WARLOCK - TRIUMPH AND AGONY
Label: | VERTIGO |
Jahr: | 1987 |
Running Time: | 39:54 |
Kategorie: |
Classics |
Nach der Tour 1986 mit Judas Priest ging Warlock Frontfrau Doro Pesch auf das Geheiß ihres Managements für eine Promotion-Tour in die Vereinigten Staaten von Amerika, um dort Warlock noch bekannter zu machen. Obwohl oder vielleicht, gerade weil sie beim Vorgänger-Album „True As Steel“ fast gar nicht im Songwriting involviert war, nahm sie die Zügel in dem Moment in die Hand und war mehr als schon zuvor der Kopf der Truppe. Oder anders gesagt: Sie war nun Warlock. In Übersee wurde sie mit Produzent Joey Balin (Nazareth, Axxis) und dem Gitarristen Tommy Bolan zusammengebracht. Mit letzterem fiel Doro dann förmlich in einen kreativen Rausch aus dem schlussendlich unter anderem Evergreens wie „All We Are“, „East Meets West“, der Stamm-Opener "I Rule the Ruins", "Metal Tango" und die Über-Ballade "Für Immer" resultierten. Aber auch Smasher, die Doro heutzutage nur noch selten live spielt, wie das mit einer Hammer-Hookline daherkommende "Make Time For Love" oder das speedige "Cold, Cold World" zündeten auf voller Länge.
Da sich Herr Bolan dermaßen gut, auch als Songwriter einfügte mussten schließlich Peter Szigeti als auch Basser Frank Rittel die Koffer packen. Die beiden fanden sich bei U.D.O auf dessen Debütwerk "Animal House" im selben Jahr nochmal zusammen. Mister Bolan hatte sich dann im Laufe der Tour zu „Triumph And Agony“ allerdings auch nicht so als der Richtige erwiesen und konnte nach der Tour ebenfalls wieder gehen. Ob Doro den ganzen Personal-Zirkus, der oft von Management und Label gesteuert wurde, heute nochmal so mitmachen würde, bezweifle ich. Denn wenn man sich die Entstehung der gesamten Veröffentlichungen der Solokarriere anschaut, wurde die Vorgehensweise beibehalten: Die Chefin sucht sich munter situationsbedingt und nach ihrem Gusto die Leute für einen Release zusammen, so wie es gerade passt. Live hat sie dann ihre Stammband.
Aber zurück ins Jahr 1987: Zwar war Niko Arvanitis bei drei Songs noch in den Schaffensprozess involviert, aber die alte Warlock-Truppe hatte hier sprichwörtlich fertig – quasi nichts mehr zu melden. So war „Triumph And Agony“ letztendlich ein Produkt, wie man es von Whitesnake gewohnt ist, bei denen der Sänger die Band ist. So schnell kann das gehen. Ein Jahr zuvor schienen Warlock noch eine Mannschaft zu sein. Dass die Drums überwiegend von Meister Cozy Powell (ex-Rainbow), Rudy Richman (ex-The Quireboys) und Sterling Campbell (Soul Asylum) übernommen wurden, ist ein offenes Geheimnis. Da blieb Drummer Michael Eurich oft oder immer (?) außen vor, der folglich nach der Tour, genauso wie Niko Arvanitis die Papiere bekam.
Das Ganze tat der Qualität und Power des Albums keinen Abbruch, welches Doro und Warlock auch in Amerika zu noch mehr Anerkennung verhalf. Das Opus darf getrost zu den besten Metal-Scheiben der Achtziger gezählt werden. Die oben genannten Titel sind auch heute noch ein Muss bei jedem Doro-Gig. Nicht umsonst veröffentlichte die Queen mit der aktuellen Truppe 2021 eine Liveversion des kompletten Werkes inkl. Gastauftritten von Tommy Bolan. Somit kommt hier nur die Höchstnote in Frage.
Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Stephan Georg