Drei ganz starke Namen aus dem Black Metal-Underground stehen am heutigen Donnerstag in Bochum auf dem Programm. Headliner sind der Reihenfolge nach offiziell 1349, bekanntlich am Schlagzeug mit Frost von Satyricon. Die derzeit hoch gehandelten Afsky aus Dänemark als Opener hätte man aber ebenso als geheimen Headliner ansehen können wie das Urgestein Kampfar.
Der kalte skandinavische Black Metal der Dänen Afsky zum Auftakt ist eigentlich eher etwas für einsame Abende am Plattenspieler. Meiner Meinung nach hat es so eine Musik auf der Bühne nicht leicht. Aber das ist nur meine Meinung, und die hat sich im Publikum nicht niedergeschlagen. Die Meute vor der Bühne geht ab wie ein Zäpfchen zu den eisigen Gitarren und dem schrillen Kreischgesang des Quartets. Wer seinen Black Metal gerne ganz alte Schule Mitte der Neunziger hat, der ist hier super bedient. Der Auflauf vor Afskys Merchandising nach dem Auftritt beweist den Zuspruch. Und wie oft auf einer Tour, nimmt schon die erste Band das Publikum direkt mit zur Höchstleistung Die Veteranen der beiden norwegischen Bands bzw. die Konzertagentur haben damit ein gutes Händchen bewiesen.
Setlist: Stormfulde Hav, Skær, Vinteren Bæres Ind, Vættekongen, Tyende Sang, Oh Måneløse Nat
Kampfar aus Norwegen blicken dieses Jahr auf ihr 30-jähriges Band-Jubiläum zurück. Im Underground blieb man trotzdem. Der Aufstieg zu einem Majorlabel gelang trotz aller Konstanz nie. Frontmann Dolk hat seinen Fans aber ganz klare Ansagen gemacht, dass die kleinen Shows wie in Bochum vor ein paar Hundert Leuten definitiv das sind, wofür man spielt und nicht die großen Festivals, die man für das Jubiläum zuletzt gemacht hat. Es ist heller Wahnsinn, mit anzusehen, wie viel Energie sämtliche Bandmitglieder, aber insbesondere Frontmann Dolk in den Auftritt legt. Kaum ein Musiker steht auch nur eine halbe Minute still, Dolk selbst gebärdet sich wie ein wahnsinniger, während er die gesamte Bühne vereinnahmt. Wer mit den letzten sechszehn Jahren Musik der Norweger nicht so ganz zurecht gekommen und irgendwo geistig bei „Fra Underdenden“ hängen geblieben ist, dürfte aber an diesem Abend feststellen, dass die neuere Schaffensphase auf der Bühne tausendmal besser rüber kommt als zu Hause auf der Stereoanlage. Dolk selbst nimmt die übliche Meinung von Fans über spätere Alben in seinen Ansagen auf die Schippe: „We know, all new stuff is boring! Now we will bore you to death with a song from the last album….“ Niemand schläft ein! Die kleine Menge rastet komplett aus! Standesgemäß arbeiten sich die Norweger durch ihre Diskographie. Je weiter die Show vorangeschreitet, desto älter werden die Klassiker. Spätestens als mittendrin die norwegischen Fahnen aufgehängt werden, Kreuz gen Süden, ist völlig klar, wohin die Reise jetzt gehen wird. Krönender Abschluss ist vom Debütalbum „Hymne (Til Odin)"! Ein sagenhafter Auftritt!
Setlist: Feigdarvarsel, Ravenheart, Skogens Dyp, Ophidian, Trolldoms Pakt, Dødens Aperitiff, Mylder, Urkraft, I Ondskapens Kunst, Norse, Tornekratt, Hymne, Det Sorte
Damit geht es nach kurzer Pause zu 1349. Wer die Jungs um Frost bisher nur von den Studioaufnahmen her kennt und denkt, die seien schnell, der kann auf dem Konzert immer noch etwas dazu lernen. Es gibt eine Stunde fast pausenloses Geballer bis zum Umfallen! Dann ist plötzlich ohne jegliche Zugabe Feierabend. Würde auch niemanden wundern, wenn ein mehr als fünfzig Jahre alter Schlagzeuger nach dieser Höchstleistung noch Bock und die Kondition hätte, das länger durchzuziehen. Auf eine gewisse Art scheiden sich beim Headliner die Geister. So schnell die eine Stunde herum geht, so schwierig ist es, den nonstop Highspeed als Zuschauer aufzunehmen. Wie schon bei Afsky ist der vordere und mittlere Zuschauerraum bis zum Mischpult absolut gebannt und bis zum Schluss in vollem Einsatz. In den hinteren Rängen ist aber bei 1349 eindeutig mehr Bewegung in der Halle Richtung Ausgang und Toiletten, als bei den beiden Bands davor. Manchen ist es ersichtlich zu eintönig. Die Stärke dieser Norweger, das Publikum abzuholen, liegt eindeutig in den wenigen mit Tempobereichen und geilen Gitarrensoli des Gitarristen. Ansonsten ist es einfach zu schnell zum Mitsingen und Mitgehen, geschweige denn Mitsingen auch nur irgendeines Refrains.
Setlist: Riders Of The Apocalypse, Ash Of Ages, Slaves, Through Eyes Of Stone, Shadow Point, I Am Abomination, Striding The Chasm, Inferior Pathways, Blood Is The Mortar, The God Devourer, Atomic Chapel, Abyssos Antithesis
Ich kann nur sagen, dass die Stimmen über das Konzert insgesamt durchweg positiv sind. Alleine zwei meiner drei Mitfahrer kannten die Bands nur vom Namen her und waren vor allem von Kampfar sehr begeistert. Ein paar mehr verkaufte Tickets hätten alle drei Bands schon verdient gehabt.