GOTTHARD, UNISONIC

Bochum, Ruhrcongress, 03.11.2012

Die letzten drei Tage waren für unsere Redaktion eine richtige Herausforderung. Unfassbar wer alles live unterwegs war. Da waren zuerst eine Menge Anfragen, Telefonieren und Organisieren zu bewältigen. Mich verschlug es zum Jahresende nach Langem hadern zu Gotthard. Die Band hatte nach dem plötzlichen Tod des Ur-Sängers Steve Lee, den Schweizer Nic Maeder ins Boot geholt. Man darf jedoch nicht vergessen: Steve Lee zu ersetzen würde einer der schwierigsten Jobs im Musikbusiness werden. Da sind viele Fans sehr intolerant. Und so waren die Kommentare bis dato sehr zwiespältig. Dennoch, dass aktuelle Album, „Firebirth“ war ziemlich cool und die Vorband Unisonic ein Glücksgriff.

 

UNISONIC gits LIVE 2012Also auf zum Ruhrcongress, wo ich zum ersten Mal war und gleich 3,50 Euro für Parken geblecht habe. An den Pforten musste man erst fragen, welchen Eingang man benutzen konnte (drei standen zur Auswahl), und dann war Freunde treffen angesagt. Unisonic ging pünktlich und super gut gelaunt auf die Bretter und es gab keine Probleme, mit Blitz zu fotografieren. Die Jungs der Security waren sehr entspannt. Das Publikum war bunt gemischt, nur langhaarige waren deutlich in der Unterzahl. Die Fans haben sich bei dieser Band tatsächlich verändert. Bis auf ein paar alte Recken und Mädels waren die Zuschauer in den späten 90er-Jahren eher aus den Metalkreisen. Unisonic durfte ein recht langes Programm abspielen (über eine Stunde), was mit großartigem Humor seitens Michael Kiske (Vocals) und Kai Hansen (Gitarre), beide ex-Helloween, gespickt war. Natürlich wurden fast alle Tracks ihres gleichnamigen Debütalbums gespielt, dass dieses Jahr erschien. Nur dass es heuer besser klang als auf dem Rock Hard Festival in Gelsenkirchen. Dummerweise wusste die anwesende Meute von circa 2000 Seelen  diesen Zustand nicht zu schätzen. Man kannte die Band schlichtweg nicht oder war von ihr nicht begeistert. Und das, obwohl mit Gitarrist Mandy Meyer ein ehemaliges Gotthard Mitglied im Line-Up steckt, sowie der Pink Cream 69-Rocker Dennis Ward am Bass und Kosta Zafiriou (ex-Pink Cream 69), an den Drums. Da gab es kaum Bewegung im Publikum und die Singalongs taten sich bis zu den ehemaligen Helloween-Tracks, recht schwer. Bei „Future World“ und „I Want Out“ war zumindest der Ansatz einer Partystimmung erreicht. Die Band selber ließ sich nichts anmerken und performte erste Sahne.

 

GOTTHARD git LIVE 2012Nach längerer Umbaupause dann Gotthard mit Nic Maeder, der lange in Australien lebte und aus satten vierhundert Sängern die Wahl zum Steve Lee Nachfolger geschafft hatte. Auf der neuen Scheibe „Firebirth“ hatte Nic mich überzeugt. Man hatte sich für einen Steve Lee Soundalike entschieden. Und gerade bei den Balladen „Remember It`s Me“ und „Tell Me“ gab es stimmlich kaum Unterschiede. Somit war ich recht guter Dinge. Live ist aber eine andere Kiste (heuer merkte man die deutlichen Schwachstellen und die fehlende Power, sowie die nötigen eigenen Akzente) und das sahen sicherlich fast alle Anwesenden so, denn außer höflichen Applaus erntete man bis fast zum Schluss des Events, kaum Lorbeeren und von Stimmung, wie es früher bei den Schweizern üblich war, keine Spur. Kein Matte schütteln, hatte ja auch kaum jemand eine mitgebracht, keine gereckten Fäusten, keine Bewegung. Doch Vieles war latenter Natur, ein leises Innehalten der alten Hardcore-Fans, die während des Mitsingens von „One Life, One Soul“, bedächtig schwiegen, weil hier Steve Lee am deutlichsten vermisst wurde. Nic Maeder ist mitnichten ein schlechter Fronter und er gab sich weiß Gott alle Mühe zu glänzen, aber stimmlich konnte er seine Leistung auf CD, an diesem Abend nicht rüberbringen und es fehlt ihm deutlich an Charisma. Die restliche Band samt Tourmusiker spielte gewohnt gut und die Mischung aus alten und neuen Lieder, den Balladen und Rocksongs, war üblicher Natur. Doch erst bei "Mountain Mama" brach das Eis. Und das war der viertletzte Song. Bis dahin fehlte einfach die typische Gotthard-Magie. Ja gut, es gab die extrem-Begeisterten und die absolut enttäuschten Steve Lee Fanatiker, aber die meisten Zuschauer lauerten auf etwas, das nicht kam. Es war einfach nur eine gute Band. Insgesamt spielte man mit Zugaben über anderthalb Stunden, was mir im Zusammenhang mit dem eben Geschriebenen, sehr lange vorkam. Faszinierend, dass selbst Feuerzeuge bei den Balladen fehlten. Da hält man heute eher ein Handy hoch. Mein persönliches Fazit ist eher nüchtern. Ein weiteres Konzert werde ich mir wohl verkneifen.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak