DORO - SAME

Label: | VERTIGO |
Jahr: | 1990 |
Running Time: | 43:54 |
Kategorie: |
Classics |
Die Besetzung des Vorgängers „Force Majeure“ zerfiel zu Beginn der Produktion, für die diesmal Gene Simmons von Kiss gewonnen werden konnte. Seit der Kiss-Demaskierung war die Schlabberzunge sehr umtriebig. So produzierte er nicht nur aufstrebende Bands wie Keel, House Of Lords, Black And Blue, sondern hatte auch sein eigenes Label Simmons Records und spielte in diversen B-Movies mit. Ganz so neu war er als Förderer des Nachwuchses allerdings nicht. Hatte er doch seinerzeit in den Siebzigern auch Van Halen auf die Sprünge geholfen. Nun war es Doro, die er für ein Album unter seine Fittiche nahm. An den Instrumenten agierten hochkarätige Player wie zum Beispiel Tommy Thayer von Black And Blue, damals schon im Dunstkreis von Mister Simmons und später bekanntlich das Ace Frehley-Double bei Kiss.
Die Scheibe ist die erste offizielle Soloplatte von Doro, wobei das eigentlich „Force Majeure“ schon war. Aber aufgrund des dort anfänglich angebrachten Stickers „& Warlock“ war noch ein Bezug zum Bandnamen vorhanden. Man müsste jetzt meinen, diese Veröffentlichung katapultierte die Powerröhre endgültig nach oben und es wäre ein Machtwerk dabei herausgekommen, dass alles Bisherige in den Schatten stellt. Das war aber leider nicht ganz so. Der Opener „Unholy Love“ ist wahrlich ein Hammer-Song, der Lust auf mehr machte. Beim Songwriting von „Unholy Love“ war Doro selbst nicht beteiligt, sondern es hatte ein gewisser Adam Mitchell (The Paupers) die Finger mit im Spiel, dessen Name Kiss-Fans ein Begriff sein sollte.
Die darauffolgende Coverversion „I Had Too Much To Dream“ von The Electric Prunes aus den Sechzigern war für die bisherigen Warlock/Doro-Fans sehr ungewöhnlich, weil sehr punkig angehaucht. „Rock On“ schließt sich an, ist eine typische Gene Simmons-Nummer, die dieser für seine Schützlinge Black And Blue im Jahr vorher komponiert hatte und auf deren Album bereits erschienen war. Das Kiss-Cover „Only You“ wurde textlich von Herrn Simmons etwas verändert und ist neben dem Opener für mich einer der Highlights. Das eingängige „I'll Be Holding On“ zeigt die stimmliche Weiterentwicklung von Doro. Der schleppende Groover „Something Wicked This Way Comes“ ist erneut eine zähe Gene Simmons-Nummer die stilistisch möglicherweise von der Kiss-"Animalize"-Session hätte stammen können. Mit der Ballade „Rare Diamond“ punktet die Metal Queen wieder mit ihrem Händchen für tiefgehende Texte.
Die Nummer „Broken“ hatte gefühlt ebenfalls der übermächtige Produzent für Doro ausgesucht. Zwar war er nicht als Komponist mit vertreten, aber stilmäßig passt der Track eher zu seiner Art von Tunes. „Broken“, als auch die Hymne „Alive“ verfasste Doro zusammen mit der Sängerin und Keyboarderin Karen Childs, die ebenfalls aus dem Gene Simmons Umfeld stammte. Mit dem erneut aus Genes Feder stammenden „Mirage“ endet ein kontroverses Werk, das nicht so richtig einlaufen will. Zu sehr versuchte Gene seinen Stempel aufzudrücken und ließ anderen Einflüssen zu wenig Freiraum.
Zwar ist „Doro“ voller guter Ideen und Kompositionen, aber dem Hörer wird keine Gelegenheit geboten, sich sozusagen einzuschießen. Abgesehen von „Unholy Love“ findet sich heuer auch kaum eine Nummer im Live-Programm wieder und selbst dieser Titel wird eher selten gespielt. War „Force Majeure“ noch aus einem Guss, hat „Doro“ eher den Anschein eines Gemischtwarenladens, der nicht richtig weiß, was er will. Trotzdem war das Album ein wichtiger Schritt in ihrer Karriere vor den insgesamt für die Hard n‘ Heavy-Szene eher schwierigen Neunzigern.
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Stephan Georg