METAL BABES & QUEENS FESTIVAL

Bree (Belgien), Ragnarok, 06.09.2024 – 08.09.2024

metal babes introAuf geht es zur siebten Auflage des gemütlichen Festivals im nahen Belgien. Dieses Jahr zum ersten Mal drei Tage lang. Natürlich wieder mit internationalen Bands aus Australien, Slowenien, Schweden, den Vereinigten Staaten von Amerika, den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Italien und Tschechien. Insgesamt sage und schreibe zwanzig Kapellen! Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und wie immer zu unschlagbar günstigen Preisen, was sowohl die Tickets als auch die Getränkepreise betrifft. Die kulinarische Versorgung beschränkt sich wieder auf die belgischen Grundnahrungsmittel, also hauptsächlich Pommes und viel Frittiertes, wobei die Burger ganz okay waren. Aber das sind eher Luxusprobleme. Und so gab es drei wunderbare Festivaltage mit vielen Stammgästen, die teilweise von sehr weit angereist waren. Wie gewohnt auch ein ungezwungener Umgang mit den Musikern, die einmal mehr zeigten was Fan Nähe bedeutet. Keine Meet und Greet Abzocke, sondern alle tiefenentspannt. Ein besonderer Dank für dieses großartige Event geht wieder an die Verantwortlichen Jeke und Koen, die Betreiber des Ragnarok Clubs. Übrigens sind die early Bird Tickets für die achte Auflage am ersten September Wochenende in 2025 bereits erhältlich! Wir sehen uns wieder, garantiert!

 

Tag 1

alia tempora live2024Abermals beglücken uns diesmal die Tschechen von Alia Tempora aus der Stadt Brünn bei den Metal Babes. Zur siebten Auflage nun mal als Opener am Freitag. Wirklicher Metal ist das für meine Begriffe nicht, aber die Band hat ihre treuen Fans, die textsicher jeden Song mitsingen. Ansonsten hat es mehr so etwas wie Karneval von der Stimmung her. Lustige Kostüme und im Verlauf der Show Einhorn Masken tun ihr Übriges zu diesem Eindruck. Wie gewohnt ist viel Aktion auf der Bühne, allen voran der Gitarrist. Er gehört zwar definitiv nicht zur Riege der begnadeten Saitenhexer, hat aber offensichtlich einen Mordsspaß auf der Bühne. Daneben glänzt Miss Markéta Morávková oder Markie, wie ihre Fans sie liebevoll nennen, mit glitzerndem Look und den unverkennbaren pinken Haaren. Zum Aufwärmen allemal ein guter Griff.

Setlist: Mockingjay, Fake It Till You Make It, Bark On Me, Get Well Soon, The Queen And The Knight

 

hellcats live2024Die erste richtige Überraschung steht nun auf der Bühne, die Hellcats aus der Stadt Ljubljana in Slowenien. Gegründet vor über zwanzig Jahren von den Schwestern Sasha und Sonja Zagorc. Seit 2022 sind zwei Neuzugänge dabei, Mia Marinič an der Gitarre und Sängerin Sara Simeunović. Bisher wurden erst ein Album und eine EP veröffentlicht, was aber auch schon wieder elf Jahre her ist. Doch dann geht es auch schon los und die Mädels rocken ab wie die Hölle. Allen voran Sängerin Sara, die eine echte Rampensau ist und immerzu ihr Haar für die Fans schüttelt. Dabei ist die zierliche Lady durchtrainiert bis in die letzte Faser und ständig am Grinsen. Die vier haben richtig Spaß inne Backen, wie man im Ruhrpott sagen würde. Das Paket aus Power Metal, traditionellem Hard Rock und dreckigem Rock’n’Roll zündet ungemein und zieht wie ein Orkan über das Festivalgelände. Wer da nicht mitgeht muss bereits tot sein! Gespielt werden Songs des Albums „Warrior Princess“ aber mit „Black Thunder“ auch ein aktuelles Stück, das verdammt viel Iron Maiden Vibes beinhaltet. Viel zu schnell geht die dreiviertel Stunde vorbei, hier hätte ich gerne mehr gehört und gesehen. Kurz danach stehen die sympathischen Ladies am Merchandise Stand und auf meine Frage, warum denn erst jetzt ein neues Album in Planung ist, antwortet Basserin Sasha mit verschmitztem Lächeln „Ja, unsere Gitarristin musste erst geboren werden“

Setlist: Demon Dreams, Heavy Metal, Stillness In Time, I Am, Master Of The Night, Black Thunder, Proud to Be Loud, Viking, Steelrider, Hellcats, Warrior Princess, Now Is My Time

 

mission in black live2024Als nächste Kapelle sind nun Mission In Black aus Deutschland an der Reihe. Die bereits in 2010 gegründete Truppe, nahm ihren ersten Longplayer noch mit Sängerin Becky Gaber (Tiefrot) auf. Auf der darauffolgenden Tour war dann aber Neuzugang Steffi Stuber dabei, die auch in der Reihe „The Voice Of Germany“ als Kandidatin mitgemacht hatte. Musikalisch gibt es weitgehend traditionellen Thrash Metal mit viel Melodie. Dazu growlt Steffi, singt aber auch im Klargesang. Diese allseits bekannte Mischung kommt beim Publikum ganz gut an, ist aber eben auch nichts Neues in der Metalwelt. Nackenbrecher Gitarren und aggressiver Gesang steht bei vielen anderen Kapellen ebenfalls auf dem Speiseplan, hier den entscheidenden Faktor Alleinstellung zu finden, ist natürlich nicht leicht.

Setlist: Profit Reigns Supreme, Welcome The Apocalypse, What Does It Take To Be Alive, Mission In Black, Oceans Of Blood, Kill Your Idols, Dreamcatcher, The Darkness Within

 

andry live2024Nun geht es weiter mit der aus Athen stammenden Sängerin Andry, die 2017 bei „The Voice Of Greece“ überzeugte und seither einen gewissen Kultstatus in Griechenland hat. Die selbsternannte Bluesmetalqueen versucht wohl auch, hier ein wenig den Star zu mimen, was nicht bei allen Zuschauern unbedingt positiv ankommt. Auch hohe Stilettos sollte man beherrschen, bevor man damit ungelenk über die Bühne stolpert. Aber gut, wer kann der kann. Musikalisch gibt es solide Hausmannskost mit vielen Anlehnungen an Deep Purple und Black Sabbath Songs. Jedenfalls sehen das die älteren Gäste, zu denen ich mich auch zähle, definitiv so. Sofern man denn etwas sehen kann. Die Sängerin trägt ein Bustier mit eingearbeiteten Leuchtelementen und daher hat man recht wenig Licht auf die Bühne gerichtet, um das Teil hervorzuheben. Technisch alles gut dargeboten, aber wie gesagt alles andere als neu im Bereich der härteren Gangart. Als Zugabe gibt es dann noch „Burn“ von Deep Purple, sozusagen als Bestätigung des vorherrschenden Eindrucks.

Setlist: Wireflame, Immortal Soldier, Do Or Do Not, Mistress Of The Night, Skies, My Love, Black Hole, White Sunday, Good Trip To Hell, Church Bells, Lovecircle, Burn

 

liv sin live2024Kommen wir zum heutigen Headliner, auf den ich mich schon seit Wochen freue. Liv Sin aus Schweden, mit der grandiosen Liv Jagrell (ehemals Sister Sin), bitten zum Tanz. Jetzt geht das ab hier, die zierliche Lady steht keine Sekunde still und nutzt dabei die volle Bühnenfläche um sich auszutoben. Dazu ihre göttliche Röhre und exzessives Headbangen perfektionieren den Gig. Der Mikroständer wird im Laufe der Performance zum Spiel- und Sportgerät. Bei ihren schnellen Moves ist der Autofokus der Kamera hoffnungslos überfordert. Stillstehen ist hier absolut keine Option, die Truppe rockt voll auf die Zwölf. Keine Kunstpausen, keine langwierigen Ansagen oder sonstiges Geschwätz. Die Schweden haben es einfach drauf und auch die Coverversion des Deathstar Hits „Synthetic Generation“, den Liv vor der gemeinsamen Tour in 2023 als Single veröffentlichte, ist der Knaller.  Nur totale Vollbedienung mit schwerstem metallischem Rock. Braucht man mehr? Definitiv nein! So geht Rock’n’Roll! Das Publikum tobt entsprechend ab und in vorderster Front sind die vier Ladies von den Hellcats kräftig am Mitfeiern und zeigen wieviel Spaß man hier auch als Musiker haben kann, wenn man gerade nicht auf der Bühne steht.

Setlist: Forget My Name, Karma, Let Me Out, Synthetic Generation, Hope Begins To Fade, Slave To The Machine, I Am The Storm, Antihero, The Process, Hyppocrite, D.E.R., King Of Fools

 

Tag 2

october changes live2024Der heutige Opener October Changes ist ursprünglich ein Projekt internationaler Musiker gewesen. Als Sängerin Lhana zu der Truppe stieß, erfand sich die Band komplett neu. Soviel zur Namensgebung. Geboten wird kraftvoller Metal, irgendwo zwischen modernem Industrial, gepaart mit knackigen elektronischen Beats. Über allem liegt die wunderbar klare Stimme von Lhana und führt die Zuschauer unausweichlich durch die sich stetig steigernden Lieder. Sehr schöne ausgefeilte Melodien, die sich in ihren Weg die Ohren bahnen. Das macht Laune und bereitet die Fangemeinde auf den heutigen Tag vor. Vielleicht sollte Lhana noch etwas mehr aus sich herausgehen, für mein Empfinden wirkte sie stellenweise etwas schüchtern, aber das schmälert natürlich nicht ihre gesangliche Leistung. Die war top! Ein sehr schöner Start.

Setlist: Rebellion, Lost Utopia, Sleeping Beauty, Shutter, Amor Fati, Medusa, From Another World

 

elusion live2024Als nächster Act entern nun die Belgier von Elusion die Bretter um ihren mit Gothik Rock und brutalen Growls gewürzten Symphonic Metal zu präsentieren. Bitte nicht verwechseln mit der gleichnamigen und rein weiblich besetzten Rhythm and Blues Truppe aus Amerika. Die Sangeselfe Evy Verbruggen ist sehr gut bei Stimme und die kraftvollen Vocals unterstützen die nach vorne treibenden Songs. Technisch ausgefeilte Arrangements machen auch live richtig Spaß und die gute halbe Stunde Spielzeit, die man dieser Band zugestanden hat, verflog im Warp Tempo.

Setlist: Intro, In Love And War, Chiaroscuro, Isochronism, Adversity, The Strive, Science Fiction

 

serapis project live2024Aus dem sonnigen Spanien, genauer gesagt aus er katalonischen Hauptstadt Barcelona, beglücken uns jetzt Serapis Project und mein Verdacht bestätigt sich. Denn schon wie die Musiker eintrafen, dachte ich die Sängerin kennst du doch. Richtig, ich hatte sie vor nicht allzu langer Zeit als Front Lady der All-Girl Truppe Cobra Spell gesehen. Dementsprechend war die Wiedersehensfreude groß. Und ganz im Gegensatz zu den Cobras, ist der Gesang hier fast schon zweitrangig. Ja man kann es fast schon als minimalistische bezeichnen, aber immer klar und kraftvoll mit der einen oder anderen brutalen Passage. Genial progressive Passagen wechseln sich mit brettharten Gitarrenriffs ab, verfallen aber zu keiner Zeit in endloses Gefiedel. Die großartigen Melodien brennen sich im Kopf ein und der Rhythmus packt einen bei den Ohren. Ganz klar ein Konzeptprogramm, was sich in den Songtiteln widerspiegelt. Eine wahre Freude diesem Auftritt beizuwohnen.

Setlist: Ascension, Act I: Defiance, Act II: Dissidence, The Gravest Mistake, Act IV: Vengeance, Act V: Greatness, Act VI: Reminiscence, Act VII: Leap In The Dark, Act VIII: Palingenesis

 

temtris live2024Jetzt kommt eine Band, die ich bisher aufgrund anderer Termine noch nicht live sehen konnte. Aus dem Land der Kängurus betreten nun die australischen Power Metaller von Temtris die Bühne. Hervorgegangen aus der Band Labyrinth starteten Genevieve Rodda und Anthony „Fox“ Roberts im Jahre 2003 mit Temtris und haben seitdem bereits sieben Longplayer und eine Kompilation veröffentlicht. Allen voran gibt Front Lady Genevieve richtig Gas, zuerst mit einer Kutte, die mit Patches der New Wave Of British Heavy Metal Bands verziert ist, dann recht schnell nur noch im Lackoutfit, weil es bei ihrer Show verdammt heiß wird. Die holde Lady hat dazu eine äußerst kraftvolle Stimme, die irgendwo in der Schnittmenge von Ronnie James Dio und Jutta Weinhold liegt und jedem Song einen enormen Schub beschert. Aber auch Fox ist ein Meister der Musik, seine Art die Gitarre leichtfüßig und effizient zu bearbeiten, findet man nicht so oft. Rein musikalisch bewegt man sich im traditionellen Power Metal mit gelegentlichen Thrash Passagen und braucht sich keinesfalls vor Genre Größen zu verstecken. Die Songs drücken fett und Genevieve performt passend dazu die eingängigen Stücke. Hier kommt Freude auf und man möchte dieser gut aufeinander eingespielten Kapelle durchaus länger zuhören.

Setlist: Intro, Dreams Of Reality, Khaos Divine, Forever, Ritual Warfare, Slave To The System, Evolution Of Hate, Race To The End

 

dream ocean live2024Weiter geht es mit Dream Ocean, eine in der Türkei gegründete Band, die ihre Basis allerdings in Köln in Deutschland hat. Die Köpfe der Truppe sind Mezzosopran Sängerin Başak Ylva und Bassist Sebastian Heuckmann, die beide für das Songwriting verantwortlich sind. Das Hauptaugenmerk liegt auf sehr ausgefeiltem symphonischem Metal, also nichts von der Stange. Vor allem der Gesang von Başak, der einen von Stück zu Stück immer mehr in seinen Bann zieht. Einfach unglaublich, wie in Hypnose will man mehr davon hören. Bei den ersten Takten dachte ich noch, naja eine weitere Kapelle dieses überfrachteten Genres, aber weit gefehlt. Kräftig schwere Riffs und atemberaubende Dynamik mischen das Publikum auf, so dass man in viele staunende Gesichter blickt. So eine Darbietung hatten wohl die wenigsten erwartet. Genial auch die türkische Version von „Daydreamer“, also „Uyan“.  Ich verstehe gar nicht, warum diese Truppe bisher an mir vorbeigezogen ist.

Setlist: Nightmare, Darl Miracles, The Great Silence, Everstorm, The Pendulum Of Time, Daydreamer/Uyan, Firtina, As I Die, Beyond The Greed

 

ancient settlers live2024Mit der nächsten Band Ancient Settlers erscheint nun der samstags Opener vom letzten Jahr. Auf die Musiker aus Spanien habe ich mich ganz besonders gefreut, da ihre Performance beim vorigen Mal schon ein absolutes Brett gewesen ist. Und was soll ich noch groß sagen, in 2023 waren sie fantastisch aber dieses Jahr sind sie schier unglaublich! Die Shouterin Argen Death und ihre Mitmusiker zeigen gerade wo der Barthel den Most holt. Schiere Power und abgrundböses Growlen vereinen sich zu einer todesbleiartigen Lawine, die alles und jeden überrollt. Höher kann ein Energielevel kaum sein. Und trotzdem bleiben die Songs eingängig und gehen durch Mark und Bein. Eine absolute Steigerung zum letzten Auftritt auf diesem coolen Festival. Frisch und unverbraucht hinterlassen die sympathischen Musiker nichts als verbrannte Erde. Für die nachfolgenden Akteure eine echte Herausforderung, wenn sie das noch toppen wollen.

Setlist: The Contemporary Circle Of Misanthropy, Oblivion’s Legacy, Subversive, Coven Graden, Wounded Heart, Cast In Gold, Die Around me, Modern Travellers, A New World Order, Into The Depths I Ride

 

penumbra live2024Aus Frankreich beehren uns nundie Musiker von Penumbra. Als Penumbra bezeichnet man eigentlich bei einem Hirninfarkt den Bereich, der noch überlebensfähige Zellen enthält. Die Gothik Metaller sind sehr wohl lebensfähig, wie sie jetzt eindrucksvoll unter Beweis stellen. Die gewohnte Mischung aus Frauen und Männergesang, vereint mit gregorianischen Gesängen und einer Oboe ist erstmal nichts wirklich Neues, wird aber hier gekonnt und mit viel Herzblut gespielt. Ergänzt wird das Ganze durch packendes Songwriting und mystische Soundlandschaften. Dazu rundet der betörende Gesang von  Valérie Chantraine das Gesamterlebnis ab. Tolle Band!

