NAXEN - DESCENDING INTO A DEEPER DARKNESS
Label: | VENDETTA |
Jahr: | 2024 |
Running Time: | 42:46 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Während Black Metal in den glorreichen Neunzigern meist primitiv, roh und böse war, ist gerade in den letzen Jahren eine Wandlung zu erkennen. Black Metal ist mittlerweile zu wahrer Kunst transformiert. Während man früher mit Keyboards und schlechten Produktionen für Atmosphäre sorgte, tun dies heute Raum füllende Gitarrenmelodien, die die Riffs quasi ersetzen, und endlos lange Wiederholungen der Parts, die den Hörer förmlich einlullen; das alles bei dünner, transparenter, glasklarer Produktion. Zu dieser Spezies gehören auch Naxen aus Münster, die es seit 2018 gibt, und die bis heute drei EPs und zwei Alben veröffentlicht haben. Alle drei EPs gibt es – für die Sammler unter uns – auch auf einer CD vereint. Danke dafür!
Kommen wir aber nun zum neuen, zweiten Album der Band. Dass es sich hier ebenfalls um eine EP handelt, ist ein Trugschluss, denn die vier Songs (plus kurzes Intro) kommen mit acht bis vierzehn Minuten fast auf eine Dreiviertelstunde Spielzeit. Ich lese immer Vergleiche mit Bands wie Uada, Mgła oder Groza, die bei mir alle, ehrlich gesagt, nie gezündet haben. Auch Ultar und Grima fallen mir als halbwegs passende Vergleiche ein. Aber Naxen haben etwas, was sich offensichtlich von all diesen Bands unterscheidet, denn die Münsteraner begeistern mich sofort. Eine Eigenständigkeit ist genauso zu sehen wie ein gewisses Konzept, denn es fällt auf, dass alle ihre Alben und EPs mit Alliterationen gespickt sind. Das kann kein Zufall mehr sein.
Zudem zeigt „A Shadow In The Fire – Part III (A Life Led By Loss)“, dass man textlich an die letzten beiden Tracks des Debüts „Towards The Tomb Of Times“ aus dem Jahr 2020 anknüpft. So poetisch wie sich die Titel lesen, ist auch die Musik, die immer schnell, melodisch und atmosphärisch dicht ist. Auch wenn das Gesamtbild auf Dauer monoton und gleichförmig erscheint, zündet das Album sofort und rattert ohne Hänger gnadenlos durch. Dass der Gesang trotz der melodischen Ausrichtung durchweg heiser gekreischt ist, sorgt zudem für die nötige Finsternis und Bosheit im Sound; genauso wie ein paar Spoken Word-Passagen. Wer nicht in den Neunzigern hängen geblieben ist, sondern auf innovative Bands, mag, ohne dabei überfordert zu sein, der sollte hier definitiv mal reinhören!
Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller