, Frontpage Lover, Soul Survivor, Little Miss Mystery, Don’t Talk, A Girl Like A Trigger, Tokyo, Tide Is Turning, Little Smile, Call Me Breeze, Squeeze Me, Hard Attack, Arrows In The Win