"Live At Red Rocks 2021" ist dieses besondere Album untertitelt, und man kann sich kaum einen besseren Ort vorstellen als das weltberühmte Amphitheater in der Nähe von Denver, Colorado in den Vereinigten Staaten von Amerika. Am 5. Oktober 2021 traten Heilung dort auf, würdigten die Heimat der indigenen Stämme und beteten mit den Eingeborenen. Jede ihrer Shows beginnt mit einem Gebet – wobei Show sicher nicht das richtige Wort ist, Ritual trifft es wohl besser. Die Musiker um die drei Hauptakteure Kai-Uwe Faust, Maria Franz und Christoffer Juul stammen größtenteils aus Deutschland, Dänemark und Norwegen und gehen voll in Ihrer Musik auf, die wohl auf alten Texten aus der Eisen- und Wikingerzeit basiert. Dabei vermeidet die Gruppe alle konventionellen Genre-Tags und beschreibt ihren Sound als „verstärkte Geschichte“. Es sind ursprüngliche Lieder mit alten Percussions gespielt, keine Gitarren, Bässe oder ähnliches – eben genauso, wie es in den heidnischen Religionen Brauch war, die Erfindung von E-Gitarre und Verstärker lag damals noch in sehr weiter Ferne.

Als Instrumente dienen beispielsweise Trommeln, Rasseln, Knochen und Speere. Dazu kommen indische Ritualglöckchen oder eine indische Fiedel. Komplettiert wird das Ganze durch den Kehlkopfgesang von Kai-Uwe Faust und die weibliche Stimme von Maria Franz. Auf der optischen Seite wird das Klangerlebnis durch aufwendig gestaltete Kostüme ergänzt. Bleibt die Frage, ob das Ganze auch ohne visuelle Unterstützung funktioniert? Auf der Bühne mit vielen Kriegern? Im Film als Hintergrundmusik beispielsweise bei Vikings? Das muss jeder selbst entscheiden – Heilung ist keine leichte Kost, nichts zum „nebenbei hören“. Vielmehr ist es eine Reise in die Vergangenheit, und auf diese fast anderthalb Stunden muss man sich einlassen.

Heilung selbst möchten, dass Ihre Musik die Klänge und Laute der vergangenen Zeiten erlebbar machen, Trance- und Meditationszustände sollen hervorgerufen werden, um mit dem „Inneren“ selbst zu heilen. Hehre Ziele – wenn man sich darauf einlässt. Heilung sind sicher nicht jedermanns Sache, trotz ausverkaufter Tourneen und Auftritte in Glastonbury oder Wacken. Entweder man mag die Klänge, den gutturalen Gesang oder eben nicht. Eine Bewertung erscheint mir hier daher nicht möglich. Fazit: Faszinierende, mystische Klangwelten, die mit normalen Werten nicht zu fassen ist.

Note: Keine Wertung
Autor: Axel Brand

zurück zur Übersicht