LUCIFER, THE NIGHT ETERNAL, TANITH

Köln, Club Volta, 22.11.2024

lucifer live2024 4Eisiger Wind peitscht mir ekligen Regen ins Gesicht, es ist kurz vor Einlass und bereits stockfinster. Vor der Venue steht noch nicht einmal eine Handvoll Menschen, die dem November Rain trotzen. Nee, da gehe ich doch erst mal nach nebenan ins Café, um ein Heißgetränk zu mir nehmen. Ich meine zu dem morbiden Charme des Headliners passt das Wetter allemal, aber warten wir ab, was der Abend so bringt. Die Besucher laufen jedenfalls noch sehr spärlich ein, was sich aber ändert, je mehr es auf die Show Time zugeht. Da ist die Location gut gefüllt und es sind etliche bekannte Gesichter im Publikum auszumachen. Soweit alles schick, nur der Lichtmischer scheint wieder so ein Nebelfetischist zu sein. Nicht nur das einem dabei die Luft wegbleibt, auch die Sicht auf die Bühne leidet doch sehr darunter. Nun gut, irgendwas ist eben immer.

 

tanith live2024 1Den Abend eröffnen Tanith aus Brooklyn, New York City. Der Bandname ist nach der weiblichen Hauptfigur im britischen Kult-Horrorfilm „The Devil Rides Out“ aus dem Jahr 1968 benannt. Das Quartett besteht aus Front Lady Cindy Maynard, die auch den Bass bedient, ihrem Partner, Gitarrist und Songschreiber Russ Tippins (Satan, ex-Blind Fury, ex-Pariah, ex-Tysondog), Schlagzeuger Keith Robinson (Empire of Light, Greg Humphreys Electric Trio, ex-Del Dragons) sowie Gitarrist Dino Destroyer (Natur, ex-Throaat), der mich optisch ein wenig an den jungen David Mustaine (ex-Metallica, Megadeth) erinnert. Musikalisch gibt es feinen Rock der alten Schule, der sich schon durch den Wechselgesang von Cindy und Russ, extrem von seiner anderen Kapelle Satan absetzt. Also kein müder Abklatsch sondern sehr schöner atmosphärischer Rock, der stellenweise an Songs von Rainbow oder Hawkwind erinnert, aber auch Reminiszenzen an Blue Öyster Cult oder Uriah Heep beinhaltet und mit unheimlicher Spielfreude dargeboten wird. Ein Fest für jeden Fan von hippieskem und progressivem Rock. Schade, dass man nur eine halbe Stunde Spielzeit gewährt hat, von der sympathischen Band würde sich ein Headliner Set garantiert lohnen. Nach dem Auftritt sind die Musiker am Merchandise Stand zugegen und widmen sich aufmerksam den Fans.

Setlist: Intro, Olympus By Dawn, Architects Of Time, Tiger Song, Under The Stars, Neverlook, Flame , Citadel

 

the night eternal live2024 2Weiter geht es jetzt mit The Night Eternal aus dem Ruhrpott. Die Wiege von Kapellen wie Sodom, Kreator und jede Menge anderer Vertreter der metallischen Fraktion. Die Band ist seit 2018 aktiv und hat bisher eine EP sowie zwei Longplayer veröffentlicht. Gespielt wird melodischer Heavy Metal mit einem Hauch traditionellem Hardrock. Allen voran Fronter Ricardo Baum (Wortmord), der genau weiß, wie man mit dem Publikum umgeht. Die Thematik der Songs bewegt sich zwischen Okkultismus und der dunklen Seite des Lebens. Verpackt in teils hymnenhafte Melodien, die die Dynamik der Kompositionen auch oder gerade im Live Bereich kraftvoll wiedergibt. Der Kenner filtert Anleihen bei Mercyful Fate oder gar Iron Maiden Stücken der ersten Stunde heraus. Dabei verfällt der Fünfer aber nicht in irgendwelche Riff Kopien, sondern bleibt stehts eigenständig. Wahrscheinlich ist es diese Mischung aus traditionellen Klängen mit dem Spirit der New Wave Of British Heavy Metal, der den süchtigmachenden Stoff so begehrenswert macht. Sei es drum, es macht Spaß den Jungs zu zusehen und zu hören. Damit bin ich wohl nicht allein, denn der Fünfer aus Essen hat auch schon einen Slot beim Rock Hard Festival 2025 bekommen. Ich denke die Musiker werden ihren Weg machen.

Setlist: Intro, Between The Worlds, In Tartarus, We Praise Death, Run With The Wolves, Shadows Servants, Elysion(Take Me Over), Prince Of Darkness, Moonlit Cross

 

lucifer live2024 Zu Beginn des heutigen Headliners Lucifer, legt der Lichtmensch dann nochmal eine Schüppe Nebel auf. So kann man nur schwach erkennen, dass Sängerin Johanna vom Leibhaftigen auf die Bühne geführt wird. Und es geht auch direkt in die Vollen, wenn man das bei der Art Musik überhaupt so sagen kann. Denn eigentlich ist es ja sehr heavy gespielter Doom Rock, düster und magisch zugleich. Es geht um okkulte Themen, aber auch um Liebe und Tod. Über allem thront die hypnotisierende Stimme von Johanna Platow Andersson, die live ebenso faszinierend rüberkommt wie auf Platte. Fast könnte man glauben, hier ist eine verjüngte Version der legendären Coven am Werk, deren Sängerin Jinx Dawson eine ebenso mystische Bühnenpräsenz hat. Zudem sind die beiden Bands im Rahmen der Satanic Panic Tour schon 2023 zusammen in den Vereinigten Staaten von Amerika aufgetreten. Aber natürlich ist es Johanna mit der ihr eigenen Ausstrahlung, die hier die Fans bewegt.An den Drums sitzt wie immer, und ober cool dazu, ihr Ehemann Nicke Andersson (Hellacopters). Erwartungsgemäß kommen die Songs natürlich live noch eine Spur druckvoller rüber. Und habe ich das gerade richtig gehört? Hat sie den Songtitel modifiziert in „Blowjob In A Crypt“? Ich bin mir nicht sicher, aber während sie mit ihrem toten Freund Urney, der sich ja in der Urne befinden soll, über die Bühne tanzt, manifestiert sich mein Verdacht. Schöner schwarzer Humor, so muss das! lucifer live2024 5Die Songauswahl geht quer durch das Backprogramm, aber mit Augenmerk auf die Stücke des letzten Albums, von dem die meisten Lieder stammen. Ein wie gewohnt standesgemäßer Auftritt der Truppe und am Ende hat man sogar noch eine Zugabe im Gepäck. Dann ist die Show auch vorbei und der Nebel in der Halle legt sich langsam. Heute kam Johanna dann nach der Show raus um die Fans zu begrüßen, das eine oder andere Foto zu schießen und mitgebrachte Devotionalien der Fans zu signieren.

Setlisist: Crucifix, Ghosts, Midnight Phantom, Riding Reaper, Wild Hearses, Fallen Nagel, The Dead Don’t Speak, Coffin Fever, At The Mortuary, Slow Dance In A Crypt, Bring Me His Head, She’s So Heavy, Maculate Heart, California Son, Reaper On Your Heals



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt