STRYPER - WHEN WE WERE KINGS


Label:FRONTIERS
Jahr:2024
Running Time:45:48
Kategorie: Neuerscheinung
 

Was war das damals für ein gegenseitiges Hauen und Stechen Mitte der 80er Jahre zwischen den aufkommenden, sogenannten Extrem-Metalbands wie Venom, die eher den Teufel und die Hölle verherrlichten und der Formation Stryper, die einen christlichen Background besaß. Sie wurden dafür belächelt, da dies nur schwer mit der Ausrichtung Heavy Metal vereinbar schien. Stryper warfen live Bibeln ins Publikum, oh weh. Allerdings warfen W.A.S.P. auch rohes Fleisch in die Menge, und das fanden alle dann gut. Na ja, wie man es nimmt. Musikalisch waren Stryper von Anfang an nicht schlecht, nur war die Ablehnung aufgrund der sogenannten White Metal Ausrichtung halt stärker. Alben wie „Soldiers Under Command“ und „To Hell With The Devil” sind zu Recht heute 80er Klassiker und das Stryper im Jahr 2024 immer noch im alten Line-Up existieren (Ausnahme: Basser Perry Richardson, ex-Firehouse) bestätigt die Truppe in ihrem Schaffen absolut.

Längst sind solche christlich veranlagten Rock-/Metalbands keine Seltenheit mehr und glücklicherweise wird seit langem mehr Wert auf die musikalischen Qualitäten denn der lyrischen Auffassung gelegt. Und da kommen wir zu „When We Were Kings“, dem mittlerweile vierzehnten Album von Stryper, wenn ich richtig gezählt habe. Man sollte fairerweise aber auch sagen, dass der Act zwischen 1990 und 2005 quasi als aufgelöst galt und dann nach der Reunion nochmal so richtig loslegte. Und dass Stryper nach wie vor richtig gut abrocken können, zeigt gleich der Opener „End Of Days“ mit fetzigen Riffs von Oz Fox und Sänger Michael Sweet, der nach wie vor mit imposant klarer Stimme recht hoch die Songs performt. Die Vocals konnten schon immer was und das hat sich auch im Hier und Jetzt nicht geändert.

Mit mehr Groove und fast schon Mötley Crüe-mäßig folgt „Unforgivable“. Muss man auch nichts vergeben, klingt gut. Neben den flotten, mit satten Hooklines ausgestatteten Melodic Metal-Hymnen  wie „Divided By Design“, „Imperfect World“ oder „Raptured“ darf es bei Styper natürlich auch mal eine Halbballade wie „Betrayed By Love“ oder das mit wunderschöner Gitarrenmelodie geschmückte „Grateful“ sein. Gerade bei diesen Songs machen sich die tollen, mehrstimmigen Refrains bezahlt, die nie kitschig, sondern richtig gut ins Ohr gehend wirken. Trinity“ fährt dagegen richtig harte Riffs, Shout Refrain und Screams auf, so dass man bei Stryper nie auf die Idee kommen sollte, die Band als weichgespült oder zu melodisch zu bezeichnen. Vielmehr ist es die Ausgewogenheit der Songs, freilich auf melodischem Fundament, welche die elf neuen Tracks zu einer Einheit formen und  „When We Were Kings“ zu einem echt tollen Album werden lassen.

Vielleicht gibt es noch die Ewig-Gestrigen, die aus niederen Gründen Stryper nach wie vor ablehnen. Diese Leute sollen halt bei ihrem eigenen Glauben bleiben. Alle anderen sollten sich davon überzeugen, dass Michael und Robert Sweet, Oz Fox und „Frischling“ Perry Richardson (seit 2017 dabei) auch nach vierzig Jahren Existenz immer noch tollen, melodischen Heavy Rock/Melodic Metal spielen, der göttliche Freude bedeutet. Einzig der Gitarrensound hätte das ein oder andere Pfund mehr vertragen.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Erich Robbers


zurück zur Übersicht