Schon seit langem hege ich den Wunsch, die in Kansas City geborene Blues- und Country-Gitarristin, Sängerin und Songwriterin Samantha Fish einmal live zu erleben. Heute ist es dann endlich soweit und voller Vorfreude begebe ich mich auf den Weg zur Kölner Kantine. An der Venue angekommen, sehe ich schon etliche Fans vor der Türe stehen. Bei weitem nicht so viele wie ich erwartet hätte, aber gut die Leute sind meist gesetzteren Alters, mich selbst natürlich eingeschlossen. Das lässt auf einen entspannten Abend voll guter Musik schließen. Der Einlass gestaltet sich schon absolut unkompliziert, ohne Drängeleien und Geschubse, daher gönne ich mir zuerst einmal ein Kaltgetränk und rede mit dem Security Mann am Foto-Pit. Erfreulicherweise gibt es heute Abend keine Supportband und der Hauptakt hat so mehr Zeit zur Verfügung.
Recht pünktlich geht es dann auch schon los und Samantha Fish betritt mit ihrer Band, bestehend aus Ron Johnson am Bass, Jamie Douglass am Schlagzeug sowie Mickey Finn am Keyboard, unter lautem Jubel die Bühne. Dann geht es auch direkt zur Sache und in bester Spiellaune präsentiert man den alten MC5 Klassiker „Kick Out The Jams“ als Opener. Nun hier gab es beim besten Willen kein Eis zu brechen, die Zuschauer sind vom ersten Ton an begeistert dabei. Samantha beweist direkt ihre Virtuosität und lässt die Finger übers Griffbrett fliegen. Dazu eine sehr gut eingespielte Band, die ein Klangerlebnis erster Klasse hören lassen. Seltsamerweise findet sich gar keine Musikerpolizei ein, die sonst üblicherweise bei Gitarristen und Gitarristinnen kritisierend vor der Bühne stehen. Ihr kennt das bestimmt. So geht es weiter im Programm und die sympathische Musikerin interagiert mit den Fans, die sie damit natürlich auf ihre Seite zieht. Das kann noch lange nicht jeder. Auch die eine oder andere Anekdote stößt hier nicht auf taube Ohren, sondern sorgt für amüsante Unterhaltung. Das dargebotene Songmaterial ist absolut ausgeglichen und auch die diversen Coverversionen reihen sich nahtlos in das gesamte Set ein. Diese Show empfinde ich als absolutes Muss, die man definitiv besucht haben sollte. Ihr einfallsreiches Spiel und die explosiven Soli lassen jedenfalls wenig Zeit zum Verschnaufen und auch wenn man sie in die Kategorie Bluesgitarristin einordnet, gibt es wenig Langatmiges zu hören. Ganz im Gegenteil, die Lady rockt wie der Teufel. Auch ihr Gitarrenroadie hat alle Hände voll zu tun und bringt ihr ständig frisch gestimmte neue Gitarren, darunter auch eine Zigarrenschachtel-Slide-Gitarre, die beim Song „Bulletproof“ zum Einsatz kommt. Natürlich ist Miss Fish auch stimmlich erste Sahne und weiß nicht nur durch ihr teilweise hypnotisches Gitarrenspiel zu beindrucken. Bei allem Einsatz lässt Samantha Fish aber auch ihren Mitmusikern genug Spielraum, ohne sie ins Off zu drücken. Mein persönlicher Favorit ist dabei Bassist Ron Johnson. Alles in allem ein durch und durch mitreißendes Erlebnis, das nach knapp zwei Stunden mit "Goin' Down South" als Zugabe, langsam sein Ende findet. Soviel ist klar, bei der nächsten Tour bin ich garantiert wieder dabei!
Setlist: Kick Out The Jams (MC 5 cover), Wild Heart, Better Be Lonely, Don’t say You Love Me, Kill Or Be Kind, Watch It Die, Never Gonna Cry (The Cineemas cover), Bulletproof, Need You More, Somebody’s Always Trying (Ted Taylor cover), Poor Black Mattie (R.L. Burnside cover), Dreamgirl, Black Wind Howlin’, Goin’ Down South (R.L. Burnside cover)