Erstmal zur Location: Das Kulturwerk in Herford ist ein kleiner, gemütlicher Laden, gut organisiert und zudem auch relativ günstig. Für 3,50 bis 7 Euro wird man total satt am Imbissstand und die Flasche Bier kostet drei Euro. Mit nicht einmal 40 € Eintritt, drei Bands und heimeliger Club-Atmosphäre, ist es ein perfekter Abend!
Wer sich noch vor dem Konzert fragt, warum die Osnabrücker Iron Walrus an ihrem Merchandise-Stand für Bartbürsten und Sturmhauben mit aufgedruckten Stoßzähnen anbieten, der wird bei ihrem Auftritt als Opener schlauer: Sänger Sven „Aufi“ Aufermann hat einen langen, grauen, gepflegten Bart. Der Rest der Truppe trägt Sturmhauben mit aufgedruckten Stoßzähnen. Musiker, die sich unkenntlich machen, sind so eine Sache. Immerhin Aufi kann man die Energie, die er in seine Growls steckt, am Gesicht und den zitternden Händen gut ablesen. Seine Musikanten werden allgemein dem Sludge oder Doom zugeordnet, und die Beschreibung passt gut. Das noch etwas zurückhaltende Publikum ist sichtlich gut unterhalten. Mit mehr als zehn Jahren Geschichte haben die Osnabrücker auch einiges an Tonträgern an ihrem Stand anzubieten
Deserted Fear spielen als zweite Band des Abends auf. „Wir sind Deserted Fear aus Thüringen und spielen Death Metal!“ Das ist allgemein bekannt, und es ist interessant zu sehen, welche solide Fanbase und Beliebtheit die Jungs haben. Der Merchandise Stand von Deserted Fear ist dreimal so groß wie der von Primordial. Im Publikum dominiert Kleidung mit dem Logo der Thüringer ganz eindeutig den Abend. Der Sänger hat das Publikum fest im Griff und ist sich nicht zu schade, in dem kleinen Raum mit etwa zweihundert Leuten fröhlich von der kleinen Bühne herab mit den Fans zu plaudern. Für Musiker scheint die Thüringer Combo ein Traum-Arbeitgeber zu sein: die Hälfte der Besatzung ist an dem Abend urlaubsbedingt abwesend. Die befreundeten Ersatzmusiker füllen die Lücken aber offensichtlich perfekt.
Setlist: Part Of The End, The Final Chapter, Kingdom Of Worms, Wrath Of Your Wound, At Its End, Rebound Paradise, Funeral Of The Earth, Battalion Of Insanities, Intro (Across The Open Sea), Welcome To Reality, Face Our Destiny, The Carnage, Bury Your Dead, The Fall Of Leaden Skies, Mortal Reign
Primordial besteigen die Bühne als Headliner und drücken bei ebenfalls vollem Raum (Saal wäre wirklich zuviel gesagt) die Stimmung in ernstere Bahnen. Knaller wie „The Coffin Ships“, „To Hell Or The Hangman“ und das neue „How It Ends“ spielen das Publikum in den Rausch. Es ist eine ganz besondere Leistung, derart wirklich depressive Songs so rüberzubringen, dass das Publikum trotzdem volle Kanne mitgeht. Alan Averil beherrscht die Bühne und nimmt ganz old school auch das gute alte Corpsepaint noch ernst, und zwar mit Strick um den Hals. Von den Fans singen viele Note für Note mit. Mir selbst gefällt sehr gut, dass der Bassist sehr gut zu hören ist. Etwas merkwürdig mutet es dennoch an, dass das irische Urgestein auch nach über dreißig Jahren noch auf eine Bühne steigt, als wäre es das dritte Konzert in einem Jugendklub, inklusive Meet & Greet mit den Fans beim T-Shirt-Verkauf.
Setlist: As Rome Burns, No Grave Deep Enough, To Hell Or The Hangman, Bloodied Yet Unbowed, The Coffin Ships, Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is An Orphan, Empire Falls
Das Team des Kulturwerk hat zudem ein Gespür für geile Musik: Schon im Januar 2025 warten Sacramentum aus Schweden mit Thulcandra auf. Im Februar spielen sogar Marduk. Die Fahrt nach Herford lohnt sich also durchaus!