Da kommst du in ein neues Venue in Dorsten und freust dich mal andere Wände kennenzulernen und wirst nach einer ordentlich bestätigten Akkreditierung seitens der Plattenfirma und der Vorband von einem der Veranstalter mit den Worten: „...da hast Du Dich ja doch noch reingemogelt!“ begrüßt. Na, herzlichen Dank für so viel Interesse an einer Berichterstattung! Da muss der Club wohl stets ausverkauft sein und Reklame nicht nötig haben. Aber was interessiert mich das dumme Geschwätz frustrierter Menschen? Es galt mit Shameless abzurocken. Und ja, das war mein erster Antrieb hier aufzuschlagen und den coolen Basser Alexx Michael und den mächtigen Fronter Steve Rachelle from Hell (Tuff) live zu erleben. Madame Currie hatte ich seit Jahrzehnten aus den Ohren verloren und wusste mal so gar nicht, was mich erwarten würde.
Shameless sind live natürlich in einer veränderten Formation auf der Bühne als auf Konserve. Leicht abgespeckt würde ich sagen, haha. Die drei weiteren Akteure auf der Bühne waren Drummer Markus Herzog (Double Crush Syndrome) sowie die beiden Gitarristen Danny Raygun (Lustfinger) und Dennis Post (Trading Aces). Der Club war gut gefüllt, aber eine fast unerträgliche Luft schlug uns entgegen. Das wird sich in Deutschland in so kleineren Örtchen wohl nie ändern. Ein bißchen Small-Talk und schon ging der Reigen los. Die Bühne war dementsprechend klein, aber Shameless gab action-mäßig alles, was auf derart begrenzten Brettern möglich war. Leider war der Sound extrem basslastig...bei zwei Klampfern kaum zu glauben. Steve Rachelle war gut bei Stimme, gut bei Laune und hatte für jeden Song das richtige Sprüchlein auf Lager. Überhaupt war die Truppe gut aufeinander angestimmt. Selbst Kesselflicker Markus trieb von hinten mit reichlich Energie die Chose an. Mehr kann man sich von einer Vorgruppe und einem amtlichen Anheizer nicht wünschen. Insgesamt gab es elf Lieder auf die Lauscher, die von den Fans gierig aufgesogen wurden. Vielen Dank Shameless!
Cherie kam, sang und ging. Damit wäre nach einer Stunde Verspätung auch schon alles zu dem groß angekündigten Star der Vergangenheit gesagt. Verspäten kann man sich aus diversen Gründen...das legen wir mal ad acta. Aber man geht nicht einfach ohne Worte des Grußes auf die Bühne, spult mal eben zwischen Tür und Angel das nötigste an Programm runter...da lag Madame gut unter einer Stunde Spielzeit...um wiederum ohne Zugabe und Goodbye abzudackeln. Das sind ziemlich miese Star-Allüren für jemanden, den kaum noch jemand auf dem Schirm hat. Schön, dass zumindest einige Zuschauer in anderen Venues mehr Glück mit der Darbietung und dem Meet and Greet hatten. Hier wurde es wohl einfach gecancelt und sorgte für reichlich Unmut. Dass es trotzdem noch halbwegs interessant wurde, haben wir der Band Shameless (ganz easy mal als Begleitband ins Spiel gebracht) zu verdanken. Natürlich ohne Sänger Steve rissen sie die Songs von Frau Currie aller erste Sahne ab und brachten ihre Spielfreude aus dem Vorprogramm gleich reichlich mit. Dafür stand Cherry herself eher steril rum und war schon froh, dass sie die eine oder andere Anekdote zum Besten gab. Ich fand ihre Performance einfach nur traurig und werde einen ihrer Gigs wohl nie wieder besuchen. Schade auch für die lange wartenden Fans vor der Tür, die nach dem Auftritt auf ein Autogramm hofften, an denen sie schnurstracks vorbei in einen wartenden Wagen huschte und wegfuhr. Na ja, zumindest war sie recht gut bei Stimme. Reicht aber nicht, um heutzutage noch Eindruck zu schinden. Auch an dieser Stelle...danke nochmal an Shameless. Ihr wisst Bescheid, wie man ein hungriges Publikum behandelt. Ihr seid Rock ´n´ Roll!!!