Setlist: Seclusion, The Prophetes, Neverdream, Empty Space, Eerie Shelter, Neutral, Underworld, Enclosed

 

deathless legacy live2024Die vorletzte Band des heutigen Abends, die aus Italien stammenden Deathless Legacy haben leider das Pech, das ihr Auftritt von einem kräftigen Regenschauer begleitet wird. Einen echten Metal-Fan hält sowas natürlich nicht davon ab, weiter vor der Bühne abzurocken. Diese Treue wird mit einer fantastischen Show belohnt, immer wieder tauchen diverse Figuren wie Vampire, Priester, sündige Frauen oder Suizidkandidaten auf der Bühne auf. Da wird mal ein meterlanges Band aus der Kehle gezogen oder ein paar Songs später, dunkle Gedärme aus dem Leib der Versterbenden. Ich glaube Alice Cooper hätte seine helle Freude daran gehabt. Die düstere Front Lady Steva Deathless bringt ihre Horrorshow voller Inbrunst und wirkt absolut überzeugend. Ursprünglich begann die Band als Hommage an die Landsleute von Death SS (der Bandname steht für In Death of Steve Sylvester), aber ohne große Übertreibung kann man sagen, dass sie zu ihrer eigenen Identität gefunden haben. Eine prachtvolle Mischung aus Okkultismus, Shock Rock, Power Metal mit Orchestrierung, einfach saugeil! Man kann sein Auge gar nicht von der Bühne lassen ohne Gefahr zu laufen die vielfältigen Eindrücke zu verpassen. Das muss ich unbedingt mal mit einer Headliner Show sehen.

Setlist: Ora Pro Nobis, Rituals Of Black Magic, Absolution, Queen Of The Infernal Pantheon, Moonless Night, Your Blood Is Mine, Altar Of Bones, Litch, Legion Of The Night, Dominus Inferni

 

laura guldemond live2024Der Headliner des Abends ist Laura Guldemond, auch bekannt als Sängerin der Burning Witches. Sie fiel schon im Vorfeld durch den mit Abstand teuersten Merchandise auf dem Festival auf. Und auch beim Sound und der Lautstärke wurde noch ein Schüppchen draufgelegt. Letztlich besteht ihr Set allerdings lediglich aus Coverversionen bekannter Gassenhausern der Metalwelt. Mit „Dance With The Devil“ findet dann aber auch ein Lied der Burning Witches seinen Weg ins Programm. Es stellt sich die Frage, ob man diesen Auftritt gebraucht hätte. Schön wäre es gewesen, wenn sie ein paar Titel ihrer früheren Band Shadowrise zum Besten gegeben hätte. Klar, das Publikum liebt halt die Hits der gestandenen Metal Bands und Tribute oder Cover Bands kassieren in der Regel fette Gagen. Ich persönlich bevorzuge Songs, die aus der eigenen Feder des Musikers entstanden sind. Nachspielen kann fast jeder. Aber gut, die Show ist nett anzusehen und sehr energiegeladen. Somit geht auch der zweite Tag mit einigen positiven Überraschungen zu Ende.

Setlist: Painkiller(Judas Priest), Walk(Pantera), All We Are(Doro), Chop Suey!(System Of A Down), Poison(Alice Cooper), Black Magic/Dance With The Devil(Burning Witches), Killing In The Name(Rage Against The Machine)

 

Tag 3

 

painted scars live2024Der dritte und letzte Tag fängt mit einem Slot Tausch an, eventuell wollte Schlagzeuger Bram Vermaier sein eigenes Set benutzen. Und so machen statt Isabeau, die Belgier von Painted Scars den oftmals undankbaren Job des Openers. Aber schon nach wenigen Takten ist klar, dass diese Band genau die richtige Wahl dafür ist. Deftiger Hard Rock mit straighten Metal Riffs werden hier rausgeballert und Sängerin Jassy „Hyacien“ Blue ist eine echte Perle auf den Brettern. Langsam angehen lassen war gestern, hier gibt es das volle Pfund auf die Zwölf. Eine ähnlich verblüffende Erfahrung wie im letzten Jahr bei den Spaniern von Ancient Settlers. Diese Truppe hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, aber das hat sich gerade geändert. Der Fünfer treibt die Leute vor der Bühne an, Party pur! Hellyeah, das groovt und rockt unglaublich. Weiter so Leute, meine Erwartung habt ihr locker übertroffen!

Setlist: Glow In The Dark, Won’t Give Up, Life And Alive, Knock Knock, Liquid Gold, Freedom

 

isabeau live2024Jetzt aber ist der eigentlich geplante Opener Isabeau an der Reihe. In vorderster Front steht mit Renee Stegeman ein zartes Gewächs am Mikrofon, die ich gedanklich schon in die Trällerecke eingeordnet hatte. Die belgisch-niederländische Formation legt aber gleich im Stil von Bands wie Walls Of Jericho oder Jinjer los. Ja, und dann setzt Renee mit ihrem Gesang ein und mir fällt die Kinnlade runter. Dieses liebliche Pflänzchen röhrt in bester Elchkuh Manier alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt. Ich vermute mal, da die anderen Musiker rein optisch schon eine ganze Ecke älter sind als die Endzwanzigerin, dass diese Formation noch recht frisch ist und die Herren allesamt schon länger im Showbusiness unterwegs sind. Ähnlich wie bei der deutschen Truppe The Pill, wo ebenfalls gestandene Musiker sich eine sehr junge Front Lady geholt haben. Technisch ohne Makel rockt der Fünfer dann auch durch sein Programm. Allerdings wird hier auch nichts wirklich Neues präsentiert, denn genau wie im Symphonic Bereich ist der Markt in dieser Sparte einfach übersättigt. So fällt es schwer, die einzelnen Melodien im Kopf oder besser gesagt im Ohr zu behalten. Rein spielerisch ist allerdings alles top!

Setlist: Rude Awakening, Chin To Knee, As It Is, We Will Rise, No Dice, Fear Of Nothing

 

everything decays live2024Es wird Zeit für den nächsten Rundumschlag, mit Everything Decays tritt ebenfalls eine niederländische Formation aus Eindhoven an. Alle Bandmember waren schon in diversen anderen Kombos aktiv und haben nun die Essenz daraus destilliert. Hier gilt das Motto „No Bullshit Just Rock’N‘Roll“ , kein Backdrop, keine Aufsteller sondern einfach nur auf die Fresse. Front Lady Linn Liv, die ich schon in vielen anderen Kapellen erlebt habe, fetzt wieder wie die Leibhaftige über die Bühne und fährt eine Perfomance der Extraklasse. Dieses Mädel hat es einfach drauf, ultrabrutaler Gesang, Growls und eine Mimik die manchem Kerl die Hosenbeine flattern lässt. Dabei wirkt es absolut lässig, nie wirkt sie angestrengt oder etwa überfordert. Das macht einen Riesen Spaß und keine Faser des Körpers hält dabei still. Die absolut positiv lärmende Mischung aus Hardcore, Metal und Punk zündet punktgenau so wie es sein soll. Hammer!

Setlist: The Collection-Heroine, The Suïcide A Last Act Of Atonement, March, The Addiction The Thrill of the Hunt, Adrenaline, The Legacy Transcended My Mortal Coil, Madness Meets The World, The Creation The Monster That You Made of Me, Crowd Control

 

pandoras key live2024Eine weitere niederländische Kapelle, nämlich Pandora’s Key betritt nun die ehrwürdigen Bühnen Bretter. Der Sechser, bestehend aus vier Männer und zwei Ladies, ist im Melodic Metal unterwegs. Dabei strahlt die optisch so fröhlich wirkende Frontelfe Vera Veldhuizen, gesangstechnisch eine gehörige Portion Düsterheit und Mystik aus. Aber auch im Sopran ist sie stimmsicher unterwegs, ohne aufgesetzt zu wirken. Ich muss schon sagen, ziemlich erfrischend was diese Truppe hier gerade serviert. Mal mehr im Doom Bereich und dann wieder bretthartes Geriffe der Gitarren, abgeschmeckt mit wohldosierten Growls aus der Kehle Rik van Schaaiks. Und auch die Basserin Regine Lotstra weiß durch perfektes Spiel zu beeindrucken. Insgesamt eine wohltuende Erholung nach dem herrlichen Gebolze der vorherigen Band. Äußerst kreativ und technisch versiert erreichen die Songs die Zuschauer und bereiten den Weg für die weiteren Acts des heutigen Tages.

Setlist: De Bockereyder, Adriadne, Freedom’s Call, Falls The Shadow, Ephemeral Eternity, The Keening, The Flying Dutchman, Icarus, Per Ardua   

 

imperia live2024Allmählich geht es dem Ende des Festivals entgegen und als vorletzte Truppe, ist Imperia an der Reihe. International zusammengestellt aus Norwegen, Belgien, Finnland und den Niederlanden spielt man schon seit längerem in dieser Besetzung. Leider immer noch weit unter dem Radar, denn was hier an Musikalität und Emotionen geboten wird, ist schier unfassbar. Die Norwegerin Helena Iren Michaelsen hat eine absolute Ausnahme Stimme, die über eine große Bandbreite unglaublich souverän den Songs Tiefe und Gefühl vermittelt. Sie mag im Umgang sehr speziell sein, aber live auf der Bühne ist sie eine Offenbarung. Alleine ihre Mimik ist schon eine Klasse für sich. Die vier Musiker harmonieren klanglich ungemein und es macht einfach Freude die melodischen Stücke zu hören. Dabei geht es von zart bis hart, alle Facetten werden abgedeckt, ohne das auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt. Und wie schon vor zwei Jahren, darf auch Die Hard Fan Sonja bei einem Song mit auf die Bühne und ein wenig herum bangen. Für mich definitiv ein weiters Highlight des heutigen Tages.

Setlist: Intro, Touched By, Like Rain, Broken, Dream Away, Out Of Sight, Let Down, Better Place, Reach My Tears, Secret Passion, Flower And The Sea, The Calling

 

edge of paradise live2024Den krönenden Abschluss liefern jetzt die Amerikaner von Edge Of Paradise, die schon 2022 dabei waren. Wie gewohnt liefern sie eine perfekt durchchoreographierte Show ab, allen voran die liebenswerte Margarita Monet. Diese Frau ist echt ein Herzchen, immer am Lächeln, immer freundlich zu den Fans. Wie oft diese Band auf Tour geht, kann man nur erahnen, jedenfalls merkt man den Musikern sofort an wie routiniert sie sind. Da sitzt jeder Move, so wie man das von anderen Kollegen aus Amerika kennt. Natürlich kommen die druckvollen melodiösen Stücke beim Publikum sehr gut an und es sind auch eine Menge Die Hard Fans darunter, die wohl extra am letzten Tag nur für den Headliner gekommen sind. So ist die Interaktion mit den Zuschauern kein Problem, ein Geben und ein Nehmen. Die eingängigen Nummern, immer mit einer guten Portion Härte und fetten Riffs, umschmeicheln eben die Trommelfelle. Optisch ist die Show ebenfalls ein Hingucker, das mit Leuchtelemente besetzte Bustier von Miss Monet gibt schöne Lichtkontraste zu dem restlichen Bühnenbild. So werden Auge und Ohr gleichermaßen bedient. Ein mehr als gelungener Abschluß!  

Setlist: Soldiers Of Danger, Hologram, Dark, Digital paradise, The Faceless, Rogue, One Last time, This Is Personal, Bound To The Rhythm, Unbeatable, Basilisk, The Unknown

 

Wieder mal haben Jeke und Koen gezeigt, wie man auch ein kleines Festival zu einem absoluten Highlight der Region machen kann. Zufriedene und fröhliche Fans, die teilweise schon zu einer kleinen Familie gewachsen sind. Der Umbau zwischen den Bands lief reibungslos, dazu ein guter Sound, der auch den einen oder andern Nachbarn anlockte. Und mal von dem Regenschauer am Samstag abgesehen, war das Wetter auch vollkommen in Ordnung.



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol & Andrea Schmidt